Sei stark und mutig!

Kapitel 9

Der Bund mit den Gibeonitern

Einführung (V. 1.2)

Nach dem Doppelsieg von Jericho und Ai verbündeten sich sechs Nationen, um gegen Josua und Israel Krieg zu führen.

Das waren ausser den hier nicht erwähnten Girgasitern gerade die Nationen, die Israel enteignen sollte. Der Durchzug der Bundeslade durch den Jordan hatte schon gezeigt, dass der lebendige Gott zugunsten seines Volkes eingriff, um diese Nationen zu vernichten und ihr Land seinem Volk als Erbe zu geben (Neh 9,8). Gott hatte wegen ihnen ausdrückliche Anweisungen gegeben (5. Mo 7,1.2). Sie mussten völlig vernichtet werden, mit ihnen durfte niemals ein Bund geschlossen werden.

Eine Volksgruppe unter diesen Nationen waren die Gibeoniter. Diese bewohnten die Städte Gibeon, Kephira, Beerot und Kirjat-Jearim (V. 17). Sie versuchten sich auf andere Weise vor der Vernichtung durch Israel zu entziehen. Durch List gelang es ihnen, sich Zutritt in die Mitte des Volkes Israel zu verschaffen, um dem Gericht zu entfliehen. Das finden wir in Kapitel 9, die unmittelbaren Konsequenzen daraus für Israel erfahren wir in Kapitel 10. Diese beiden Kapitel illustrieren uns, wie ein Versagen im Verhalten des Christen (oder des Volkes Gottes) auf der Erde bittere Früchte für das ganze Leben nach sich ziehen kann.

Bevor der offene Krieg zwischen Israel und den Nationen ausbrach, musste Israel den Listen der Gibeoniter die Stirn bieten. So ist der Christ aufgefordert, gegen die «Listen des Teufels» zu bestehen (Eph 6,11), der sich als «Engel des Lichts» verkleidet (2. Kor 11,14), bevor er den offenen Kampf gegen Satan antritt, in dem dieser die Gewalt des «brüllenden Löwen» ausübt (1. Pet 5,8).

Die List der Gibeoniter (V. 3-13)

Die Gibeoniter hintergingen das Volk Israel. Sie gaben vor, aus einem sehr fernen Land zu kommen, obwohl sie Nachbarn waren (V. 9.16). Sie waren so dreist, sich im Namen des Herrn vorzustellen und fügten damit religiöse Schmeichelei hinzu - eine gefährliche Waffe in der Hand des Widersachers.

Das ist ein treffendes Beispiel für die Klugheit der Söhne dieser Welt, die für ihren eigenen Vorteil besorgt sind (Lk 16,8). Es ist - im Unterschied zu Rahab - nicht Glaube, der sie zum Handeln bewegte, sondern menschliche Klugheit, die fleischliche Kunstgriffe einsetzt.

Im Gegensatz zu den Gibeonitern lesen wir in den Evangelien von einer kananäischen Frau aus einem zum Gericht verurteilten Volk, die im Glauben zu Christus kommt und das Heil empfängt.

Der Fehler Josuas und der Fürsten Israels (V. 14-27)

Die Verantwortung Josuas und des Volkes Israel war eine völlig andere als die der Gibeoniter, denn ihnen waren die Aussprüche Gottes anvertraut worden (Rö 3,2). Das Lager war zwar in Gilgal, dort, wo ihnen die Gedanken Gottes offenbart wurden, aber leider vergassen sie, den Mund des Herrn zu befragen (V. 14). Das Wort Gottes war zwar in Sichem geehrt worden (Jos 8,32), jetzt aber wurde das Gebet in Gilgal vernachlässigt. Eine mit der Lehre der Schrift übereinstimmende Haltung im Blick auf den gemeinsamen Weg der Kinder Gottes wird uns nicht bewahren, wenn wir die Gedanken Gottes nicht in ständigem Gebet suchen!

Dann lesen wir, dass die Männer Israels von der Wegzehrung der Gibeoniter nahmen: Sie schmeckten so die Gemeinschaft mit der Welt. Das hat auch die Versammlung auf der Erde getan. Die Geschichte von Pergamus entspricht der Zeitperiode, in der der Kaiser Konstantin die zivile römische Macht als Schutz für die himmlische Versammlung aufrichtete. Der Heilige Geist muss über sie aussprechen: «Ich weiss, wo du wohnst: wo der Thron des Satans ist; ... bei euch, wo der Satan wohnt» (Off 2,13), das heisst: in der Welt.

