Botschafter des Heils in Christo 1854
Wirkungen des Geistes Gottes
1 Viele Christen sind geneigt, Christus und den Heiligen Geist entweder zu sehr zu trennen, oder zu verwechseln. Es werden einerseits die Wirkungen des Geistes in uns zu sehr von Christus getrennt, und andererseits das Werk Christi für uns zu sehr mit den Wirkungen des Geistes verwechselt. Dies erweckt im Herzen oft traurige Ungewissheit und Zweifel.
Die Wirkung des Geistes Gottes in mir erregt Kampf; sie deckt die Sünde auf und treibt zur Tötung des Fleisches. Es wird dadurch meiner Seele klar, was Christus ist und was ich bin, und dies Gefühl erweckt Demut. Wenn ich Christus, der ganz ohne Sünde war, anschaue, so erkenne ich umso mehr, wie Gott die böse Wurzel der Sünde in meinem Fleisch verdammt. Betrachte ich Jesus in seiner Herrlichkeit, so erkenne ich noch viel mehr, dass ich das, was vor mir liegt, noch nicht ergriffen habe; obgleich ich weiß, dass ich in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit umgestaltet werde. Dieses Gefühl erweckt ein Selbstrichten und ein inneres Betrüben, wiewohl ein seliger Friede und eine freudige Hoffnung die Seele öfters erfüllen kann. Man erkennt, wie wenig alles das, was man für Gott fühlt, in Wahrheit verwirklicht wird; auch wird jede Sünde tiefe Beschämung und Verabscheuung unserer selbst hervorrufen. Fehlt nun die Erkenntnis, dass wir in Christus vollkommen angenehm sind, so werden wir bange und verzagt werden. Unvermerkt treten wir dann oft unter das verdammende Gesetz zurück und verlassen die „Freiheit, womit uns Christus befreit hat.“ Es ist wahr: jeder Christ wird mehr oder weniger schmerzlich sein eigenes Herz müssen kennen lernen, das ist der absondernde, heiligende Fortgang. Doch dürfen wir dies nicht mit unserer Rechtfertigung verwechseln; unsere Aufgabe ist, uns selbst zu richten und nicht Gottes Gericht über uns zu erwarten. Entdecken wir die Sünde, bevor wir eine klare Erkenntnis des Werkes Christi haben, so erfolgt Angst und Schrecken. Haben wir aber das Wort Christi für uns in Wahrheit erkannt, so verabscheuen wir die Sünde noch tiefer, aber wir erschrecken nicht, als ob wir durch dieselbe verdammt würden.
Man hört vom Verbergen des Angesichts Gottes und anderen Redensarten, die der Glaube niemals führen kann; denn dem Glauben ist es bewusst, dass Gott fortwährend seinen Gesalbten anschaut und deshalb sein Angesicht uns niemals verbirgt. Hat man aber solche Gedanken, so hat man sie nur als puren Unglauben zu behandeln. Jeder Gläubige muss es zugeben, dass sie unwahr sind, wenn er anders erkannt hat, dass die Gläubigen ganz und vollkommen in Christus angenehm sind. Darum ist ein Fürwahrhalten solcher Gedanken nichts anders als die Lüge des eigenen Herzens und Unglaube. Aber, sprichst du: „Sind das auch Redensarten, was wir in Hiob 13,24 und in Psalm 10,1–13; 2,27; 88,30; 8,55; 102,3; 104,29; Jes 54,8 – und an vielen anderen Stellen des Wortes Gottes lesen?“ Wenn du alle Stellen der heiligen Schrift in dieser Beziehung nachsuchst, so wirst du finden, dass diese Ausdrücke nur vor und während des Priestertums Aarons vorkamen. Es reicht aber kein Einziger bis in die Zeit hinaus, in welcher Christus, als der ewige Hohepriester, für die Glieder seiner Kirche im Heiligtum vor Gott erscheint. Auch lesen wir in Hesekiel 28,20, dass nach Ausgießung des Heiligen Geistes kein Verbergen des Angesichts Gottes mehr stattfinden soll. Diese Ausgießung ist für die Kirche geschehen und wenn wir derselben als Glied einverleibt sind, dann haben wir an diesem Geist Teil. Es gibt also für