Die ersten Jahrzehnte des Christentums
Kommentar zur Apostelgeschichte

Kapitel 10

Die ersten Jahrzehnte des Christentums

Verse 1-8

In Judäa, Galiläa und Samaria war das Evangelium schon verkündigt worden. Die Brüder, die durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war, zerstreut worden waren, zogen auch bis nach Phönizien, Cypern und Antiochien hindurch. Aber sie redeten zu niemand das Wort, als allein zu Juden. Philippus war von Asdod aus bis nach Cäsarea vorgestoßen. Nun war der Zeitpunkt gekommen, dass auch den Nationen die Tür des Reiches aufgetan werden konnte. Diese Aufgabe hatte der Herr Petrus anvertraut (Mt 16,19). Aber Er selbst hatte alles dazu vorbereitet, sowohl den Diener als auch die Umstände. Dieser wichtige Dienst des Petrus öffnete den Weg für den Dienst des Apostels Paulus. Dieser sollte nicht nur lehren, dass Menschen aus jeder Nation, die Gott fürchten und Gerechtigkeit wirken, Ihm angenehm sind (V. 35), dass Jesus Christus Herr von allen ist (V. 36), sondern auch die Tatsache, dass die aus den Nationen „Miterben und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium sind (Eph 3,6).

Bei Kornelius in Cäsarea wurde diese Tür geöffnet. Gott hatte diesen Menschen, „fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viele Almosen gab und allezeit zu Gott betete, dazu ausersehen. Der Augenblick war gekommen, um diesem gottesfürchtigen Mann das Heil zu verkündigen, das durch den Glauben an den Herrn Jesus und sein Werk erlangt wird, damit er Vergebung der Sünden empfange. In Christus ist das ewige Leben offenbart worden, und auf Grund seines Werkes am Kreuz konnte es nun mitgeteilt werden. Die Gebete und die Almosen von Kornelius waren hinaufgestiegen zum Gedächtnis vor Gott. Nun wollte Er diesem Heiden das ganze Ausmaß seiner Gnade kundtun. Nachdem jetzt die Gerechtigkeit Gottes befriedigt war, gab es auf der Erde für seine Gnade keine Grenzen mehr. Ein Engel wurde zu Kornelius gesandt, nicht um ihm das Evangelium zu verkündigen, sondern um ihm zu sagen, wo er den für diesen Dienst von Gott ausgerüsteten Diener finden konnte.

Verse 9-16

Damit aber Petrus das Evangelium des Heils über die Grenzen Israels hinaus verkündigte, begegnete der Herr ihm auf eine besondere Weise in einem Tagtraum. Seine jüdischen Vorurteile und nachher auch die der Gläubigen in Jerusalem mussten überwunden werden. Die Gläubigen aus den Juden nahmen das Christentum mit Freuden an, doch sie hatten die größte Mühe, zu verstehen, dass es auch für die Heiden auf demselben Boden zugänglich sei.

Der Herr benutzte den Umstand, dass Petrus hungrig war, um ihm durch ein Gesicht begreiflich zu machen, dass das Werk, das er unter den Juden mit so viel Eifer ausführte, sich nun auch unter den Nationen ausbreiten sollte. Auch die Heiden sollten jetzt in die Segnungen des Reiches eingeführt werden, das durch die Verwerfung des Königs eine besondere Form angenommen hatte.

Durch das Werk des Kreuzes reinigt nun Gott jeden Glaubenden, welcher Nation er auch angehört. Die durch das Gesetz aufgerichteten Unterschiede verschwanden im Tod Christi. Dieser hat dem Menschen nach dem Fleisch, ob er Jude oder Heide sei, ein Ende gesetzt. Vor Gott befinden sich alle auf demselben Boden, sowohl hinsichtlich ihres Zustandes der Sünde als auch im Hinblick auf das Werk Christi. Das ist es, was Petrus durch das Gesicht von allerlei Tieren, die vom Himmel herabkamen, lernen sollte. Dreimal wurde ihm die wichtige Wahrheit gesagt: „Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!“ Darauf wurde das Gefäß in den Himmel hinauf genommen, was Petrus zeigte, dass Gott diese unreinen Wesen, die Er selber gereinigt hatte, für den Himmel zubereitet hat. Sie kamen von dort und kehrten wieder dorthin zurück. Die Gläubigen aus den Juden wie auch aus den Nationen sind Gegenstände der Gnade und beschäftigten schon in der Ewigkeit die Gedanken Gottes.

