Sei stark und mutig!

Kapitel 13

Die zweieinhalb Stämme in Gilead

Einführung (V. 1-6)

Der dritte Teil des Buches beginnt mit einer zweifachen Feststellung:

Josua war alt, hochbetagt.

Sehr viel vom Land musste noch in Besitz genommen werden, obwohl Josua, als Vorbild Christi, schon das ganze Land eingenommen hatte (Jos 11,23).

Man findet ab jetzt nicht mehr dieselbe geistliche Energie, die sich zuvor angesichts der Feinde offenbarte. Die Schwierigkeiten, von denen die folgenden Kapitel berichten, sind von anderer Art: Lässigkeit und Mangel an Mut schleichen sich in die Armeen Israels ein (Jos 18,3). Tatsächlich war die Aufgabe Josuas noch nicht vollendet: «Denn wenn Josua sie zur Ruhe gebracht hätte, so würde er danach nicht von einem anderen Tag geredet haben» (Heb 4,8). Die Kräfte fehlten jetzt diesem treuen Diener Gottes. Wir machen oft die gleiche Erfahrung wie er. Aber woher empfangen wir neuen Mut, wenn nicht von Gott? So ist es nun der Herr, der sicherstellt, dass die begonnene Aufgabe auch erfüllt wird: «Ich selbst werde sie vor den Kindern Israel vertreiben» (V. 6), versichert Er nach der Auflistung aller Feinde, die es noch zu verbannen gilt.

Dieselbe Tatsache zeigt sich in der Geschichte der Versammlung auf der Erde. Noch vor dem Ende des Dienstes der Apostel (Paulus, Petrus und Johannes) ist das Böse in die Versammlung als Zeugnis Gottes auf der Erde eingedrungen. Es wurde durch die Schwachheit inmitten der Glaubenden begünstigt. Die Energie und Frische des Anfangs, wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird, hat der Untätigkeit und dem geistlichen Erlahmen unter den Heiligen Platz gemacht. Paulus stellt während seiner ersten Gefangenschaft fest: «Alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist» (Phil 2,21). Er fügt am Ende seines Lebens hinzu: «Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt» (2. Tim 1,15), und: «Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verliessen mich» (2. Tim 4,16).

Aber Jesus Christus bleibt in einer noch deutlicheren Weise als in den leuchtenden Zeiten des Anfangs die einzige Quelle und ist völlig ausreichend für den einzelnen Christen und die Versammlung: «Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist» (2. Tim 2,1).

Josua war von nun an zu einem grossen Teil der Anstrengungen seines Dienstes enthoben, um das Beispiel der Leviten einmal anzuwenden (vgl. 4. Mo 8,23-26). Da er die Interessen des Volkes Israel weiter auf dem Herzen hatte, belehrte er es noch (Kapitel 23 - 24) und hinterliess ein bleibendes Vorbild für die ihm folgenden Generationen (vgl. Ri 2,7). Die Parallele zum Apostel Paulus diesbezüglich ist auffallend und höchst lehrreich.

Dennoch blieb es wieder Josua, dem der Herr die Aufgabe anvertraute, das Land auf die neuneinhalb Stämme aufzuteilen. Eleasar, der Priester, wurde ihm für diesen Dienst zur Seite gestellt. Ab Kapitel 14 wird die Aufteilung des Erbteils im Land beschrieben.

In Kapitel 13 wurde den zweieinhalb Stämmen (Ruben, Gad und dem halben Stamm Manasse) das Erbteil, das sie schon von Mose vor seinem Tod empfangen hatten, in Erinnerung gerufen.

Das Erbteil und der Besitz des Landes

Gott hatte Israel das ganze Land bis an den Euphrat zum Erbteil gegeben (Jos 1,3.4). Aber das Volk musste es im Kampf erringen und danach in Besitz nehmen. Die geistliche Anwendung für uns Christen wird uns in den Kapiteln 13 bis 19 anhand der Beispiele der verschiedenen Stämme nahe gelegt. Fünf Prinzipien zeigen sich in diesem Teil des Buches:

a) Der Besitz des Erbteils wird gemäss dem Willen Gottes zugeteilt. Für Israel wurde das Land durch das Los aufgeteilt (Jos 13,6). Die Worte «verlosen» und «Los» finden sich 27-mal in den Kapiteln 13 bis 23. Die Absicht Gottes wurde durch göttliche Vorsehung offenbart: «Das Los wird im Gewandbausch geworfen, aber all seine Entscheidung kommt von dem Herrn» (Spr 16,33). Der Zufall existierte für Israel genauso wenig wie für uns Christen. Wir kennen Gottes Gedanken durch die Bibel und den Heiligen Geist.

b) Der tatsächliche Besitz war von der Energie des Glaubens abhängig: Kaleb ist davon ein leuchtendes Beispiel (Jos 14,6-15).

c) Der Besitz wird durch persönlichen Kampf erworben: In den Kapiteln 6 bis 12 wurde die gemeinschaftliche Seite des Kampfes Israels vorgestellt. Jetzt wird die Besitzergreifung eine persönlichere Angelegenheit. Der Fall der Kinder Josephs (Jos 17,14-18) zeigt, dass jeder Stamm sein Erbteil selber vollständig erobern musste.

d) Der Besitz ist die Antwort auf eine Bitte: Die Geschichte Aksas, der Tochter Kalebs, kann in drei Ausdrücken zusammengefasst werden: «Du hast mir gegeben», «gib mir» und «er gab ihr» (Jos 15,19). Gott gefällt es, grosszügig auf solche Bitten der Seinen zu antworten (Mt 7,7).

e) Schliesslich entspricht der Besitz der Kapazität jedes Einzelnen:

nicht genug, wie bei Joseph (Jos 17,14);

zu viel, wie bei Juda, der mit Simeon teilte (Jos 19,9);

zu wenig nach der Einschätzung der Kinder Dan, die ihren Besitz vermehren wollten (Jos 19,47).