uns kein Verbergen des Angesichts Gottes mehr, weil die Kirche in ihrem vollkommenen Haupt im Himmel repräsentiert ist. Der Heilige Geist richtet die Sünde in ihr; aber das bringt mich auch zum Bewusstsein, dass ich um derselben willen nicht gerichtet werde, weil Christus das Gericht für mich ertragen hat. Dies ist kein Deckmantel der Bosheit. Das Fleisch möchte es zwar gerne immer dazu verdrehen, – ja alles möchte es verkehren. So aber verhält sich es mit der Sache der Wahrheit nicht. Der Heilige Geist zeigt mir den Herrn, der meine Sünden getragen und ausgefegt hat, zur Rechten Gottes; Er gibt mir dadurch völlige Gewissheit, dass sie hinweggetan sind, und dass ich in Christus völlig angenehm und geliebt bin. Derselbe Geist beurteilt die Sünde, wegen ihrer verwerflichen Eigenschaft, in welcher sie in dem Licht der Herrlichkeit Christi umso deutlicher erkannt wird. Wollen wir sie aber nicht erkennen, so züchtigt und säubert uns der Vater. In seine Hände hat der Sohn diejenigen zu bewahren befohlen, die der Vater Ihm gegeben hat. Er züchtigt uns alsdann als ein heiliger Vater – gleich wie ein Weingärtner die Reben. Dazu kommt die Zucht der Kirche, welche den Geist empfangen hat. Die Vernachlässigung dieser Zucht hat viel dazu beigetragen, dass man ein großes Misstrauen in die selige Gewissheit der Gläubigen setzt. Die Gläubigen haben die heilige Verpflichtung, sich in ihrer Gesamtheit als die Kirche, als den Leib Christi, als ein offenbares, heiliges Volk anzusehen. Dies ist nach dem Wort Gottes ihre Stellung. Die Kirche ist die Wohnstätte des Heiligen Geistes. Darum sollten sie durch den Geist alle göttliche Ordnung und Zucht für die Erhaltung der offenbar gewordenen Heiligkeit dieses gottgeweihten Volkes aufrecht erhalten. Der Geist tut den Stand der Kirche in Christus kund. – „An demselben Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und ich in euch.“ Er erweckt und bewahrt in Gnade und Heiligkeit die Charakterzüge der Kirche. „Ihr seid ein Brief Christi, geschrieben mit dem Geist des lebendigen Gottes.“ Ruht meine Seele ganz und gar in dem Werk Christi und erkenne namentlich, dass Er angenehm ist, – angenehm als der Einzige, der vor Gott erscheint, um mich in sich selbst darzustellen; dann erkenne ich, dass ich auch unendlich vollkommen und angenehm vor Ihm bin. – „Gleich wie Er ist, so sind auch wir – in dieser Welt,“ so dass „darin die Liebe bei uns völlig ist, auf dass wir Freudigkeit haben, am Tag des Gerichts.“ Man setzt gewöhnlich an die Stelle des Werkes Christi für uns, die Wirkungen des Geistes in uns und dies hat oft die traurigsten Folgen. Gründe ich meinen Frieden und meine Hoffnung auf die Wirkung des Geistes in mir, so werde ich verzagt sein, wenn ich das Fleisch wirken sehe und kann sogar zweifeln, ob ich wohl im Glauben sei. Der sichere und unumstößliche Ruhepunkt des Glaubens ist nur das vollendete Werk Christi für uns, welches stets vor Gott dasselbe bleibt. Sagst du etwa: Allerdings, aber ich kann es des Fleisches und Unglaubens wegen nicht so klar erkennen. –
Lieber, das verändert die Wahrheit nicht. Und zu welchem gerade auch immer diese Dunkelheit steigen möge, behandle sie als Unglaube und Sünde, – nicht aber als Zustand eines Christen, oder als wenn Gott sein Angesicht verberge. Die Entdeckung der Sünde in dir, wie verabscheuungswürdig sie auch ist, gibt keine Ursache zum Zweifeln. Eben diese Sünde war es, für welche die Versöhnung geschah. Und eben darum, weil du ein Sünder warst, darum ist Christus gestorben und auferstanden. Dieses schlichtet die ganze Sache.
