Botschafter des Heils in Christo 1860

Leben durch den Tod Teil 5/5

5.: Die sieben ersten Kapitel des 3. Buches Mose offenbaren mit einer göttlichen Fülle, Schönheit und Macht die Lehre vom Opfer. Im 8. und 9. Kapitel haben wir die Lehre vom Priestertum; allein mag es sich um das Opfer oder um das Priestertum handeln, immer erhält das Blut seine hervorragende und von Gott verordnete Stellung. Die Blutvergießung war die große Grundlage in der Lehre vom Opfer, und war es ebenso in der Lehre vom Priestertum. Wir wollen hier als Beweis einige Stellen anführen. „Und ließ herzuführen einen Stiere zum Sündopfer. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf des Stiere Haupt. Da fehl achtete man ihn. Und Mose nahm das Blut, und tat es auf die Hörner des Altars umher mit seinem Finger, und entsündigte den Altar; und goss das andere Blut an des Altars Boden, und weihte ihn, dass er ihn versöhnte. … Und brachte herzu einen Widder zum Brandopfer. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf des Widders Haupt. Da schlachtete man ihn. Und Mose sprengte das Blut an den Altar umher. … Und brachte auch herzu den anderen Widder, den Widder des Füllopfers. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf des Widders Haupt. Da schlachtete man ihn. Und Moses nahm sein Blut, und tat es Aaron auf den Knorpel seines rechten Ohrs, und ans den Daumen seiner rechten Hand, und an den Daumen seines rechten Fußes. Und brachte herzu Aarons Söhne, und tat das Blut auf den Knorpel ihres rechten Ohrs, und auf den Daumen ihrer rechten Hand und auf den Daumen ihres rechten Fußes; und sprengte das Blut an den Altar umher“ (3. Mo 8,14–24).

Diese Stellen werden hinreichen, um die Stellung zu zeigen, welche das Blut in der Einweihung des aaronitischen Priestertums einnimmt. Es ist wahr, der Priester musste von jedem körperlichen Gebrechen und von jeder zeremoniellen Verunreinigung gänzlich frei sein (Siehe Kap 21). Er musste in Betreff seiner Herkunft, wie in seiner Person untadelig sein, ehe er dem Altar des Gottes Israels nahen konnte; aber ohne Blutvergießung konnte er nicht stehen, um vor Gott oder für sein Volk zu dienen. Ohne Blut konnte der Altar keinen Priester, der Priester keinen Altar und das Volk weder Altar noch Priester haben. Ein blutbesprengtes Ohr war nötig, damit der Priester die göttlichen Mitteilungen entgegennehmen konnte; eine blutbesprengte Hand war nötig, um den göttlichen Dienst zu verrichten; ein blutbesprengter Fuß war nötig, um in die Vorhöfe des Heiligtums einzutreten, und von einem blutbesprengten Altar allein konnte das reine Räucherwerk zum Thron Gottes aufsteigen.

Es war also beides, das Opfer und das Priestertum auf Blut gegründet. Das Opfer musste tadellos sein und ebenso der Priester; aber weder das eine noch der andere waren ohne Blutvergießung von irgendeinem Wert. „Fast alle Dinge werden nach dem Gesetz mit Blut gereinigt. „Das Buch des Bundes“ wurde mit Blut besprengt, ebenso alles Volk“ (2. Mo 24). Die Priester wurden durch Blut geweiht. Das Opfer war auf Blut gegründet. Der Altar war durch Blut eingeweiht. Die ganze Haushaltung, wurde unter der Kraft des Blutes zusammengehalten. Die göttliche Gegenwart in der Versammlung war durch das Blut gesichert und alle Unreinigkeit wurde durch dasselbe gereinigt. Alle Vorrechte der Haushaltung wurden durch Blut vergossen. Alles war durch das Blut sichergestellt und ohne dasselbe gab es durchaus nichts.

