Gedanken über das Johannesevangelium

Typische Begriffe: „Senden"

Zu den vielen Wörtern, die Johannes gerne benutzt, gehört auch das Wort „senden“. Dieses Wort wird im Johannesvangelium fast genau so häufig verwendet, wie in den drei anderen Evangelien zusammen.

25 Mal finden wir das Wort „senden“ (grie pempo) in Verbindung mit dem Vater, der Seinen Sohn sendet. In demselben Sinn wird 17 Mal das Wort apostello verwendet. 20 weitere Mal wird apostello verwendet, wenn wir davon lesen, dass Christus den Heiligen Geist, uns oder andere sendet.

Der Mensch ist das einzige ungehorsame Geschöpf. Der Sohn Gottes und der Geist Gottes kamen beide, als sie gesendet wurden. Der Mensch dagegen widersteht oft den Anweisungen Gottes, wenn er gesendet wird. Wie viel besser für uns, wenn wir wie der blinde Mann in Johannes 9 bereit sind, auch zu gehen, wenn wir gesendet werden. Denn auch nach unserer Errettung durch Seine Gnade sendet uns der Herr aus (Joh 20,21). Er gibt uns sowohl den Auftrag als auch die Befähigung, die Autorität, etwas zu tun. Zuerst nimmt Er uns aus der Welt heraus (Joh 17,16) und dann sendet Er uns wieder in die Welt (Joh 17,18). Die Illustration eines Regentropfens mag uns hier helfen. Denken wir an eine schmutzige Pfütze und stellen wir uns vor, dass die Sonne herauskommt und das Wasser langsam verdunstet. Dann kommt der Wind und trägt langsam den Staub davon. Der Dunst in der Luft wurde einst von der schmutzigen Pfütze festgehalten, aber jetzt ist das schmutzige Wasser verwandelt in saubere und klare Regentropfen. Sie wurden aus der Welt herausgenommen und wieder zurück zur Erde gesandt, um dieser Erfrischung und Fruchtbarkeit zu geben, wo immer sie hinfallen würden. So wurde einst auch der Christ in dem Schmutz der Sünde festgehalten und durch den Geist Gottes aus dieser Welt herausgenommen worden. Vergleiche dazu das Bild des Windes in Johannes 3,8. Das Wort Gottes wirkt an dem Sünder und verwandelt diesen in einen Heiligen, der rein und heilig in den Augen Gottes ist. Und dann wird dieser wieder in die Welt gesandt, um ein Segen zu sein.

Der Herr Jesus ist der erste große Apostel (=Gesandter), der gesandt wurde. Er ist der erste große Missionar. Er ist unser Vorbild in unserem christlichen Dienst. Dieser sprach Worte Gottes, denn Gott gibt den Geist nicht nach Maß (Joh 3,34).

In Johannes 6 sind einige Kennzeichen eines erfolgreichen Dieners enthalten, der uns in der Person Christi vorgestellt wird:

  1. Er kam, um den Willen des Vaters zu tun (Joh 6,38). Das erste große Kennzeichen in einem erfolgreichen christlichen Dienst ist, den Willen Gottes zu tun. Unserem Herrn kostete es das Leben, dennoch sagte er: „…, doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ (Lk 22,42).
  2. „Alles was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen“ (Joh 6,37). In dieser Stelle lernen wir, dass der Vater eine bestimmte Anzahl an Seelen dem Sohn gab. Und alle diese kamen zu ihm. Warum? Weil Er in Treue das Werk vollbrachte, um sie Gott nahe zu bringen. Ohne dieses Werk hätte niemand errettet werden können. Ich glaube, dass in einem gewissen Maß das gleiche auch wahr ist in Bezug auf die christlichen Diener. Ich denke, dass der Vater „mir“ auch gewisse Seelen geben kann, die durch mich Christus kennen lernen. Aber stell dir vor, ich wäre nicht treu; natürlich ist kein Diener so zuverlässig wie es der Herr Jesus war. Aber werden Seelen durch meine Untreue verloren gehen? Ich habe oft einen solchen Gedanken gehört. Aber ich glaube das nicht. Ich denke nicht, dass die Errettung von kostbaren Seelen auf meiner Treue beruht. Wenn ich nicht treu in Bezug auf meinen Auftrag bin, dann wird Christus andere Diener dazu gebrauchen. Die Seele wird nicht verloren gehen, aber ich werde meinen Lohn später nicht erhalten, und auch nicht die Freude und den Segen in der jetzigen Zeit. Aber wenn ich, wie der Herr, treu bin, dann werden alle Seelen, die der Vater mir gibt, Ihn kennen lernen.
  3. „Und dies ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag (Joh 6,39). Das Wort „alles“ bezieht sich hier auf „Dinge“ und nicht auf „Personen“. Der Herr wird die Treue Seinem Auftrag gegenüber am letzten Tag belohnen. Alle Dinge werden unter Seine Füße kommen. Ebenso werden auch wir am letzten Tag einen Lohn für die Treue unserer Tage erhalten.
  4. „Denn dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Joh 6,40). Dieser Vers seigt, dass der Herr nicht nur Seelen rettet, sondern dass Er sie am Ende in der Herrlichkeit sieht. Niemand von ihnen wird verloren sein. Mit anderen Worten: Er sorgt für jeden von ihnen. Er lebt für die, für die Er auch gestorben ist. Er sieht sie gleichsam immer in dieser herrlichen Zukunft. Genau so sollte auch ein wahrer Arbeiter nicht nur daran denken, dass Seelen errettet werden, sondern er sorgt auch für solche, die errettet sind. Solch einer ist in Wahrheit jemand, der „gesandt wurde“.

Lasst uns daran denken, dass der Herr jeden von uns ausgesendet hat. Wir sind gerettet, um zu dienen, vielleicht zuhause, vielleicht in einem fremden Land. So wie der Vater Ihn gesandt hat, so sendet der Herr auch uns.

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