Vielleicht spricht jemand: Ich bin der göttlichen Überzeugung, dass Christus, der wahre Sohn Gottes, eins mit dem Vater und all seinem Werk und seiner Gnade ist; aber ich bin nicht gewiss, ob ich Anteil. an Ihm habe; – darum handelt sich meine Frage und das ist eine ganz andere Sache, ach! dies ist keine andere Sache, sondern ein Kunstgriff des Satans und schlechter Unterricht, welcher dich nur von Christus zurückwerfen möchte. Gott hat zu unserem Trost diese zwei Dinge mit einander verbunden, dadurch, dass Er gesagt hat: „Von dem allen ... wird in diesem ein jeglicher, der glaubt, gerecht.“ Kurz, will man sagen: „Ich glaube, aber ich weiß nicht, ob ich Anteil habe,“ so ist man im Betrug des Satans. Denn Gott sagt: Diejenigen, die da glauben, die sind es, die da Anteil haben. Das ist seine Handlungsweise. Vom Gesichtspunkt Gottes aus habe ich kein größer Recht, zu glauben, dass ich ein Sünder bin, als auch, dass ich in Christus gerecht bin. Es ist ein und dasselbe Zeugnis, welches bezeugt, dass keiner gerecht ist und dass Gläubige gerechtfertigt sind.
Nur in Christi Werk, in dem Werk, das er der Sünde wegen vollendet hat, habe ich vollkommenen Frieden. „Aber,“ sprichst du, „soll ich mich denn nicht selbst untersuchen, ob ich im Glauben bin?“ – Keineswegs. – Was sagt denn 2. Korinther 13,5: „Versucht euch selbst, ob ihr im Glauben seid, usw.?“ – Warum sollten sie sich untersuchen? Der in ihnen wirksame Glaube sollte ihnen ein Beweis sein, dass Christus durch den Apostel geredet habe; sie sollten durch die Gewissheit ihres eigenen Christentums von der Apostelschaft des Paulus versichert sein. Doch gehen wir weiter.
Der Mensch ist stets gereinigt in dem Werke, welches der Geist Gottes in ihm wirkt, dasjenige zu suchen, was nur in dem Werk Christi zu finden ist. Die Erfahrung dessen aber, was in meiner Seele vorgeht, ist nicht Glaube. Meine Gewissheit, mein Trost und meine Hoffnung dürfen sich nicht auf das gründen, was in mir vorgeht, sonst hätte die Gerechtigkeit durch den Glauben aufgehört. Wohl ist es wahr, dass diese Dinge durch Erfahrung gegen spitzfindige Bestreitungen können befestigt werden, wie in der ersten Brief Johannes. Wiederholt behaupte ich, dass durch das Anschauen des Werkes Christi der Maßstab der Heiligkeit erhöht wird. Anstatt das trübe Bild in meiner Seele anzuschauen, erblicke ich Ihn durch den Geist in der Vollkommenheit der Herrlichkeit, zu deren Gemeinschaft ich berufen bin. Und – auf dass ich würdig wandeln möge dem Gott, der mich zu seinem Königreich und zu seiner Herrlichkeit berufen hat, – „vergesse ich, was dahinten ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziele, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.“ Und meine Selbstprüfung wird keine trübsinnige Untersuchung ob ich im Glauben sei, oder nicht. Dabei kann ich Gott nie in Zuversicht, demgemäß was Er getan hat in Christus Jesus, ehren. Vielmehr wird es eine Untersuchung davon, ob ich wandle, wie es einem solchen geziemt, der berufen ist in Gottes Königreich und Herrlichkeit.