Die Menge der Zeugnisse für die betreffende Sache nimmt zu, je mehr wir unsere Untersuchungen im Licht der heiligen Schrift fortsetzen. Doch wollen wir hier diesen Gegenstand, das Opfer und das Priestertum betreffend, verlassen und noch näher untersuchen, auf welche Weise der Aussätzige gereinigt wurde (3. Mo 14). – Wie wurde dieser von dem Einfluss seiner unreinen, demütigenden Krankheit freigemacht? War es durch ein fleckenloses Leben? Nein, sondern durch einen vollbrachten Tod. Wir lesen in Kapitel 14,4: „Und der Priester soll gebieten für den, der sich reinigen lässt, zwei lebendige Vögel zu bringen, die da rein sind, und Zedernholz und Scharlachwolle und Ysop.“ Reichten die „zwei lebendigen und reinen Vögel“ hin, um den Aussätzigen zu reinigen? Nein, sie konnten als solche nicht einen einzigen Flecken wegnehmen. Sie waren zwar „lebendig und rein“; aber dies allein konnte nichts nützen. Es war durchaus notwendig, dass der Priester gebot: „den einen Vogel zu schlachten in ein irdenes Gefäß, über fließendem Wasser. Und soll den lebendigen Vogel nehmen, samt dem Zedernholz, Scharlach und Ysop, und diese samt dem lebendigen Vogel in das Blut des Vogels tunken, der geschlachtet ist über dem fließenden Wasser; und soll besprengen den, der vom Aussatz zu reinigen ist, siebenmal; und ihn also reinigen, und den lebendigen Vogel ins freie Feld fliegen lassen“ (V 4.6–7).

Hier lernen wir, dass die Reinigung des Aussätzigen auf die Blutvergießung gegründet war. Solange das Blut nicht vergossen War, konnte der Priester den Aussätzigen nicht für rein erklären. Die zwei „lebendigen und reinen Vogel“ – das „Zedernholz, die Scharlachwolle und Ysop“ – das „irdene Gesäß“ – das „fließende Wasser“ – kurz alles würde sich für den armen Aussätzigen als unnütz erwiesen haben, wenn nicht das Blut vergossen worden wäre. Mit anderen Worten, unsere Blicke mögen auf dem gesegneten Jesus ruhen, wie er aus dem Schoß des Vaters herniederkam, wie Er Mensch wurde, wie Er in der Krippe lag – wir mögen den wundervollen Pfad seiner irdischen Laufbahn verfolgen – wir mögen Ihn durch alle Szenen und Umstände seines Lebens und Dienstes begleiten, so finden wir doch nicht eher irgendwelche Reinigung für uns, bis wir durch den Glauben sein kostbares, auf dem Kreuz vergossenes Blut erblicken. Dies ist die einfache Lehre des Wortes. Dies ist die Lehre, welche der Heilige Geist, sei es in den Vorbildern des Alten Testaments, oder in den einfachen und bestimmten Tatsachen des neuen, stets klar vor uns hinstellt. Das vergossene Blut ist die Grundlage von allem, was wir als verlerne Sünder von einem heiligen Gott empfangen. Durch Blut haben wir alles, aber ohne Blut Nichts.

„Der Priester soll gebieten, den Vogel zu schlachten in ein irdenes Gefäß, über fließendem Wasser“ (V 5). Hier haben wir ein Vorbild von dem Opfer des Leibes Jesu Christi durch den ewigen Geist.

„Er soll den lebendigen Vogel nehmen, samt dem Zedernholz, Scharlach und Ysop und diese samt dem lebendigen Vogel in das Blut des Vogels tunken, der geschlachtet ist über dem fließenden Wasser“ (V 6). Dies zeigt uns im Bild einen auferstandenen Heiland, welcher in den Himmel aufgefahren ist, wo Er an seiner Person die Zeichen einer vollbrachten Versöhnung trägt. Der lebendige Vogel wurde nicht eher ins Freie gelassen, bis er in das Blut des geschlachteten getunkt war, durch welches Blut der Aussätzige besprengt und gereinigt wende. Also hat der Herr Jesus nicht eher seinen Platz zur rechten Hand Gottes genommen, bis Er die Reinigung unserer Sünden durch sich selbst gemacht hatte (Siehe Heb 1). Wir könnten kein deutlicheres und schöneres Vorbild eines –auferstandenen Christus haben, als uns hier in dieser lehrreichen Verordnung durch die zwei Vögel vorgestellt ist. „Der lebendige Vogel“, den man ins freie Feld fliegen ließ, zeigt uns Christus, welcher, nachdem Er alle Banden und Ketten des Todes zersprengt hatte, in die unendliche.: Räume der Auferstehung eintritt, um dort in Gemeinschaft mit allen denen, welche sein kostbares Blut von dem bösen Aussatz der Sünde für immer gereinigt hat, sich zu erfreuen.

