Botschafter des Heils in Christo 1853

Halte im Gedächtnis

Halte im Gedächtnis, dass Jesus Christus aus den Toten auferweckt ist (2. Tim 2,8).

Die Ermahnung, die der Apostel Paulus hier seinem jungen Mitarbeiter Timotheus gibt, ist für diesen, wie für uns von großer Wichtigkeit. Die Auferweckung Jesu Christi ist eine bedeutungsvolle Tatsache, die zu aller Zeit das Fundament der Verkündigung des Evangeliums sein und bleiben muss. Es kann darum auch nur tief betrüben, wenn man sieht, dass selbst unter Gläubigen diese hohe und herrliche Wahrheit oft als Nebensache betrachtet und ihr nicht der Wert und die Würde beigemessen wird, die sie verdient. Ihre Anerkennung wie ihre Verkennung hat einen bedeutenden Einfluss auf unser ganzes christliches Leben. Diese Wahrheit war und blieb der große Gegenstand der Predigten der Apostel, der Grund ihrer Briefe und des ganzen neuen Testaments: „Von diesen muss einer mit uns ein Zeuge seiner Auferstehung werden“ (Apg 1,22). „Den hat Gott auferweckt“ (Apg 2,24) und „diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind“ (Apg 2,32). „Den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind“ (Apg 3,15). Dies ist der beständige Gegenstand ihres Zeugnisses. Lasst uns die Auferstehung etwas näher betrachten. Wenn wir das Bewusstsein haben, dass sie nicht zu erschöpfen ist, so freuen wir uns doch, einige Aspekte zur Ehre Gottes anführen zu können.

Zunächst ist uns die Auferweckung Jesu ein Zeugnis und ein Siegel seiner göttlichen Sendung. Er ist „erwiesen als Sohn Gottes in Kraft dem Geist der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung“ (Röm 1,4). „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten“ (Joh 2,19). „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt, es zu lassen, und habe Gewalt, es wiederzunehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen“ (Joh 10,17–18). „Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters“ (Röm 6,4). Da sehen wir, dass unser Glaube einen festen Grund hat und, dass unsere Hoffnung eine lebendige ist. Beide sind gegründet und gewurzelt in dem auferstandenen Sohn Gottes, über welchen der Tod keine Macht hatte. Wir täuschen uns nicht – Gott selbst, dessen Zeugnis wahrhaftig, ist, bezeugt und versiegelt es uns durch die Auferweckung seines Sohnes. Dieses Zeugnis aber, was uns aufrichtet und befestigt, wird für viele zu einer Falle. Es fordert eine große Verantwortung von einem Jeden unter uns.

„Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden“ (1. Kor 15,17). Ein sehr wichtiges Wort. Jesus Christus ist „unserer Übertretungen wegen hingegeben“ (Röm 4,25), ist für uns zur Sünde gemacht (2. Kor 5,21). Auf Ihn wurden alle unsere Sünden gelegt und nun ist es seine Auferweckung, die uns Zeugnis gibt, dass unser Opfer angenommen. Er ist unseres Fleisches und Blutes teilhaftig geworden (Heb 2,14), in demselben hat er uns mit Gott versöhnt und uns erlöst. Er ist aus dem Gericht genommen (nach Jes 53,8) und auferweckt. – Und nicht schwach im Glauben, sah er nicht seinen eigenen, schon erstorbenen Leib an, da er fast hundert Jahre alt war, und das Absterben des Mutterleibes der Sara, und zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde gestärkt im Glauben, Gott die Ehre gebend“ (Röm 4,19–20). Durch Glauben hat Abraham, als er geprüft wurde, Isaak geopfert ... wobei er urteilte, dass Gott auch aus den Toten aufzuerwecken vermag“ (Heb 11,17.19).

Dieser Glaube wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. „Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden ist, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat“ (Röm 4,23.24). Auch wir sollen unseren mit Christo erstorbenen Leib nicht mehr ansehen, sondern, wie Gott ihn hat ans Kreuz heften und ins Grab legen lassen, also sollen auch wir von ihm, als Einem Gekreuzigten und Begrabenen, ganz absehen und unsere Hoffnung auf den setzen, der aus den Toten auferweckt ist. So wird auch uns unser Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Wir sind in Christo die Gerechtigkeit geworden, die vor Gott gilt, weil wir ja in Ihm der Sünde abgestorben und von derselben freigesprochen sind. Welch ein seliges Bewusstsein für Kinder Gottes, die auf den Gott hoffen, der Jesum auferweckt hat aus den Toten und in dem wir mitauferweckt sind durch den Glauben und mit versetzt in die himmlischen Örter (Eph 2,6). Sie rufen getrost: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt; wer ist es, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet. Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: „Deinetwegen werden wir getötet den ganzen Tag; wie Schlachtschafe sind wir gerechnet worden.“ Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,33–37). Wir leben nun nicht mehr in dem alten Gesetz des Buchstabens, sondern in dem Neuen des Geistes, und unser Leben ist verborgen mit Christo in Gott (Röm 7,6; Kol 3,3).

