Botschafter des Heils in Christo 1854

Einige Worte über den Verfall der Kirche und die Anstrengungen zur Wiederherstellung

Es ist der Wille Gottes in der jetzigen Haushaltung, dass alle Kinder Gottes vereinigt werden sollen, denn sie sind nicht von dieser Welt. Der Herr Jesus hat sich nicht nur für dieses Volk hingegeben, sondern auch, „damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte“ (Joh 11,52). Diese Vereinigung war ein unmittelbarer Zweck seines Todes. Die jüdische Haushaltung hatte nicht das Ziel, die Kirche auf der Erde zu sammeln, denn sie sollte die Regierung Gottes durch eine auserwählte Nation offenbaren. Jetzt ist das Ziel des Herrn, eine Einheit auf der Erde durch einen Geist zu verwirklichen, der vom Himmel gesandt ist: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Kor 12,13). Das ist die unleugbare Wahrheit in Bezug auf die Versammlung, wie sie uns im Wort Gottes dargestellt wird. Die Vereinigung aller Kinder Gottes zu einem Leib stimmt vollkommen mit den Gedanken Gottes in seinem Wort überein.

Die Reformation hatte es weniger mit dem wahren Charakter der Versammlung zu tun, denn sie strebte nicht geradezu dahin, sie in ihrer ersten Form wieder herzustellen, obwohl sie auch einen sehr wichtigen Gedanken in den Vordergrund gestellt hat. Sie brachte die Wahrheit Gottes ans Licht, wie Seelen gerettet werden. Und das geschah in großer Klarheit und Macht. Doch unterwarf sie die Kirche dem Staat, um sie von der Unterwerfung unter den Papst zu befreien. Sie betrachtete alle Untertanen eines Landes als Christen.

Manche Gläubige unterscheiden jetzt eine sichtbare und unsichtbare Kirche. Doch in der Schrift lesen wir: „Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein“ (Mt 5,14). Wozu nützt aber ein unsichtbares Licht? Gott hat nicht ein Licht angezündet, um es unter einen Scheffel zu stellen, sondern um es auf einen Lampenständer zu setzen, damit es denen leuchtet, die in dem Haus sind (vgl. Mt 5,15). Wenn die Kirche unsichtbar geworden ist, hat sie aufgehört, der Absicht Gottes zu entsprechen und ist abtrünnig geworden.

Wir sind uns bewusst, dass die Einigung aller Kinder Gottes in Eins nach dem Willen Gottes ist. Dies wird von vielen Gläubigen anerkannt, und um dieses Ziel zu erreichen sind große Anstrengungen gemacht worden. Zum Beispiel versucht man Versammlungen nach dem Muster der apostolischen Zeit ins Leben zu rufen. Aber wird auf diesem Weg die Einigung (oder Vereinigung) der Kinder Gottes erreicht, oder kann es jemals auf diese Weise geschehen? Müssen wir nicht vielmehr bekennen, dass durch solche Anstrengungen die Verwirrung nur noch größer wird? Die Vereinigung der Kinder Gottes finden wir dennoch in der Schrift bewahrheitet und zu der apostolischen Zeit verwirklicht. In jedem Ort bildeten die dort befindlichen Christen einen Teil des Leibes Christi – sie waren „Christi Leib“ (1. Kor 12,27). Die Gemeinschaft zu Jerusalem zählte über fünftausend Gläubige. Diese stellten dem Charakter nach „Leib Christi“ dar und standen unter der Leitung des Heiligen Geistes und nicht unter einer menschlichen Leitung – selbst wenn sie sich in Privathäusern versammelten. Ein Brief an die Versammlung Gottes in Rom oder an einem andern Ort, wird den Weg zu derselben gefunden haben, weil es zu dieser Zeit offensichtlich war, wo die Versammlung nach den Gedanken Gottes dargestellt wurde.

Heute müssen wir den verfallenen Zustand der Kirche erkennen, aber wir haben keine Möglichkeit, diesen wieder herstellen. Wir müssen zunächst überzeugt sein, dass es nach dem Willen Gottes ist, in einer Zeit des Verfalles und Niedergangs und in einer Zeit der Zersplitterung die Charakterzüge der Versammlung Gottes an den einzelnen Orten darzustellen.

