Botschafter des Heils in Christo 1869

Die grünen Auen und die Wasser der Ruhe

Wie der Leib, so kann auch die Seele nicht ohne Speise und Trank sein. Es ist nicht genug, dass wir durch den Glauben an den Herrn Jesus das Leben empfangen haben, sondern dasselbe muss auch unterhalten, genährt und gestärkt werden. Sowie der Israelit in der Wüste jeden Tag des Mannas bedurfte, so hat der Gläubige tagtäglich neue Speise nötig. Und diese Speise hat der Herr für uns bereitet. David sagt: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er lagert mich auf grüne Auen und pflegt mich an Wassern der Ruhe.“ Und der Herr Jesus sagt: „Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, wird errettet werden, und wird ein– und ausgehen und Weide finden“ (Joh 10,9). Sobald man durch die Tür in den Schafhof getreten ist, ist man nicht nur gerettet, sondern man findet auch alles, um genährt und gestärkt zu werden. Dort sind grüne Auen und Wasser der Ruhe; dort wird man Weide finden. Dort ist kein Mangel, sondern Überfluss. David hat es erfahren; und ein jeder, der in Wahrheit sagen kann: „Der Herr ist mein Hirte“, wird es ebenfalls erfahren.

Aber wo sind die grünen Auen und die Wasser der Ruhe? Hier auf Erden? O nein. Die Welt ist für den Gläubigen eine Wüste voller Dornen und Disteln. Dort ist alles wüste, dürre und leer. Dort findet sich keine Speise, keine Labsal für die Seele. Wer dort etwas sucht, wird schließlich mit dem weisen Könige Salomo sagen müssen: „O Eitelkeit der Eitelkeiten! Es ist alles eitel!“ – Aber wo ist denn das Nötige zu finden? „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir“, sagt der gute Hirte. Und wo ist der gute Hirte? Nicht mehr in der Welt, sondern außerhalb des Lagers, nicht mehr hienieden, sondern droben zur Rechten des Vaters. Seine Schafe hören seine Stimme, und sie folgen Ihm. Vom Himmel ruft Er uns zu, um auf den Flügeln des Glaubens mit Ihm Gemeinschaft zu machen. Dort oben sind die grünen Auen; dort oben sind die Wasser der Ruhe. „Unser Wandel ist in den Himmeln.“ – „Sinnt auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist.“ Dort ist Überfluss an Speise und Trank. Jesus selbst ist die Speise der Seele, Er selbst ist die grüne Aue; Er selbst gibt das frische lebendige Wasser. Sowie Er das Leben ist, so ist Er auch der Unterhalter des Lebens. „Wer an Ihn glaubt, hat das ewige Leben.“ Ebenso ist es hier. Wer Gemeinschaft mit Ihm pflegt, hat Speise und Trank in Überfluss. „Ich bin das Brot des Lebens! Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nicht dürsten“ (Joh 6,35).

Mein teurer Leser! Bist du durch die Tür eingegangen und bist du gerettet? Dann muss ich zwei Fragen an dich richten: „Lebst du in Gemeinschaft mit Jesu? Kannst du mit David sagen: ‚Er lagert mich auf grünen Auen und pflegt mich an Wassern der Ruhe?‘“ Ach! wie viel Kälte, Trägheit und Gleichgültigkeit finden wir oft unter den Gläubigen! Wie viele sind krank, wie viele schlafen, ja, wie viele sind gleichsam gestorben! Alles zeugt von einem Mangel an Gemeinschaft mit Jesu. Man folgt Ihm nicht nach; man wandelt nicht mit dem Herzen im Himmel; man ist erfüllt mit den nichtigen und eitlen Dingen der Welt.

Es fehlt an Speise und Erquickung; und darum ist keine Kraft, kein Glauben, kein Leben, keine Frische, kein Eifer da. Möchten wir doch alle mit Jesu wandeln. Ihm folgen in die Wohnungen des Lichtes und des Lebens, jetzt durch den Glauben und bald in Wirklichkeit mit einem neuen, verherrlichten Leib!

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