Was sagen uns die Psalmen?

Psalm 110

Psalm 110

Vers 1

„Dieser Psalm“, so schreibt H.R., „bildet gleichsam den Mittelpunkt dieses Teiles der Heiligen Schrift.“ Eine solche Bemerkung ist leicht zu verstehen, han­delt es sich doch hier, wie in den Psalmen 2, 8, 16, 22 und einigen anderen, ausschliesslich um die Per­son des Christus. Wir finden Ihn überall in den Psalmen, jedoch meistens in Verbindung mit dem Überrest in seinen Leiden und Drangsalen. Hier aber ist Er in jedem Vers der alleinige Gegenstand, den der Geist Gottes vor unsere Augen stellt.

Die hier geschilderten Ereignisse bilden eigentlich eine natürliche Folge des vorhergehenden Psalmes, wo der Herr als „elend und arm“ dargestellt wird. Nachdem Er unendlich viel von Seinen Feinden er­litten hat und den Weg der tiefsten Erniedrigung gegangen ist, darf Er die Aufforderung entgegen­nehmen: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füsse!“ Wir sehen Ihn jetzt dort, wartend auf den Augenblick, wo Er Sein Königtum antreten kann. Dann wird offenbar werden, was Er zu Seinen Jüngern sagte: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Matth. 28, 18).

Vers 2‑3

Wie wohltuend ist es doch, die Worte dieses Psalmes zu lesen! Unser teurer Herr wird hier angesprochen. Er, der in Herablassung auf dieser Erde pilgerte, der verhöhnt, verlacht, angespien, geschlagen und zu­letzt an den Schandpfahl geheftet wurde, empfängt hier Ehre, Ruhm und Herrlichkeit. Hienieden wurde Er als König der Juden von den Kriegsknechten mit einer Dornenkrone gekrönt, und zum Spott legten sie ein Rohr in Seine Rechte. Hier aber hören wir Jehova sagen: (Herrsche inmitten deiner Feinde.“ Alle Welt wird erkennen müssen, dass Er Herr der Herren und König der Könige ist.

Was uns anbelangt, so brauchen wir nicht bis zu jenem Zeitpunkt zu warten, um uns über Seine Er­höhung zu freuen; wir sehen Ihn schon jetzt im Glauben dort, gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit, und Er trägt einen Namen, der über jeden Namen ist. Gott hat Ihm diesen Namen gegeben, „auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes des Vaters“ (Phil. 2, 10‑11).

Vers 4‑7

„Du bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Mel­chisedeks!“ Wir finden diese Worte zweimal im Hebräerbrief wieder (Kap.5,6; 7,17). Als König herrscht der Herr Jesus noch nicht inmitten Seiner Feinde; Sein Reich ist noch zukünftig und wird erst dann in Erscheinung treten, wenn Er die Herrschaft übernimmt. Aber Sein Amt als Hoherpriester im Sinne von Aarons Priestertum übt Er jetzt schon aus, und ‑ Er sei dafür gepriesen! ‑ wir sind die Nutz­niesser davon: siehe Hebr. 2,17‑18; 4,14‑16 .

Unser Psalm endet mit den Worten: „Auf dem Wege wird er trinken aus dem Bache, darum wird er das Haupt erheben.“ Der Bach bot Ihm Erfrischung dar, aber wie selten gab es Gelegenheit, daraus zu trin­ken! Er trank aus dem Bache, als ein armes samaritisches Weib sich von Ihm unterweisen liess und ihn als den Christus erkannte. Auch Maria von Bethanien erfrischte Seine Seele, als sie Ihm ein Verständnis entgegenbrachte, das Er bei keinem Seiner jünger fand (Joh. 12,3). Und wie mag Sein Herz erfrischt worden sein, als Maria von Magdala, die Er von sieben Dämonen befreit hatte, unter denen war, die Ihm nachfolgten!

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