Botschafter des Heils in Christo 1886

"Jetzt ist der Tag des Heils"

„Gott gebietet den Menschen, dass sie alle allenthalben Buße tun sollen, weil Er einen Tag gesetzt hat, an welchem Er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit, durch den Mann, den Er bestimmt hat“ (Apg 17,30–31). Welch ein Tag wird es sein, wenn Gott, „der Licht ist und gar keine Finsternis in Ihm“, Gericht hält in Gerechtigkeit! Schon von der „Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Off 3,10), hören wir, dass in ihr Tage der Drangsal sein werden, „wie sie nie gewesen sind“, „dass die Menschen verschmachten werden vor Erwartung der Dinge, die da kommen sollen“, dass sie rufen werden: „Ihr Berge, fallt über uns, und ihr Hügel, bedeckt uns!“ Ja, in selbigen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, und er wird vor ihnen fliehen. Noch ernster aber und furchtbarer ist das Endgericht vor dem „großen, weißen Thron“ (Off 20), wenn diese Erde und der sichtbare Himmel vergehen, und alle Unbußfertigen und Unwiedergeborenen ihr ewiges, endgültiges Urteil und Teil da empfangen werden, „wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.“

Angesichts dieser ernsten Dinge, die uns der Herr Jesus, der Heilige und Wahrhaftige, bezeugt hat, sagt der Apostel: „Da wir das Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen“ (2. Kor 5). Und auch wir rufen angesichts der nahenden, kommenden Gerichte jedem Leser dieser Zeilen zu, der noch nicht geborgen ist in Jesu: „Entfliehe dem kommenden Zorn!“

Ja, der allein ist klug, welcher sich warnen lässt, wie der Herr sagt: „Wenn du mit deiner Gegenpartei vor die Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg Mühe, von ihr loszukommen, damit sie dich nicht etwa zu dem Richter hinschleppe, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener überliefern, und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen“ (Lk 12). Der reiche Mann, von dem der Herr im Gleichnis redet gab sich (Lk 16), wie so viele andere, diese Mühe nicht. Er lebte sorglos in Freuden dahin, starb und ward begraben; sein Teil aber in Ewigkeit war in der Verdammnis. Dort gedachte er seiner unbesorgten, unbekehrten Brüder auf Erden und bat, dass Lazarus zurückkehren möchte in diese Welt, um ihnen ernstlich die Dinge der Ewigkeit zu bezeugen, „auf dass sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.“

Hat Gott aber die Welt ohne ernste Zeugnisse über seine Gerechtigkeit und kommenden Gerichte gelassen? Bezeugt uns sein Wort nicht, dass „der breite Weg in die Verdammnis führt?“ und liegen nicht Sodom und Gomorra uns als ein Beispiel vor, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden (Jud 7)? Sagt uns das Wort des Herrn nicht, dass „das menschliche Herz böse ist von Jugend auf“ (1. Mo 8,21), dass „alle gesündigt haben, dass keiner da ist, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Ps 14,1–3; Röm 3), dass wir „von Natur Kinder des Zorns“ sind (Eph 2,3)? Lesen wir nicht: „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren worden, so kann er das Reich Gottes nicht sehen?“ (Joh 3) Ja, „es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Heb 9,27), und wer nicht hienieden sich wirklich zu Gott gewandt hat, „auf ihm bleibt der Zorn Gottes“ (Joh 3,36); er wird „geworfen in den Feuersee“ (Off 20,15), „wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt“ (Mk 9,48).

Könnte ein aus den Toten Auserstandener klarer und ernster reden, und würden seine Worte mehr Glauben finden oder verdienen? Siehe, Himmel und Erde werden vergehen, aber das Wort Gottes wird bestehen in Ewigkeit. Kein Jota, kein Strichlein von demselben wird vergehen. Es wird, Wort für Wort, seine Erfüllung finden. Als Paulus vor dem Landpfleger Felix „über Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und das kommende Gericht redete, ward dieser mit Furcht erfüllt“; aber er sagte: „Für jetzt gehe hin“ (Apg 24–25). So mag auch heute mancher Leser „mit Furcht erfüllt“ werden, wenn er an die Dinge der Ewigkeit denkt, lässt es aber dabei bewenden, weist das Wort und den Geist Gottes zurück und wird nicht errettet. Noah handelte anders, klüger als Felix. Er baute, „von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses und ward Erbe der Gerechtigkeit“ (Heb 11,7). Er hörte auf Gottes Wort, folgte seiner Stimme und fand Heil und Rettung.

