Die ersten Jahrzehnte des Christentums
Kommentar zur Apostelgeschichte

Kapitel 1

Die ersten Jahrzehnte des Christentums

Verse 1-2

Die Apostelgeschichte bildet die Fortsetzung zum Lukasevangelium. Beide sind an Theophilus adressiert, der offenbar ein Grieche in gehobener Stellung war. Lukas nennt ihn „vortrefflichster Theophilus“. Der erste Bericht, das Evangelium, war eine Darstellung von allem, was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren bis zu dem Tag, an dem Er aufgenommen wurde, nachdem Er den Aposteln, die Er sich auserwählt hatte, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte.

„Tun und lehren“ ist ein treffender Ausdruck für die Tätigkeit des Sohnes des Menschen, wie sie Lukas in seinem Evangelium darstellt. Auch in der Apostelgeschichte sehen wir Jesus als Sohn des Menschen vor uns. Jesus fing hier auf der Erde an, zu tun und zu lehren, und fuhr durch die Kraft des Heiligen Geistes mittels der Apostel darin fort. Daher könnte die Apostelgeschichte (oder Geschichte der Taten der Apostel) auch „Geschichte der Taten des Heiligen Geistes“ genannt werden.

Wir sehen daraus, mit welcher Macht der Heilige Geist während der Zeit wirkte, in der der Dienst der Apostel Jerusalem zum Mittelpunkt hatte. Und auch als später ein neues Werk begann (Kap. 13), sagte der Heilige Geist: „Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.“ Der Ausgangspunkt jenes Werkes war Antiochien, nicht Jerusalem.

Der auferstandene Herr gab den auserwählten Aposteln seine Anweisungen durch den Heiligen Geist. Schon während seines Dienstes auf der Erde hatte Jesus immer durch den Geist gehandelt, durch den Er ja als Mensch gesalbt worden war (Kap. 10,38). Und so ist der Heilige Geist auch die Macht, durch die Er als auferstandener Mensch wirkt. Das gibt uns Gewissheit, dass wir durch diese Macht auch alle Segnungen in der Herrlichkeit genießen werden, in der Betrachtung der anbetungswürdigen Person unseres Herrn, wenn der Geist nicht mehr mit unserem Wandel beschäftigt sein muss, um uns zu richten und um uns zu befreien von allem, was ein Hindernis für unsere Freude in Ihm war. Der Heilige Geist wird ewig mit uns sein, wie es Jesus seinen Jüngern in Johannes 14 verheißen hat.

Vers 3

Der Herr erteilte den Aposteln Befehle, die Er ihnen erst geben konnte, als Er sie durch seinen Tod und seine Auferstehung in eine neue Stellung versetzt hatte.

Aber nicht nur das, Er hat sich ihnen auch „nach seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebend dargestellt, indem er ihnen vierzig Tage hindurch erschien und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen“. Diese Stelle schließt sich wiederum an das Ende des Lukasevangeliums an, wo der Herr die Jünger mit so vielen deutlichen Beweisen überzeugt, dass Er derselbe ist wie vor seinem Tod. Um ihnen jeden Zweifel zu nehmen, lässt Er sich herab und isst vor ihnen, obwohl Er keine Nahrung brauchte, da ja sein Leib geistig war. Während vierzig Tagen wurden den Jüngern also alle Beweise der Auferstehung Jesu gegeben. Der Apostel Paulus zählt in 1. Korinther 15,3-8 einige dieser Beweise auf.

Die Zahl Vierzig versinnbildlicht eine vollkommene Zeit der Vorbereitung oder der Prüfung, also einen genügend langen Zeitabschnitt, in dem Gott offenbaren kann, was Er zeigen will. Das Volk Israel war vierzig Jahre lang in der Wüste. Moses lebte vierzig Jahre lang am Hof Pharaos. Die Prüfung des Menschen dauerte vierzig Jahrhunderte. Die vierzig Tage der Versuchung des Herrn lassen die Vollkommenheit seines Gehorsams sichtbar werden. Und so fort. So wurde es auch in vierzig Tagen völlig offenbar, dass der Herr auferstanden war. Sie konnten Ihn sehen und berühren (Lk 24,39). Seine Auferstehung war also nicht geistig, wie gewisse Theologen lehren.

Es war von größter Wichtigkeit, dass die Auferstehung Christi durch viele Augenzeugen bestätigt wurde, denn das Christentum, diese neue und himmlische Tatsache, gründet sich auf die Auferstehung. Sie lässt als Ergebnis des Sieges, den Christus über den Tod errungen hat, alles hinter sich zurück, was zum verlorenen Menschen, zum Sünder gehörte und führt uns durch den Glauben in eine ganz neue Stellung ein. Auf der Tatsache der Auferstehung ruht die Erfüllung aller Ratschlüsse Gottes in Bezug auf den Himmel und die Erde. Auch besitzen wir durch sie die Gewissheit, dass unsere Sünden vergeben sind.

In diesem Kapitel finden wir einen Christus, der gelitten hat, einen Christus, der auferstanden ist und in den Himmel emporgehoben wurde, und auch einen Christus, der ebenso wiederkommen wird, wie sie Ihn in den Himmel hingehen sahen. Es wird uns hier erzählt, wie Er den Aposteln Weisungen erteilt und sich ihnen lebendig darstellt, damit sie seine Auferstehung bestätigen können, ferner, wie Er sich mit ihnen über die Dinge unterredet, die das Reich Gottes betreffen.

Das Reich Gottes ist der neue Zustand der Dinge, in den der Mensch durch die Wiedergeburt eingetreten ist, eine Ordnung von Dingen, die Gott unterworfen sind und seinem Wesen, das in Christo offenbart worden ist, entsprechen. Es ist ein Reich, in dem die sittlichen Wesenszüge Gottes anerkannt und aufrechterhalten werden. Lukas spricht am häufigsten von diesem Reich. Christus war der Ausdruck davon. Es war gegenwärtig in seiner Person. Auch Paulus verkündigte es (Apg 20,25). Der Herr konnte sich mit seinen Jüngern nicht über das Reich in Herrlichkeit unterreden, aber über die sittlichen Wesenszüge des Reiches, zu dem sie gehörten, und das sie in der Welt verkündigen sollten.

Verse 4-5

Als der Herr mit seinen Jüngern versammelt war, befahl Er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, „die ihr“, sagt Er, „von mir gehört habt“. Er war seit dem Abend nach der Auferstehung der Mittelpunkt des Zusammenkommens der Seinen. Welche Gnade zeigt sich in den Worten „mit ihnen versammelt“! Sie waren die Seinen, und Er schämte sich nicht, sie seine Brüder zu nennen.

Aber Er sollte sie verlassen, und dann sollte sich die Verheißung des Vaters erfüllen. Vor seinem Tod hatte Er ihnen schon gesagt, dass der Vater ihnen den Heiligen Geist senden würde (Johannes 14 und 15). Auch im Alten Testament war der Geist schon verheißen. Die Apostel konnten ihren Dienst nicht beginnen, bevor sie diesen Geist empfangen hatten. Sie mussten daher bis zu jenem Augenblick in Jerusalem bleiben.

„Johannes taufte zwar mit Wasser“, sagt Er ihnen, „ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.“ Johannes hatte mit der Taufe der Buße getauft in Erwartung des Christus, der kommen würde, um sein Reich aufzurichten. Nun war Christus gekommen und verworfen worden. Aber durch seinen Tod hat Er die Seinen in die gleiche Stellung versetzt, die Er selbst vor seinem Gott und Vater einnimmt. Nun konnten sie mit dem Heiligen Geist getauft werden. Jesus hatte Ihn empfangen aufgrund seiner eigenen Vollkommenheiten. Die Jünger erhalten Ihn aufgrund der Vollkommenheiten des Werkes Christi, die ihnen zugutegekommen sind.

