Botschafter des Heils in Christo 1870

Der Altar Abrahams

Es ist sehr köstlich, im ersten Buch Mose den umfangreichen Grundsatz und die unerschütterliche Grundlage der Beziehungen Gottes zu den Menschen in voller Frische zu finden, und zwar von Anfang der Schöpfung an bis zur Sünde und der Ankündigung des zweiten Adams. Auch sehen wir darin, wie Gott seine Herrschaft ausübte, in welcher Art der Mensch zum Fall kam, wie das Gericht der Sintflut die ganze Welt vertilgte und welche Verheißungen Abraham empfing; und ebenso finden wir die beiden Bündnisse der Sara und der Hagar, und schließlich, in der schönen, vorbildlichen Geschichte Josephs, das Verhältnis Gottes zu den Juden. Kurz, wir finden im ersten Buch Mose nicht nur eine Geschichte, sondern auch die vortrefflichen Grundsätze der Beziehungen Gottes zu den Menschen; und in dieser Hinsicht nimmt Abraham einen besonderen Platz als Verwahrer der Verheißungen Gottes ein. Das, was der Apostel zu den Galatern (Kap 3,13–14) sagt, macht uns dieses klar.

Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes erlöst, indem Er für uns zum Fluch gemacht worden ist; denn es steht geschrieben: „Verflucht jeder, der am Holz hängt, auf dass der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen käme, auf dass wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.“ Wir fühlen, welche Wichtigkeit „der Segen Abrahams“ für uns hat; und bei näherer Erwägung sehen wir, welche Stellung uns Gott in seiner Gnade durch die Erfüllung der Verheißungen zu Teil werden lässt; selbst wenn wir jenen Segen als Grundsatz betrachten, können wir die Herrlichkeit Christi, als die Erben aller Verheißungen, begreifen. Es ist wahr, dass außer (durch Vorbilder) das Verhältnis Christi zu seiner Kirche noch verborgen war, da dasselbe erst nach seinem Tod enthüllt wurde; nichtsdestoweniger aber werden wir schon im ersten Buch Mose die verschiedenen Gedanken der Beziehungen Gottes zu den Menschen wahrnehmen, sowie im Keim die Umstände entdecken, in welchen sich dieselben kundgeben.

Im neunten Kapitel finden wir, und zwar nach der Erzählung von der Sintflut, dass Noah, dem die Herrschaft über die Erde anvertraut worden war, nicht dieser Stellung gemäß wandelte. Ar berauschte sich. Diesem traurigen Vorfall folgte das Vergehen Hams, der seinen Vater verspottete, dann in Babel die Trennung der Nationen nach ihren verschiedenen Sprachen. Im zehnten Kapitel empören sich die Menschen insgesamt wider Gott. Da erscheint Nimrod, der gewaltige Mann, auf der Erde, während Gott in dem Schoß der gesegneten Familie Sems besondere Beziehungen zu den Menschen feststellt. Im elften Kapitel zeigt sich Babylon sowohl als der Ursprung des Reiches Nimrods, als auch die falsche Herrlichkeit jener Männer, die sich, abgesondert von Gott, in Babel versammeln. Die Hauptzüge dieser drei Kapitel sind folgende: Noah hatte gefehlt, danach die Nationen; die Menschen, anstatt Gott unterwürfig zu sein, erhoben sich wider Gott. Sie vereinigten sich, um sich einen Namen zu gründen und nicht zerstreut zu werden; und gerade diese Erhebung ward die Ursache ihrer Trennung.

Bevor wir jedoch bei der Geschichte Sems verweilen, mit welcher Gott besonders beschäftigt zu sein scheint, müssen wir eine Bemerkung vorausschicken. Ein entsetzlicher Grundsatz ist in diesem Zeitlauf an den Tag gekommen. Der Mensch erhebt sich durch seine Trennung wider Gott; aber sich selbst nicht genügend, wird er ein Sklave; er unterwirft sich der Macht Satans, dient ihm und betet ihn an; weil er Gott verlassen hat, maßt sich Satan den Platz Gottes an. Satan beunruhigt das Gewissen, nimmt Besitz von dem Herzen und Willen des Menschen, um denselben zum Götzendienst zu verleiten. Wir finden diese Tatsache in Josua 24,2. Es ist der Grundsatz der Macht Satans über die Erde, welcher sich der Geschichte des Menschen anschließt. Josua erklärt uns die Begebenheiten, welche nach der Sintflut stattfanden: die Gewalttätigkeit der Menschen und die Zerstreuung der Nationen, und namentlich, dass sogar die Familie Sems, die Kinder Hebers, außer dem wahren Gott auch andere Götter anbeteten. Der Apostel sagt uns, dass ihre Götter böse Geister gewesen seien: „Was die Nationen opfern, das opfern sie den Teufeln.“

