Botschafter des Heils in Christo 1860

Die Einheit mit Christus

Die Sicherheit eines Gläubigen besteht darin, dass er eins ist mit Christus, und sein Friede, seine Freude, sein Wandel hängen von der Erkenntnis und Verwirklichung dieser Einheit ab. Freilich erkennen wir diese über alles wichtige Tatsache nur durch den Glauben und verwirklichen sie auch durch denselben; aber Gottes Wort erklärt es für eine Tatsache und auf diesem Wort ruht der Glaube. Der Glaube nimmt einfach das als wahr an, was Gott geredet hat, wie widersinnig es auch dem Verstand, dem Gefühl, der Erfahrung, den Sinnen, den Zweifeln und der Furcht erscheinen mag. Der Glaube gibt auf dies alles kein Gehör; er berücksichtigt weder die Furcht, die Zweifel, die Gefühle, noch erwägt er die Erfahrung, die Sinne oder den Verstand; er hört einfach auf die Stimme Gottes, welche in seinem Worte zu uns redet. Was das Wort sagt – Was also Gott selbst erklärt – das allein nimmt der Glaube an; und Gott erklärt in seinem Wort, dass der Gläubige mit Christus eins ist. Wer dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm (1. Kor 6,17). „Denn durch einen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie; und sind alle in einen Geist getränkt“ (1. Kor 12,13).

Christus ist voll von Gnade, und selbst der Schuldigste ist seiner Umarmung willkommen. Ja, so ist es, gepriesen sei sein Name! Es war also, als Er hier in Niedrigkeit wandelte; und jetzt, nachdem Er erhöht ist, haben wir die Zuversicht, dass Er „derselbe Herr von allen ist, reich für alle, die Ihn anrufen; denn jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden“ (Röm 10,12–13). Ja dies alles ist wahr, es ist im Wort Gottes offenbart und ist zum Trost und zur Ermutigung einer jeden armen, zweifelnden und zitternden Seele, mag sie im Gefühl ihres Verlorenseins oder ihrer Ungewissheit zu Gott nahen, geschrieben. „Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen.“ Mit dieser Versicherung wendet Er sich an einen jeden. Dies alles ist eine köstliche Ermutigung für den Schwächsten, Elendesten und Verzagtesten, um auf Christus zu schauen, um zu Ihm zu kommen, und an Ihn sich anzuklammern. Aber das Wort Gottes gibt uns auch ferner sein Urteil über jene, welche also schauen, oder kommen und sich anklammern. Es sagt uns, in welchem Licht Er auf Solche herniederschaut – wofür Er sie halt oder als was Er sie betrachtet. „Dem aber, der nicht wirkt, aber an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Gleichwie auch David von der Glückseligkeit des Menschen spricht, welchem Gott Gerechtigkeit ohne Werken zurechnet“ (Röm 4,5–6). „Es ist aber nicht allein um seinetwillen (Abrahams willen) geschrieben, dass es ihm zugerechnet wurde, sondern auch um unsertwillen, welchen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat; welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben, und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt ist“ (V 23–25). Dies aber ist nicht alles. Das Wort Gottes belehrt uns, dass selbst der geringste Gläubige, welcher sich sehr schwach und mit Zittern an Christus anklammert, eins mit dem Christus ist, an welchen er sich anklammert. Ein Solcher gibt zu verstehen, dass der Glaube, durch welchen er sich also anklammert, der erste Pulsschlag des Lebens Christi in seiner Seele ist. Dies zeigt uns die überschwängliche Größe der Kraft Gottes gegen die, welche glauben, „nach der Wirkung der Kraft seiner Stärke, welche Er in dem Christus gewirkt hat, da Er Ihn aus den Toten auferweckte“ (Eph 1,19–20). Es zeigt uns wie „Gott, weil Er reich an Barmherzigkeit ist, wegen seiner vielen Liebe, womit Er uns geliebt hat, als auch wir in den Vergehungen tot waren, uns mit dem Christus lebendig gemacht hat, – durch die Gnade seid ihr errettet; – und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern, in Christus Jesus“ (Eph 2,4–6). Es spricht zu den Gläubigen, als „mit Ihm begraben in der Taufe; in welchem ihr auch mit auferweckt worden seid durch den Glauben an die Wirkung Gottes, der Ihn aus den Toten auferweckt hat“ (Kol 2,12). „Auch euch,“ sagt er, „als ihr in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches tot wärt, euch hat Er mit lebendig gemacht, mit Ihm, und hat euch alle Vergehungen vergeben“ (Kol 2,13). Lasst uns wohl beachten, dass es durch Glauben an die Wirkung Gottes ist, dass wir mit Christus auferstanden sind. Das Leben, welches wir besitzen, ist ein Leben, welches wir in Gemeinschaft mit Christus besitzen – auferstanden mit Ihm. Gott hat Ihn von dem Tod auferweckt, und der Glaube, durch welchen wir uns an Ihn anklammern, ist ein Glaube an die Wirkung Gottes, und durch diesen Glauben sind wir mit Christus auferstanden. Er starb für die Sünden – für unsere Sünden; wir warm tot in Sünden. Gott hat Ihn auferweckt, und hat uns, die wir diesen Glauben an seine Wirkung haben, mit lebendig gemacht. Das Leben also, welches wir besitzen, besitzen wir mit Christus – in Gemeinschaft mit Ihm.