Vers 6

Die Jünger werden von den Belehrungen über das Reich Gottes abgelenkt durch den jüdischen Gedanken an die Erfüllung der Verheißungen, die dem Volk Israel gegeben worden waren. Sie sagen zum Herrn: „Stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?“ Sie haben die Reichweite des Werkes Christi am Kreuz, dessen Resultate sich unendlich viel weiter erstrecken, als nur auf das, was Israel betrifft, nicht erfasst. Hatte doch dieses Volk durch die Verwerfung des Messias für den Augenblick jedes Anrecht an irdischen Segnungen verloren. Gott bleibt seinen Verheißungen treu, und Israel wird zu seiner Zeit das ihm bestimmte Teil empfangen. Das wird auch bestätigt durch die Ankündigung der Wiederkehr des Herrn im 11. Vers. Aber in der Zwischenzeit bildet sich das Reich Gottes und nicht das Reich für Israel.

Verse 7-8

Auf die eben gestellte Frage der Jünger antwortet der Herr: „Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“

Zeiten und Zeitpunkte stehen im Zusammenhang mit der Aufrichtung der Herrschaft Christi über die Erde. Sie sind unterbrochen worden, um der Haushaltung der Gnade, die damals begann, Platz zu machen. Der Vater allein weiß, wann die gegenwärtige Haushaltung ihr Ende nimmt und die Herrschaft des Sohnes des Menschen aufgerichtet wird. Diese Herrschaft wird mit der Ausübung der Gerichte über einen Zustand der Dinge beginnen, den Gott während der Gnadenzeit ertragen hat. In Bezug auf diese Zeiten und Zeitpunkte sagt der Apostel Paulus zu den Thessalonichern, dass, wenn die Menschen „Friede und Sicherheit“ sagen werden, ein plötzliches Verderben über sie kommen wird.

In Erwartung dieses Reiches in Herrlichkeit soll die Gnade herrschen, Christus soll gepredigt werden und die Jünger sollten daher Kraft empfangen, um Zeugen sein zu können für einen verworfenen Christus, in dem allein das Heil ist. Der Herr wollte, dass ihr Zeugnis in Jerusalem beginne, in der Stadt, vor deren Toren Er gelitten hat, und dass es sich dann ausbreite in Judäa und unter den Samaritern, dem von den Juden verachteten Volk, und schließlich alle Grenzen des Landes Israel überschreite, um die Enden der Erde zu erreichen. Als Zeugen Christi sollten die Jünger die Gnade verkündigen und in ihrem ganzen Leben die Gesinnung dessen offenbaren, den sie predigten.

Vers 9

„Und als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen hinweg.“ Welch ein Augenblick für die Jünger, als ihr Herr aus ihrer Mitte entschwand! Hatten sie sich doch über das Wiedersehen mit Ihm so sehr gefreut!

Jesus hatte auf dieser Erde nichts mehr zu tun. Vor seinem Tod schon hatte Er seine Jünger alles gelehrt, was sie damals ertragen konnten. Nach seiner Auferstehung hatte Er alles Nötige getan, damit sie von dieser Tatsache völlig überzeugt würden. Er hatte Ihnen die Kraft verheißen, durch die sie seine Zeugen sein würden bis an das Ende der Erde. Aber damit sie diese empfangen konnten, war es nötig, dass der Sohn des Menschen in den Himmel emporgehoben wurde.

Durch die Erhöhung Christi erfüllte sich eine wunderbare Tatsache: Ein Mensch wurde in die Gegenwart Gottes eingeführt und bahnte durch seinen Eintritt in die himmlischen Örter sozusagen allen erlösten Menschen den Eingang in dieselben Örter.

Henoch wurde entrückt (Heb 11,5). Auch Elia fuhr zum Himmel auf (2. Kö 2). Der Sohn des Menschen aber wurde emporgehoben auf einen Platz der Herrlichkeit, auf den seine göttliche Person ein Recht hatte. Aber dieser Platz gebührte Ihm auch wegen seines völligen Gehorsams, durch den Gott so vollkommen verherrlicht worden ist.

