Botschafter des Heils in Christo 1853

Die beiden Wege

Hier auf der Erde sind alle Menschen Wanderer und eilen zur Ewigkeit. Du bist mit dabei, lieber Leser, und magst wohl bald dein Ziel erreicht haben. Aber zwei Wege sind es, die zum Ziele führen; der eine ist breit, der andere schmal; der eine führt zur ewigen Verdammnis, der andere zur ewigen Seligkeit. Das ist dir bekannt; aber ist dir auch bewusst, auf welchem Weg du dich befindest? Der Ausgang ist ernst und wohl wert sich genauer anzusehen.

Die große Mehrheit der Menschen wandelt auf dem breiten Weg; auf ihm sieht man Ehrbare und Lasterhafte, Vornehme und Geringe, Gelehrte und Ungelehrte, Alte und Junge und oft geht es gar lustig zu. Auf dem schmalen Weg zieht ernst eine geringe und verachtete Anzahl von Menschen und freut sich in seinem Gott. Mit welchen pilgerst du? Auf dem breiten Weg ruht die Sünde mit ihren vielen Reizen und Versuchungen; da ist „alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens“ (vgl. 1. Joh 2,16); da fragt man nur nach den Freuden dieser Welt; da tut man den Willen des Fleisches und der Vernunft; da liebt man das Sichtbare und erfüllt sein Herz mit den Sorgen dieses Lebens.

Auf dem schmalen Weg wohnt die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; da hat man Abschied genommen von dem Dienst der Sünde und der Welt; man ist erlöst, versöhnt und errettet und lebt Gott durch Christus Jesus; da hält man sich am Unsichtbaren, harrt auf Gott, der da allein sorgt und das Herz ist erfüllt mit Glaube, Liebe und Hoffnung.

Wer auf dem breiten Weg wandelt, liebt nur sich und die Kreatur; verlässt sich auf seine Werke: verehrt Gott mit den Lippen und hofft, die Gerechtigkeit Gottes würde es am Ende doch so genau nicht nehmen. Wer auf dem schmalen Weg einhergeht, hat sich erkannt als einen Gottlosen; gründet sein Heil allein auf die Gerechtigkeit Christi; verehrt Gott mit Wort und Wandel und der Heilige Geist bezeugt ihm, dass er ein Kind Gottes ist. Dort auf dem breiten Weg sucht man Ehre und Ansehen bei den Menschen, Ruhe und Frieden in dieser Welt. Hier auf dem schmalen Weg findet man Spott und Hohn, Verachtung und Verfolgungen, man ist ein Narr um Christi willen; aber man ruht in Gott und hat tiefen Frieden im lebendigen Glauben an den Herrn Jesus Christus. Jene trachten nach den Dingen dieser Welt; diese nach dem ewigen, unverwelklichen und unbefleckten Erbe, welches aufbewahrt ist im Himmel. Jene sprechen: Wir können der Sünde und den vielen Anfechtungen nicht widerstehen; sie sind uns zu mächtig. Diese rühmen: Die Gnade ist noch viel mächtiger und in dem Allen überwinden wir weit, für den, der uns geliebt hat. Jene fürchten den Tod und das Gericht; diese sprechen mit Zuversicht: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (vgl. Hiob 19,25), der mich hernach auferwecken wird. „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel?“ (vgl. 1. Kor 15,55). Hölle, wo ist dein Sieg?

Und endlich, wenn Der kommt, dem alles Gericht übergeben ist, Jesus Christus, so wird Er zu jenen sagen: „Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist“ (Mt 25,41); aber diese wird Er am Tag seiner Ankunft aufnehmen in die ewige Herrlichkeit.

Merke doch, der Ausgang ist ernst; siehe wohl zu, auf welchem Weg Du bist. Betrüge dich nicht; am Ende des breiten Weges steht kein Gott der dich mit Gnade und Erbarmung empfängt. Aber jetzt ist noch die Gnadenzeit; tritt auf den schmalen Weg; noch heißt es: Kehre um, so sollst du errettet sein. Jesus Christus hat Alles aus dem Weg geräumt; darum komme mit aufrichtigem Herzen in Ihm zum Vater; komm' und zögere nicht.

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