Was sagen uns die Psalmen?

Psalm 134-138

Psalm 134

Dieser Psalm schliesst die Reihe der Stufenlieder. Das irdische Volk Gottes hat das langersehnte Ziel erreicht, und es wird aufgefordert, Jehova zu preisen. Loben und Preisen ist die selige Beschäftigung derer, die Ihm angehören; es besteht aber ein Unterschied, ob man es mitten im Tränental tut, oder am Ende der Pilgrimschaft, wenn man am Ziel angelangt ist.

Wenn wir nun einen Vergleich machen zwischen den Absichten Gottes in Bezug auf Sein irdisches und Sein himmlisches Volk, so nehmen wir hier einen Unterschied wahr. Die Knechte Jehovas, die im Hause Jehovas stehen in den Nächten, werden aufgefordert, Ihn zu preisen. Im Tausendjährigen Reich wird es noch Tag und Nacht geben; eine Aufforderung, Jehova zu preisen, ist daher notwendig. In Off 21,25 aber lesen wir: „... denn Nacht wird daselbst nicht sein“. Auch wird es dort nicht nötig sein, die Erlösten anzuspornen, den Herrn zu loben. Der Anblick Seiner Person und Seiner Herrlichkeit wird genügen, um Ihm in alle Ewigkeit Lob und Anbetung darzubringen.

Psalm 135

Wir haben in diesem Psalm gleichsam einen Anhang zu den Stufenliedern. In Psalm 134 werden die Knechte Jehovas aufgefordert, Jehova zu preisen, hier aber legt ihnen der Psalmist gleichsam die Worte in den Mund, um Sein Lob auszusprechen.

In diesem Zusammenhang können wir wohl etwas lernen, wollen wir doch unserm Gott und Vater und dem Herrn Jesus gern Lob und Dank darbringen. Das Preisen ist hier nicht etwas Vages, Unbestimmtes. Nach der allgemeinen Aufforderung zum Lob finden wir viele Einzelheiten, die genau umschrieben werden. Der Heilige Geist will uns dadurch unterweisen, wie wir in das Gebiet der Liebe, Gnade, Barmherzigkeit und Güte Gottes hineinschauen sollen, und je mehr wir darüber nachsinnen, desto deutlichere Formen nimmt unser Dank an. Wir erfreuen das Herz unseres himmlischen Vaters, wenn wir in Bezug auf Seine Güte alle die einzelnen Wohltaten aufzählen, mit denen Er uns so oft erfreut hat.

Sie sind zahlreicher als wir gemeinhin denken mögen. Wir wollen uns intensiver damit beschäftigen und Ihm infolgedessen unsere Dankbarkeit vermehrt zeigen.

Psalm 136

Hier mehr noch als im vorhergehenden Psalm nehmen wir die Bereitschaft des Geistes Gottes wahr, die Gläubigen in all' die Einzelheiten der Güte Gottes hineinschauen zu lassen. In den Versen 4–25 sehen wir lauter Beweise von Gottes Allmacht, jedoch immer im Zusammenhang mit Seiner Güte. Es ist auffallend, wie der Psalmist ein Geschehnis nach dem andern nennt. Vielleicht wären wir geneigt, es einfacher zu machen, indem wir die Güte Gottes nur im zusammengefassten Sinne preisen würden. Aber lasst uns lernen, mit offenen Augen die vielen Besonderheiten Seiner Freundlichkeit gegen uns zu betrachten und uns an das Wort zu erinnern: „Wer Lob opfert, verherrlicht mich“ (Psalm 50,23).

Die Güte Gottes ist ein Stück Seiner Herrlichkeit. Als Mose zu Jehova sprach: „Lass mich doch deine Herrlichkeit sehen!“ bekam er zur Antwort: „Ich werde alle meine Güte vor deinem Angesicht vorübergehen lassen, und werde den Namen Jehovas vor dir ausrufen; und ich werde begnadigen, wen ich begnadigen werde, und werde mich erbarmen, wessen ich mich erbarmen werde“ (2. Mose 33,18 bis 19).

Psalm 137

Vers 1–4

Diese Verse sind ein Rückblick auf die Zeit, wo die beiden Stämme Juda und Benjamin in der Gefangenschaft zu Babel weilten. Doch nur die Gottesfürchtigen unter jenen Juden führten eine solche Klage. Von den übrigen berichtet uns das Buch Esther; sie hatten sich mit ihrer Gefangenschaft abgefunden und waren nicht mit ihren Stammesgenossen in das Land der Väter zurückgekehrt, vergl. Esra 1 und 2. Wir machen hier eine Beobachtung, die sich beim Volke Gottes immer wieder zeigt und auswirkt, nämlich der Unterschied zwischen einer gleichgültigen Volksmasse und denen, die in Absonderung für Gott leben möchten.

