Botschafter des Heils in Christo 1886

Noah - Teil 1/4

Der erste Blick auf das, was uns von den Zeiten Noahs erzählt wird, lässt uns eine vollständige Veränderung des ganzen Zustandes der Dinge seit den Tagen der Schöpfung erkennen. Der Grund dieser außerordentlichen Umwälzung ist nicht schwer zu finden. In der Schöpfung war Gott allein in Weisheit und Güte tätig, und deshalb war alles gut und schön. Bei jeder Wiederkehr von Abend und Morgen ruhte das Auge Gottes mit Wohlgefallen auf dem, was seine Hand bereitet hatte; Er sah, dass alles sehr gut war, und so ruhte Er am siebenten Tage und heiligte ihn. Aber jetzt ist nicht mehr die Hand Gottes beschäftigt, um ein vollkommenes Werk zu seinem Wohlgefallen zu schaffen, sondern der gefallene Mensch füllt den Schauplatz mit Verderben und Gewalttat, zum Kummer und Schmerz Gottes. Darin liegt das Geheimnis der Veränderung. Der Mensch ist an der Arbeit gewesen, nicht der lebendige gesegnete Gott. Daher ist die Erde voll Gewalttat; Riesen sind da, Helden, Männer von Ruhm, und das Dichten und Trachten derer, die damals „den gegenwärtigen bösen Zeitlauf“ bildeten, war nur böse den ganzen Tag.

Die Veränderung ist eine vollständige; das Jubeln der Morgensterne, das Jauchzen der Söhne Gottes findet kein Echo mehr in der Schöpfung. Der Mensch hat sich ausgebreitet, aber nicht so, wie er aus den Händen Gottes hervorgegangen war, unschuldig und rein und als der glückliche Herr einer sündlosen Erde, sondern als ein verderbter Sünder, als ein verworfener, böser Arbeiter.

Das ist es, was den Anfang des sechsten Kapitels des 1. Buches Mose charakterisiert. Gibt es denn in der ganzen Schöpfung kein Heilmittel für dieses schreckliche Verderben? Nein, kein Heilmittel, keine Hoffnung! Selbst die Söhne Gottes sind verdorben und mit in den Kot gezogen worden. Die Töchter der Menschen haben sie zur Hurerei verleitet, und sie, die einst reiner waren als Schnee und weißer als Milch, sind schwärzer geworden als Kohle; das Zeugnis lautet auch über sie: „er ist auch Fleisch“ (V 3). Wie einst Adam durch die List der Schlange, so wurden jetzt die Söhne Gottes durch die Schönheit der Töchter der Menschen verführt, der Lust ihrer Augen und den Begierden ihres Herzens zu folgen. „Sie nahmen sich Weiber aus allen, die sie erwählten.“ Sie vergaßen Gott, und sobald dieses geschieht, ist es einerlei, ob die Verführung in einem Versprechen der Schlange oder in der Schönheit eines Weibes besteht.

Die Zunahme des Verderbens hielt gleichen Schritt mit der Vermehrung der Menschen auf der Erde. Ähnliches finden wir in der Geschichte der Kirche; als die Zahl der Jünger sich vermehrte, da entstand Murren und Streit. Ach, dem Menschen ist nie zu trauen; je köstlicher das Gut ist, welches ihm Gott anvertraut, desto schrecklicher wird er es verderben, und je mehr er an Zahl zunimmt, desto schlimmer stehen die Dinge. Ja, was ist der Mensch! „Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht an, weil Er alle kannte und nicht bedurfte, dass jemand Zeugnis gebe von dem Menschen; denn Er selbst wusste, was in dem Menschen war“ (Joh 2,24–25).

Das also war der Zustand auf der Erde in den Tagen Noahs, und über all das Verderben und die Gewalttat, welche die Erde bedeckten, wird das Gericht Gottes verkündigt: „Mein Geist soll nicht ewiglich rechten mit dem Menschen.“ Zwar gibt Gott in seiner Langmut noch eine Frist, indem Er hinzufügt: „seine Tage seien 120 Jahre“; – aber das Gericht wird angekündigt, der Tag der Heimsuchung wird kommen, der Geist wird nicht ewiglich rechten.

Aber Gott sei gepriesen! Er ist nicht nur ein Gott des Gerichts, sondern auch der Rettung. Mag auch das Werk seiner Hand Ihn getäuscht haben, wenn wir so reden dürfen, so wird Er doch seine Freude an den Ratschlüssen seines Herzens finden. „Noah fand Gnade in den Augen Jehovas.“ Der Mensch als Sünder wird jetzt der Gegenstand der auserwählenden, vergebenden und rechtfertigenden Liebe; er setzt jetzt das Herz Gottes in Tätigkeit, wie er einst bei der Schöpfung seine Hand beschäftigt hatte. Doch wollte Gott die Schöpfung nicht einfach wiederherstellen und in ihren früheren Zustand zurückführen; das wäre seiner nicht würdig gewesen. Im Blick auf den Menschen konnte es Ihn nur reuen, dass Er ihn geschaffen hatte, und in Betreff des Schauplatzes um ihn her waren die Gedanken Gottes für immer verändert. Der Mensch, so wie er aus der Erdscholle gemacht worden ist, kann nie wieder den Gegenstand der Wonne Gottes bilden, aber die Gnade kann einen neuen Gegenstand bereiten, indem sie nicht das verdorbene Gefäß verbessert, sondern ein neues bildet, nach dem Gutdünken und nach den Gedanken des Töpfers. In seinem alten Zustand war es ruiniert; aber die Gnade nimmt es genauso, wie es ist, um ein glückliches und wohlgefälliges Gefäß, voll der reichsten Schätze und aller möglichen Schönheit daraus zu machen.

Noah fand also Gnade in den Augen Gottes und erhielt eine göttliche Unterweisung; denn ein auserwähltes Gefäß ist stets ein Gefäß für die Wirksamkeit des Geistes Gottes. Der Herr teilte ihm seine Gedanken mit; Er sagte ihm, dass das Gericht einer bösen Welt, deren Maß jetzt voll war, von Ihm beschlossen sei, aber dass er selbst mit seinem Haus gerettet werden sollte. Diese Mitteilung hatte einen ernsten, aber auch einen sehr köstlichen Charakter; sie entsprach genau dem, was Gott vorher in seinem eignen Herzen beschlossen hatte. So wie Er bei seiner geheimen Beratschlagung gesagt hatte: „Mein Geist soll nicht ewiglich rechten mit dem Menschen“, so teilte Er jetzt seinem Auserwählten mit, dass das Ende alles Fleisches vor Ihn gekommen sei; Er machte ihn mit seinen Gedanken und mit seinem Urteil über den moralischen Zustand der Erbe bekannt, gerade so wie Er sie vorher im Geheimen ausgesprochen hatte; und schließlich befahl Er ihm, eine Arche zur Rettung seines Hauses zu bauen, entsprechend der Tatsache, dass Noah nach den Ratschlüssen seiner erwählenden Liebe schon lange vorher Gnade in seinen Augen gefunden hatte.

Lasst uns diesen Umstand wohl beachten! Es wird sehr zur Befestigung unserer Herzen beitragen. Er zeigt uns, wie genau und wie vollständig die Offenbarung, welche Gott uns gibt, uns seine Gedanken mitteilt. „Soll ich vor Abraham verbergen, was ich tue?“ sagt Gott bei einer anderen Gelegenheit, als Er, wie hier, gleichsam mit sich selbst zu Rate gegangen war. Und der Herr Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ Doch gibt es hierbei eine Ausnahme. Gott hatte 120 Jahre als Gnadenfrist festgesetzt, und Noahs Predigt währte genau solange. Aber von diesem Vorsatz Gottes, von dieser genau vorher bestimmten Frist wurde Noah nichts mitgeteilt. Der Herr erwähnte diese bestimmte Anzahl von Jahren in seiner Unterredung mit ihm nicht. Wohl wusste Noah, dass die Wasser nicht überhandnehmen konnten, bis er und die Seinen in der Arche in Sicherheit waren; aber wie lange das Bauen derselben dauern, oder ob nach ihrer Fertigstellung noch eine Zeit vergehen würde, das wusste er nicht. Diesen Teil des göttlichen Ratschlusses hatte der Vater seiner eigenen Macht vorbehalten. Es war eine Ausnahme in der Fülle der Offenbarung. Ereignisse mussten stattfinden, und Zeichen dem Eintreffen des Gerichts vorhergehen; wenigstens musste die Arche fertiggestellt und mit den Tieren, welche erhalten bleiben sollten, angefüllt werden. Hätte jemand zu Noah gesagt, die Wasser würden steigen, ehe die Arche fertig sei, so würde ihn das nicht im Geringsten erschüttert oder beunruhigt haben. Das war unmöglich. Zu sagen: „die Zeit ist nahegekommen“, würde damals ebenso sehr ein Betrug gewesen sein, wie es bald der Fall sein wird, wenn der Überrest Israels, wie Noah, auf seine Erlösung warten wird (vgl. Lk 21,8). Die Zeit selbst, die Frist der göttlichen Langmut, war in des Vaters Gewalt gestellt, und niemand wusste den Tag oder die Stunde. So reich und vollständig ist die Übereinstimmung zwischen früheren und späteren Tagen, zwischen den vorbildlichen Handlungen Gottes und der Erfüllung derselben. Noah war zu jener Zeit ein irdischer Mann, d. h. ein Auserwählter, bestimmt für ein Erbe auf der Erde, wie das Volk Israel es bald sein wird; und beide werden durch göttliche Unterweisung vor dem Betrug bewahrt, der sie beunruhigen und verführen könnte; aber Tag und Stunde ihrer Rettung wird ihnen nicht mitgeteilt.