Die Trennung der Person Christi von den Wirkungen des Heiligen Geistes ist ebenfalls ein Mangel bei vielen Christen. Man spricht gewöhnlich von einem „Geborensein aus dem Geist.“ – Dessen Notwendigkeit wird bewiesen durch das, was wir sind; es werden die Früchte dieser Geburt hervorgehoben, und dann wird die Frage gestellt: „Bist du ein Solcher? – denn alsdann gehst du in den Himmel ein.“ Es liegt darin eine Wahrheit; aber es fragt sich, ob dieses auch in der Schrift also dargestellt ist. Da sind die Dinge immerwährend und völlig mit Christus verbunden. Wir sind mit Christus gestorben und lebendig gemacht und also mit Ihm vereinigt, dass wir völlig Teil nehmen an alle dem, wovon Er der Erbe ist. Es ist eine Vereinigung des Lebens und des Erbrechtes, wovon der Heilige Geist die Kraft und der Zeuge ist. – Also ist es in der Brief an die Epheser ausgedrückt: „Und welche da sei die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke, welche Er gewirkt in Christus, da Er Ihn von den Toten auferweckt hat, und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel. Und auch euch hat Er lebendig gemacht. – Da wir tot waren in den Sünden hat Er uns samt Christus lebendig und auferstehen gemacht; und gesetzt in das Himmlische in Christus Jesus.“ Ebenso in Kolosser 2,13: „Gott hat euch mit Ihm lebendig gemacht, indem Er euch geschenkt hat alle Sünden.“ „Seid ihr nun mit Christus auferstanden?“
Die Wirkung des Geistes Gottes, indem Er in göttlicher Kraft handelt, geschieht, um uns in lebendigen Umgang mit Christus zu bringen. Er will in uns die Kraft von alle dem verwirklichen und offenbaren, was in Christus betätigt ist. Er sucht uns in die Kraft und Verbindung des Lebens und der Herrlichkeit des zweiten Adams, des auferstandenen und verherrlichten Menschen zu bringen. „Wer dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm. Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebein.“ Wir sind „Miterben, indem wir mit leiden, auf dass wir mit verherrlicht werden;“ „umgestaltet in das Bild,“ indem das Gott uns samt Ihm hat lebendig gemacht, und hat uns mit Ihm auferstehen gemacht und mitgesetzt usw (Eph 2,5–6). Der Geist Gottes wirkt also in uns im Leben, Dienen und Leiden und endlich auch in Herrlichkeit, in der Auferstehung unseres Leibes.
Es wird von dem Geist gesprochen als lebendig machend und auch als bewohnend. Was einzelne Personen betrifft, die also vom Geist lebendig gemacht und vom Geist bewohnt sind, so werden sie von da an in die Gemeinschaft des Lebens Christi gebracht, so dass sie ewiges Leben haben, – in Ihm selbst, als Gottes Sohn. In dieser Gemeinschaft werden sie auch zugleich offenbar gemacht und nach seinem Wohlgefallen zu Werkzeugen zubereitet, um seine Herrlichkeit zu offenbaren. Die besondere Sache, wovon der Geist in der Kirche zeugt, ist, dass Jesus Christus, der, unmittelbar mit der Herrlichkeit verbunden, Herr ist, „zur Verherrlichung Gottes des Vaters.“
Der Mensch wird nicht nur nach außen hin verändert, sondern auch durch die Mitteilung eines neuen Lebens. Er wird teilhaftig der göttlichen Natur: wie er mit dem ersten Adam zur lebendigen Seele geworden ist, also ist er auch jetzt eins mit dem zweiten Adam, Christus, welcher der lebendig machende Geist ist. Die Kirche hat dieses Leben empfangen in Kraft seiner Auferstehung. Selbst ihr Dasein hat die Kirche in Folge dieser Auferstehung; sie ist selbst das Zeugnis, dass alles Gericht ihrer Sünden vorüber ist. Wäre dieses nicht so, dann könnte die Kirche gar nicht existieren.
Dies ist der wirkliche Charakter unserer Wiedergeburt in ein Königreich hinein, wo uns keine Sünde zugerechnet wird, noch zugerechnet werden kann. Wir sind durch die Kraft dessen hineingeführt worden, in welchem alle Sünden hinweg getan sind. Das Leben der Kirche ist zu einem und demselben gemacht mit der Auferstehung Christi; und darum ist es der tatsächliche Beweis in ihr, dass alles völlig vergeben und hinweggetragen worden ist, was ihr Leben nach dem ersten Adam jemals hat verüben können.
Die Rechtfertigung der Kirche ist eins mit der lebendigen Gnade. Sie besitzt dieselbe, weit sie mit Ihm lebendig gemacht und mit Ihm aus dem Grab auferstanden ist, in welches Er alle ihre Sünden trug. Also sind Wiedergeburt und Rechtfertigung unzertrennlich mit einander verbunden, und die Wirkung des Geistes, von dem Werk Christi durchaus abgesondert und an ihren Früchten erkennbar, ist ein Lebendigmachen samt Christus aus den Übertretungen und Sünden. Christus hat im Gericht für mich den Tod als Lohn der Sünde getragen, deshalb mir diese vergeben sind und ich gerechtfertigt bin, als der ich aus denselben lebendig gemacht worden. Die Auferstehung beweist, dass ein Gericht stattfindet, sagt der Apostel (Apg 17). Sie beweist aber auch, dass es für uns keins gibt, sagt uns der Geist durch denselben Apostel, denn „Christus ist auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen.“ Er war tot unter unseren Sünden; Gott auferweckte Ihn, und wo sind die Sünden jetzt? – Die Kirche ist aus dem Grab Jesu lebendig gemacht, in welchem die Sünden geblieben sind.
Da die Wirkungen des Geistes uns in Gemeinschaft mit dem Sohn das Leben geben und die Herrlichkeit offenbaren, die uns zugleich zugehört, so kommen sie genau mit dem überein, was der Herr in Bezug auf sich selbst sagt. Darum verhält sich unsere Gemeinschaft mit Ihm gerade so, wie seine Gemeinschaft mit dem Vater. Wir legen Zeugnis von seiner Herrlichkeit ab, wie Er von der Herrlichkeit, die Er bei dem Vater hatte. Diese zwei Verhältnisse werden angedeutet (Joh 4,14; 7,38). Doch ist es nötig, zu bemerken, dass wir in diesen und ähnlichen Schriftabschnitten nicht über die Einwirkungen des Geistes auf uns von außen, belehrt werden, sondern über sein Wohnen in uns. Von außen wirkt der Geist Gottes entweder durch das Zeugnis der Predigt, für dessen Aufnahme wir verantwortlich sind, oder wenn er uns überzeugt, erneuert und lebendig macht. „Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter taten, so tut ihr.“ Wenn wir das wirksame Wort durch den Glauben aufnehmen, so wirkt der Geist von außen auf uns, und wir werden dadurch lebendig gemacht. Christus wird alsdann in uns offenbar. „Ihr seid alle Gottes Kinder, durch den Glauben an Christus Jesus.“ „Aus freiem Willen hat Er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit, auf dass wir wären Erstlinge seiner Kreaturen.“ Für dies Zeugnis ist der Mensch verantwortlich, denn es ist ein Zeugnis Gottes.
Da das Werk an welchem wir Teil haben, ein vollkommenes ist, so ist auch der Geist, der Seinen Wohnsitz in den Gläubigen nimmt, ein Geist des Friedens und der Freude; Er ist ein Geist des Zeugnisses von alle dem, was Christus ist, und was Er getan hat, und dass Er und sein Werk dem Vater völlig wohlgefällig sind.
In Johannes 4. wird das Zeugnis mit dem lebendigen Wasser verglichen. Aus den wiederholten Antworten des Weibes, die sie den Forderungen des Herrn gibt, sehen wir hier zugleich die Stumpfheit und Unfähigkeit des Fleisches, um die Dinge des Geistes zu vernehmen. Man sollte meinen, sie hätte für die Dinge wach werden müssen, die sonst über ihre gewöhnlichen Gedanken ganz hinaus gingen. Doch will ich jetzt nicht auf das Vermögen des Fleisches, es anzunehmen, eingehen, sondern auf die Offenbarung des Herrn. Der Herr redet hier von einer Gabe, die Er selbst darreicht; daher ist zu bemerken, dass Christus der Geber und nicht die Gabe ist. „Wer des Wassers trinken wird, das ich ihm gebe, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden.“ „Es quillt in das ewige Leben.“ Es ist das göttliche Leben von dem Sohn, welches durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt, genossen wird. Er wohnt in uns, nicht nur als Gottes Geist, um seine Herrlichkeit zu offenbaren, sondern Er ist die Kraft des Lebens, welches seine Gemeinschaft und sein Herkommen aus dem ewigen Quell hat, aus welchem es her fließt. Jesus mochte in unserer Niedrigkeit oder in seiner Herrlichkeit sein, das Leben hat Er immer in sich selbst, als der Sohn Gottes. Er konnte auferwecken ins natürliche Leben, oder auch ins Auferstehungsleben.