Ein kleiner Vergleich kann uns hier etwas helfen. Gott hat den Menschen unschuldig geschaffen, aber dann ist der Mensch in Sünde gefallen. Wenn nun jemand versucht, durch Erfüllung des Gesetzes in den Stand der Unschuld zurückzukehren und darin Gott zu gefallen, würden wir dann nicht sagen: „Dieser ist selbstgerecht, verlässt sich auf seine eigene Kraft und versteht Gottes Wort nicht?“ Der Gedanke an die Rückkehr von dem bestehenden Übel zu dem, was Gott zuerst eingerichtet hatte, ist nicht immer ein Beweis, dass wir sein Wort und seinen Willen verstanden haben. Sagen wir aber, dass diese erste Einrichtung gut war und wir solche verlassen haben, so urteilen wir nach Recht und Wahrheit.

Wenden wir dies auf die Kirche an. Wir haben uns traurigerweise von der ursprünglichen Einrichtung Gottes entfernt und sind darin schuldig. Und es ist auch nicht möglich, aus menschlicher Kraft den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Und doch gibt es den Weg, dass wir uns einzeln und gemeinsam unter die Leitung des Geistes stellen und so leben, dass wir unserer persönlichen Stellung in Christus und der Wahrheit über die Versammlung Gottes als Leib Christi und Haus Gottes Ausdruck geben.

Nach der Schrift besteht nur eine Versammlung hier auf der Erde, und die Versammlung wird an den einzelnen Orten dargestellt und ist dort Teil derselben, d. h. Teil des ganzen Leibes Christi. Wer ein Glied des Leibes ist, gehört somit auch zur Versammlung an einem bestimmten Ort, weil diese ja ein Teil des Ganzen ist und wer nicht zu einer solchen gehört, ist überhaupt kein Glied der Kirche.

Aber welch eine Verwirrung in unserer Zeit! Oft sind an einem Ort verschiedene Kirchen und Gruppierungen. Man kann zu einer oder auch keiner gehören und doch ein Glied des Leibes Christi sein. Das System, Kirchen und Gruppen zu machen, hat solche Verwirrung hervorgerufen und die Idee der Kirche Gottes fast vernichtet, indem man an verschiedenen Orten Kirchen gemacht hat.

Ich komme auf das obige Beispiel zurück. Setzen wir voraus, das Gewissen sei getroffen und durch den Geist Gottes belebt – was würde die Wirkung sein? Ein solcher würde seinen verfallenen Zustand und seinen Mangel an Selbsthilfe erkennen; er würde eine vollständige Abhängigkeit von Gott und eine Unterwerfung des Herzens unter sein Gericht fühlen. Lasst uns dies auf uns anwenden. Während die Leute schliefen, hat der Feind Unkraut gesät. Die Kirche ist in einem Zustand des Verfalls; sie ist eingetaucht und verloren in der Welt. So lasst uns diesen Verfall, dieses Abgewichensein von ihrem ersten Zustand erkennen und uns darunter demütigen. Aber wir, die wir dessen schuldig sind, würden nicht darunter gedemütigt sein, wenn wir uns anmaßen wollten, das alles wieder herzustellen. Erforschen wir vielmehr mit Demut, was Gott uns in seinem Wort über einen solchen Zustand der Dinge offenbart hat. Handeln wir nicht wie ein Kind, das ein kostbares Gefäß zerbrochen hat und nun die Scherben sammelt, um es wieder herzustellen, in der Hoffnung, das Übel vor den Augen anderer zu verbergen?.

Was sagt denn das Wort Gottes über die jetzige Haushaltung? Es sagt uns, dass der Abfall vor dem Gericht kommen wird, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten sein werden, dass es eine Form von Gottseligkeit ohne die Kraft geben wird. Es fügt hinzu: von diesen wende dich weg (vgl. 2. Thes 2,3; 2. Tim 3,1.5). Der Heilige Geist belehrt uns in Römer 11, dass Gott mit der gegenwärtigen Haushaltung so verfahren wird wie mit der vorhergehenden, dass die Güte Gottes gegen sie fortbestehen soll, wenn sie bei dieser Güte verharren, sonst aber wird sie abgehauen werden. So offenbart das Wort Gottes das Hinwegtun und nicht die Wiederherstellung der Haushaltung, für den Fall, dass sie nicht treu bleibt.