Jetzt wollen wir noch einen Augenblick bei dem 16. Kapitel des 3. Buches Mose, wo wir die Verordnungen des großen Versöhnungstags finden, verweilen, und damit diese Betrachtung, sowie die Reihenfolge der alttestamentlichen Beweise für unseren Gegenstand schließen. Die eigentliche Auslegung eines solchen Kapitels kann natürlich hier nicht erwartet werden. Ich will aus demselben nur einige Punkte hervorheben, welche die Wahrheit, die uns augenblicklich beschäftigt, sehr klar bestätigt. Zu dem Ende wünsche ich nur einige Stellen anzuführen, um die Tragweite der Versöhnung zu bezeichnen. „Auch soll euch das ein ewiges Recht sein: am zehnten Tage des siebenten Mondes sollt ihr eure Seelen demütigen, und kein Werk tun, der einheimisch oder fremd unter euch ist. Denn an diesem Tag geschieht eure Versöhnung, dass ihr gereinigt werdet; von allen euren Sünden werdet ihr gereinigt vor dem Herrn. ... Und soll also versöhnen das heilige Heiligtum, und die Hütte des Stifts, und den Altar, und die Priester, und alles Volk der Gemeinde“ (V 29–30.33). Hier haben wir die wundervolle Tragweite und die Wirkung des Blutes. Das Heiligtum, die Stiftshütte, der Ort der Anbetung und der Anbeter – kurz alles stand unter der Kraft des Blutes. Und warum? Weil „ohne Blutvergießung keine Vergebung ist.“ „Das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch zum Altar gegeben, dass eure Seelen damit versöhnt werden. Denn das Blut ist die Versöhnung für die Seele“ (Kap 17,11).

Könnte irgendetwas einfacher und bestimmter sein als dieses? Die ganze Kraft der Versöhnung ist in dem Blut. Es heißt nicht: „Das Blut hilft eine Versöhnung machen, oder es ist ein Teil der Versöhnung, oder es bildet im Werk die Versöhnung die Schlussszene, oder es muss noch irgendetwas anders hinzugefügt werden, um das Werk völlig zu machen.“ Keineswegs, das Blut steht ganz und gar allein. Es reinigt das Volk Gottes von allen seinen Sünden, und zwar nicht nur vor den Menschen und vor den Engeln, sondern vor dem Herrn. Wir sind also gereinigt von allen unseren Sünden vor dem Herrn; was bedürfen wir noch mehr? Nichts mehr, ausgenommen, dass die Strahlen der ewigen Herrlichkeit uns völlig umleuchten. Auf der himmlischen Seite des Kreuzes ist nur die Herrlichkeit. Es ist die Macht des Kreuzes, es ist die Wirkung des Blutes Jesu, den nichtswürdigsten Sünder fähig zu machen, in dem völligen Licht der Herrlichkeit Gottes zu stehen. Wohl kann nicht der geringste Flecken von der Sünde je in die Gegenwart Gottes eindringen; aber das Kreuz hat die Sünde verdammt und sie für immer beseitigt, damit der Gläubige in der Kraft der göttlichen Gerechtigkeit für immer nahegebracht sei. Je mehr der Gläubige erleuchtet ist, desto deutlicher vermag er zu sehen, dass „vor dem Herrn“ kein einziger Flecken an ihm ist. Herrliche, köstliche, befriedigende und befreiende Wahrheit! O möchten wir doch durch die Gnade des Herrn ihre ganze Kraft verstehen!

Wir schließen hier also die Reihenfolge der alttestamentlichen Beweise. Es sind hinreichende Zeugnisse beigebracht worden, um die Stellung zu zeigen, welche die Lehre von dem Blut in dem Wort einnimmt; und nicht allein das, sondern auch um einzusehen, wie verwerflich es ist, wenn wir mit dem Tod Christi, als dem alleinigen Grund unserer Versöhnung, unserer Rechtfertigung und unserer Annahme vor Gott, noch irgendetwas vermengen. Wenn das Wort Gottes erklärt, dass „das Blut eine Versöhnung für die Seele ist“, dann steht in der Tat jede Hinzufügung in direktem Widerspruch mit dieser Erklärung Gottes; und wir werden dies nicht tun können, ohne unseren Seelen den völligen Wert des Blutes Christi zu rauben. Wo der einfachen Lehre vom Kreuz Eintrag getan wird, da kann in Betreff der Frage der Sünde kein göttlich befestigter Friede sein. Das ist von großer Wichtigkeit. Je mehr aber die Gedanken Gottes unsere Herzen erfüllen, desto mehr werden wir überzeugt sein, dass wir durch den Tod nicht allein das Leben haben, sondern auch Gerechtigkeit, Frieden, Vergebung, Heiligkeit, Anbetung, Gemeinschaft, Priestertum – ja alles durch den Tod.

Möge dies der Heilige Geist unseren Herzen recht tief einprägen!

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