Botschafter des Heils in Christo 1884

Kommende Gerichte

Zwischen dem Augenblick unserer Aufnahme, um den: Herrn zu begegnen in der Luft, und unserer Wiederkunft mit Ihm werden die Gerichte der „sieben Siegel“, der „sieben Posaunen“ und der „sieben Schalen“ des Zornes Gottes über diese Erde ausgegossen werden. Die Wirkung dieser schrecklichen Gerichte wird die sein, dass die Menschen Gott lästern und keine Buße tun. Außer diesen besonderen Gerichten wird für die Juden die von dem Herrn angekündigte Zeit der Drangsale kommen, eine Zeit, wie sie nie gewesen ist, noch je wieder sein wird; ferner hören wir von einer „Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen soll“, von einer „Wirksamkeit des Irrtums“, welche Gott allen denjenigen senden wird, „die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen gesunden haben an der Ungerechtigkeit“, sowie endlich von dem Gericht der Verderberin der Wahrheit, der „großen Hure“, durch die Hand der Ungläubigen (vgl. Off 3,10; 6; 7; 8; 9; 15; 16; 17; Mt 24,21; 2. Thes 2,10–12). Die Hartnäckigkeit und Bosheit des Menschen unter den Schlägen des göttlichen Gerichts, die Vermehrung seiner Lästerungen einerseits, und das ernste Flehen eines treuen Überrestes in Israel, welcher ruft: „Ach, dass du die Himmel zerrissest, dass du herniederstiegest usw.“, andererseits, wird den Herrn aus dem Himmel persönlich und sichtbar herniederführen. Er wird erscheinen zur Befreiung seines irdischen Volkes aus der Hand aller seiner Feinde und Bedrücker und herrschen, bis Er alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt hat, „nach der Wirksamkeit, mit der er vermag, sich alle Dinge zu unterwerfen.“ Alles Gericht ist Ihm übergeben, weil Er der Sohn des Menschen ist. Henochs Prophezeiung wird sich dann erfüllen: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausenden, Gericht auszuführen wider alle.“ – „Wisst ihr nicht“, schreibt der Apostel an die Korinther, „dass die Heiligen die Welt richten werden? ... Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ (Jud 14–15; 1. Kor 6,2–3)

In 2. Timotheus 4,1 lesen wir, dass der Herr Jesus Christus die Lebendigen und Toten richten wird bei seiner Erscheinung und seinem Reich, und in 2. Thessalonicher 1,7–8, dass Er offenbart werden wird „vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, um Vergeltung zu geben denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.“ In den ersten Stellen sehen wir die Ordnung der Gerichte; zuerst werden „die Lebendigen“, dann „die Toten“ gerichtet werden. Die Gläubigen sind während dieser Gerichte bei Ihm. Er selbst wird folgendermaßen beschrieben: „Seine Augen aber waren wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt viele Diademe, und er hat einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als nur er selbst; und er war bekleidet mit einem Gewände, in Blut getaucht, und sein Name heißt: das Wort Gottes. ... Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes Schwert, auf dass er damit die Nationen schlage usw.“; denn „Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit“ (Off 19,11–21). Und was wird geschehen, wenn Er so kommen wird, angetan mit Herrlichkeit und Macht?

1. Der Herr wird die Könige der Erde und ihre Heere in direkter Feindschaft gegen sich versammelt finden, und zwar unter der Leitung des aus dem Abgrund aufsteigenden „Tieres“, welches die ganze Welt bewundern wird, sowie „des falschen Propheten“, „dessen Ankunft nach der Wirksamkeit des Satans ist, in aller Macht und Zeichen und Wundern der Lüge“, welchen „der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten durch die Erscheinung seiner Ankunft.“

„Und es ward ergriffen das Tier und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, durch welche er verführte, die das Mahlzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei geworfen in den Feuersee, der mit Schwefel brennt. Und die übrigen wurden getötet mit dem Schwert dessen, der auf dem Pferd saß, welches Schwert aus seinem Mund geht, und alle Vögel wurden gesättigt von ihrem Fleisch.“ – Dies ist nicht mit Unrecht ein kriegerisches Gericht genannt worden.