Verse 10-11

Welch ein erstaunliches und wunderbares Ereignis: Ein Mensch steigt auf zum Himmel! Ein Mensch, geboren in Bethlehem, dessen Leben des Dienstes auf der Erde durch den Tod am Kreuz abgeschlossen wurde! Aber dieser Mensch war der Sohn Gottes vom Himmel gekommen, der wieder zum Himmel zurückkehrte. Wir begreifen das Erstaunen der Jünger. Während sie unverwandt zum Himmel schauten und Jesus nicht mehr sehen konnten, da Ihn eine Wolke, das Zeichen der Wohnung Gottes, vor ihren Augen hinweggenommen hatte, „standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen, die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel.“ Gott will nicht, dass sie, die nun allein gelassen waren, hinsichtlich eines solchen Ereignisses in der Ungewissheit bleiben. Sie stehen noch auf jüdischem Boden und stellen den Überrest Israels dar, der von dem ungläubigen Volk ausgegangen ist. Zwei Engel werden zu ihnen gesandt - zwei, erforderlich für ein Zeugnis nach dem Gesetz - um ihnen zu sagen, dass Jesus „ebenso kommen wird, wie sie ihn haben auffahren sehen in den Himmel“.

Er wird persönlich auf die Erde herabkommen, um sich mit dem künftigen Überrest, der Ihn erwarten wird, wieder zu vereinen. Er wird dann nicht nur für Israel das Reich wiederherstellen, wie sie es damals erwarteten, sondern über die ganze Erde herrschen. In Sacharja 14,4 heißt es: „Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt.“ Es geht also hier nicht um die Frage des Kommens des Herrn für die Seinen, das vor seinem Erscheinen in Herrlichkeit stattfinden wird. Wir befinden uns hier noch nicht auf dem Boden der Versammlung. Es wird sich Micha 5,2-3 erfüllen: „Und der Rest seiner Brüder wird zurückkehren zu den Kindern Israel. Und er wird dastehen und seine Herde weiden in der Kraft des HERRN...“

Die Jünger kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück, nachdem sie diese Botschaft der Engel gehört hatten (Lk 24,52).

Die Engel redeten die Jünger mit den Worten an: „Männer von Galiläa“. Sie waren aus einer Gegend, die von den Juden verachtet war, aber der Herr hatte dort einen großen Teil seines Dienstes erfüllt. Sie empfingen jedoch die Mitteilungen der Engel nicht als Galiläer, sondern als Heilige, als die Herrlichen, die auf Erden sind, an denen der Herr alle seine Freude hatte. Sie waren die Gefährten des Herrn, der soeben aus ihrer Mitte hinweggenommen worden war.

Der Ausdruck: „von euch weg“ ist rührend. Er war bei ihnen gewesen. Er hätte nicht mit anderen zusammensein können. Er war mit ihnen gewesen während seines ganzen Dienstes auf der Erde. Sie hatten Ihn aufgenommen, während das Volk Ihn verachtete und verwarf. Nach seiner Auferstehung hat der Herr seinen Platz wieder in ihrer Mitte eingenommen Und Er, der von ihnen weg emporgehoben wurde, wird wiederkommen, um mit ihnen zu sein, dem künftigen Überrest, der Ihn erwarten wird. Sie, die verachtet sind, wie Er verachtet war, werden mit Ihm sein während seiner Herrschaft in Herrlichkeit. So wurden einst auch die Helden Davids erhoben, nachdem sie mit ihm verachtet gewesen waren (1. Sam 22,1-4 und 2. Sam 23).

Der Ölberg nimmt im Leben Jesu einen wichtigen Platz ein. Gegen das Ende seiner irdischen Laufbahn zog Er sich für die Nacht dorthin zurück. Und auch sonst begab Er sich oft dorthin mit seinen Jüngern. Dort ergriffen Ihn die Häscher, die von Judas angeführt wurden. Von dort aus wurde Er in den Himmel emporgehoben. Und einst werden seine Füße dort stehen, wenn Er kommen wird, um den zukünftigen Überrest Israels zu befreien.

Verse 12-14

Als die Jünger nach Jerusalem zurückkehrten, gingen sie nicht in den Tempel. Dieses Haus war öde gelassen worden. Sie gingen in den Obersaal und blieben dort. Sie hingen der Person ihres Herrn an, und Er war der Mittelpunkt ihres Zusammenkommens. Rings um sie her war die feindliche Welt.

Nach der Aufzählung der Apostel wird uns gesagt: „Diese alle verharrten einmütig im Gebet mit einigen Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“ Sie waren durch den Herrn versammelt, verharrten in der Stellung der Abhängigkeit und warteten auf die Verheißung des Vaters.