Verse 17-24

Gott ließ die Ankunft der Boten des Kornelius mit dem Augenblick zusammentreffen, wo Petrus „in Verlegenheit war, was doch das Gesicht sein möchte, das er gesehen hatte“. Der Apostel sann darüber nach, was ihm Gott damit sagen wollte. So fand ihn der Geist Gottes also in einem Zustand, in dem er sich willig führen ließ. Der Geist konnte jetzt zu ihm sagen: „Geh hinab und zieh mit ihnen, ohne irgend zu zweifeln, denn ich habe sie gesandt.“ Um zu gehorchen und irgendeinen Dienst zu tun, muss der Knecht Gottes in einem solchen Zustand sein, dass er die Weisungen des Geistes Gottes verstehen kann. Trotz des Verfalls in der Christenheit ist der Geist Gottes immer noch am Werk, um die zu leiten, die dem Herrn gehorchen möchten. Hier sieht man, wie der Heilige Geist aus eigener Machtvollkommenheit handelt. Er teilt die Gaben aus (1. Kor 12,4-11) und leitet die, die Er begabt hat. In der Christenheit betrachtet man Ihn nur als einen „Einfluss“. Man hat aus den Augen verloren, dass Er eine göttliche Person und genauso persönlich auf der Erde anwesend ist, wie es Christus einst selbst war. Bis zur Wiederkunft des Herrn ist der Heilige Geist in der Versammlung Gottes anwesend und wird sein Werk treu vollführen. In seiner Kraft verwirklichen wir die Gegenwart des Herrn in der Versammlung.

„Was ist die Ursache, weshalb ihr hier seid?“ Auf diese Frage von Petrus antworten die Boten mit einem schönen Zeugnis über Kornelius, ihren Herrn. Er ist „ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der auch ein gutes Zeugnis hat von der ganzen Nation der Juden“. Das war das Ergebnis der Erfahrungen, die sie im Umgang mit ihm gemacht hatten. Es wäre zu wünschen, dass alle, die näher mit uns in Berührung kommen, uns auch ein solches Zeugnis ausstellen könnten.

Jetzt kann Petrus ohne Furcht aufbrechen. Er weiß: Der Geist Gottes sendet mich, und auch Kornelius ist „von einem heiligen Engel göttlich gewiesen worden“, mich holen zu lassen. Gott hatte für dieses wichtige Werk, das Petrus vollbringen sollte, alles vorbereitet. Der Apostel ist darauf bedacht, Zeugen bei sich zu haben, um später über die Ereignisse berichten zu können: „Einige der Brüder von Joppe gingen mit ihm“. - Auch Kornelius steht mit seinem Wunsch, besser belehrt zu werden, nicht allein. Er will, dass „seine Verwandten und nächsten Freunde“ Teil haben an den Segnungen, die ihm nun gebracht werden sollten. Denn sie waren für ihn und sein ganzes Haus bestimmt (Kap. 11,14).

Verse 25-33

Kornelius ist sich der Größe des Vorrechtes bewusst, das Gott ihm in der Sendung seines Knechtes zuteilwerden lässt. Er fällt Petrus zu Füßen. Dieser aber weist die Huldigung mit den Worten zurück: „Auch ich selbst bin ein Mensch.“ Diese Antwort macht deutlich, wie groß die Gnade ist, die den Menschen erwiesen worden ist. Gott errettet Menschen. Er hat ihnen Gaben gegeben und sie durch den Geist fähig gemacht, anderen Menschen die Gedanken Gottes mitzuteilen. Obwohl sie Gegenstände einer solch wunderbaren Gnade und in den Augen Gottes über die Engel erhoben sind, sollen sie aber das Bewusstsein nicht verlieren, dass sie Menschen, d. h. abhängige Wesen sind, die ihren Platz in Demut einnehmen. Der erste Mensch hat durch die Sünde seine wahre Stellung verloren. Der gläubige Mensch aber ist durch die Gnade in seine wahre Stellung vor Gott gebracht worden, in eine Stellung der Abhängigkeit und des Gehorsams. Ebenso wenig wie der Engel in Offenbarung 22,8-9 nimmt Petrus eine Huldigung entgegen, die nur Gott gebührt. Hätten alle, die je in der Kirche die Stellung eines Knechtes Gottes eingenommen haben, das verstanden, dann hätten sie sich nicht in Amt und Würden über ihresgleichen erhoben noch Ehre von ihnen genommen. Die Würde, die ein Knecht Gottes anstreben soll, ist die, ein „Vorbild der Herde“ zu sein (1. Pet 5,3).

Petrus bekennt zuerst, Gott habe ihm gezeigt, „keinen Menschen gemein oder unrein zu nennen“, und das habe ihm gestattet, ohne Widerrede zu ihm, dem Heiden, zu kommen. „Ich frage nun“, so fährt er fort, „aus welchem Grund habt ihr mich holen lassen?“ Kornelius erinnert an das Gesicht, das er gehabt hat, und bestätigt das, was schon seine Boten zu Petrus gesagt hatten. Kornelius hatte gefastet und um die neunte Stunde gebetet. „Fasten und Beten“ ist das uns geziemende Verhalten, auf das Gott mit der Entfaltung seiner Macht antworten kann (Mk 9,29). Die neunte Stunde war die Stunde des Gebets. Auch war es die neunte Stunde, als der Herr ausrief: „Es ist vollbracht!“ Dass Kornelius auf sein Flehen hin die Antwort Gottes empfing, geschah aufgrund der Tatsache, dass das Werk vollbracht ist.

Kornelius hatte das Bedürfnis, mehr zu wissen, als nur das, was er als gottesfürchtiger Proselyt erkennen konnte. Er befand sich als solcher noch in dem unbefreiten Seelenzustand eines Menschen, der das Werk Christi noch nicht kennt. Das ist auch heute der Zustand vieler Seelen, die bezüglich der Vollkommenheiten des göttlichen Werkes am Kreuz mangelhaft unterrichtet sind. Kornelius sprach zwar von Gott, aber es fehlte ihm die Erkenntnis Gottes in seinem Sohn: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3).

Gemeinsam mit denen, die bei ihm versammelt waren, hatte Kornelius das Bewusstsein, in der Gegenwart Gottes zu sein, und sie wollten hören, was Er ihnen durch Petrus sagen ließ. Gott spricht heute durch sein Wort auch zu uns, so oft wir es aufschlagen, ob wir es jeder für sich oder in der Versammlung lesen. Möchten wir doch stets von seiner Gegenwart und von der Autorität seines Wortes durchdrungen sein! Was Petrus ihm sagen würde, war für Kornelius ein Gebot Gottes. Er begriff, dass Gott ihm gegenüber Rechtsansprüche hatte, und er anerkannte sie in seinem Herzen. Als er die Botschaft des Apostels empfing, war er sich ihrer göttlichen Autorität bewusst. Auch in der Zeit der Gnade handelt Gott souverän und gebietet den Menschen, auf welche Weise sie errettet werden müssen. Paulus sagte zu den Athenern: „Gott gebietet jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apg 17,30). Der Mensch hat kein Recht, sich zu weigern, an Christus zu glauben. Weigert er sich dennoch, so ist er ungehorsam gegen Gott und wird die ewigen Folgen dieses Ungehorsams tragen. Glauben heißt gehorchen.

Verse 34-43

Nach allem, wovon Petrus soeben Zeuge gewesen war, sagte er: „In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jeder Nation, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm ist.“ In dieser Stellung hatte sich Kornelius bis dahin vor Gott befunden. Aber Gott wollte jetzt solchen, die Ihm in dieser Weise angenehm waren, die große durch das Kommen seines Sohnes Jesus Christus bewirkte Errettung bekannt machen. Petrus war dazu ausersehen, sie ihnen zu verkündigen. Gott wollte sie nicht in ihrem damaligen Zustand lassen. Durch Jesus Christus - der aller Herr ist, der sowohl Heiden, als auch der Juden - war die gute Botschaft des Friedens wohl zuerst zu den Söhnen Israels gesandt worden. Aber diese in Jesaja 57,19 verheißene Botschaft war in der Person des Herrn nicht nur für jene allein, sondern für alle gekommen. Petrus stellte nun Jesus vor die Augen der Anwesenden in seinem Dienst inmitten der Menschen, gekommen aus dem von den Juden verachteten Nazareth, aber von Gott mit Heiligem Geist und mit Kraft gesalbt. Durch den Umstand, dass Ihn Gott mit Heiligem Geist gesalbt hat, wurde die ganze Vortrefflichkeit seiner Person hervorgehoben. Obwohl Er von Nazareth kam, hat Gott die Herrlichkeit seiner Menschheit völlig anerkannt. Schon bei der ersten Offenbarung derselben versiegelte Er Ihn mit seinem Geist und verkündigte vom Himmel her: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Die Salbung ist sowohl das Siegel Gottes wie auch das Zeichen seines Dienstantritts. Der Gläubige hat denselben Geist empfangen, da er durch den Glauben in den Genuss des vollkommenen Werkes Christi eingetreten ist.

Das ganze Leben Jesu war der Ausdruck seiner Vollkommenheit. Er ging von Ort zu Ort und tat Gutes. Sein Leben war die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, mit dem Ziel, seine Geschöpfe aus der Gewalt des Teufels und von jedem Joch der Knechtschaft zu befreien. Gott war mit Ihm, und die Jünger waren Zeugen alles dessen gewesen, was Jesus im Land der Juden getan hatte.

„Den sie auch umgebracht haben, indem sie ihn an ein Holz hängten.“ So schätzte der Mensch diese herrliche Person ein, während Gott seine völlige Befriedigung, die Er in Ihm fand, dadurch zum Ausdruck brachte, dass Er Ihn am dritten Tag aus den Toten auferweckte. Das Volk, das Ihn umbrachte, hat Ihn nicht als Auferstandenen gesehen. Er wurde nur denen sichtbar, die Gott zuvor als Zeugen seines heiligen Lebens und seiner Auferstehung auserwählt hatte. Die Auferweckung aus den Toten ist der Ausdruck der völligen Befriedigung, die Gott in diesem vollkommenen Menschen fand. Obwohl auferstanden, ist Jesus derselbe geblieben. Er hat es den Jüngern, die nach seiner Auferstehung mit Ihm gegessen und getrunken haben, völlig bewiesen (Lk 24). Diese Zeugen empfingen das Gebot, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass Er der von Gott über Lebendige und Tote verordnete Richter ist. Petrus begann in seiner Verkündigung bei der Taufe Christi. Er sprach von seinem Dienst inmitten der Menschen, von seinem Tod, von seiner Auferstehung aus den Toten und von seiner Erhöhung zur Würde eines Richters der Lebendigen und Toten. Bis hierhin betraf alles, was Petrus sagte, die Juden. Aber im 43. Vers geht das Zeugnis der Propheten weiter: „Durch seinen Namen empfängt jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden.“ Das geht nun alle an, und Kornelius und die Seinen standen im Begriff, Nutznießer dieser Verheißung zu werden.

Verse 44-48

In der Rede des Petrus lassen sich die vier verschiedenen Seiten des Werkes des Heiligen Geistes erkennen, von denen der Herr gesprochen hat:

  1. Er erinnerte an alles, was Jesus gesagt hatte und was die Jünger damals nur wenig oder gar nicht verstanden hatten (= Inhalt der Evangelien, vgl. Joh 14,26; Apg 10,36-40).
  2. Er gibt Zeugnis von einem verherrlichten Christus (= Inhalt der Apostelgeschichte, vgl. Joh 15,26.27; Apg 10,41).
  3. Er führt in die ganze Wahrheit ein, die nun offenbart worden ist (= Inhalt der Briefe, vgl. Joh 16,13; Apg 10,42).
  4. Er verkündigte das Kommende (= Offenbarung) und im weiteren Sinn die neuen Wahrheiten, die aus dem Werk Christi am Kreuz hervorgegangen sind (Joh 16,13).

