Botschafter des Heils in Christo 1854

Einige Gedanken über Epheser 4,32; 5,1.2

„Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat. Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 4,32–5,2).

Christus war nicht allein vollkommener Mensch, der nur das Gesetz erfüllte, sondern auch die Offenbarung Gottes des Vaters und der Ausdruck der Wirkung der göttlichen Liebe im Wesen des Menschen. Durch Ihn stehen die Gläubigen nun in Beziehung mit dem Vater, der durch Ihn offenbart worden ist. Nun sollen auch wir den Charakter des Vaters darstellen, wie er in dem Herrn Jesus dargestellt worden ist. In Matthäus 5,48 zeigt uns der Herr Jesus in seinem Wort: „Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). Er sagt nicht vor dem Vater, denn dies sind wir in Christus. Gelehrt durch die Handlung des Vaters, die in Liebe mit dem Menschen ist, sollen wir selbst auch handeln, wie Er handelte. Wir werden diesen Grundsatz in dem angeführten Kapitel Verse 44–48 bestätigt finden. Derselbe Grundsatz gilt in Epheser 4,32: „einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“. Gott hat uns vergeben, als wir Sünder waren, und nach diesem Maßstab sollen auch wir einander vergeben. Aber nicht allein das; unser Verhältnis mit Gott ist jetzt deutlich zum Ausdruck gebracht, da wir nun als geliebte Kinder Gottes bezeichnet werden. Wir sollen unseren Vater nachahmen, und wie Gott handeln, nach der Offenbarung Gottes, die wir in Christus Jesus haben, wodurch wir auch den Charakter unseres Vaters besitzen. Christus ist davon die Vollkommenheit und der Ausdruck; auf dieser Erde lebte Er in der vollkommenen Kraft der Liebe. Alles, was Er getan hat, alles, was Er gesagt hat, alle seine Wege in der Welt hatten die Liebe zur Quelle. Gott, der Liebe ist, offenbarte sich in dem Herrn Jesus im Fleisch. So finden wir in Ihm das Beispiel unseres Wandels. Die vollkommene Liebe in den Menschen hat immer zwei Charaktere. Einerseits ist sie auf Gott gerichtet, von welchem sie ausströmt und Alles Gott zum Opfer darbringt; andererseits dient sie den Menschen. So war es mit Christus. Er gab sich selbst als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch (vgl. Eph 5,2). So soll es auch mit uns sein. Wir sollen den Menschen in Liebe dienen, und keinen andern Zweck haben, als Gott wohlzugefallen.

Wenn man in Israel dem Herrn ein Speisopfer brachte, wurde der ganze Weihrauch zum Gedächtnis auf dem Altar entzündet. Die beiwohnenden Priester nahmen den süßen Geruch wahr, aber der ganze Weihrauch wurde dem Herrn dargebracht. Es ist wichtig zu bemerken, dass die Liebe, die von Gott ausströmt und in den Menschen wirkt, immer auch zu Gott zurücksteigt, welches das Ziel seiner ganzen Wirksamkeit ist. Die Vollkommenheit dieses Wandels, frei von aller Selbstsucht, ist das Zeugnis der Liebe vor den Menschen und das Band der Gemeinschaft der gläubigen Christen untereinander. Gott selbst ist da, weil Gott Liebe ist und „wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm“ (1. Joh 4,16). Daher sind wir Nachahmer Gottes auf dieser Erde und haben das große Vorrecht, dazu berufen zu sein. Welch ein Segen, der Ausdruck seines Charakters zu sein! Welch ein kräftiges Band der Christen untereinander die Liebe ist, d. h. Gott selbst in ihnen! Wie sollten die Christen diesen Schatz bewahren; wie fleißig alles das vermeiden, was den Geist betrüben könnte, der die Kraft dieser Liebe in uns ist, und so die Gemeinschaft untereinander, die sie dadurch mit Gott haben, schwächen. „Die Liebe“, sagt der Apostel, „ist das Band der Vollkommenheit“ (vgl. Kol 3,14), weil sie die Kraft der Gemeinschaft Gottes selbst ist und sie uns vor allem bewahrt, was Ihm nicht gefällt und unseren Brüdern ein Anstoß sein könnte. „Wer seinen Bruder liebt, bleibt in dem Licht, und kein Ärgernis ist in ihm“ (1. Joh 2,10). Wie süß ist die Liebe, in welcher wir Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und durch die Gegenwart Gottes untereinander haben. Die göttliche Freude ist überragend, und die Fülle Gottes ist in unserer Freude durch die Bekräftigung des Heiligen Geistes, indem wir uns erinnern, dass wir berufen sind, in allen Dingen Nachahmer Gottes zu sein und in allen Dingen in der Liebe zu wandeln.

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