Die Psalmen
Eine Auslegung für die Praxis

Psalm 67

Als dritter in der Gruppe trägt auch Psalm 67 die Bezeichnung ‚Lied‘ in der Überschrift. Ein Lied singen viele gerne mit, wenn sie dem Text mit Überzeugung beistimmen können. Das geistliche Lied wirkt ansprechend, da es Wesentliches und bleibend Gültiges zum Inhalt hat. Dabei erleichtern die miteinander harmonierenden Gedankengänge der Liedstrophen das Mitdenken. Dies stützt die geistliche innere Haltung der Mitsingenden. Der Gottesfürchtige stimmt mit Herz und Mund darin ein und wird für die göttlichen Dinge eingenommen. So ist es auch mit dem vorliegenden Psalm. Seinen Bitten um Gnade, Hilfe und Segen schließt man sich gerne an. Nur von Gott kann bleibender Segen kommen. Wir sind darauf angewiesen, dass Er Sich zu uns herabneigt und dass Er sein Angesicht über uns leuchten lässt (Vers 2; 4. Mo 6,24–27). Unser Wohl hängt davon ab, dass Gott bei uns ist, uns hilft und uns segnend begleitet. Dadurch, dass Er uns Gutes zukommen lässt und zu unserem Wohl in unser Leben eingreift, erleben wir Seine Gegenwart und machen persönliche Erfahrungen von Seiner Güte. Dies erfreut die Seele und veranlasst uns zum Loben und Danken.

In Vers 3 fällt auf, dass der Psalmdichter seine Bitte um Segen hier nicht auf die Wohlfahrt Israels beschränkt, vielmehr geht es ihm um das Wohl der ganzen Erde. Das war auch das Anliegen der beiden vorhergehenden Psalmen. Das weite Blickfeld des vorliegenden Psalms erstreckt sich auf die Völker und Länder der Erde als Ganzes. Israel hatte seit jeher die Aufgabe, den Heilsweg Gottes allen Völkern bekannt zu machen. Es wird diesem Auftrag jedoch erst wirklich gerecht werden können, wenn es in der Zukunft als ein Volk von Gläubigen zu Gott, das heißt zu Jesus Christus, seinem Messias, umgekehrt ist. Danach erst kann die Fülle des Segens Gottes durch sie, durch ihr lebendiges Beispiel und ihre Verkündigung, zu den Nationen der ganzen Welt ausströmen (Jer 33,9). Denn dann führen sie ihr Leben im Einklang mit ihrem Messias und unter der Leitung Seines Geistes und Wortes (Röm 11,15.26). Durch ihre Vermittlung werden viele Menschen jeder Nationalität den heiligen Weg Gottes zur Rettung kennenlernen. Die Segnungen Israels durch Christus, den Messias, dienen dann auch zu deren Wohlfahrt und Heil. Heute wird der Heilsweg in Christus von den meisten Menschen unbeachtet gelassen oder sogar verachtet. Dann aber liegt es vor aller Augen offen zu Tage, dass dieser Weg die einzige Möglichkeit ist, dem Tod zu entkommen und ins Reich einzugehen.

Die Völker der Zukunft, die das wunderbare Heil Gottes im Reich Christi auf der Erde erlangt haben, werden Gott preisen (Vers 4). Große Freude und anhaltender Jubel schallt von der ganzen Erde zu Gott empor zu Seiner Ehre und zu Seiner Freude, „denn die Erde wird voll Erkenntnis des HERRN sein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jes 2,2–4; 11,9; Hab 2,14; Röm 15,9–12). Es wird keine Unwissenheit über Gott und die Ansprüche Seiner Heiligkeit mehr geben. Rebellion und Anmaßung erheben sich nicht mehr gegen Ihn. Das Zustandekommen der Ratsbeschlüsse Gottes steht allen als herrliche Tatsache vor Augen. Durch die rasche, ganz außergewöhnliche Veränderung ihrer Lebensumstände erkennen alle, dass Sein Wille sich verwirklicht und Sein Werk zustande kommt. Zugleich bestätigt sich dadurch Sein Wort als die ewige Wahrheit. Die dem entgegenstehenden Mächte und die angeblich den Weltlauf erklärenden Denkmodelle des menschlichen Geistes sind dann zusammengebrochen, sie sind als Täuschung und Lüge entlarvt worden. Frieden und Wohlstand werden sich von nun an ungehindert verbreiten. Die Geradheit und Gerechtigkeit der Regierung Christi wird sich jeden Tag und überall auf der Erde erweisen. Der Charakter Seiner Regierung entspricht der weitragenden Bedeutung des Namens Immanuel (oder: Gott mit uns). Das ist der Name, unter dem Christus von dem Propheten Jesaja angekündigt worden ist. Ihm zu vertrauen wird fortan eine Selbstverständlichkeit sein. Das Aufrichten des Guten und das Verschwinden des Bösen wird eine überwältigende Fülle von Dank zur Folge haben (Verse 4 bis 6; Ps 72; 96,10–13; Jes 7,14; 11,1–10).

An Armut und Unfruchtbarkeit, an Fehlernten, Seuchen und die übrigen Schäden in den Naturabläufen der Erde wird man sich nicht mehr erinnern. Das moralisch und geistlich Gute und das materiell und gesundheitlich Gute sind dann auf gleiche Höhe gebracht. Die verheerende Einwirkung des Bösen auf diese Bereiche menschlichen Daseins hat aufgehört. Die ganze Erde bringt dann in der Anbetung Gottes und in der Anerkennung und Verehrung Christi, des Sohnes Gottes, auch in geistlicher Hinsicht den erwarteten Ertrag. Die Rechtschaffenheit und die Gott wohlgefällige Erkenntnis der Vielzahl der Menschen trägt wesentlich dazu bei (Ps 65,10; 85,13; 107,33–38; Jes 45,8). Niemand wird etwas zu beklagen haben. Keiner wird sich die Lebensumstände auf der Erde noch besser und angenehmer vorstellen können. Der Sieg des Guten beruht darauf, dass Christus den Satan, den Feind Gottes und der Menschen, besiegt hat. Wer Jesus Christus angehört, genießt alle gesegneten Folgen dieses Sieges, den Er als Mensch für die Menschen, die Ihm folgen, errungen hat. „Alle Enden der Erde werden ihn fürchten“ (Vers 8; Ps 102,16). Niemand mehr wird Ihn geringschätzen. „Dient dem HERRN mit Furcht, und freut euch mit Zittern!“ (Ps 2,11; 96,9).

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel