Botschafter des Heils in Christo 1870

David

Betrachten wir in Kürze die Geschichte Davids. – Die Einfalt seines Glaubens bewahrt ihn an dem Ort, wo die Pflicht ihn gefesselt hält; und kein Wunsch regt sich in ihm, denselben zu verlassen. Die Gegenwart Gottes genügt ihm. Folglich kann er in dieser Stellung auf die Hilfe des Herrn rechnen, weil sie ihm völlig zugesichert ist; er handelt in der Kraft Gottes. Der Löwe und der Bar fallen unter seiner jugendlichen Hand. Warum auch nicht, da Gott mit ihm war? – Er folgt Saul mit gleicher Einfalt, kehrt dann zurück und hütet seine Schafe mit derselben Zufriedenheit. Dort hatte er im Geheimen durch den Glauben verstehen gelernt, dass der Herr mit Israel war; er hatte die Natur und die Festigkeit dieses Verhältnisses verstanden. Er sieht in dem Zustand Israels etwas, das diesem Verhältnis nicht entspricht; aber in Betreff seiner selbst ruht er im Glauben an die Treue Gottes. – Ein unbeschnittener Philister fällt wie der Löwe. David dient Saul mit derselben Einfalt als Saitenspieler, wie vorher; und zeigt sowohl in Sauls Gegenwart, als auch wenn dieser ihn als Anführer über Tausend aussendet, Mut und Tapferkeit. Er gehorcht den königlichen Befehlen. Schließlich verjagt ihn der König; aber er bleibt in der Stellung des Glaubens. Jetzt hören wir freilich nichts von seinen kriegerischen Taten. Aber wir sehen seine Stellung, als die geistige Kraft in ihm, als die äußere, göttliche Autorität in den Händen eines anderen war. Es war dieselbe Stellung wie die des Herrn Jesus. Die Schwierigkeiten, worin David sich befindet, offenbaren nur umso herrlicher alle Schönheit der Gnade Gottes und der Früchte des Werkes des Geistes, während sie in besonderer Weise die Zuneigung und das vertraute Verhältnis zu Gott enthüllen. Dieses gab besonders den Psalmen ihren Ursprung.

Der Glaube reicht hin, um ihn über alle Schwierigkeiten seiner Stellung zu erheben. Und so ist es stets. Weil der Glaube in Gott ruht und mithin über dem Bösen steht, so entzieht er die Natur der Macht des Bösen, obwohl die Natur selbst keine Kraft der Selbstbeherrschung hat. Gott ist mit dem Glauben. Der Glaube achtet, was Gott achtet, und urteilt, wie Gott urteilt; und er erinnert das Herz stets daran, dass Gott allmächtig und die Liebe ist. David erkannte in Saul, in welch traurigem Zustand auch dessen Seele sein mochte, stets den Gesalbten Gottes, weil Gott denselben also anerkannte. Der Glaube handelt stets Gott gemäß und offenbart Ihn in allen Umständen, anstatt von diesen Umständen beherrscht zu werden. Seine Erhabenheit über alles, was ihn umgibt, tritt stets ins Licht. Welch ein Vorrecht, im Glauben inmitten des Koches der armen Welt ruhig vorwärtsgehen zu können!

Aber obwohl der Glaube in der Stellung, die er uns in dieser Welt einräumt, völlig in allem genügt, so bedienen wir uns dieser Schutzwaffe leider zu wenig, weil unsere praktische Gemeinschaft bei uns so mangelhaft ist. Und darum anstatt unablässig voran zu gehen, weil Gott mit uns ist, anstatt, nachdem wir den Löwen und den Bären erlegt haben, auch den Goliat zu töten und auf diese Weise den Glauben durch Sieg zu stärken, ermüdet die Natur im Kampf; und wir verlieren die richtige Stellung des Glaubens und entehren und erniedrigen uns selbst. Welch ein Unterschied zwischen der Stellung Davids, wo er in der Kraft des Glaubens den Riesen Goliat erschlug und später durch die Frucht der Gnade dem Königs Saul Tränen entlockte und, wenigstens für den Augenblick den Kanal der Liebe desselben öffnete, – und seiner Stellung, als er vor Saul floh in der Philister Land und in Gefahr war, die Waffe gegen sein eigenes Volk erheben zu müssen.

Geliebte Brüder! Lasst uns in der Stellung des Glaubens ausharren. Diese Stellung scheint eine schwierige zu sein; aber wir finden Gott darin und seine wunderbare Gnade, die unsere Herzen durch tausend Bande der Liebe und der Dankbarkeit mit Gott verbindet, mit Ihm, der uns kannte und liebte, da wir noch Sünder und Gottlose waren, und der sich in Christus Jesus herabließ, um unserem Elend und dem Bedürfnis unseres Herzens entgegen zu kommen. Der Glaube gibt Energie, gibt Geduld; und er ruft in unseren Herzen oft die köstlichsten Gefühle wach, Gefühle, die, während uns hienieden der Glaube in Abhängigkeit wandeln lässt, im Himmel selbst Freude verursachen, weil der Herr Jesus der Gegenstand des Glaubens ist, und Er den Ansprüchen des Glaubens in der Gegenwart seines Vaters entspricht. Die Natur ist in den Umständen verzagt und ungeduldig, weil wir Gott nicht genug in uns verwirklichen; und wenn der Unglaube uns beherrscht; so ist es unmöglich, den Herrn in irgendeiner Weise zu verherrlichen.

Doch wie gut ist es, dass, wie schwach unser Glaube auch sein mag, der Gegenstand unseres Glaubens stets Dieselbe Macht und Treue an den Tag legt. Wir finden dieses bei David. Wie mangelhaft sich auch sein Glaube zeigt, als er aus Furcht vor Saul sein Land verlieh und zu den Philistern floh, so gab ihm Gott dennoch das Königreich. Seine Verheißungen sind Ja und Amen. Die Gnade Gottes ist größer als alle unsere Mängel. Gott muss sich in seinem Volk verherrlichen. Gepriesen sei sein Name!

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