Gedanken über das Johannesevangelium

Leiden: "Was ist Wahrheit?"

„Da sprach Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und spricht zu ihnen: Ich finde keinerlei Schuld an ihm; ihr seid aber gewohnt, dass ich euch an dem Passah einen Gefangenen freilasse. Wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden freilasse? Da schrien wiederum alle und sagten: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber“ (Joh 18,37–40).

Zwei Männer stehen sich gegenüber; der eine ist der römische Statthalter einer kleinen Provinz im Land Palästina; der andere ist der Statthalter des Universums. Pilatus sitzt auf dem Richterstuhl, und Jesus ist angeklagt, vor ihm angeklagt. Aber letztendlich stand Pilatus von dem Richter und arbeitet an dem göttlichen Urteil über sich selbst. Pilatus wird durch sein Verhalten ein ungerechter, unehrlicher Mann. Durch die Verurteilung den Herrn der Herrlichkeit an das Kreuz der Schande, verurteilte er sich selbst zum ewigen Verdammnis. So verurteilt jeder Sünder sich selbst in der Verwerfung Christi.

Sagt Pilatus: „Bist du denn ein König?“ Und die Antwort kommt: „Du sagst, dass ich ein König bin.“

Pilatus machte den Fehler, nach dem äußeren Erscheinungsbild zu urteilen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie dieser demütige Mensch ein König sein konnte. Zweifellos hielt sich Pilatus für königlich, und doch war nichts Königliches an ihm. Er war ungerecht, feige und wankelmütig. Andererseits legte der Mann, der vor ihm stand, stets Zeugnis von der Wahrheit ab. Sowohl in Seinem Leben als auch durch Seine Worte war Er Gott und den Menschen treu gewesen. Er stellt die erstaunliche Behauptung auf: „Jeder, der in der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“

Er sagt damit, dass der Mensch nicht ehrlich ist, der nicht auf die Stimme des Sohnes Gottes hört. Ein solcher ist nicht in der Wahrheit, hat nicht den Mut, sich der Wahrheit zu stellen; er ist nicht nur Gott gegenüber unehrlich, sondern auch sich selbst gegenüber und beraubt sich selbst jeden Segen. Die Wahrheit ist nur in Christus zu finden.

Bei einer anderen Gelegenheit sagte unser Herr nicht nur, dass er die Wahrheit bezeugt, sondern dass er die Wahrheit ist (Joh 14,6).

„Was ist Wahrheit?“, fragte Pilatus, und dann ging er, wie Millionen nach ihm, weg, ohne die Antwort abzuwarten. Das ist die Tragödie. Es gibt die Wahrheit, aber die Menschen weigern sich, sie zu hören:

„Und in allem Betrug der Ungerechtigkeit denen, die verloren gehen, darum, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben“ (2. Thes 2,10.11).

Viele sind auch jetzt noch hoffnungslos verblendet, weil sie ihre Augen und ihr Herz vor der Wahrheit verschließen. Wenn Pilatus gewartet hätte, hätte Jesus ihm vielleicht eine Antwort auf seine Frage gegeben. Er hätte ihm wahrscheinlich gesagt, dass Gottes Wort Wahrheit ist (Joh 17,17).

Die Bibel sagt, dass der Mensch schuldig und unvollkommen ist und absolut unfähig, etwas zu tun, um seinen Zustand zu verbessern. Jesus hat diese Wahrheit gepredigt, als Er hier auf der Erde war, und deswegen haben ihn stolze Menschen gehasst und getötet. Jesus lebte diese Wahrheit und in Seiner heiligen Gegenwart fühlten sich stolze Sünder verurteilt und gingen hinaus, wie Pilatus es tat.

Aber, Gott sei Dank, der verlorene und hilflose Zustand des Menschen ist nicht alles. Unser Herr sprach nicht nur die Wahrheit. Er war und ist die Wahrheit. Er lebte die Wahrheit, ja, Er starb für sie. Er schrieb sie in Buchstaben aus Blut und Schweiß auf Golgatha und machte die große Liebe Gottes zum sündigen Menschen bekannt. Wenn Pilatus nur gewartet hätte, um die Antwort auf seine Frage zu hören, hätte er vielleicht gewonnen werden können, sich Gott zu ergeben.

Aber Pilatus wartete nicht. Er ging hinaus und sprach gut von Jesus. Dreimal sagte er: „Ich finde keine Schuld an ihm.“ Auch heute kann man sich schuldig machen, indem man gut von Christus spricht, sich Ihm aber doch nicht hingibt. Man vertraut und gehorcht Ihm nicht. Der Herr will nicht das Lob eines Sünders/einer Sünderin – Er will seine Unterwerfung.

Pilatus sprach gut von Jesus, kurz bevor er Ihn geißeln und kreuzigen ließ.

Pilatus sagte: „Ich finde keine Schuld.“ Merkwürdige Ausdrucksform! Er sagt, was er nicht an Christus findet. Aber wir können und dürfen mehr sagen als das! Wir können in einer positiven Form sprechen und in Ihm jede liebliche Gnade sehen:

  • In diesen Dornen sehe ich eine Krone der Herrlichkeit!
  • In diesem Kreuz der Schande sehe ich einen Thron der Majestät!
  • In dieser leidenden Gestalt am Kreuz sehe ich den Herrn der Herrlichkeit, der für mich stirbt, und ich rufe: „Das ist mein Heiland!“

Jesus oder Barabbas – für wen entscheiden wir uns?

  • Barabbas war ein Räuber. Er wird auch dir alles rauben, was wertvoll ist.
  • Christus bietet jeden Segen als freies Geschenk an.
  • Barabbas stiehlt; Christus gibt.
Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel