Botschafter des Heils in Christo 1860

Leben durch den Tod Teil 3/5

Die Wahrheit, dass das Leben allein durch den Tod geschenkt wird, wird uns nun weiter in der wohl bekannten Einsetzung des Passahs deutlich vor Augen gestellt. Wir finden dies in 2. Mose 13. Die Errettung durch Blut wird uns in diesem Artikel mit deutlichen und klaren Worten vorgestellt. Man bemerke wohl: nicht Errettung durch Blut und noch etwas dazu; sondern Errettung durch Blut allein. Ich wünsche dies mit Nachdruck auszusprechen, damit diese gesegnete Wahrheit tief in das Herz eingegraben werde. Ich frage den einfachsten Leser: Was rettete den Israeliten von dem Schwert des Verderbens? Ich zweifele nicht, dass er mit denselben Worten, welche Jehova zu Israel sprach, antworten wird: „Wenn ich das Blut sehe, will ich vorübergehen.“

Das Lamm musste „ohne Fehl sein, ein Männlein und ein Jahr alt;“ denn was würde es sonst genützt haben? was konnte anders den Ansprüchen Gottes entsprechen? „Ihr aber sollt ein Lamm nehmen, daran kein fehl ist, ein Männlein und ein Jahr alt, von den Schafen und von Ziegen sollt ihr es nehmen; und sollt es in Verwahrung haben bis an den vierzehnten Tag des Mondes“ (V 5–6). Dies alles war göttliche Wahrheit. Ein Moses Lamm war nötig – ein Lamm „genommen“ und „verwahrt.“ Nur ein fehlerloses Opfer war für den Altar des Gottes Israels paffend; aber zehntausend fehlerlose Lämmer – „Männlein, und von einem Jahr“ – „genommen“ und „verwahrt“, konnten die Schläge der Gerechtigkeit nicht abhalten oder die Schärfe des Schwertes des Verderbens nicht abwenden. Nein, das Blut musste vergossen werden. „Eine jegliche Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen Abend“ (V 6). das Urteil des Todes musste entweder an jedem Israeliten oder an seinem Stellvertreter vollzogen werden. Der Tod ist der Sünde Lohn. Der Sünde wegen musste der Tod über alle kommen; und es ist moralisch unmöglich, dass etwas Anderes als der Tod einen Sünder vom Verderben erretten kann. Wenn die Gnade einen Stellvertreter gefunden hat – einen, der die Stelle des Sünders einnimmt – dann muss dieser, um den Sünder zu erretten, sich alle dem unterwerfen, was dieser verschuldet hat.

Also war es der Fall bei Israel in dieser merkwürdigen Nacht, in welcher der Würgengel mit seinem ausgezogenen Schwert durch Ägyptenland umherzog. Was würde nun die Folge gewesen sein, wenn er außerhalb der Tür eines Israeliten ein lebendiges Lamm gesehen hätte, wäre es auch noch so fehlerlos gewesen? Der Tod des Erstgeborenen im Haus! Man könnte aber fragen: Warum führte er aber über das lebendige Lamm nicht das Urteil aus? Die Antwort ist ganz einfach, aber sehr bemerkenswert. Es war allein ein geschlachtetes Lamm, welches den Sünder erretten konnte. Es war das Blut des Lammes, durch Glauben an die Türpfosten gestrichen, und nicht ein lebendiges Lamm vor der Tür, welches Israel errettet. „Wenn ich das Blut sehe, so werde ich vorübergehen.“ Das Blut verkündigt die Wahrheit, dass der Tod schon in Bezug auf alle, welche innerhalb der mit Blut bestrichenen Türpfosten waren, sein Werk vollbracht hatte.

Hier haben wir also ein liebliches Vorbild von der Errettung durch Blut. Das Blut war für Israels Errettung vollkommen genug. Nichts weniger war hinreichend; nichts mehr war nötig. Es handelt sich nur um das Blut. Es war der alleinige und allgenügsame Grund der Errettung Israels. „Durch den Glauben hielt es das Passah und die Besprengung des Blutes, auf dass der, welcher die Erstgeburt zerstörte, sie nicht antastete“ (Heb 11,28). Nichts kann einfacher sein, als dieses. Der vorsichtigste Leser wird zugeben, dass das Passahlamm ein Vorbild von Christus war. „Denn auch unser Passah, Christus ist für uns geschlachtet“ (1. Kor 5,7). dieser Ausdruck stellt die Frage völlig fest. Der Tod des Passahlammes war ein Bild vom Tod Christi. Und was der Tod des Ersteren für Israel tat, das tat der Tod des Letzteren für alle, welche ihr Vertrauen daraufsetzen. Der Tod des Lammes gab Israel vollkommenen Frieden und der Tod Christi gibt dem Gläubigen vollkommen Frieden. Nichts mehr als der Tod des Lammes war nötig, um Israel in Sicherheit zu stellen, und nichts mehr als der Tod Christi ist nötig, um den Gläubigen in Sicherheit zu stellen. Ein nicht geschlachtetes Lamm würde den Israeliten nichts genützt haben, und ein Nicht gekreuzigter Christus würde dem Sünder nichts nützen.