Verse 15-22

Die Jünger hatten schon vor der Ausgießung des Geistes ein gewisses Verständnis der Schriften, das der Herr ihnen nach seiner Auferstehung gegeben hatte (Joh 20,22). Darum steht Petrus in der Mitte von etwa 120 Brüdern auf und überzeugt die Versammlung von der Notwendigkeit, Judas zu ersetzen. Er stützt sich dabei auf die Erklärungen Davids in den Psalm 69, 26 und 109, 8. Er beginnt mit der Feststellung, dass der Herr Judas erwählt hatte, um die Schriften zu erfüllen, die angekündigt hatten, dass einer der Vertrauten des Christus einen solchen Ausgang nehmen würde. Jesus erwählte ihn zu diesem Zweck, obwohl Er wusste, was daraus hervorgehen sollte.

Im Zwischensatz (Verse 18 und 19) erwähnt Petrus, dass sich Judas von dem Lohn der Ungerechtigkeit einen Acker erworben hatte, und fügt damit zum Bericht über dessen Ende eine Einzelheit hinzu, die sich in den Evangelien nicht findet. In Matthäus 27,7.8 wird uns gesagt, dass die Hohenpriester es waren, die den Acker des Töpfers kauften und ihn zu einer Begräbnisstätte für die Fremdlinge machten. Die Hohenpriester werden in dieser Tat mit Judas identifiziert. Sie verkörpern das Volk, das an der Verwerfung Christi schuldig ist, denn in Psalm 69,26 wird gesagt: „Verwüstet sei ihr Zeltlager, und in ihren Zelten sei kein Bewohner.“

Es bestand eine doppelte Veranlassung für die Wahl eines Ersatzes für Judas. Erstens sagt die Schrift: „Sein Amt empfange ein anderer“ (Ps 109,8), und zweitens hatte der Herr zwölf Apostel erwählt. Diese Zahl zwölf (eine vollkommene Zahl für eine menschliche Verwaltung) sollte beibehalten werden. „Es muss nun“ sagt Petrus, „von den Männern, die mit uns gegangen sind in all der Zeit, in der der Herr Jesus bei uns ein- und ausging, angefangen von der Taufe des Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns weg aufgenommen wurde - von diesen muss einer mit uns ein Zeuge seiner Auferstehung werden.“ Dieses Zeugnis von der Auferstehung Christi ist wichtig, denn sie ist die Grundlage des Evangeliums, durch das das Christentum als Zeugnis Gottes auf der Erde eingeführt werden sollte.

Verse 23-26

Die Jünger stellten zwei Männer dar: „Joseph, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias.“ Sie waren der Überzeugung, dass bei diesen beiden Männern die erforderlichen Voraussetzungen für dieses Apostelamt vorhanden waren. Aber sie stützten sich nicht auf ihre eigene Meinung und auch nicht auf das Los, denn sie wussten, dass „das Los im Gewandbausch geworfen wird, aber all seine Entscheidung von dem HERRN kommt“ (Spr 16,33). Sie übergaben sich dem, der ihre Herzen kennt und sagten: „Du, Herr, Hernzenskenner aller, zeige von diesen beiden den einen an, den du auserwählt hast, das Los dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen“. Sie warfen das Los und es fiel auf Matthias, den sie in zweiter Linie genannt hatten.

Dieser Vers schließt diese ganz besondere Szene, die einen jüdischen Charakter trägt und in der wir die Jünger nach der Auferstehung des Herrn vor der Ausgießung des Heiligen Geistes finden.

Sie stellen hier noch den zukünftigen Überrest Israels dar, der zwischen der Entrückung der Versammlung und der Rückkehr des Herrn in Herrlichkeit erweckt werden wird. Aber nach dem Kommen des Heiligen Geistes bilden sie dann die Versammlung des lebendigen Gottes. Von da an leitete sie der Geist durch das Wort und war gleichzeitig die Kraft, durch die sie ihren Dienst erfüllten. Mit dieser Leitung war es nicht mehr nötig, das Los zu werfen, um die Gedanken Gottes zu erkennen.

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