Gedanken über das Johannesevangelium

Typische Themen: "Leben, Licht und Liebe"

LEBEN, LICHT UND LIEBE

Die drei herausragenden Themen des Johannes sind Leben, Licht und Liebe. Johannes stellt den Herrn Jesus als den Sohn vor, von dem die Sonne am Himmel ein eindrucksvolles Bild ist. Auch sie hat drei Charaktereigenschaften: die ermöglicht Leben, gibt Licht und Wärme (Liebe).

„In ihm war das Leben“ (Joh 1,4). Der Sohn Gottes hatte von Natur aus Leben. Er ist Leben, alles Leben leitet sich von ihm ab. Das Leben kann nicht vom Menschen erzeugt werden. Es ist nicht das Produkt einer spontanen Erzeugung. Gott ist seine Quelle. Er ist der Geber des Lebens und Er allein. Der Vater und der Sohn machen lebendig, wen sie wollen (Joh 5,21). Der Mensch hat ein höheres Leben als alle anderen Geschöpfe Gottes, denn Gott hauchte dem Menschen den Lebensatem in die Nase, und der Mensch wurde eine lebendige Seele.

Aber durch die Sünde wurde der Mensch dem Leben Gottes entfremdet und braucht daher ein neues Leben; er muss von neuem geboren werden. Dieses Evangelium erzählt uns ausführlich von dieser Verleihung des göttlichen, ewigen Lebens an den Menschen, durch das Werk Christi und das Wirken des Heiligen Geistes.

Das ewige Leben ist das Geschenk Gottes. Ein Sünder empfängt dieses Leben durch den Glauben an Christus.

Das Leben ist der herausragende Gedanke in dem Abschnitt Johannes 3–7. Es hat viele Aspekte:

  • Kapitel 3: Leben, das bei der neuen Geburt durch das Wort und den Geist vermittelt wird.
  • Kapitel 4: Leben, das Gott in Anbetung und Dienst entspringt.
  • Kapitel 5: Leben, das den Gläubigen befähigt, zur Ehre Gottes zu wirken.
  • Kapitel 6: Leben, das durch das Wort erhalten wird – Jesus als das Brot des Lebens.
  • Kapitel 7: Leben, das im christlichen Zeugnis zu anderen fließt wie Ströme lebendigen Wassers.

„Das war das wahrhaftige Licht, das, in die Welt kommend, jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9).

Das wahre Licht – Christus – ist in die Welt gekommen, um in die dunklen Herzen der Menschen zu leuchten. Aber der Mensch liebt die Finsternis mehr als das Licht, weil seine Taten böse sind. Er flieht vor dem Licht und versucht, sich in der Finsternis zu verstecken. Dieses Evangelium zeigt, dass Licht und Finsternis völlig entgegen gesetzt sind und zeigt, wie die einen sich vom Licht abwenden und die anderen sich seinen durchdringenden Strahlen unterwerfen und dabei sowohl ihre Sündhaftigkeit als auch seine überfließende Gnade offenbaren. Der Abschnitt Johannes 8–9 befassen sich besonders mit diesem großen Thema. In diesen beiden Kapiteln spricht unser Herr von sich selbst als dem Licht der Welt.

In Johannes 8 zeigt Er den Menschen selbst, in Johannes 9 zeigt Er sich selbst. In Kapitel 8 lesen wir von Seelen, die ins Licht gebracht werden; in Kapitel 9, von Licht, das in eine Seele leuchtet. In Kapitel 8 sehen wir Menschen, die sich vom Licht abwenden; in Kapitel 9 sehen wir einen Menschen, der sich am Licht erfreut und darin wandelt. In Kapitel 8 geht unser Herr in den Tempel und überführt Seelen; in Kapitel 9 geht Er aus dem Tempel und bekehrt eine Seele.