In dem Gleichnis von dem Unkraut und dem Acker (vgl. Mt 13,24–30) sagt uns der Herr, dass das hinweggebrachte Übel bis zur Ernte fortdauern würde. Hier ist nicht die Rede von Zucht unter Kindern Gottes, sondern von einem wirksamen Mittel gegen das Unkraut zur Wiederherstellung. Der Herr hat die Frage dahin auf das Bestimmteste entschieden, dass es die Ernte ist oder, mit anderen Worten, „das Gericht“, das das Übel beseitigen würde. Aber bis heute würde es weiter wachsen. Sich von dem Unkraut trennen und sich mit zweien oder dreien über die Gegenwart Christi freuen, ist etwas ganz anderes als die Anmaßung, das Feld schon jetzt von dem Unkraut zu befreien. Das Erste ist zugleich eine Pflicht und ein Vorrecht, das Letztere ist eine Frucht des Stolzes und eine Geringschätzung des Wortes über diesen Gegenstand. 2. Thessalonicher 2 erklärt uns, dass das Übel in den Tagen der Apostel schon eingedrungen war, und es sollte fortfahren, reif werden, sich offenbaren und durch die Ankunft des Herrn vertilgt werden. Auch 2. Thessalonicher 3 lehrt uns den Verfall der Haushaltung und nicht ihre Wiederherstellung. Ebenso zeigt uns der Apostel Judas, dass das Übel, welches schon in die Christenheit eingeschlichen war, der Gegentand des Gerichts und der Ankunft des Herrn sein werde.

Es ist wahr, dass das Wort und der Heilige Geist in der Versammlung wohnen. Gott sei dafür gepriesen! Die Gegenwart des Heiligen Geistes ist allein der Grund unseres Vertrauens und unserer Hoffnung. Was die praktische Verwirklichung betrifft, ist geradezu zu lernen, sich genau darauf zu stützen. Wir haben danach zu fragen, was das Wort und der Geist von dem verfallenen Zustand der Kirche sagen, und nicht, was menschliche Gedanken sagen. Die Stelle: „Das Wort … und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!“ (Hag 2,5), ist für uns sehr tröstlich und wir dürfen uns immer darauf stützen. Diese ermunternde Weissagung von Haggai hat Nehemia, der voll Vertrauen zu Gott war, begleitet, als Israel aus der Gefangenschaft zurückkehrte. Sie führte ihn nicht dahin, die Aufgabe vorzunehmen und zu erfüllen, die dem Mose, der in seinem ganzen Hause treu war, zu Anfang dieser Haushaltung gegeben wurde. Nein, er gesteht in klaren und bewegenden Ausdrücken den verfallenen Zustand Israels und dass „wir in großer Bedrängnis sind“ (vgl. Neh 9,37). Er tut alles, wozu ihn das Wort Gottes in den bestehenden Umständen berechtigt; nie aber hat er daran gedacht, eine Bundeslade zu machen, wie und weil Moses sie gemacht hatte. Er suchte auch nicht, die Schechina (Gegenwart, Herrlichkeit Gottes) wiederherzustellen, welche Gott allein nur machen konnte, noch die Urim und Thumim (Licht und Recht), solange sie fehlten. Das Wort sagt uns aber, dass er und die Kinder Israel gesegnet wurden, wie es „seit den Tagen Josuas“ nicht gewesen war (vgl. Neh 8,17). Nicht aber dachte er daran, das wiederherzustellen, was Moses gemacht, die Sünde Israels aber zerstört hatte. Hätte er das getan, so würde das ein Akt menschlicher Anmaßung und nicht Gehorsam gewesen sein.

Gehorsam und nicht die Nachahmung der Apostel ist in solchen Umständen unsere Pflicht. Das ist weit demütigender; zum wenigsten ist es niedriger und sicherer; und es ist zu wünschen, dass die Gläubigen eine demütige Gesinnung haben. Mit dem bestehenden Übel sich zufriedenzugeben, als ob wir nichts tun konnten, das ist kein Gehorsam; auch ist das kein Gehorsam, die Handlung der Apostel nachzuahmen. Das Bewusstsein der Gegenwart des Heiligen Geistes befreit uns von dem bösen Gedanken, verpflichtet zu sein, in einem Übel zu bleiben; aber es bewahrt uns auch vor der Anmaßung, mehr zu tun, als der Heilige Geist in dem Augenblick wirkt.

