Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis

Psalm 121

Hier konzentrieren sich die Gedanken auf Jahwe, den HERRN. Sein Name wird in diesem Psalm wiederholt rühmend hervorgehoben, weil Er der Helfer und Retter ist, der Schöpfer und Lenker aller Geschicke und zugleich der Hüter und Beschützer. Sein Name ist gleichbedeutend mit Barmherzigkeit und Güte und steht für die Zusage Seiner Hilfe. Darauf ist immer Verlass, denn Er ist der Gott der Treue, und Ihm stehen alle Dinge zu Gebote. Mit gläubigem Vertrauen schaut der Gottesfürchtige von seinem mühevollen Weg zu Ihm auf. Seine Hoffnung richtet sich auf das herrliche ewige Teil, das er nach den Verheißungen der Schrift zu erwarten hat. Seine Gedanken bleiben nicht stehen bei seinen Schwierigkeiten und Sorgen. Auch verlässt er sich nicht auf irdische Hilfsquellen und gibt sich nicht falschen Hoffnungen hin. Im Glauben blickt er aufwärts zum Herrn, der seine Bedürfnisse kennt und ihnen entgegenkommen wird. Nicht von natürlichen Bergen oder geweihten Orten wird die Hilfe kommen, sondern von dem Gott, der Himmel und Erde gemacht hat (Verse 1 und 2; Ps 25,15; 55,23; 123,1; Jer 3,23). Wenn der Gläubige durch Tiefen zu gehen hat, ist es immer das Beste, den Blick zu dem Höchsten zu erheben, der im Himmel wohnt (Ps 91,1f; Jes 31,3; Heb 12,2; 13,6).

Der Glaube, der auf vollem Vertrauen zum HERRN beruht, bedarf keiner anderweitigen Stützen (Ps 46,2–4; 146,3; Jer 17,5.7). Wer in der Liebe Gottes bleibt, vertraut ihr uneingeschränkt. Denn „wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?“ (Röm 8,31). Angesichts der Not bereitenden Dinge gibt nur Gott, der ewig Unveränderliche, wirklichen Halt. Bei Ihm ist die nie versiegende Quelle der Kraft für die Seele. „Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40). Gibt der Geprüfte sich Zweifeln hin, dann mangelt ihm die entschiedene Zuversicht des Glaubens. Dann beginnt seine Haltung wankend zu werden. Doch auf den einfachen, festen Glauben hin wird der Herr stets neue Kraft geben. „Er wird nicht zulassen, dass dein Fuß wanke“ (Vers 3; Ps 66,9; Spr 3,26; 10,30). Denn „der HERR hat Wohlgefallen an denen, die ihn fürchten, an denen, die auf seine Güte harren“ (Ps 147,11). Der Gläubige ist in der Hand und unter den Augen seines Herrn, der ständig um ihn bemüht ist und in Liebe über ihn wacht, ohne dass Ihm das Geringste entginge (Vers 4; 5. Mo 32,9–12; Jes 40,28). Der Herr ist immer zur Hilfe bereit und steht dem Schwachen bei. Wir sind uns oft nicht genügend bewusst, wie abhängig wir von Seiner wachsamen Begleitung sind. Bei allem, was uns ständig begegnet und unsere Gedanken beschäftigt, vergessen wir zu leicht Seine ununterbrochene Nähe. „Der Herr ist nahe. Seid um nichts besorgt!“ (Phil 4,5f).

In den Versen 5 bis 8 ist das Vertrauen offenbar sicherer und stärker geworden. Die hier kundgegebenen Feststellungen strahlen Gewissheit aus. Der Gottesfürchtige darf ohne zu zweifeln auf die Einlösung der göttlichen Versprechen rechnen. Denn der HERR Selbst steht ihm in Liebe und Treue mit Seiner Macht zur Seite. Er gibt Obacht auf alles, was der Gläubige bei seiner täglichen Beschäftigung unternimmt (Vers 5). Der Herr weiß, was tagsüber gefährlich werden kann und was während der Nacht droht (Vers 6). Seine Liebe bemerkt im Voraus alles Nachteilige, auch den drohenden Unfall, Körperschwäche, üble Anschläge oder bevorstehende Katastrophen (Röm 8,35) und ebenso „das Feuer der Verfolgung“ (1. Pet 4,12). Er kennt auch die Belastung einer schwerwiegenden Versuchung (1. Kor 10,13). Er wägt es ab und bestimmt den Anfang und das Ende der Prüfung (Jer 29,11). Dem Bösen gebietet Er Einhalt, sobald es überhand zu nehmen droht (Vers 7). „Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird“ (2. Thes 3,3). Die Gottesfürchtigen sind fest in der Hand des Herrn; niemand kann sie Seiner Hand entreißen, das sagt der Herr denen, die heute an Ihn glauben (Joh 10,28f). Nichts vermag das Vorhaben des Herrn mit den Seinen zu durchkreuzen; dies gilt für diese Zeit und bis in Ewigkeit (Vers 8; Ps 125,2). Grenzenlos ist die Liebe des Herrn zu den Seinen; sie erweist sich in der Fürsorge, mit der Er Sich mit göttlicher Macht für sie verwendet. Ihr Weg mit allem Ergehen ist von Anfang an bis hin zum Ziel in Seiner gütigen Hand. Mit fester Zuversicht dürfen sie zu Ihm aufschauen, denn sie stehen unter dem alles umfassenden Schutz Seiner unendlichen Liebe.

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