Die Auferweckung Jesu gibt uns Zeugnis, dass Satan, Welt, Sünde, Tod und Hölle besiegt sind. Die ganze Macht der Finsternis ist zu Schanden geworden. „Als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt“ (Kol 2,15). Und wie Er als Sieger in unserem Fleisch hervorgegangen ist, so sind auch wir in Ihm aus der schrecklichen Knechtschaft der Sünde und der Gewalt des Todes hervorgegangen. „Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er die Gefangenschaft gefangen geführt“ (Eph 4,8). Unsere Ketten, die uns gefangen hielten, sind gesprengt und wir sind nun frei gemacht. Jesus Christus sitzt nun zur Rechten Gottes und wartet bis alle Feinde zum Schemel seiner Füße liegen, und ihm sind „Engel und Gewalten und Mächte unterworfen“ (1. Pet 3,22; Heb 10,13). In der Auferstehung Jesu Christi liegt auch unser Sieg und unsere Kraft gegen alle Feinde und alle Gewalt der finsteren Mächte. Doch zuvor muss diese Kraft recht geglaubt und erkannt werden. Der Apostel Paulus wünschte sehnlichst die Erkenntnis dieser Kraft (Phil 3,10) und bittet auch für die Gläubigen in Ephesus, dass sie kennen möchten, „welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,19.20). In der Erfahrung dieser Kraft der Auferstehung Jesu Christi sollen wir täglich wachsen, so werden wir auch immer überzeugt bleiben, dass sein Sieg unser Sieg ist, und dass wir in Ihm wahrhaft erlöst und frei gemacht sind.

Blicken wir einen Augenblick auf die Zeit zurück, wo unser Herr für uns im Fleisch lebte, sehen wir sein Wachen und Beten, sein Ringen und Kämpfen, sein Dulden und Leiden, wie Er der Allerverachteste und Unwerteste war, und sehen ihn dann jetzt in Kraft und Herrlichkeit, triumphierend über alle seine Feinde. So gewährt uns solche Betrachtung reichen Trost, uns, die wir glauben an seinen Namen und in seinen Fußstapfen wandeln. Dass unser Siegesfürst zur Rechten Gottes sitzt und uns vertritt, gibt uns Mut und Freudigkeit mitten unter dem verdrehten und verkehrten Geschlecht, mitten unter seinen überwundenen Feinden. Unter den vielen Trübsalen und den mancherlei Drangsalen dieses Lebens bedürfen wir wohl, wie auch Timotheus, des brüderlichen Zurufs: „Halte im Gedächtnis Jesus Christus, auferweckt aus den Toten“ (2. Tim 2,8). Ja, auch der Apostel Paulus, als er unter den großen Trübsalen in Asien, mit einigen anderen Brüdern, den Tod für ausgemacht hielt, setzte seine Hoffnung auf den Gott, der die Toten auferweckt. Diese Hoffnung wird durch nichts zu Schanden werden; es wird ein Tag kommen, wo die Kinder dieser Welt einsehen werden, dass sie überwunden sind und, dass das von ihnen verachtete und verfolgte Häuflein den Siegespreis davon getragen hat.

Das Kind Gottes darf noch weiter gehen, seine Hoffnung steht in der innigsten Verbindung mit dem Tage, wo der Auferstandene wieder kommen und seine Braut mit sich vereinigen wird. Wo das Haupt ist, sollen auch die Glieder sein. Nicht das leibliche Sterben, nicht das Abschiednehmen aus diesem Leben, gewährt uns Trost und Hoffnung, sondern das Auferstehen, wenn wir auch dem Leibe nach erlöst sind. „Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit. Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib“ (1. Kor 15,42–44). „Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen“ (1. Kor 15,49) „Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen. Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: „Verschlungen ist der Tod in Sieg.“ „Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde aber das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor 15,53–57). „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.“ „Dies ist die erste Auferstehung“ (Off 20,6.5). Diese Auferstehung ist das große Ziel, eine himmlische Kostbarkeit, dem auch der Apostel Paulus nachjagte (Phil 3,10.11). Um diesen Siegerpreis zu erlangen achtet er Alles für Dreck und Schaden. Er verwirft Alles, was ihm Gewinn war und auch selbst seine eigene Gerechtigkeit. Deshalb wünscht er auch die Kraft der Auferstehung Jesu Christi, die Gemeinschaft seiner Leiden und die Ähnlichkeit seines Todes zu erfahren. Aus diesem Grund vergisst er was dahinten ist und streckt sich aus nach dem, was vorne ist, nach der himmlischen Berufung Gottes in Christo Jesu. Wer sich dieses Ziel verrücken lässt, hat seine heilige Berufung vergessen und kann nicht mehr dieser entsprechend würdig wandeln. Darum, liebe Brüder, lasst uns mit Einfalt und Nüchternheit in diese reiche Wahrheit von der Auferweckung Jesu Christi gläubig vertrauen. „Denn unser Bürgertum ist in Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen“ (Phil 3,20.21). So lasst uns im Gedächtnis halten, dass Jesus Christus aus den Toten auferweckt ist.

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