Der Geist Gottes ist immer mit uns, um uns auf dem Weg des wahren Gehorsams zu stärken. Er, der alles, was in der Kirche vorgehen würde, voraussah, hat in diesem Wort Warnungen gegeben und zugleich den nötigen Beistand verheißen. Wenn er uns sagt, „dass in den letzten Tagen schwere Zeiten kommen werden“, und uns die Menschen dieser Zeit schildert, so fügt er hinzu: „von diesen wende dich weg“ (2. Tim 3,1.5). „Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen“ (2. Kor 6,14), ist eine Warnung für alle Zeiten. Er sagt, wir seien alle „ein Leib“ und essen daher von „einem Brot“ (vgl. 1. Kor 10,17), finde ich aber solche Einigung der Heiligen nicht, so sagt er mir zu gleicher Zeit, dass da, wo zwei oder drei in dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind, Er in ihrer Mitte ist (vgl. Mt 18,20).

Es ist gut, wenn wir uns von dem Übel, welches unser Gewissen belastet und mit dem Wort Gottes in Widerspruch steht, trennen. Dieses Wort verlangt, dass die Heiligen eins und vereinigt seien; es sagt uns, dass da, wo zwei oder drei im Namen des Herrn Jesus versammelt sind, Er in Ihrer Mitte ist; und wir tun wohl, wenn wir uns aus diesem Grund versammeln. Unter euch sagt ihr, wir haben eine Kirche organisiert oder wir haben uns einen Vorsteher oder Ältesten gewählt, und meint, jetzt die Kirche Gottes an eurem Wohnort zu sein, so erlaubt mir diese Frage: Meine Freunde, wer hat euch aufgetragen, dies alles zu tun? Es ist im Wort Gottes keine Spur davon, dass die Versammlungen Vorsteher oder Älteste gewählt hätten. Man beruft sich mit fester Zuversicht auf die Briefe an Timotheus und Titus als solche, die als Anleitung für die Versammlungen aller Zeiten dienten, während diese doch an keine Versammlung gerichtet sind. Es ist sehr bemerkenswert, dass diese vertrauten Begleiter des Apostels in den Versammlungen zurückgelassen oder dahin gesandt waren, mit dem Befehl, solche Ältesten einzusetzen, als die Versammlungen schon bestanden. Dies ist ein klarer Beweis, dass der Apostel diesen die Macht, ihre Ältesten selbst zu wählen, nicht übertragen konnte, selbst wenn sie durch ihn gebildet worden waren. – Man sagt, um der Ordnung willen muss es also sein. Wir dürfen nicht von dem Grund des Wortes abgehen: „wer nicht mit mir sammelt, zerstreut“ (Mt 12,30). Eine Ordnung nach dem Willen des Menschen, wird bald als eine Unordnung vor dem Angesicht Gottes erscheinen. Wenn Gott in unsrer Mitte Hirten aufstellt oder sie zu uns sendet, so ist das gut – es ist ein großer Segen. Es ist sogar unsere Pflicht, Hirten und Lehrer zu begehren, welche die Versammlungen pflegen, und zu bitten, dass Gott solche in seiner Versammlung erwecken möge, wie wir sie im Wort Gottes dargestellt finden. Seit dem Tag aber, wo der Heilige Geist die Kirche bildete, haben wir keine Nachricht im Wort, dass die Kirche sie gewählt habe.

Die Ernennung eines Vorstehers ist ein rein menschlicher Akt ohne irgendeine Bevollmächtigung. Es ist ein rein willkürliches Hineinmischen in die Angelegenheiten der Versammlung Gottes, eine Handlung, die schlimme Folgen in sich birgt. Die Wahl von Hirten ist ein vermessener Eingriff in die Autorität des Heiligen Geistes, der die Gaben austeilt, „wie er will“ (vgl. 1. Kor 12,11). Wehe dem, der nicht die Gabe annimmt, die Gott einem andern gibt. Und was die amtliche Einsetzung zur Verwaltung des Abendmahls betrifft, so finden wir dies nirgends im Neuen Testament begründet. Es ist klar, dass die Christen am ersten Wochentag zusammenkamen, um das Brot zu brechen (vgl. Apg 20,7; 1. Kor 11,20.23).

