Gedanken über das Johannesevangelium

Das 4-Eck der Liebe

Der Vater liebt den Sohn:

{Joh 3,35; 5,20}

Der Vater liebt die Seinen:

„Ich in ihnen und du in mir, damit sie in eins vollendet seien und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“ (Joh 17,23).

Der Herr liebt die Seinen:

„Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9).

Die Seinen lieben einander.

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet“ (Joh 13,34).

Wir sprechen oft von dem „Kreis“ der Liebe Gottes. Aber ich möchte, dass der Leser jetzt über ein Viereck der Liebe nachdenkt. Gottes Dinge finden ihre Grundlage auf einem Viereck, wie bei der himmlischen Stadt, dem Brandopferaltar und dem goldenen Altar, wie auch bei dem Brustschild des Hohenpriesters.

1.) Dem Bild können wir entnehmen, dass die höchste Beziehung der Liebe zwischen den Personen der Gottheit ist, himmlisch und ewig. Diese Beziehung reicht nicht auf diese Erde herab, auch nicht vor „Millionen von Jahren“. Unser Herr hat die Liebe des Vaters zu ihm nie angezweifelt, auch wenn es während der Kreuzigung und dem Verlassensein so scheint. Aber er rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk 15,34). Er hat die Wege Gottes hinterfragt, aber nicht seine Liebe; aber das auch nur, damit wir die Scheußlichkeit der Sünde erkennen, die die Ursache dafür war, dass ein heiliger Gott seinen eigenen Sohn verlassen hat. Trotz allem hat der Herr vollständig in der Liebe Gottes geruht und die Liebe seines Vaters genossen. Was für eine Lektion auch für uns! Kommt es dir manchmal so vor, dass Gott dich verlassen hat? Glaub das nie! Denn er liebt uns mit derselben Liebe, mit der er auch seinen Sohn liebt.

Es gab viele Situationen, in denen die Liebe des Vaters zu dem Sohn auf die Probe gestellt wurde. Am Jordan und auf dem Berg der Verklärung öffnete sich der Himmel und wir hören die Worte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.“ Der Vater hat alle Dinge in die Hände des Herrn gegeben. Der Vater schließt seinen Sohn in alle Ratschlüsse mit ein und er zeigt ihm alles, was er tut (Joh 5,20). Auf einer niedrigeren Stufe ist das auch für uns wahr. Er erfreut sich auch an uns, weil wir „angenommen sind in dem Geliebten“. Uns offenbart er auch seine Gedanken, Ratschlüsse und Pläne. Und das erhebt auch uns in die himmlischen Höhen, denn die obere Linie berührt nicht die Erde. Das ist der wahre Himmel, so geliebt zu werden.

Der Herr hat sich ununterbrochen dieser Liebe erfreut und hat diese Liebe auch auf seinem Weg des Gehorsams erlebt, wie er in Johannes 10,17 sagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse.“ Der Herr Jesus spricht 7 Mal im Johannesevangelium von der Liebe des Vaters zu ihm, und nur einmal von seiner Liebe zum Vater: „Auf dass die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe“ (Joh 14,31). Und diese Liebe zeigt sich vollkommen in seinem Sühnungstod.

2.) „... und sie geliebt hast, gleichwie du mich geliebt hast.“ (Joh 17,23). Er liebte uns, als wir noch in unseren Sünden waren und sandte seinen eingeborenen Sohn, auf dass wir Leben durch ihn haben (siehe Joh 4,9+10; Röm 5,8).

Aber die Liebe des Vaters erkennen wir darin, dass wir zu Kinder Gottes gemacht worden sind (1. Joh 3,1). Der Herr Jesus will, dass die ganze Welt weiß, dass der Vater uns so liebt, wie er ihn selbst liebt. Wunderbare Tatsache! Und Gott möchte, dass wir doch diese Liebe kennen möchten, dass wie uns an ihr erfreuen und jeden Tag in der Kraft dieser Liebe leben. Christus sagt in Johannes 16,27: „Denn der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich geliebt habt.“

Es gibt einen Grund für die Liebe des Vaters zu uns im Gegensatz zu der Liebe des Sohnes zu uns. Wir genießen die Liebe des Vaters dann, wenn wir eine Antwort darauf gefunden haben (Siehe Johannes 14,21–23).

In diesen Versen wird die Liebe des Vaters zu uns davon abhängig gemacht, ob wir Christus gehorchen und ihn lieben. Nur wenn wir so leben, dass wir ihm gefallen, werden wir wirklich die Liebe des Vaters kennen lernen, mit der er den Sohn liebt. Die Linie in dem Diagramm ist senkrecht sie kommt von dem Himmel herab, von dem Vater zu dem Sohn, und so auch zu uns. Diese Liebe des Vaters, die in der Ewigkeit vor der Zeit der Sohn gekannt uns genießen konnte, ist jetzt auch unser gesegnetes Teil.

3.) Jesus liebt uns, so wie auch der Vater ihn liebt (Joh 15,9). Während wir in dem vorhergehenden Punkt sahen, dass die Liebe des Vaters zu uns aus der Herrlichkeit herabkommt, so sehen wir das jetzt in der Liebe des Sohnes. Er liebt uns, gleichwie der Vater auch ihn liebt. Epheser 5,25 sagt uns, dass er die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat. Eine ähnlich Formulierung finden wir in Galater 2,20 dann in bezug auf uns, dass er „mich“ geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat. Und in Römer 8,35–39 finden wir, dass uns nicht von der Liebe des Christus scheiden kann.

4.) Wir werden aufgefordert, einander zu lieben (Joh 13,34). Diese vierte Linie verläuft wieder horizontal. So wie die erste horizontale Linie im Himmel verläuft, so befindet sich diese Linie auf der Erde. Wir finden im Neuen Testament etwas 25 Ermahnungen an die Christen, dass sie einander lieben sollen. Warum kommt diese Ermahnung häufiger als jede andere Ermahnung vor? Weil wir sie nötig haben. Wir sollen einander lieben, so dass alle erkennen können, dass wir Jünger sind. Das Einssein der Jünger dient dazu, dass die Welt Ihm glaubt (Joh 17,20).

Die Liebe ist die handelnde Kraft in der Christenheit. Wie 1. Korinther 13 andeutet ist es das öl, das den Motor vor dem Heißlaufen und dem Zerbruch bewahrt. Die Liebe ist nicht sentimental oder blind. Die Liebe sieht die Fehler in dem anderen, aber liebt ihn dennoch. Die Liebe leidet in Geduld, sie lässt nicht andere leiden. Die Liebe kehrt nicht die Sünde hervor, sondern macht sich selbst zum Opfer derselben und nicht den anderen. „Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten“ (1. Joh 5,2). Woran erkennt die Welt, dass wir uns lieben? An unseren Werken.

Wir können wir diese Liebe zueinander haben bzw. bekommen? Verbinde die linke und die rechte senkrechte Linie an ihren unteren Enden. Lass deine Seele erfüllt sein von der Liebe des Vaters und der Liebe des Sohnes zu dir, und das unwillkürliche Ergebnis wird sein, dass du das Volk Gottes liebst. Es wird nirgendwo in der Schrift gesagt, dass die Welt durch die Predigt des Evangeliums zum Glauben kommt, aber Johannes 17 sagt, dass das Einssein der Jünger bewirkt, dass die Welt Ihm glaubt. Deshalb, Geliebte, lasst uns einander lieben.

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