In Kapitel 8 werden die stolzen Pharisäer im Tempel in das heilige Licht Seiner Gegenwart gebracht, und Seine einfachen Worte überführen sie der Sünde. Sie wollen sich dem entlarvenden Licht der Wahrheit nicht stellen, also gehen sie, von ihrem eigenen Gewissen verurteilt, einer nach dem anderen hinaus. Sie ziehen die Dunkelheit dem Licht vor. In demselben Kapitel finden wir eine arme sündige Frau, die ebenfalls von demselben Licht überführt wird und darauf wartet, nicht nur sich selbst in all ihrer Sünde und Schande zu sehen, sondern auch Christus in der Herrlichkeit Seiner Gnade. In Kapitel 9 leuchtete das Licht nicht nur in die natürlichen Augen des Blinden, sondern auch in seine Seele, und er sieht Jesus als den Sohn Gottes und betet Ihn an. Christus ist also das Licht der Menschen.

„Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2. Kor 4,6).

In Johannes 9,5 sagt Jesus, dass Er, solange Er in der Welt war, das Licht der Welt war. Er ist nicht mehr in der Welt, also sind wir jetzt das Licht der Welt. Die Gläubigen sollen als Lichter an diesem dunklen Ort leuchten und das Wort des Lebens weitertragen. Die Welt sieht Ihn nicht, aber wir sehen Ihn. Während der Abwesenheit der Sonne scheint der Mond, während der Abwesenheit Christi leuchtet die Versammlung. Und auch die Sterne leuchten, was ein Bild des individuellen christlichen Zeugnisses eines Gläubigen ist. Mögen wir wie eine Stadt auf einem Hügel sein, die nicht verborgen werden kann.

Die Kapitel 13–17 haben viel über das große Thema der Liebe zu sagen.

Die Strahlen der Sonne kommen durch alle sehr kalten Regionen der Atmosphäre auf die Erde. Nichts kann ihre Hitze aufhalten, und nichts ist vor ihrer Hitze verborgen. So ist auch die mächtige Liebe Gottes aus der Herrlichkeit zu uns herabgekommen. Die Kälte und Gleichgültigkeit des Menschen konnte sie nicht aufhalten. Gott ist Liebe und so muss Gott lieben. Wie sehr preisen wir Ihn, dass Seine Liebe uns erreicht hat und wenigstens ein wenig Liebe zu Ihm in unseren Herzen geweckt hat. Wir lieben, weil Er uns zuerst geliebt hat.

„Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16).

„Vor dem Fest des Passah aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte – da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1).

Die Liebe, so sagt man uns, besteht aus zwei Bestandteilen: Verlangen und Freude. Wenn man wirklich liebt, wird man das Objekt seiner Liebe begehren.

Nachdem Er uns geliebt und mit dem Blut Seines eigenen Lebens erkauft hat, findet Er seine Freude an uns. Nichts wird uns trennen können von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Der Abschnitt in Johannes 13–17 vertiefen diese große Liebe Christi zu seinen Erlösten. Sie erzählen von Seinem Tod, um uns zu den Seinen zu machen, von seinem Leben, um für uns zu sorgen, und von Seinem Kommen, um uns ewig bei sich zu haben.

Wir werden aufgefordert, uns in dieser Liebe zu bewahren – sozusagen ständig in ihrer Wärme zu baden – in seiner Liebe „zu bleiben“ (Joh 15,9). Wir sollen zeigen, dass uns Seine Liebe etwas bedeutet, indem wir Ihm wohlgefällig wandeln. „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“ (Joh 14,15). Das Buch schließt mit der dreimal wiederholten Frage an Simon Petrus: „Liebst du mich?“ Die Aufforderung Christi lautete: „Hütet meine Lämmer!“ und „Hütet meine Schafe!“

Die größte Kraft auf der Erde oder irgendwo sonst ist die Liebe – die Liebe Gottes. Lasst uns an ihr weiden, uns an ihr erfreuen, in ihr ruhen. Dann wird uns die Liebe Christi dazu zwingen, nicht für uns selbst zu leben, sondern für Gott.

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