Zusammen mit diesem neuen Leben wohnt und zeugt der Geist ganz besonders. Christus konnte das Leben damals mitteilen, aber nicht als das Haupt des Leibes. Dieser Charakter war Ihm als dem Auferstandenen eigen. Durch die Wirkung des Geistes, der also mit unserem neuen Leben in uns wohnt, geschieht es, dass Gott von uns besonders gekannt und genossen wird. Weil es aber der Geist dessen ist, welcher uns lebendig gemacht hat, so wird Gott von uns als Vater genossen und geehrt. Gott war auch den Juden bekannt und verwandt, aber unter dem Namen Jehova; uns aber ist die besondere Verwandtschaft: „Mein Vater und euer Vater, mein Gott und euer Gott.“ Wir kennen Ihn als Kinder. Dies wird im 4. Kapitel des Johannesevangeliums angedeutet: „Gott ist ein Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ Und kurz vor diesem Ausspruch sagt der Herr: „Die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will auch haben, die Ihn also anbeten.“ Diese Gemeinschaft Gottes und diese Erkenntnis Gottes ist das Wesen außerordentlicher Freude. Ich meine, dass wir Ihn als Gott und Vater erkennen und genießen. Es ist in diesem Erkennen Gottes eine Tiefe, die alle unsere Gedanken übersteigt. Es kann da von keiner Sünde mehr die Rede sein. In seiner Gemeinschaft erreicht der Friede eine unendliche Höhe. Züchtigungen, wenn sie nötig werden, mögen diese Genüsse für eine Zeit wegnehmen. „Da ihr jetzt eine Zeit (wo es nötig ist) traurig seid in mancherlei Anfechtungen.“ Aber mag die Freude auch geschwächt sein, unsere Zuversicht zu Gott gründet sich auf das vollgültige Werk Christi, und wir werden nur umso unmittelbarer auf Gott geworfen. Wir sollten in Gott immer froh sein; aber wir sind geneigt uns den verliehenen Segnungen zuzukehren, und den Segensspender einigermaßen zu vergessen. Daher widerfahren uns die Entbehrungen, damit wir sein gedenken mögen. Wir sollen stets in Ihm ruhen, in Ihm uns ergötzen und erfüllt werden mit aller Gottesfülle. In dem Namen Gottes als solchem wird uns die Kraft dieser Gemeinschaft mitgeteilt, wobei wir in der Liebe gegründet und gewurzelt sind, indem wir Ihn erkennen und von Ihm erkannt sind. Er hat uns einen Sinn gegeben, dass wir erkennen den Wahrhaftigen und sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Der ungetrübte Geist ist die Kraft hiervon, und wohl uns, wenn es sich also mit uns verhält. Es ist auf die einfachste Wahrheit gegründet.
Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und seinem Sohn Christus. „Auf dass die Liebe,“ sagt der Herr, (indem er von der Kraft dieser Dinge redet, wie sie von Gottes Seite wirkt) „womit du mich geliebt hast, sei in ihnen und ich in ihnen.“ Und wie dieses von unserer Seite geschieht, sagt der Herr in den Worten: „An dem Tag werdet ihr erkennen, dass ich im Vater bin, und ihr in mir und ich in euch.“
Möchte doch die Kirche immer mehr in der ungesehenen Gemeinschaft mit Gott wandeln, und wir immer tiefer das vollbrachte Werk Christi für uns, und die Wirkungen des Geistes Gottes in uns und dessen Verbindung mit Christus, erkennen und unterscheiden.
Fußnoten
- 1 Dieses aus dem Englischen übersetzte Traktat wird hier etwas abgekürzt mitgeteilt.