Aber wo ist denn heute die Arche für den Menschen? Gibt es keine Rettung, kein Heil für ihn? Hat Gott für den armen Sünder nichts getan, wohin er fliehen könnte und errettet werden? O, gepriesen sei sein Name! Gott hat kein Wohlgefallen am Tod des Gottlosen, sondern „will, dass alle Menschen errettet werden und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (Hes 18,23; 1. Tim 2,3). „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gegeben, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe“ (Joh 3,16). Christus, der Sohn Gottes, litt für Sünder und Gottlose, ging für die Verlorenen in Tod und Gericht, starb als der Gerechte für die Ungerechten. Auf Grund dieses heiligen, vollkommenen, ewig vollgültigen Opfers der Liebe Jesu Christi kann Gott nun den bußfertigen Sünder, der Heil und Rettung sucht, bewillkommnen, reinigen, retten und auf immerdar in seine Nähe und Gemeinschaft bringen. Ja, jetzt ist nicht nur Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, sondern Gott erweist auch seine Gerechtigkeit darin, ist nur gerecht, wenn Er den rechtfertigt, der an Jesus glaubt (Röm 3,26). Die Gerechtigkeit Gottes, die durch Christus Jesus verherrlicht worden ist, ist nunmehr für den, welcher des Glaubens an Jesus ist; sie verlangt und verbürgt die Rechtfertigung dessen, der als ein hilfloser, heilsbedürftiger Sünder sein Heil in Christus Jesus sucht.

Hast du, lieber Leser, dich schon im Licht Gottes gesehen, genug wenigstens, um zu wissen, was das menschliche Herz, also dein Herz ist? Hast du erkannt, was dein Leben, deine Gedanken, Worte und Werke, vor Gott gewesen sind? Bist du es inne geworden und göttlich davon überzeugt, dass du verdorben und verdammungswürdig bist, wie der große Reformator Luther von sich gesagt hat: „Ich sehe immer mehr ein, dass ich (ohne Christus), wie ich gehe und stehe, mit Haut und Haar in den Abgrund der Hölle gehöre?“ Und hast du schon Vergebung deiner Sünden, Errettung und Gewissheit des Heils erlangt? Vielleicht musst du sagen: „Erstens weiß ich, dass ich verdorben und in mir selbst verloren bin, aber letzteres, dass ich Vergebung habe und errettet sei, kann ich noch nicht sagen, so gern ich auch versöhnt und errettet wäre.“ Wenn dies wirklich der Fall ist, mein Leser, ist dann nicht gerade für dich Christus gekommen? Ladet Er nicht gerade dich ein, zu glauben und in Ihm alles zu finden (vgl. Lk 19,10; Mt 11,28; Off 22,17)? Wird dich Gott nicht sogleich aufnehmen und bekleiden, wie den Hohepriester Josua (Sach 3), mit Kleidern des Heils und wie den verlorenen Sohn mit dem besten Kleid (Lk 15)? Wohin wird Gott dich bringen, wohin musst du kommen nach Gottes Wort, wenn du als verlorener, heilsbedürftiger Sünder wirklich auf Jesus als deinen Erlöser dein Vertrauen setzest? Ich frage nicht, wohin du alsdann kommst nach deinen Gefühlen, sondern nach Gottes Wort. – du wagst nicht zu antworten; es scheint dir zu gut und zu groß, dass du deines Heils gewiss sein könntest. Ich will dich denn fragen: Wo ist heute der Schächer vom Kreuz (Lk 23,43)? Wo der Eunuch von Äthiopien (Apg 8)? Wo der Hauptmann Kornelius (Apg 10)? Wo der Kerkermeister von Philippi (Apg 16)? Sind sie nicht beim Herrn? – „Gewiss!“ antwortest du. Aber warum? Woher weißt du das? – „Nun, weil der Herr und sein Wort wahr und wahrhaftig sind, und was Er zusagt, hält Er gewiss!“ Ganz richtig. Aber ist der Herr und sein Wort heute denn weniger wahr und gewiss als ehemals? Spricht Er nicht auch dir und jedem, der seine Zuflucht zu Ihm nimmt und in seinem für Sünder vergossenen Blut Vergebung und Heil sucht, Errettung und Seligkeit zu? Angesichts so vieler Stellen in seinem Wort, musst du zugehen: „Ja.“ – Gott sagt von den Glaubenden: „Ihrer Sünden und Übertretungen will ich nie mehr gedenken“ (Heb 10,17). Der Herr sagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat (a) ewiges Leben, (b) kommt nicht ins Gericht, (c) ist aus dem Tod zum Leben hinübergegangen“ (Joh 5,24).

Darum lass dich nicht aufhalten, noch heute dich rückhaltlos dem Herrn zu übergeben, auf sein Wort hin zu Ihm zu kommen, dass deine Sache zwischen Gott und dir geordnet und du im Glauben an Ihn errettet wirst, dir zu ewigem Segen, Ihm zum Preis und Ruhm! – „Siehe, jetzt ist die Zeit der Annahme; siehe, jetzt ist der Tag des Heils“ (2. Kor 6,2).

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