Botschafter des Heils in Christo 1869

Das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch

Diese Stelle sagt und unsere Erfahrungen bestätigen es, dass das Fleisch und der Geist sich völlig entgegenstehen. Im Fleisch wohnt nichts Gutes, und der Geist von oben ist rein. Es gibt keine Harmonie bei diesen beiden. Bei einem gesegneten, dem Herrn wohlgefälligen Wandel bleibt nichts übrig, als die Geschäfte des Fleisches zu töten (Röm 8,13). Was man vom Fleisch leben lässt, ist böse; denn das Fleisch ist Feindschaft wider Gott. Darum finden wir auch in der Schrift die bestimmte Aufforderung, uns für tot zu halten der Sünde, uns als gestorben mit Christus zu betrachten und die Glieder zu töten, die auf der Erde sind, ein Beweis, dass nichts vom Fleisch auf dem Plan bleiben darf, während wir andererseits der Lehre der Schrift begegnen, uns vom Geist leiten zu lassen, nach dem Geist zu wandeln usw.

Wie einfach und klar ist diese Wahrheit und wie gesegnet für uns, wenn wir sie besitzen! Aber wie schwach zeigt sich oft die Verwirklichung derselben bei uns, die wir schuldig sind, nicht nach dem Fleisch zu wandeln! (Röm 8,12) das Fleisch macht – uns, wenn wir ihm folgen, stets unglücklich, während wir glücklich sind, wenn wir uns vom Geist leiten lassen. Das Fleisch bringt uns aus der praktischen Gemeinschaft mit Gott; der Geist hingegen führt uns immer inniger in diese Gemeinschaft hinein. Das Fleisch zieht uns herab in die armseligen Dinge dieser Welt, der Geist erhebt uns zu seligem Schauen der ewigen, unvergänglichen Dinge. Das Fleisch macht uns unfähig zu allem Guten, während der Geist uns Kraft dazu verleiht. Beim Wandel nach dem Fleisch wird das Bewusstsein der Kindschaft geschwächt, beim Wandel nach dem Geist bestätigt derselbe dieses Zeugnis in unserem Herzen. Das Fleisch macht uns träge und unfähig zum Gebet, während der Geist uns befähigt, Abba, Vater! sagen zu können. Ach, welch ein Verlust, wenn man dem Fleisch Raum gibt, und welch ein Gewinn, wenn – man sich durch den Geist leiten lässt! Möchten wir dieses doch beherzigen!

Ich rede hier nicht von einem völligen Wandel nach dem Fleisch; aber wenn man schon nicht mit Entschiedenheit das Fleisch unterworfen hält, so verliert man die Kraft zum Guten, und das Fleisch wird stark. In diesem Fall will man zwar das Gute, man betet, man sagt wohl hundertmal zum Fleisch: „Nein“, aber das Fleisch sagt immer „Ja“ und trägt schließlich den Sieg davon. Wenn man den Neigungen des Fleisches Gehör gibt, oder gar nur einen Kampf mit demselben eingeht, so erkennt man etwas als lebend an, das man für gestorben halten sollte. Auf die Zumutungen des Fleisches keine Antwort geben, ist der wahre Kampf und führt stets zum Sieg. Der Geist wird uns dazu die rechten Wege zeigen.

Gepriesen sei Gott, der uns den Geist und mithin Kraft gegeben hat, um das Böse zu überwinden, so dass wir nicht nötig haben, in Sklaverei der Sünde zu wandeln. Dieser Geist ist entgegen gesetzt dem Fleische, damit wir das Böse, was das Fleisch will, nicht ausüben. Welch ein Glück, nicht mehr Sklaven der Sünde zu sein! „Freigemacht von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden“ (Röm 6,18). Wenn mir nicht fähig wären, das Böse zu meiden und das Gute zu tun – wenn wir den wohlgefälligen Willen Gottes kannten, und uns demselben nicht unterwerfen könnten – wenn wir die Köstlichkeit der Gemeinschaft mit Gott verständen, und des Genusses ermangeln müssten, wie unglücklich würden wir sein! Aber fähig gemacht durch die Gnade und die Kraft des Geistes, das Böse abweisen, die Glieder töten und das Vorrecht der Gemeinschaft mit Gott genießen zu können, ist es jetzt unsere Sache, Gebrauch zu machen von der Kraft des Geistes, nach dem Geist zu wandeln, und die köstlichen Früchte des Geistes, Liebe, Freude, Friede usw. zu genießen. Warum sind wir doch so wenig treu, so wenig entschieden?

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