Die Arche in ihrer Gestalt und ihrem Material war vollständig von Gott vorgeschrieben. Noah hatte sie nur zu bauen, der Herr bestimmte den Plan und die Einrichtung. Ihre Herstellung war nur eine Probe und ein Beweis des Glaubens. „Durch Glauben bereitete Noah, von Furcht bewegt, eine Arche.“ Die Anfertigung des Heiligtums von seiten Israels in späteren Tagen war eine ebensolche Handlung des Glaubens. Sie richteten es ans mit willigem, dienstbereitem Herzen, indem sie ihre Armbänder, ihr Silber und Gold, ihre seine Leinwand, Dachsfelle, Akazienholz, Öl, Rauchwerk und kostbare Steine dazu hergaben. Aber alles das war nur der Gehorsam des Glaubens, gegenüber dem Plan der Errettung, den Gott selbst offenbart hatte. Ob die Israeliten das Heiligtum bauten, oder Noah die Arche, beides war nichts anderes als Glauben an die Verordnungen Gottes.

Und was ist heute das Evangelium und der Glaube an dasselbe anders, als eine Offenbarung der Vorkehrungen der Gnade Gottes und der Gehorsam gegen dieselben? Die Religion der Auserwählten ist stets dieselbe gewesen – „es ist aus Glauben, auf dass es nach der Gnade sei.“ Der Glaube an Gottes unumschränkte Verordnungen war im Anfang die Religion Adams, dann diejenige Noahs; später war es die Religion Abrahams und eines jeden wahren Israeliten, und heute ist es die unsrige. Wir alle werden, wie Adam, von der Furcht und der Unruhe des Gewissens befreit durch die Verkündigung und Annahme des zermalmten und zermalmenden Samens des Weibes; wir alle bereiten gleichsam, wie Noah, eine Arche zur Rettung und werden Erben der Gerechtigkeit, die nach dem Glauben ist; wir alle nehmen, wie Israel, unsere Zuflucht von dem feurigen Berge zu dem Gnadenstuhl im Heiligtum – und Jesus, Jesus ist der Name, der die ganze Linie der Patriarchen, Propheten, Apostel und Heiligen, ob Juden oder Heiden, ob Kleine oder Große, entlang erschallt, in der volltönenden Melodie, die in Ewigkeit die Himmel erfreuen wird.