Diese letzteren sind es, die ihre Klage hier laut werden lassen: „An den Flüssen Babels, da sassen wir und weinten, indem wir Zions gedachten.“ Ihre Bedränger forderten sie zum Singen auf, sie wollten sich ergötzen an Zions Liedern. Doch wie hätten diese Getreuen ein Lied Jehovas singen können in Feindesland? Diese Juden sind gleichzeitig ein Vorbild vom gläubigen Überrest des jüdischen Volkes in der Trübsalszeit vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches.

Vers 5–9

Jerusalem war der Inbegriff aller Sehnsucht für die getreuen Juden. Dort hatte Jehova verheissen, Seinen Namen wohnen zu lassen; dort war auch der Altar, auf dem alle Opfer dargebracht werden mussten, jene Opfer, welche die Grundlage der Verbindung mit Gott darstellten. Wesen und Intensität dieses Sehnens kommen in den Versen 5 und 6 zum Ausdruck. Und siehe, diese Frommen durften eine vorläufige Erhörung ihres Verlangens erleben, als der König Kores sie nach Juda beorderte, um den Tempel wieder aufzubauen; vergl. Ps 126,1–3.

Was wird es sein, wenn nicht nur einige Tausend, sondern das ganze Volk nach Beendigung der Gerichte und unter dem Herrscherstab des Christus nach Jerusalem ziehen wird!

In den Versen 7–9 wird der grimmigen Feinde Israels gedacht. Edom nimmt eine hervorragende Stellung unter ihnen ein; deshalb wird ein schonungsloses Gericht über dasselbe wie auch über Babel kommen. Der 9. Vers mag uns überaus hart und ungerecht erscheinen. Was Edom betrifft, gibt uns der Prophet Obadja Aufschluss, warum dieses Volk vollständig ausgerottet werden soll.

Psalm 138

Vers 1–2

„Preisen will ich dich mit meinem ganzen Herzen ... „Die vorherrschende Bedeutung dieses Verses liegt wohl in den Worten: mit meinem ganzen Herzen. Wir sind gerne geneigt, den Herrn zu preisen, z. B. wenn wir besondere Beweise Seiner Güte erleben. In einem solchen Fall steht mehr das Erbetene vor uns als Er selbst, und wir freuen uns an dem Geschenk, das uns geworden ist; dabei mögen sich die Empfindungen des Herzens in einer ganz anderen Richtung bewegen. Hingegen preisen wir den Herrn von ganzem Herzen, wenn Er der Gegenstand desselben ist. Er ist die Offenbarung Gottes und Seiner Herrlichkeit in Liebe, Güte, Gnade, Licht, Erbarmen, Menschenfreundlichkeit. Wenn wir uns mit diesen Dingen beschäftigen, so wird es uns nicht schwer fallen, Gott von ganzem Herzen zu preisen und Ihm Anbetung darzubringen. Ein Israelit, der nicht in Jerusalem wohnte oder gar in Gefangenschaft war, konnte Jehova preisen und anbeten, indem er sein Angesicht gegen den Tempel wandte. Wir aber dürfen den Vater in Geist und Wahrheit anbeten, vergleiche Joh 4,23.

Vers 3–8

„An dem Tage da ich rief, antwortetest du mir ... „Es heisst hier nicht, dass der Bittende gerade das empfängt, was er sich erbeten hat, aber sein Anliegen bleibt nicht ohne Antwort von seiten Gottes. Wenn wir uns vertrauensvoll an Ihn wenden, so dürfen wir überzeugt sein, dass Er uns das geben wird, was uns zum Nutzen ist. Den Wünschen unseres natürlichen Herzens gemäss hätten wir vielleicht gerne etwas anderes; aber wie gut, dass Seine Antwort der Vorkenntnis aller Dinge und Seiner vollkommenen Güte und Liebe entspricht!

Der 6. Vers enthält eine Ermunterung für alle jene, die in ärmlichen Verhältnissen leben müssen, und für solche, die infolge langwieriger Krankheit oder schwieriger Umstände ihren Weg mit Mühe gehen, „Denn Jehova ist hoch, und er sieht den Niedrigen“; siehe auch Ps 72,13; Ps 10,14 u. a. m. Jeder, der sich in einer ähnlichen Lage befindet, darf sich sagen: „Der Herr denkt an mich“ (Ps 40,17), und er wird in den 8. Vers einstimmen: „Jehova wird's für mich vollenden.“

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