Botschafter des Heils in Christo 1878

Beantwortung einiger Fragen

1. Was ist die Hoffnung der, Kirche Die Hoffnung der Kirche ist die persönliche Rückkehr unseres Herrn, um die Seinen zu sich zu nehmen. Er wird vom Himmel herniederkommen in die Luft und „mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes“ Sein Volk aus jedem Land, aus jeder Sprache und Nation, aus den Gräbern und aus dem Meer sammeln. Nicht ein einziger, der durch das kostbare Blut Christi versöhnt ist, wird zurückgelassen werden, möge er nun auf der Erde leben oder im Grab ruhen. Alle werden „Zugleich entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“ – zu unserem Versammlungsort mit unserem anbetungswürdigen Herrn und Meister (1. Thes 4,17). So wird sich Christus seine Versammlung verherrlicht darstellen, „die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei“ (Eph 5,25–27; Kol 3,4). Was ist die Hoffnung der Braut anders als die Ankunft des Bräutigams (Off 22,17)? Mit Christus verlobt, ist ihre Hoffnung jetzt die Verwirklichung des ehelichen Verhältnisses (2. Kor 11,2; Off 19,7). Welch eine Hoffnung! Christus wird persönlich herniederkommen, um uns zu sich aufzunehmen und seine Versammlung in den kommenden Zeitaltern als seine Miterbin in der Regierung über die ganze Schöpfung darzustellen (Eph 1,10–11) und ein ewiges Verwandtschaftsverhältnis aufzurichten (Off 21,2).

2. Was ist die Hoffnung des Dieners? Die Hoffnung des Dieners ist, die Frucht seiner Arbeit in der Gegenwart unseres Herrn Jesus zu finden bei seiner Ankunft (1. Thes 2,19). „Und nun, Kinder, bleibt in Ihm, auf dass, wenn Er offenbart wird, wir Freimütigkeit haben und nicht beschämt werden vor Ihm bei seiner Ankunft“ (1. Joh 2,28). Die Krone der Herrlichkeit wird bei der Erscheinung des Erzhirten auf das Haupt des treuen Arbeiters gesetzt werden, der jetzt die Herde Gottes weidet (1. Pet 5,1–4). Die Krone der Gerechtigkeit wird ihm und allen, die seine Erscheinung liebhaben, als Vergeltung beigelegt werden (2. Tim 4,7–8).

Es gibt vier Kronen, die uns als Vergeltung und Ermunterung vor Augen gestellt werden. Jeder Christ wird eine goldene Krone empfangen (Off 4,4). Der Bewährte und der getreue Zeuge erhalten die Krone des Lebens (Jak 1,12; Off 2,10). Der ergebene Diener erntet die Krone der Gerechtigkeit (2. Tim 4,8). Die Krone der Herrlichkeit wird eine reiche Belohnung des treuen Hirten sein (1. Pet 5,4).

Möchten wir als Herolde der Gnade und Herrlichkeit unseres auferstandenen Jesus bereit sein, „sogleich“ aufzumachen, wenn der Herr kommt und anklopft (Lk 12,36).

3. Was ist die Hoffnung Israels? Jehova–Jesus, der Heiland, ist die alleinige Hoffnung Israels, wie der Prophet sagt: „O, du Erwartung Israels, sein Heiland zurzeit der Bedrängnis“ (Jer 14,7–9). „Ganz Israel wird errettet werden“, aber wie und wann? Für Israel als Volk gibt es nicht eher eine Erlösung, als bis sie ihre Ungerechtigkeit bekennen und sich zu ihrem lange und gänzlich verworfenen Messias wenden (Hos 5,15), sagend: „Gesegnet, der da kommt (nicht: der da kam) im Namen des Herrn!“ (Mt 23,39) Dann und nicht eher werden sie Ihn sehen. Durch Gnade haben wir an Ihn geglaubt, den wir nicht gesehen haben; Israel wird, ähnlich wie Thomas, glauben, wenn es sieht (Joh 20,29). Diese nationale Segnung Israels, die dadurch hervorgebracht wird, dass sie den anschauen, in welchen sie gestochen haben, ist noch zukünftig, wie uns Sacharja 13 deutlich zeigt. Wenn Israel belagert sein wird – nicht wie früher von den Römern, sondern von den nordöstlichen Mächten der letzten Tage – wenn die Stadt, die einst eingenommen wurde, zum zweiten Male nahe daran ist, in die Hände der Feinde des Landes und des Volkes Jehovas zu fallen, dann ist der wichtige Augenblick gekommen, wo der Herr ins Mittel tritt, indem Er mit seinen himmlischen Heiligen vom Himmel herniederkommt (Sach 14,5). Seine Füße auf den Ölberg stellt und seinem Volk die Befreiung bringt und ihre Feinde vernichtet. Israel wird dann in Gegenwart seines Messias trauern, wie einst die Kinder Jakobs in Gegenwart Josephs trauerten, welch letzteres ein Vorbild des ersteren ist. Dann wird die Zeit gekommen sein, wo dem Israel sein Reich wiederhergestellt werden wird (Apg 1,6–7), wo die herrlichen Erklärungen der Propheten und die Lieder der heiligen Sänger buchstäblich in Erfüllung gehen werden. Der 72. Psalm enthält eine wahre und treue Beschreibung dieser Zeit des tausendjährigen Reiches. Die persönliche Rückkehr ihres Messias ist dann die Hoffnung Israels, sei es für die Errettung als ein Volk oder für die Herrlichkeit des tausendjährigen Reiches, „und es wird nach Zion der Erlöser kommen und zu denen, die umkehren von der Übertretung in Jakob, spricht Jehova“ (Jes 59,20); dann folgt im 60. Kapitel eine Beschreibung der Herrlichkeit Zions, die von unvergleichlicher Schönheit ist. Lesen wir die Propheten; sie beschreiben, was sich wirklich ereignen wird. Ach, dass so viele Christen die einfache und klare Bedeutung der zahlreichen Prophezeiungen zu leugnen oder abzuschwächen suchen, die uns das Alte Testament mitteilt, um uns die herrliche Zukunft Israels vor Augen zu führen!