Doch das Evangelium enthält nicht nur Gnade, oder eine einfache nackte Verheißung; es ist Versöhnung und Sieg, es sind eben sowohl erworbene, als verheißene Segnungen. Werfen wir einen Blick in das Heiligtum Gottes, so werden wir finden, dass nicht bloß Gnade da ist. Es ist Gnade auf dem Thron, Gnade auf der Lade des Bundes, Gnade, aufrechterhalten durch das Werk und die Person des Sohnes Gottes. Der Glaube betrachtet ein solches Geheimnis mit Ehrfurcht, er spricht nie von bloßer Gnade. Es kann ebenso wenig von Gnade allein in Gott die Rede sein, wie von moralischer Gerechtigkeit im Menschen. Das Evangelium kennt solche Gedanken nicht, und deshalb kann der Glaube sie nicht annehmen. Gnade und Wahrheit sind einander begegnet. In dem Lobgesang der Engel heißt es zuerst: „Herrlichkeit Gott in der Höhe!“ und dann: „Friede auf Erden und an den Menschen ein Wohlgefallen!“ Das ist die Art und Weise des Evangeliums. Die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit. Der Glaube versteht diese Wahrheit sehr wohl und hat sie zu allen Zeiten verstanden und sich derselben erfreut. Auch Noah wandelte in den Fußstapfen desselben Glaubens und erlangte die Gerechtigkeit. „Dich habe ich gerecht ersehen vor meinem Angesicht in diesem Geschlecht“, sagt Gott zu ihm. „Durch Glauben bereitete Noah, da er einen göttlichen Ausspruch über das, was noch nicht zu sehen war, empfangen hatte, von Furcht bewegt, eine Arche zur Rettung seines Hauses, durch welche er die Welt verurteilte und Erbe der Gerechtigkeit ward, die nach dem Glauben ist.“

Glaube, Liebe und Hoffnung belebten seine Seele und waren der Ausdruck seines Lebens während jenes feierlichen Zeitraums von 120 Jahren. In welch schöner Weise sehen wir in Noah „das Werk des Glaubens, die Bemühung der Liebe und das Ausharren der Hoffnung“ der Thessalonicher! Er bereitet die Arche in jenem Glauben, der die göttliche Warnung erhalten hat; er predigt in Liebe seinem Geschlecht Gerechtigkeit (2. Pet 2,5), und zugleich wartet er mit Ausharren auf den Herrn. Seine eigene Sicherheit und Errettung ist geordnet und gewiss, das weiß er; aber er trägt auch Sorge, dass sein Nachbar sie mit ihm teile. Der Geist rechtete durch sein Zeugnis mit dem Menschen, wie Er es heute noch tut; aber jeder Schlag der Axt Noahs, jedes Niederfallen seines Hammers verkündeten der Welt, dass Er nicht ewiglich rechten würde.

Als die von Gott bestimmte Frist abgelaufen war, ging Noah mit den seinigen in die Arche. Welch ein schönes Vorbild einer vollkommenen Errettung! Völlige Rettung und Sicherheit während der Stunde des schrecklichen Gerichts war das Teil Noahs. Und gleich der Rettung Noahs, gleich der Rettung Israels in der Nacht des Verderbens in Ägypten, ist auch die Rettung durch das Evangelium. In Ägypten hatte dieselbe Hand, die das Schwert des Verderbens durch das ganze Land trug, das schirmende Blut für die Israeliten verordnet. Konnte das Schwert einen von ihnen treffen? Unmöglich! Und in dem Fall Noahs hatte derselbe Gott, der in Betreff des Gerichts dieser Welt mit sich zu Rate ging, seinen Auserwählten über die Art des Entfliehend unterwiesen. Dieselbe Hand, welche die Wasser hervorbrechen ließ, schloss hinter Noah zu. Konnten die Wasser des Gerichts etwas gegen ihn ausrichten? Ebenso unmöglich!

Aber alles das wurde von einer feierlichen Szene des Gerichts begleitet. „Die Sonne ging auf über der Erde, als Lot nach Zoar kam“; und gerade diese sonnige Stunde war die Zeit für den Feuer– und Schwefelregen. Nichts konnte geschehen, bevor Lot in jene Stadt eingetreten war, aber dann hielt auch nichts mehr das Gericht zurück. Der Augenblick der Heimsuchung war völlig verborgen. Die Bewohner Sodoms mögen wohl gesagt haben: „Friede und Sicherheit!“ als sie die Morgensonne wie gewöhnlich den östlichen Horizont vergolden sahen. Aber gerade dann „kam ein plötzliches Verderben über sie“, und niemand entfloh.