Das ist der Zustand der Welt. Satan ist Fürst auf der Erde geworden, die wir bewohnen. Wir bedenken dieses oft zu wenig in einem Sinn kann Gott uns von dem Joch Satans befreien obwohl es wahr bleibt, dass derselbe uns durch die Lüste dieser Welt versuchen und moralisch unter sein Joch bringen kann. Wenn z. B. das Evangelium äußerlich in einem Land ausgenommen wird, so dass das Wort Gottes dort ungehindert gepredigt werden kann, während anderswo eine solche Predigt nicht gestattet wird, so wird es sich deutlich zeigen, dass in letzterem Land die Seelen mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, und dass das Joch jener im ersteren Land weit leichter zu tragen ist; und es scheint, als ob Satan über eines dieser Länder mehr Macht habe, als über das andere. Es ist sehr wichtig, in diesem Zeitlauf solche Erscheinungen wohl zu unterscheiden. Die einfache Tatsache, durch unsere eigenen Lüste unter das Joch Satans gezogen zu werden, ist nicht die Macht, wovon wir sprechen.

Es ist sicher, dass in Gegenden, wo das Evangelium gepredigt werden darf, die Seelen weit mehr verantwortlich sind, als diejenigen in Gegenden, wo eine solche Predigt nicht gestattet wird, und zwar deshalb, weil jene höhere Vorteile genießen. Doch das Joch ist sehr verschieden. Unabhängigkeit von Gott ist der Wunsch jedes Menschen. Er will seine eigenen Wege gehen und fällt in die Hand des Feindes. So erging es Abraham, so ergeht es der ganzen Menschheit. Doch Gott begegnet Abraham inmitten all dieser Übel und offenbart ihm drei Dinge: Die Auserwählung, die Berufung und die Verheißungen. Er erblickt ihn im Elend und beruft ihn seiner Auswahl gemäß, um ihm die Verheißungen zu geben; und Abraham empfängt dieselben.

Außerdem sehen wir die Art und Weise, in der Gott dieses ausführte. Er kam hernieder, offenbarte sich, verkehrte oft sichtbarlich mit Einzelnen und redete mit ihnen. Indes sei die Art und Weise, wie sie wolle – Er offenbart sich stets dem Glauben und weckt das Vertrauen. Als z. B. der Herr Jesus sich dem Paulus auf dem Weg nach Damaskus offenbarte, tat Er es in sichtbarer Herrlichkeit; jedoch wirkte Er dabei auf das Gewissen und zog das Herz zu sich. Paulus sagt selbst: „Habe ich nicht Jesus Christus, unseren Herrn, gesehen?“

In Apostelgeschichte 7,2 sagt Stephanus die Worte: „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte.“ – Gott offenbart sich dem Gewissen; es fühlt seine Gegenwart und ein kommendes Gericht; und wie sich dieses auch nach außen hin kundtun mag, so ist es dennoch gezwungen, Gott zu begegnen, muss Ihm folgen, weil es ehemals seinem eigenen Willen Genüge tat. So erging es Saulus von Tarsus. Saulus hatte sich nicht um den Willen Gottes bekümmert; aber sobald er die Stimme Jesu hört, muss er sich ergeben. Welche Wirkung diese Übergabe in seinem Herzen hervorbrachte, ist aus den Worten zu ersehen: „Was willst du, dass ich tun soll?“ – Die Mitteilung des Lebens findet, wie wir wissen, in der Seele statt. Gott redet auch jetzt, wiewohl Er sich wie bei Saulus den Blicken offenbaren könnte. Sein Wort ist hörbar, wiewohl es geschrieben ist; und das geschriebene Wort ist ohne Zweifel glaubwürdig, wiewohl ein Apostel spricht. Der Herr selbst weist seine Jünger darauf hin, wenn Er in Lukas 16,29 sagt: „Sie haben Moses und die Propheten usw.“; und Er stellt das, was diese gesagt, als das Zeugnis seiner eigenen Worte auf. Ich sage „Zeugnis“, und das ist mehr als Richtschnur; denn ob geschrieben oder durch seine eigenen Lippen gesprochen – es ist sein Wort. Die Autorität der heiligen Schrift ist unmittelbar. Er kann seine Apostel als Boten gebrauchen; doch will Er, dass wir das, was sie sagen, als sein Wort aufnehmen. Wenn Er es an die Menschen richtet, so muss es aus dem einzigen Grund aufgenommen werden, weil Er spricht. Wenn wir nicht ohne Zögern die Stimme Gottes unterscheiden und uns ihr unterwerfen können, weil Er es ist, der da redet, so ist das kein Glaube. Im natürlichen Zustand versteht das Herz seine Stimme nicht. „Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“ Bevor die Autorität Gottes im Herzen Wurzel gefasst hat ist viel Kampf darin.

Ich erkenne täglich mehr die Wichtigkeit dieses Punktes. Eine Seele, die gefühlt, dass sich Gott ihr offenbart hat, und deren Gefühl, die Verantwortlichkeit vor Ihm erkennend, in Tätigkeit ist, wird dem Wort völligen Glauben schenken. Im anderen Fall mag sie einen starken Eindruck empfangen haben, und das Gewissen mag, weil Gott sich offenbart, erwacht sein; allein sie nimmt das Wort nicht mit jenem stillen Glauben auf, durch welchen, weil Gott gesprochen, sie Ihm völlig und ohne Zögern vertraut und im Frieden erfunden wird. In einem solchen Zustand dürfen wir nicht verharren. Wenn ich Gott angehöre, kann ich nicht länger meinen Willen tun; und darum sagt Gott zu Abraham: „Gehe aus deinem Vaterland und aus deiner Freundschaft usw.“ – das ist weder leicht noch angenehm; aber hören wir, was der Herr Jesus sagt: „Wer nicht allem absagt, kann nicht mein Jünger sein.“

Hier haben wir einen großen Grundsatz. Gott will ein Volk besitzen, das Ihm allein anhängt. Christus hat sich für uns nicht zum Teil, sondern ganz dahingegeben. Die Umstände sind verschieden; der Grund bleibt derselbe. Wer auch die Freunde, oder was auch die Gegenstände, die uns zurückhalten wollen, sein mögen, so müssen doch die Worte: „Gehe aus deinem Vaterland und aus deiner Freundschaft“, eine Wahrheit bei uns geworden sein. Sicher ist ein solcher Befehl höchst beschwerlich für das Fleisch. Selbstredend wird hier keine Lieblosigkeit gegen unseren Vater und gegen unsere Mutter gefordert; aber die Kette, die uns zurückhält, muss zerrissen werden. Das Herz hält uns oft zurück. Auch diesem Kampf möchten wir gern entgehen; aber unbedingt muss mit dem „Ich“ gebrochen werden. Gott, der das Herz kennt, bringt es dahin, sich selbst zu verleugnen, indem Er es die äußere Bande der Welt brechen lässt. „Geh, aus deinem Vaterland“, sagt Er. Ja noch mehr: „Und aus deiner Freundschaft, und aus deines Vaters Haus.“ – Abraham muss Gott ganz angehören, nachdem Er sich ihm offenbart hat. Abraham übergibt sich Ihm; aber nicht ganz. Schon zu Anfang handelt er nicht, wie er sollte. Zwar verließ er gehorsam sein Vaterland und seine Freunde; aber nicht völlig seines Vaters Haus, sondern ging nur bis Haran und blieb dort. Er wünscht nicht, wie es manche tun, alles mitzunehmen; im Gegenteil er sagt vielem ab; und doch ist dieses nicht genügend und darum nutzlos. Terach konnte nicht mit ihm nach Kanaan auswandern, weil er nicht berufen war. Wir lesen in 1. Mose 11,31: „Da nahm Terach seinen Sohn Abram, und Lot, seines Sohnes Harans Sohn und seine Schnur Sara, seines Sohnes Abrams Weib, und führte sie von Ur aus Chaldäa, dass er ins Land Kanaan zöge; und sie kamen gen Haran, und wohnten daselbst.“ –

Wir sehen also, dass Terach den Abraham führte, welcher nicht seines Vaters Haus verlassen hatte. Und darum konnte das von Gott gesteckte Ziel nicht erreicht werden. Dieses finden wir klar und deutlich in dem 11. Kapitel; und Stephanus teilt uns diese Begebenheiten in folgenden Worten mit: „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: Gehe aus deinem Land, und aus deiner Verwandtschaft, und komm in das Land, das ich dir zeigen werde“ (1. Mo 12,1). Gott sprach zu ihm: „Gehe aus deinem Vaterhaus;“ aber Abraham ging nicht. Und so ergeh es stets einem Herzen, welches noch nicht recht verstanden hat, dass es sich Gott ganz übergeben muss. Es verleugnet sich in vielen Stücken; aber sein halbes Vorangehen bleibt ohne wahre Frucht. Wenn es sich bei uns um die Nachfolge Gottes handelt, während wir noch das eine und das andere für uns zurückbehalten, so ist dieses, wiewohl uns gleich dem Abraham Gnade zu Teil werden mag die Ursache, dass wir noch so oft mit Zweifel und Ungewissheit zu kämpfen haben.