2. Bevor der Herr vom Himmel offenbart werden wird, wird ein treuer Überrest seiner „Brüder“ gläubige (Juden) unter die Nationen gehen, um das Evangelium des Reiches zu verkündigen, nach den Worten des Herrn: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, zu einem Zeugnis allen Nationen, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24,14); und: „Wahrlich, ich sage euch: ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen kommen wird“ (Mt 10,23). Das Resultat des Ausgehens dieser Evangelisten wird sein, dass einige sie und ihre Botschaft aufnehmen, während andere sie hassen, verfolgen und ins Gefängnis werfen, ja einige von ihnen töten; doch diese letzteren wird der Herr richten, sobald Er sich als König auf seinen Thron gesetzt hat. „Vor Ihm werden alle Nationen versammelt werden, und Er wird sie voneinander scheiden, gleich wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet. Und Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken“ (Mt 25,31–46). Wir finden bei dieser Gelegenheit zunächst also „den König“, welcher richtet, dann „Brüder“, „Schafe“ und endlich „Böcke.“ Die Sache, um welche es sich bei diesem Gericht handelt, ist die Frage, wie die vor „dem Thron der Herrlichkeit“ versammelten Nationen die „Brüder“ des Königs, welche von seinem Kommen zur Aufrichtung des Reiches Zeugnis ablegten, behandelt haben. Diejenigen, welche sie aufnahmen, haben Ihn aufgenommen, welche sie verwarfen, haben Ihn verworfen. Das Gericht ist ein endgültiges und daher ein ewiges: „Diese werden hingehen in die ewige Pein; die Gerechten aber ins ewige Leben.“ Beachten wir, dass es sich bei diesem Gericht nur um lebende Personen handelt; wir hören nicht, dass ein Toter auferweckt wird. Wir dürfen es daher nicht mit dem Gericht vordem „großen, weißen Thron“ verwechseln.

3. Jedes Knie muss sich beugen, und jede Junge bekennen, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. Der „ohne Hände“ losgerissene „Stein“ (Christus) muss auf die Nationen fallen und sie „zermalmen“, ehe er zu einem gewaltigen Berge wird und die ganze Erde ausfüllt (Dan 2,81–45). Er muss alle Nationen und die äußersten Enden der Erde zu seinem Besitztum haben. Mit eisernem Zepter wird Er sie zerschmettern, wie Töpfergefäß sie zerschmeißen (Ps 2). Wenn der Herr sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde, werden viele ihre Götzen von Silber und Gold hinwerfen, und sie werden sich verkriechen „in die Spalten der Felsen und in die Klüfte der Steinfelsen vor dem Schrecken Jehovas und vor der Herrlichkeit seiner Majestät“ (Jes 2,20–21). Die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen, muss getreten werden, ehe die Zeit der Segnung für diese Erde kommen kann (Off 19,15). Der Herr wird herrschen inmitten seiner Feinde; Er wird Könige zerschmettern am Tag seines Zornes und richten unter den Nationen (Ps 110). „Er wird wegtun alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht; denn Er muss herrschen, bis Er alle Feinde gelegt hat unter seine Füße“ (1. Kor 15,24–25).

Es ist köstlich für das Herz, daran zu denken, dass die Kirche während der Zeit der Herrschaft Christi in der Herrlichkeit droben sein wird, während ganz Israel den Herrn kennt und, im Genuss aller ihm verheißenen Segnungen, das Werkzeug des Segens für alle Nationen sein wird; ja, nachdem der Herr alle seine Feinde niedergeworfen hat, wird die Erkenntnis des Herrn die Erde bedecken, wie die Wasser den Grund des Meeres. Satan wird gebunden, der Geist auf alles Fleisch ausgegossen, die Schöpfung befreit sein, und der Herr wird den Ihm gebührenden Platz als König der Könige und als Herr der Herren einnehmen. Aber Er wird regieren in Gerechtigkeit; „denn der Jüngling wird sterben, hundert Jahre alt, und der Sünder, hundert Jahre alt, verflucht werden“ (Off 21,10; Jes 11,9; 55,20).

4. Nachdem die tausendjährige Zeit der Segnung dieser Erde vollendet sein wird, werden alle die gottlosen Toten, Kleine und Große, zu ihrem letzten, endgültigen Gericht vor dem „großen, weißen Throne“ auferweckt werden. Die geschaffenen Himmel und die Erde werden vergehen. Alle werden gerichtet werden nach ihren Werken. Deshalb lesen wir auch nicht, dass ein einziger von ihnen errettet werden wird; denn wie könnte ein Sünder auf Grund seiner Werke errettet werden? Der Herr nennt diese „zweite“ Auferstehung die Auferstehung des Gerichts. Die Bücher werden aufgetan, und ein jeder wird gerichtet werden nach dem, was in den Büchern geschrieben steht. Ein anderes Buch, das Buch des Lebens, wird ebenfalls geöffnet werden, aber nur um zu zeigen, dass die Namen der Gerichteten nicht darin verzeichnet sind. „Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden ward in dem Buch des Lebens, so ward er geworfen in den Feuersee“ (Off 20,11–15).

Welch eine überwältigende Szene! – Wie köstlich ist es, den Blick von diesen schrecklichen Dingen abwenden und auf unsere ewige Ruhe hinrichten zu können! Sogleich nach der Beschreibung jenes großen, schrecklichen Endgerichts hören wir die herrlichen Worte: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herniederkommen aus dem Himmel, von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine starke Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Er wird jede Träne abwischen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Pein wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Off 21,1–4).

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