Das Erbteil jenseits des Jordan (V. 7-14)

Die Eroberung der Gegenden im Osten des Jordan wird Mose zugeschrieben und nicht Josua (V. 8.12.15.24.29). Diese bemerkenswerte Tatsache zeigt deutlich, dass diese zweieinhalb Stämme ein Bild von irdisch gesinnten Christen sind. Sie haben den Jordan nie durchquert (ein Bild unserer Einsmachung mit Christus in seinem Tod) und haben ihr Erbteil nicht unter der Führung Josuas (ein Bild des auferstandenen Christus) erlangt.

Ein anderer wichtiger Punkt wird hier hervorgehoben: Mose hatte die Nationen jenseits des Jordan geschlagen (V. 12). Jedoch hatten die Kinder Israel weder die Gesuriter noch die Maakatiter ausgetrieben (V. 13). So fängt hier die lange Liste der Treulosigkeiten des Volkes an, die im Buch der Richter ausführlich berichtet werden. Bevor der Geist auf Einzelheiten der Besitztümer eingeht, unterstreicht Er das besondere Teil des Stammes Levi (Jos 13,14.33; 14,3; 18,7). Seine Stellung inmitten des Volkes ist ein wunderbares Bild der innigen Beziehung aller Erlösten mit Christus: «um ihn zu erkennen» (Phil 3,10).

Das Erbteil Rubens (V. 15-23)

Der Besitz Rubens wurde durch das Salzmeer (Totes Meer) begrenzt und durch den Arnon bewässert. Vom Pisga aus betrachtete Mose das Land, ohne es zu betreten, und Beth-Peor gegenüber lag sein Grab verborgen.

Während der Kämpfe gegen Midian hatten die Kinder Israel Bileam getötet (V. 22), ein Umstand, der erwähnt wird, als ob es der letzte Auftrag Moses gewesen wäre, bevor er von Gott abgerufen wurde (4. Mo 31,1.2.8). Pinehas, der Sohn Eleasars, des Priesters, wird von ihm beauftragt, das Gericht an diesem bösen Propheten auszuführen (4. Mo 31,6). Indem Bileam einem Weg der Ungerechtigkeit folgte (2. Pet 2,15), verleitete er das Volk zu moralisch Bösem (4. Mo 25,1-3; 31,16; Off 2,14). Dies ereignete sich in Sittim, das jetzt im Erbteil Rubens lag. Die frühere Geschichte des ältesten Sohnes von Jakob erinnerte an diese Gefahr für ganz Israel. Es ist auch ein dringender Appell an alle Christen, in der Heiligkeit des Leibes und des Geistes zu leben (2. Kor 7,1).

Das Erbteil Gads (V. 24-28)

Das Erbteil Gads befand sich nördlich von Ruben, im Westen begrenzt durch den Jordan bis zum See Genezareth (Kinnereth). Ramot in Gilead war die erste Stadt, die zur Zeit Ahabs in die Hände der Feinde fiel (1. Kön 22,3). Der Versuch, sie zurückzuerobern, war der von Gott benutzte Anlass für den Tod dieses gottlosen Königs.

Positiv zu erwähnen ist die Stadt Gilead, aus der Elia, der Tisbiter, stammte. Er war ein treuer Prophet, der in einer sehr düsteren Periode der Geschichte Israels berufen wurde.

Das Erbteil des halben Stammes Manasse (V. 29-31)

Sein Anteil erstreckte sich in Basan bis zum Gebirge des Hermon und grenzte im Norden an Syrien. Jair, der Gileaditer, kam ursprünglich aus diesem Gebiet. Er war der siebte von Gott berufene Richter, um sein Volk zu befreien. Die Nähe der götzendienerischen Nationen erklärt vielleicht, warum sich Israel unmittelbar nach seinem Tod abwandte, um den Göttern Syriens zu dienen (Ri 10,3.6).

Schluss (V. 32.33)

Die zweieinhalb Stämme waren in einer Position, die nicht völlig den Gedanken Gottes für sein Volk entsprach. Auf jeden Fall endet diese Begebenheit im Blick auf sie mit einem leuchtenden Beispiel der göttlichen Gnade. Von den sechs Zufluchtsstädten, die Levi unter seinen Brüdern bekam, befanden sich drei jenseits des Jordan; eine für jeden Stamm: Golan, Bezer und Ramot-Gilead (Jos 21,27.36.38). Gott vergisst die Seinen nie, selbst wenn diese zu ihrem Schaden ihren eigenen Gedanken folgen.

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