Der Herr hatte gesagt: „Gehe aus ... und komme in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Da Abraham gleich anfangs nicht ganz dem Befehl Gottes nachgekommen war, so hätte er jetzt sagen können: „Was soll aus mir werden? ich bin nicht aus meines Vaters Haus gegangen; was wird mir begegnen? ich habe dem Befehl des Herrn nur zur Hälfte Folge geleistet; und muss darum in Haran bald zu Grund gehen.“ Doch also dachte Gott nicht. Wir lesen in Kapitel 12,1–4: „Da zog Abraham aus, wie ihm der Herr gesagt hatte.“ – Jetzt ist alles gut; Lot zieht mit ihm. Sie lassen sich nicht in Haran nieder, um dort zu wohnen, sondern gehen nach Kanaan. Sobald wir dem Willen Gottes nachkommen, geht alles gut; dann sorgt Er für alles. Vorher in Haran ward Abraham nicht gesegnet; erst dann, nachdem sein Vater gestorben, und er nach Kanaan gelangt war, kam der Segen. Dieses finden wir in den vier ersten Versen des 12. Kapitels. Hier nehmen wir wahr, wie Gott sich dem Abraham darstellt. Er wirft ihm nichts vor, sondern beseitigt alle Hindernisse und bringt ihn auf den Weg des Glaubens.

Im 7. Vers erscheint Gott Abraham, – eine neue Offenbarung. Er sagt zu ihm: „Deinem Samen will ich das Land geben.“ Er erneuert die Verheißungen in bestimmten Ausdrücken. Er hatte ihn bereits so weit gebracht, dass er in Abhängigkeit von Ihm leben und wandeln konnte. Jetzt zeigt Er ihm das Land und wiederholt seine Verheißungen; ja Er erklärt ihm sogar die Art der Erfüllung derselben. Seiner Nachkommenschaft verheißt er das Land. Dieses ist für uns der Himmel. Gott will auch uns segnen, wenn wir in Abhängigkeit von Ihm leben.

In Vers 2 hatte Gott gesagt: „Ich will dich zu einem großen Volk machen, und will dich segnen.“ Und in Vers 3: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“ – Gott will verherrlicht werden und uns segnen. Dieses ist beides sehr köstlich; denn indem Er uns segnet, verherrlicht Er sich. Er ermuntert Abraham auf dem Glaubenspfad, indem Er ihn der Segnungen teilhaftig macht. Er fordert nur Vertrauen von Abraham. „Ich will segnen, die dich segnen.“ Wir werden durch Jesus gesegnet; Gott gibt uns dieselben Segnungen, wie Jesu. Neun auch seine Kirche zu kämpfen hat, so kann sie doch stets überzeugt sein, dass nur Segen für sie daraus erwachsen kann durch Christus.

Gott führt jetzt Abraham nach Kanaan. Was gibt es für ihn dort? Durchaus nichts, welches er gleich besitzen könnte. Er erblickt viele der Kanaaniter – lauter Feinde in diesem Land der Verheißung. Es bleibt ihm nach aller Beschwerde nur sein Glaube, aber nicht ein Plätzchen, das er sein Eigentum hätte nennen können. Stephanus teilt uns dieses mit in Apostelgeschichte 7,5: „Und er gab ihm kein Erbe darinnen, auch nicht einen Fuß breit; und er verhieß, dass er es ihm zum Besitztum geben würde, und seinem Samen nach ihm, als er kein Kind hatte.“

In derselben Lage befindet sich die Kirche. Wir sind Fremdlinge hienieden und von Feinden umgeben im verheißenen Land. Wie Abraham besitzen wir keinen Fußbreit. Es ist für das Fleisch durchaus schwer, alles verlassen und nichts gefunden zu haben; allein das Land kann noch nicht in Besitz genommen werden. Wir gleichen dem jüdischen Volk auf seiner Wanderung. Sie durchschritten eine Wüste und erblickten nichts als eine Wüste um sich her. Wir müssen alles opfern, was wir lieben, und uns emporschwingen zu der Höhe der Gedanken Gottes. Wir bleiben Fremdlinge im Land der Verheißung, bis zur Vollziehung des Gerichts. Wir lesen in Hebräer 11,8: „Durch den Glauben gehorchte Abraham, als er gerufen ward, so dass er ausging an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er ging aus, nicht wissend, wohin er gehe.“ – dieses charakterisiert uns seinen Glauben. „Durch den Glauben hielt er sich in dem Land der Verheißung, wie in einem fremden auf, und wohnte in Hütten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister Gott ist.“ – Auf dem Pfad des Glaubens und der Entsagung zog Gott ihn in das Land der Verheißung? und, gab ihm nichts; aber er wies ihm eine so erhabene Stellung an, dass er die Stadt vor sich sah, welche Grundlagen hat.