Wie gesegnet ist die Stellung, in welche wir gesetzt sind! Wir sind eins mit Christus, Teilhaber ein und desselben Lebens mit Ihm. Er ist unser Leben, wie gesagt ist: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart sein wird usw.“ Wie vollkommen ist unsere Annahme, wie vollkommen unsere Sicherheit! Wir sind „in Christus.“ Wie die Hand oder der Fuß dem Körper einverleibt ist, ebenso ist der Gläubige Christus einverleibt; und also sind wir Erben aller seiner Segnungen. „So ist denn nun keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.“ „Aus Ihm aber seid ihr in Christus Jesus, der uns Weisheit von Gott, und Gerechtigkeit, und Heiligkeit und Erlösung geworden ist“ (1. Kor 1,30). „In Ihm sind wir die Gerechtigkeit Gottes geworden.“ „Wir sind begnadigt in dem Geliebten.“ Gott hat uns „mitsitzenlassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“ Kann irgendeine Beschuldigung gegen Ihn sein? Unmöglich; und darum auch nicht gegen den Gläubigen, welcher eins mit Ihm ist. Dies ist die Natur und die Vollkommenheit der Rechtfertigung, der Stellung und der Annahme des Gläubigen vor Gott. Der Glaube, durch welchen er als ein armer Sünder Christus umklammert, ist selbst der erste Atem oder Puls schlag eines neuen Lebens, welches in der Tat das Leben Christi ist – eines Lebens, welches er jetzt in Gemeinschaft mit Christus besitzt. Und wie können nun noch die Sünden, welche alle auf Christus gelegt sind, ihm zur Last fallen? Das Gedächtnis mag sie zurückrufen, Satan mag ihn dadurch zu erschrecken suchen, dass er sie der Reihe nach vor ihn hinstellt; aber die Frage ist nicht, ob sie uns, sondern ob sie Christus zur Last gelegt werden können. Wir wissen aber, dass Er sie schon alle durch sein eigenes Blut am Kreuz getilgt hat, und der Gläubige ist in Betreff seines Lebens ein Teil von Christus. Er ist dies dadurch geworden, dass Christus alle seine Sünden am Kreuz weggenommen hat – „lebendig gemacht mit ihm, hat er euch alle Vergehungen vergeben.“ Wenn Christus meine Sünden nicht hinweggenommen hätte, dann könnte ich nicht zu einem Genossen seines Lebens gemacht worden sein. Wenn ich ein Gläubiger bin, so habe ich Teil an seinem Leben, und ich bin versichert, dass alle meine Sünden hinweggenommen, dass alle meine Übertretungen vergeben sind. Können sie Christus nicht mehr zur Last gelegt werden, dann können sie es auch mir nicht; denn als Gläubiger bin ich ein Teil von Christus, sowie das Auge oder das Ohr des Menschen ein Teil des Menschen ist. Ein und dasselbe Leben beseelt das Auge, das Ohr, die Hand und alle die anderen Glieder des Menschen, und ein und dasselbe Leben beseelt Christus und den Gläubigen. Gepriesen sei Gott für solch eine Feststellung dieser ganzen Frage!

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