Die berechtigten Befürchtungen der Männer Israels (V. 7) wurden durch die übereilte aber unwiderrufliche Entscheidung Josuas und der Fürsten der Gemeinde vom Tisch gefegt (V. 15). So machten Josua und die Israeliten Frieden mit den Gibeonitern, schlossen mit diesen einen Bund und verpflichteten sich durch einen Schwur im Namen des Herrn, des Gottes Israels (V. 18).

Die Wahrheit kam drei Tage später ans Licht. Man versteht das Murren der Gemeinde Israels gegen die Fürsten gut. Aber so, wie die Sünde eines Einzelnen (Achan) die ganze Versammlung verunreinigte, verpflichtete jetzt die Entscheidung Josuas und der Fürsten das ganze Volk.

Mögen jene, denen der Herr in den Versammlungen einen besonderen Platz der Verantwortung anvertraut hat, sorgfältig auf sich selbst achten. Dass sie doch auf ihre Brüder hören, um das örtliche Zusammenkommen nicht auf einen Weg zu führen, der nicht in Übereinstimmung mit der Wahrheit ist!

Bei der Niederlage von Ai hatte das Volk auf seine eigene Kraft vertraut und die Erfahrung seiner Schwachheit machen müssen. In der Angelegenheit der Gibeoniter stützten sich die Obersten des Volkes auf die Weisheit der Menschen, ohne Gott zu befragen.Die Begehrlichkeit Achans zeigt im Bild, wie sich die Welt und die Sünde in das Herz des Christen hat einschleichen können. Die Untreue Israels hinsichtlich der Gibeoniter zeigt nun, wie die Welt in das Leben des Volkes Gottes eindringen kann.

Letzten Endes hatten die Gibeoniter ihr Leben gerettet (V. 26): So ist die souveräne Gnade Gottes, obwohl das Handeln der Gibeoniter genauso unentschuldbar ist wie das des ungerechten Verwalters im Gleichnis aus Lukas 16. Als Folge ihres Betrugs blieben sie für immer Fremde und Knechte, wenn sie auch von diesem Zeitpunkt an mit dem Volk Gottes verbunden sind.

Die weitreichenden Folgen: Saul und die Gibeoniter

Der Fehler Israels in der Sache der Gibeoniter war schwerwiegender als der Fehler Achans im Blick auf die Folgen für die ganze Geschichte des Volkes.

Vier Jahrhunderte später traten Ergebnisse dieser Fehlentscheidung zutage. Saul versuchte im Übereifer die Gibeoniter zu erschlagen (2. Sam 21,2). Drei Jahre Hungersnot für das gesamte Volk und der entehrende Tod der sieben Söhne des Königs waren die traurigen Früchte der Verfehlung Sauls: Er brach den Eid, der im Namen des Herrn geschworen worden war. Wie weit ist das Fleisch - selbst bei einem König - von den Gedanken Gottes entfernt! Saul verschonte den König der Amalekiter und das Beste der Beute, was er verbannen sollte (1. Sam 15,9), legte aber Hand an die Gibeoniter, anstatt sie in Frieden in der Mitte des Volkes leben zu lassen.

Nachdem Israel sich von dieser Schuld Sauls gereinigt hatte, «liess Gott sich für das Land erbitten» (2. Sam 21,14).

Schlussfolgerung und geistliche Anwendung

Die Geschichte der Gibeoniter unter den Kindern Israel setzt sich mit zwei erfreulicheren Anmerkungen in der Geschichte des Volkes fort:

«Jischmaja ..., ein Held unter den Dreissig und über die Dreissig» (1. Chr 12,4), war ein Gibeoniter, der dem König David zur Zeit seiner Verwerfung geholfen hat.

Nach der Wegführung haben «Melatja, der Gibeoniter, und Jadon, der Meronotiter, Männer von Gibeon und Mizpa» (Neh 3,7), beim Wiederaufbau der Mauer Jerusalems mitgearbeitet.

Wir wollen eine wichtige praktische Anwendung aus diesem Bericht für uns nehmen. Lasst uns wachsam sein und uns in persönlichen Situationen nicht leichtfertig gegenüber anderen - unseren Brüdern oder Personen der Welt - verpflichten. Häufig können wir uns nicht mehr daraus befreien (Spr 6,1.2; Rö 13,8). Aber die Treue gegenüber Gott fordert, dass wir alle Verpflichtungen, die wir eingegangen sind, gewissenhaft erfüllen: Das ist das primäre Zeugnis, das der Welt gegenüber abzulegen ist.

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