Die Menschen zu Noahs Zeit „aßen und tranken, sie heirateten und wurden verheiratet“, als die Wasser zu steigen begannen. Da war kein Vorbote, es sei denn Noahs Eintritt in die Arche. Aber das war nach ihrer Meinung ja Narrheit, sich selbst und alle seine Habe auf trockenem Land in ein Schiff einzuschließen! Doch die Flut kam in dem Augenblick, da Noah in Sicherheit war, und verschlang sie alle. Das Wort Gottes, das Zeugnis des „Predigers der Gerechtigkeit“, war ihnen „nach ihrem eigenen Willen verborgen.“ Ein plötzliches und gewisses Verderben kam über alle, die außerhalb der Arche waren, aber eine göttliche, unfehlbare Sicherheit war das Teil aller, die sich innerhalb derselben befanden. Die Zufluchtsstädte in Israel waren von Gott verordnet, und ihre Mauern gaben unbedingt Rettung. Ebenso hat dieselbe Gerechtigkeit, die einen Fluch über jeden aussprechen musste, der nicht alles hält, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben steht, auch gesagt: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!“ (Gal 3) Könnte Gott nun sein eigenes Heilmittel für den von dem Gesetz verfluchten Sünder verleugnen, wenn dieser sich im Glauben auf den für ihn am Kreuz zum Fluch gemachten Heiland beruft? Ganz unmöglich!

„Jehova schloss hinter ihm zu.“ Die Hand des Herrn verlieh der Lage Noahs seine eigene Stärke und Sicherheit. Es ist nicht zu kühn, zu sagen, dass alle innerhalb der Arche so sicher waren, wie Gott selbst. Obgleich der Herr gleichsam zu seinen Himmeln und auf seinen Thron zurückkehrte, und Noah auf der Erde, dem Schauplatz des Gerichts, zurückblieb, war Noah doch so sicher wie der Herr selbst. „Wir haben Freimütigkeit an dem Tag des Gerichts, weil, gleich wie Er ist, auch wir sind in dieser Welt.“ Jesus ist in den Himmel zurückgekehrt, während wir uns noch in dieser Welt befinden, deren Gericht von Gott beschlossen ist; aber wir haben volle Freimütigkeit, da wir unserer Stellung nach Ihm gleich sind. Wie herrlich, dies aussprechen zu dürfen! Und dieselbe geheimnisvolle, herrliche Sicherheit ist in dem kurzen Worte eingeschlossen: „Jehova schloss hinter ihm zu.“ Die Hand Gottes selbst setzte Noah und alles, was sein war, in völlige Sicherheit.

Einige von aller Art lebender Wesen wurden mit Noah von dem Schauplatz des Todes in die Arche der Rettung gebracht. „Acht Seelen“, wie Petrus sagt, und mit ihnen eine Auswahl von Tieren der Erde, klein und groß, Gevögel und kriechende Tiere, alle wurden mit Noah unter ein Dach gebracht und gerettet. So war es auch später in Ägypten: nicht eine Klaue durfte zurückbleiben. Die große Errettung erstreckte sich an jenem Tag in gleicher Weise auf alle, auf Mose und die 600,000 Mann mit ihren Weibern und Kindern und auf all ihr Vieh. Alles erfuhr die rettende Kraft Gottes. So dachte Gott auch später in den Tagen Ninives neben den „mehr als 120 000 Menschen, die keinen Unterschied wussten zwischen ihrer Rechten und Linken“, an das viele Vieh in der Stadt. Und so wird auch in den kommenden Tagen, wenn Christus sein Erbteil antreten wird, seine Herrschaft alle Werke der Hand Gottes umfassen, „Schafe und Rinder allesamt und auch die Tiere des Feldes, das Gevögel des Himmels und die Fische des Meeres“; und die Gefilde und Ströme, die Hügel und die Bäume des Waldes werden vor Ihm jubeln.

Welch ein herrliches Geheimnis! Sind sie nicht alle seine Geschöpfe? Hat nicht seine Hand sie alle gemacht, und sein Auge und sein Herz sich an ihnen erfreut? Sollte die Schöpfung für Ihn verloren sein? Darf Jona wegen des verdorrten Wunderbaumes zürnen? Sollte der Herr nicht vielmehr die Werke seiner Hand zu seiner bleibenden Freude erhalten? Er will das Angesicht der Erde erneuern, wie geschrieben steht: „Jehovas Herrlichkeit wird ewig sein, Jehova wird sich freuen seiner Werke“ (Ps 104,31). „Das sehnsüchtige Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Denn die Kreatur ist der Eitelkeit unterworfen worden (nicht mit Willen, sondern um dessentwillen, der sie unterworfen hat) auf Hoffnung, dass auch selbst die Kreatur freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ (Röm 8,19–21). (Fortsetzung folgt)

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