So führt Gott auch uns in die Wüste und gibt uns daselbst nichts; und wenn wir Ihn um etwas bitten, dann ist seine Antwort: „Es ist nicht gut genug!“ Die Jünger hätten gern gehabt, dass Jesus immer bei ihnen geblieben wären; aber Er sagt: „Ich gehe hin, für euch eine Stätte zu bereiten; und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seid.“ – Nur wenn wir dieser Welt gänzlich abgesagt haben, kann Er uns aufnehmen. Erst als alle irdischen Bande Abrahams zerrissen waren zeigte Er ihm die Stadt, welche Grundlagen hat. Weil Gott die Kanaaniter (was für uns die bösen Geister sind) noch nicht aus dem Land vertrieben hat, sind wir Fremdlinge hienieden; doch Gott erscheint, weil Abraham da ist. Das ist hier der große, wohl zu beherzigende Grundsatz. Es ist gut, uns daran zu erinnern, dass Gott zuerst auf das Gewissen wirkt, und uns erst danach fähig macht. Ihn zu genießen; und sobald wir von der Welt ausgegangen sind, schenkt Er uns die Freude, mit Ihm reden zu dürfen. Wie Gott der Herrlichkeit dem Abraham in Ur erschien, so enthüllt Er sich, vielleicht ebenso unseren Blicken, um uns anzuziehen. Dann aber greift Er das Gewissen an, trennt uns von allem, was das Herz gefesselt hält, und will uns als seine Auserwählten wandeln sehen, um dann, wenn wir ausgegangen sind, friedlich mit uns zu verkehren.

Auch jetzt, nachdem Abraham in Kanaan ist, kann Gott mit ihm reden; aber nicht mehr, um ihn auf den Weg zu schicken, sondern um ihn durch seine Nähe zu beglücken und ihm seine Gedanken in Betreff der Erfüllung der Verheißungen mitzuteilen. Die Stellung Abrahams ist, dass er mit Gott wandelt, wiewohl er noch nicht das Erbteil im Land besitzt, wohin ihn Gott geführt hat; denn die Feinde sind noch da. Aber der Herr erscheint dem treuen Abraham; und im Genüsse dieser Gemeinschaft baut Abraham einen Altar für Gott, der ihm erschien.

Wir haben dieselbe Stellung der Verheißungen, worin wir Ihn anbeten können; und Er lässt uns verstehen, auf welche Weise Er sein Wort erfüllen will. Wenn Christus wiederkommt, werden wir mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen und alles mit Ihm besitzen. Unser gegenwärtiges Teil ist die Gemeinschaft mit Gott und die Einsicht in seine Ratschlüsse, die Er ausführen wird. „Du sollst ein Fremdling bleiben; aber deinem Samen will ich das Land geben.“ „Und Abraham baute einen Altar dem Herrn, der ihm erschienen war.“

Als der Herr sich zum ersten Male dem Abraham offenbarte, konnte er seine Wanderung antreten; dann aber konnte er im Genuss seiner Gemeinschaft und im Bewusstsein der Verheißungen Gott anbeten und zwar in dem Land, wohin Er ihn geleitet hatte. – Wir sehen Gott im Glauben und wissen, dass Er seine Verheißungen bald erfüllen wird. Er lässt uns Jesus, den wahren Samen und den Erben aller Dinge, schauen; und unsere Seelen erfreuen sich in Ihm.

Abraham wandelt als Pilger von einem Ort zum anderen; er schlägt sein Zelt auf und baut einen Altar. Sonst aber besitzt er nichts im Land. Glücklich und still ruht er in den Verheißungen Gottes. Und dieses ist auch unsere Stellung. Im schlimmsten Fall müssen wir noch ein Grab kaufen, wie Abraham (Kap 23).

Der Herr gebe uns denselben stillen Glauben, der Abraham fähig machte, allem abzusagen! Er begnügt sich nicht mit einem halben Gehorsam. Er will, dass wir in seinen Wegen wandeln und, in seiner Liebe ruhend, einen Altar haben, bis wir Ihn schauen, in welchem alle Verheißungen erfüllt werden – Ihn, unseren Jesus, in welchem alle Verheißungen „Ja und Amen“ sind – zur Verherrlichung Gottes durch uns!

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