Was sollen wir denn tun? Das, was der Glaube immer tut – seine Schwäche anerkennen und sich in die Abhängigkeit von Gott stellen. Gott ist zu allen Zeiten für seine Kirche da, wenn sie auch im Zustand des Verfalls ist. Er wird seine Kinder leiten und führen, wenn sie in Demut und Gehorsam wandeln, ohne sich mit einer Arbeit zu beschäftigen, die nicht von Gott gegeben wurde. Wenn wir nur zwei oder drei sind, versammeln wir uns und wir werden sehen, dass Christus mit uns ist. Lasst uns Ihn anrufen; Er kann alles Nötige geben, damit die Heiligen gesegnet werden, und Er wird es ohne Zweifel tun. Aber durch Anmaßung, etwas zu sein, da wir doch nichts sind, wird uns der Segen nicht zugesichert. Hat an manchen Orten die Wahl der Vorsteher oder Hirten nicht den Segen verhindert? War an manchen Orten es nicht ein Anlass zum Neid und Fall dieser Vorsteher selbst? Sehr oft hat man in diesen von Menschen errichteten Ämtern die Herrschaft eines Einzigen oder einen Kampf der Parteien wahrgenommen.

Manche bleiben auch in einem Zustand, den sie als Unrecht anerkennen, aus Furcht vor Unordnung, als wenn wir weiser als Gott wären. Es ist aber klar, dass es die Pflicht eines Gläubigen ist, sich von jeglicher Handlung zu trennen, von der er weiß, dass sie nicht mit dem Wort übereinstimmt. Aber solche sind gewiss mit aller Liebe und Sanftmut zu tragen, die es aus Unwissenheit nicht tun. Jedoch die Pflicht verlangt es selbst dann von ihm, sich von solchen Handlungen zu trennen, wenn er wegen seiner Treue allein stehen müsste und wie Abraham genötigt wäre auszugehen, ohne zu wissen wohin. Die Welt als Kirche anzuerkennen oder sich anzumaßen, die Kirche wiederherzustellen, sind zwei durch das Wort gleich verdammte und unberechtigte Dinge.

Die Gläubigen bedürfen ganz besonders das tiefe Empfinden des allgemeinen Verfalls. Dieses Gefühl treibt mit dem Bekenntnis zu Gott als der einzigen Zuflucht und hält offenbar von allem bekannten Übel zurück. Es erkennt den Geist Christi als die einzige Regierung der Kirche und nimmt die Gabe eines jeden mit Dank gegen Gott entgegen, der durch eine solche Gabe, einen Bruder zu dem Diener aller eingesetzt hat.

Das ist also, was wir zu tun haben, uns selbst vor dem Herrn zu demütigen, das Übel anzuerkennen, uns davon zu trennen, uns in Seinem Namen zu versammeln und uns auf Ihn zu verlassen, der die Macht hat, uns zu segnen; aber nichts zu tun, was uns das Wort nicht aufgetragen hat. Der Heilige Geist hat allein die Macht zu sammeln und die Kirche aufzubauen. Wir haben nicht nötig zu warten, bis die Vereinigung aller bewirkt ist, weil wir die Verheißung haben, dass, wo zwei oder drei in dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind, Er in Ihrer Mitte sein will. Solche Brüder aber, die versuchen, die Kirche Gottes, wenn sie gefallen ist, wieder aufzurichten, haben keine Verheißung. Wir werden immer feststellen, dass solche von Menschen errichteten Kirchen bald wieder aufhören zu existieren oder verweltlichen. Manche scheinen zu denken, dass, sobald sie einige Stellen der Schrift haben, sie nichts anders zu tun hätten, als sie auszuführen. Jedoch liegt hierin unter dem Schein von Treue ein verderblicher Irrtum, welcher die Gegenwart und die Macht des Heiligen Geistes beiseitelässt. Wir können nur durch die Macht Gottes nach dem Worte Gottes handeln. Die Gründung der Versammlung war eine unmittelbare Wirkung der Macht des Heiligen Geistes.

So lasst uns denn nicht im Kampf gegen die Wahrheit erfunden werden. Demut des Herzens ist der sicherste Weg für uns, denn Gott schenkt dem Demütigen Gnade (1. Pet 5,5). – Sein Name der Gnade und der Barmherzigkeit sei gepriesen immer und ewig.

(Nach einem Traktat)

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