Kaum hatte Petrus die Worte ausgesprochen, die Kornelius und den Seinen aufzeigten, was ihrem Glauben noch mangelte, fiel der Heilige Geist auf sie. Gott hatte nur auf diesen Augenblick gewartet, um sie mit seinem Geist zu versiegeln und sie in die Vorrechte des Christentums einzuführen, die sich aus der Taufe des einen Geistes zu einem Leib, der sowohl Juden als Griechen umfasst, ergeben. Die Brüder, die Petrus begleitet hatten, gerieten außer sich, dass auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war und dieselben Wirkungen hervorbrachte, die am Anfang auch unter den Gläubigen in Jerusalem zu sehen waren: „Sie hörten sie in Sprachen reden und Gott erheben.“ Sie verherrlichten Gott in der Kraft des Geistes, denn sie hatten nun die Wunder der Gnade kennengelernt und konnten sie jetzt genießen. Der Herr hatte zu der Samariterin gesagt: „Das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“ (Joh 4,14). Dieses Wasser kehrt zur Verherrlichung Gottes zu seiner Quelle zurück. Gemäß Johannes 7,38 zeigt sich bei dem, der davon getrunken hat, noch eine andere Wirkung: „Aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ Die Segnungen, die der Gläubige in der Kraft des Heiligen Geistes empfängt, fließen von ihm aus in zwei Richtungen weiter: Sie steigen wieder zu Gott empor, verbreiten sich von ihm aus aber auch unter die Menschen.

In Apostelgeschichte 8 wird uns mitgeteilt, dass die Samariter den Heiligen Geist erst empfingen, nachdem sie getauft worden waren. Hier aber gibt Gott den Heiligen Geist vor der Taufe, um den Juden zu zeigen, dass Er die Gläubigen aus den Nationen auf der gleichen Grundlage annimmt wie sie, d.h., auf Grund des Glaubens an den Herrn Jesus. Gott wusste, welche Schwierigkeit es den jüdischen Brüdern bereiten würde, die Gläubigen aus den Nationen in das christliche Bekenntnis aufzunehmen. Nachdem aber die hier versammelten Gläubigen den Heiligen Geist wie sie empfangen hatten, stellte Petrus die Frage, ob ihnen jetzt wohl jemand die Taufe verwehren dürfe. Er taufte sie nicht in apostolischer Autorität, sondern stellte den Brüdern aus der Beschneidung die Sache zur Beurteilung vor, damit auch sie darüber geübt sein möchten. Er handelte in wahrem christlichem Geist, der das Gewissen anderer achtet und übt, sich ihm aber niemals aufzwingt.

Aus dieser Stelle ist ferner ersichtlich, dass das Gebot nicht nur lautet: „Lasst euch taufen!“, sondern auch: „Tauft!“ (vgl. Mt 28,19). Die Erkenntnis des Gedankens des Herrn soll für das Herz des Gläubigen wegweisend sein. Es handelt sich für ihn nicht um ein Gesetz. Man beachte auch, dass die Ausübung der Taufe nicht einer besonderen Klasse von Christen vorbehalten war. Hier war es nicht Petrus, der taufte. Er befahl vielmehr, dass sie in dem Namen des Herrn getauft würden. Die Brüder, die mit ihm gekommen waren, übten diesen Dienst aus. Man sieht, wie die Belehrung des Wortes dem Geist einer Priesterklasse widerspricht, die in der Kirche so viel Unheil angerichtet hat.

Petrus willigte ein, einige Tage bei ihnen zu bleiben. Zweifellos benutzte er diese Zeit, um sie in der Wahrheit des Christentums zu unterweisen.

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