Botschafter des Heils in Christo 1878

Beantwortung einiger Fragen

1. Werden auch die Heiligen vor dem Richterstuhl Christi gerichtet werden? Aus Johannes 5,24 geht hervor, dass der Gläubige nicht ins Gericht kommen wird. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, (es heißt nicht: „Verdammnis“) sondern er ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen.“ Anstatt gerichtet zu werden, sollen die Heiligen die Welt und Engel richten (1. Kor 6,2–3). „Wie Er ist, so sind wir.“ Wir sind dem Richter völlig gleich. Das Gericht über Könige. Edle, Völker und Nationen wird „allen seinen Frommen“ als eine Ehre übergeben (Ps 149). Für den Gläubigen ist daher das Gericht vorüber; Christus hat es an seiner Statt auf dem Kreuz vollkommen ertragen, und der Wert seines fleckenlosen Opfers ist so groß und unendlich, dass wir mit Ihm jetzt und für alle Ewigkeit in die innigste Verbindung gebracht sind. – Steht denn nicht geschrieben: „Wir müssen alle offenbart werden vor dem Richterstuhl des Christus?“ (2. Kor 5,10) Allerdings; alle, welche irgendeine Rolle in dem großen Drama des Lebens gespielt haben, werden vor dem Richterstuhl Christi erscheinen müssen, aber sicherlich nicht alle zum Gericht. Viele werden, wie wir gesehen haben, dort sein, um zu richten. Was die Stelle sagen will, ist, dass alle – Heilige und Sünder – erscheinen oder offenbart (es ist dasselbe Wort wie in Vers 11) werden müssen vor dem Richterstuhl Christi. Es ist ein sehr ernster Gedanke, dass wir völlig und rückhaltlos vor Christus offenbart werden müssen, und er ist wohl geeignet, auf unser Gewissen und auf unsere Wege einen mächtigen Einfluss auszuüben; allein kein Gläubiger, der stärkste so wenig wie der schwächste, braucht dadurch beunruhigt zu werden. Unsere Personen, unsere Handlungen, unsere Wege, unsere verborgenen Gedanken werden alle offenbar werden an jenem Tag, aber es wird dies in Gegenwart einer unendlichen Gnade und einer wunderbaren Herrlichkeit geschehen. Diese persönliche Offenbarwerdung umfasst natürlich das ganze Menschengeschlecht, allein sie findet nicht zu ein und derselben Zeit statt. Für den Gläubigen gibt es jedoch kein Gericht; seine Person kann nimmer in Frage gezogen werden, wohl seine Werke (1. Kor 3). Die Wirkung unserer Offenbarwerdung wird sein, dass wir unsere Kronen vor den Füßen unseres anbetungswürdigen Herrn niederwerfen und sagen werden: „Du bist würdig, Herr Jesus; ja du allein bist würdig.“

2. Ist die Braut in Offenbarung 19 gleichbedeutend mit derjenigen, auf welche in Psalm 45 angespielt wird? Sicher nicht. In den zukünftigen Tagen des Reiches wird der Herr eine himmlische und eine irdische Braut haben. Der Psalmist führt uns in eine Szene irdischer Freude ein, während der Apostel uns in die Mitte himmlischer Freuden versetzt. Judäa ist der Schauplatz der in Psalm 45 erzählten Ereignisse; der Himmel der Schauplatz der in der Offenbarung mitgeteilten Hochzeit. Der König ist der Gegenstand des Psalms, während jenes Kapitel der Offenbarung das Lamm zum Gegenstand hat. Kampf und Sieg gehen der Hochzeit der irdischen Braut vorher, während sie derjenigen der himmlischen folgen.

3. Lässt sich aus Hebräer 9,28 schließen, dass gewisse Heilige bei der Ankunft des Herrn nicht in den Himmel aufgenommen werden? Wenn Christus vor unserer Seele steht, so werden solch schwierige Worte höchst einfach. Die Stelle lautet: „Also wird auch der Christus, einmal geopfert, um vieler Sünden zu tragen, zum zweiten Mal ohne Sünde erscheinen denen, die Ihn erwarten zur Seligkeit.“ Alle erwarten Christus. Die zweite Ankunft unseres Herrn bildet einen Teil des Glaubens der Auserwählten Gottes. Wir finden sie in jeder Gemeinschaft und in jedem Bekenntnis der Christenheit eingeschlossen. Die Schwierigkeit liegt nicht in den Worten, sondern in dem Verständnis des Fragenden. Es mag sich nicht überall eine verständnisvolle Erwartung Christi vorfinden, allein das Warten auf Ihn ist die wichtige Sache, um die es sich handelt. Die schriftwidrige Theorie, dass einige, welche Christus nicht erwarten in dem vollen Verständnis des Wortes Gottes, deshalb zurückgelassen werden, um durch die große Trübsal zu gehen, die der Aufnahme der Kirche folgen wird, widerstreitet völlig der Belehrung des Wortes Gottes. Der Vers sagt nicht: „denen, die Ihn erwarten vor dem tausendjährigen Reich.“ Es wird hier weder die Zeit, noch die Art und Weise, sondern allein die Tatsache seines Kommens festgestellt. Jeder Gläubige erwartet Christus, der Eine vor, der Andere nach dem tausendjährigen Reiche, der Dritte am jüngsten Tage; aber alle sind in der Wahrheit einig, dass Er kommen wird, und daher wird Er zum zweiten Male ohne Sünde allen Gläubigen zur Seligkeit erscheinen.

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