Es ist wahr, dass in der Auferstehung der Wert Christi erst hervortritt; aber sein Tod ist es, der uns errettet. Das Blut, welches Israel errettete, stoß von einem geschlachteten Lamm; und das Blut, welches uns errettet, floss von einem gekreuzigten Christus.

Verringert dies nicht einigermaßen den Wert des heiligen und fleckenlosen Lebens Christi? In keiner Weise. Er war heilig und fleckenlos – gepriesen sei für immer sein unvergleichlicher Name! Er war der allein heilige Gottes. Sein ganzes Leben war ein duftender Wohlgeruch, welcher aufstieg zum Thron Gottes. Sein vollkommener Weg war zur Bewunderung der Engel, wie er zum Vorbild der Heiligen ist. Er bewegte sich immer in dem Weg des unbedingten Gehorsams, in dem Willen seines Vaters. Er war in allen Dingen der lebendige Ausdruck des Herzens des Vaters, und von der Krippe bis zum Kreuz wandelte Er in dem wolkenlosen Sonnenschein vor des Vaters Angesicht. Der Heilige Geist erfreut sich, hierbei zu verweilen, und also werden es alle tun, welche von ihm belehrt sind.

Sein fleckenloses, heiliges und gehorsames Leben aber konnte weder unsere Sünden wegnehmen, noch Gott befriedigen, um uns zu rechtfertigen. Der Leser kann über diesen Gegenstand nicht klar genug sein. Er muss in diese köstliche Belehrung, welche uns im Passahlamm gegeben ist, recht tief eindringen. Wir dürfen der Belehrung des neuen Testamentes, welche, so Gott will, uns später beschäftigen wird, nicht vorauslaufen. Vielmehr wollen wir hier bei der Einführung des Passahlammes stehen bleiben; und dies zeigt uns ganz deutlich, dass es der Tod und nicht das Leben des Lammes war, welcher Israel errettete; und es nicht allein vom Schwert des Verderbers errettete, sondern es auch in eine Stellung versetzte, worin es das Vorrecht hatte; die Früchte der Errettung zu genießen.

Wenn ein Israelit gefragt worden wäre, was ihn vom Verderber errettet hätte, was würde dann seine Antwort gewesen sein? Gewiss eine sehr kurze. Er würde mit dem einfachen Wörtchen: „das Blut!“ geantwortet haben. Er würde die Worte Jehovas gebraucht haben: „Wenn ich das Blut sehe, so werde ich vorübergehen.“ Er wusste nichts von einer Errettung durch Blut und noch sonst etwas. Nein, lieber Leser, der Israelit würde uns eine sehr einfache Belehrung gegeben haben. Das Blut war für ihn der alleinige und vollkommene Grund der Errettung und des Friedens. Und dies muss es auch für uns sein. Wenn er nicht belehrt war, irgendetwas anderes mit dem Blut zu vermengen, so dürfen wir es auch nicht tun. Wenn das Blut eines Lammes genug war, einen Israeliten vom Tod zu erretten, so ist gewiss das Blut des ewigen Sohnes Gottes genug, um uns von allen Folgen unserer Sünden – vom Zorn Gottes und vom ewigen Gericht zu erretten. Das Blut eines solchen Opfers ist gerade Passend, um alle, welche ihr Vertrauen daraufsetzen, als Errettete unter seinem Schatten für immer in Sicherheit ruhen zu lassen.

Es gibt zwei Wege, worauf man das Blut Christi entehren kann. Der Erste ist zu denken, dass es nur den halben Weg geht, um eine Errettung zu verschaffen, und der zweite, zu denken, dass es bloß eine halbe Errettung ist, welche es verschafft. Die Einsetzung des Passahs widerspricht diesen beiden Meinungen – widerspricht ihnen auf die vollkommenste Weise. Israels Erstgeborene waren allein durch das Blut gerettet; und sie waren durch das Blut vollkommen errettet. Dies ist bemerkenswert. Sie dachten nicht daran, etwas hinzuzufügen. Hatten sie dies Blut, so hatten sie nichts mehr nötig. Es errettete sie vollkommen vom Gericht und gab ihnen auch vollkommenen Frieden.

Lieber Leser, es ist nicht meine Absicht, mit diesen Zeilen Streitfragen zu erwecken, sondern die Wahrheit Gottes, wie sie im Wort geschrieben steht, ans Licht zu stellen und deiner Seele zu nützen. Ich hoffe, dass, ehe du diese Betrachtung bei Seite legst, du sagen kannst: „Gepriesen sei Gott! ich habe Frieden gefunden in dem Blut Jesu. Jetzt bin ich glücklich; ich ruhe in diesem Blut; ich bin für ewig errettet.“ Gott gebe, dass es also sei! Möchtest du eine Fülle, eine Allgenügsamkeit, eine Würdigkeit, eine Herrlichkeit, einen göttlichen Wert in der Versöhnung sehen, wie du nie zuvor gesehen hast! Möchten alle deine Zweifel und all deine Furcht für immer beseitigt sein und möchte es dein glückliches Vorrecht sein, jetzt und für ewig das Leben durch den Tod zu haben! (Fortsetzung folgt)

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