4. Was ist die Hoffnung der Schöpfung? Die Sünde Adams hat die Schöpfung verdorben, indem sie dieselbe der Eitelkeit unterworfen, hat. Sie ist in „der Knechtschaft des Verderbnisses.“ Sechstausend Jahre hindurch seufzt sie und liegt „zusammen in Geburtswehen bis jetzt.“ Was ist denn ihre Hoffnung? Wann wird sie aus ihrer tausendjährigen Knechtschaft „zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes“ erlöst werden? Wenn unsere zukünftige Herrlichkeit sich entfaltet haben wird, so wird sie die seufzende und leidende Schöpfung oder Kreatur befreien, und auf diese Offenbarung wartet sie ängstlich: „Denn das sehnsüchtige Harren der Kreatur (Schöpfung) wartet auf die Offenbarung der Sohn Gottes“ (Röm 8,19–22); diese „Offenbarung“ wird stattfinden, wenn Christus in Herrlichkeit erscheint (Kol 3,4). Psalm 65 und Hosea 2,13–22 künden eine gesegnete Zukunft für diese Erde an.

5. Welches ist der Unterschied zwischen der glückseligen Hoffnung und der Erscheinung der Herrlichkeit in Titus 2,13? Der Herr Jesus wird in 1. Timotheus 1,1 ausdrücklich „unsere Hoffnung“ genannt. Diese „glückselige Hoffnung“ ist daher unabhängig von prophetischen oder anderen Ereignissen. Der Herr Jesus wird selbst kommen. Weit erhaben über die Herrlichkeit, welche durch ihren außerordentlichen Glanz blenden wird, indem sie die Pläne der Weisen zunichtemacht und die stolzen und trotzigen Anmaßungen des Menschen niederwirft, ist die unendlich tiefere, weil moralische Herrlichkeit in der Person des Herrn. Wir warten auf die Ankunft einer Person, auf Ihn, „der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.“ Wir warten auf Jesus: Das ist unsere Hoffnung. – Es ist weder eine Krone, noch die Herrlichkeit, noch das Reich, sondern Er selbst. Wahrlich, eine glückselige Hoffnung!

„Die Erscheinung der Herrlichkeit“ bezieht sich nicht auf die Ankunft Christi für seine Heiligen, sondern auf ein späteres Ereignis – auf sein Kommen mit ihnen. Es wird die Erscheinung der Herrlichkeit genannt, weil die Welt, die Engel und die Versammlung Zeugen davon sein werden. Es wird ein großes, öffentliches Ereignis sein, ein Schauspiel, würdig des kommenden Christus; an jenem Tag wird Er mit den höchsten Würden bekleidet sein (vgl. Off 19,12). Als Heiliger warte ich auf jene „glückselige Hoffnung“, als Diener blicke ich auf „die Erscheinung der Herrlichkeit.“ Die erstere ist gänzlich Gnade, die letztere steht in Verbindung mit meiner Verantwortlichkeit. In dem einen Fall bin ich unmittelbar mit Ihm, als dem glänzenden Morgenstern, beschäftigt, in dem anderen mit der Herrlichkeit, die mit dem Reich verbunden ist.

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