Sei stark und mutig!

Kapitel 11

Der Sieg über Hazor und die Enakim

Die Eroberung der nördlichen Landesteile und des Wassers Merom (V. 1-9)

Der Krieg spielte sich jetzt im Norden des Landes ab, wohingegen der Süden schon von den Feinden befreit war. Es handelte sich um dieselben sechs Nationen wie in den vorhergehenden Kämpfen (vergleiche Jos 9, 1 und 11, 3), aber ihr neuer Zusammenschluss wurde jetzt von Jabin angeführt, dem König von Hazor, der Hauptstadt dieser Königreiche (V. 1.10). Drei Könige verbanden sich mit ihm (die von Madon, Schimron und Akschaph), um einen offenen Krieg gegen Israel zu führen: «Alle ihre Lager mit ihnen, ein grosses Volk, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, an Menge, und sehr viele Pferde und Wagen» (V. 4). Was bedeutet schon dieser grosse Aufmarsch, wenn Gott mit seinem Volk mitkämpfte (V. 6.8)!

Der Christ, für den Christus die Kraft ist - «alles vermag ich in dem, der mich kräftigt» (Phil 4,13) -, ist in gleicher Weise dazu aufgefordert, sich nicht zu fürchten: «... und euch in nichts erschrecken lasst von den Widersachern» (Phil 1,28). Die Kraft, worauf die Feinde vertrauten, bestand in ihren Pferden und Wagen: «Diese denken an Wagen und jene an Rosse, wir aber erinnern uns an den Namen des Herrn, unseres Gottes» (Ps 20,8). Das war genau die Kraft, die vernichtet werden sollte (V. 6). Sie wurde unter der Leitung Gottes durch Josua zerstört (V. 9). So würde das Volk später nicht versucht sein, auf menschliche Hilfsmittel (vorgebildet durch die Pferde und Wagen) zu vertrauen.

Die Armeen hatten sich in Merom (V. 5), am Jordan, nördlich des Sees Genezareth (oder Kinneroth, Vers 2), versammelt. Dort wurden sie durch den Herrn vollständig in die Hand Israels gegeben. Diese Kämpfe deuten auf die letzten Kriege der Weltmächte hin, angeführt von Satan gegen Christus: «Die Könige des ganzen Erdkreises ..., er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmagedon heisst» (Off 16,14.16; es handelt sich bei diesem Ort um die Ebene von Jisreel oder von Megiddo im Südwesten des Wassers Merom). «Ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, um den Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd sass, und mit seinem Heer» (Off 19,19).

Durch diesen letzten Kampf wurde das Land endgültig bis zur Grenze von Phönizien für Israel geöffnet. Die Feinde wurden bis nach Sidon zurückgedrängt (V. 8), dem Zentrum der Geschäftigkeit und des Handels. Nach der Befreiung aus der Welt in ihrem ureigenen Charakter (vorgebildet durch Ägypten) kommt die Befreiung aus der Welt, die ohne Gott organisiert ist (vorgebildet durch Syro-Phönizien).

Das Gericht über Jabin, den König von Hazor (V. 10-15)

Der Sieg über die Feinde im Norden wurde durch die Einnahme von Hazor mit seinem König Jabin befestigt (V. 10). Jabin (was «der Weise» oder «der Verständige» bedeutet) war der offizielle Titel der Könige von Kanaan, die in Hazor regierten (vgl. Ri 4,2). Israel vernichtete so das Zentrum dieser Nationen und aller umliegenden Städte, wie der Herr Mose geboten hatte (V. 12).

Es ist sehr traurig festzustellen, dass diese Stadt als Folge der Untreue des Volkes während der Richterzeit ihre Macht (900 eiserne Wagen) wiedererlangt hat. Sie wurde sogar ein Werkzeug der Züchtigung in der Hand des Herrn gegen sein schuldiges Volk (Ri 4,1-3).

Während diesen Ereignissen hielt Josua ständig am Wort Gottes fest:

sei es zur Vernichtung der Feinde (V. 12),

sei es um ein Mass der Gnade denen zu gewähren, die sich friedlich verhalten hatten (V. 13). Das entsprach ebenfalls den Anordnungen des Gesetzes (5. Mo 20,10-18).

Das Wort Gottes ist die Waffe, die jetzt dem Gläubigen für den Kampf gegen den Feind gegeben ist. Sich mit dem Herzen an das Wort des Herrn zu binden bringt uns den Sieg über die Feinde unserer Seelen und führt uns zum Genuss der Segnungen! In der Familie des Glaubens sind die jungen Menschen stark: Sie haben den Bösen überwunden, weil das Wort Gottes in ihnen bleibt (1. Joh 2,14).

Die Festigung der Siege (V. 16-20)

Nach der Hauptschlacht am Wasser Merom mussten die Siege befestigt werden, um den Feind hinter die Grenzen des Landes zurückzudrängen: «Lange Zeit führte Josua Krieg mit all diesen Königen» (V. 18). Nach den Daten, die Kaleb in der Zusammenfassung seines Lebens erwähnt (Jos 14,7.10), haben diese Kämpfe ungefähr sieben Jahre gedauert.

Ausser den Gibeonitern, deren Geschichte in Kapitel 9 betrachtet wurde, haben sich alle Nationen gegen Israel gerichtet, um mit diesem Volk Krieg zu führen. Diese Völker verhärteten ihr Herz und wurden darum von Israel gerichtet (V. 20), so dass das Wort des Herrn eintraf, das Er an Mose gerichtet hatte.

In jedem Fall findet sich keine Ungerechtigkeit bei Gott, weil Er erst dann das Herz verhärtet, wenn alle Aufrufe der Gnade unbeachtet oder abgelehnt worden sind. So war es beim Pharao oder bei Esau, und so wird das Gericht der Gottlosen sein, die «die Liebe zur Wahrheit» nicht angenommen haben werden, «damit sie errettet würden», denen «Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns» senden wird, «dass sie der Lüge glauben» (2. Thes 2,10.11).

Das Gericht über die Enakim (V. 21.22)

Eine Sache musste noch geregelt werden: die Angelegenheit der Enakim, die den vom Volk zur Erkundung des Landes ausgesandten Kundschaftern Angst eingejagt hatten (4. Mo 13,33). Enak, ein Riese, war ein Sohn Arbas, der in Hebron wohnte (oder Kirjat-Arba, d.h. Stadt Arbas). Er hatte drei Söhne: Scheschai, Achiman und Talmai (Jos 15,14).

Enak ist ein Bild von Satan und seiner Macht, und seine drei Söhne ein Bild der Welt, die Gott entgegensteht. Sie illustrieren die Lust der Augen, die Lust des Fleisches und den Hochmut des Lebens. Scheschai bedeutet «weisslich, frei, edel», Achiman «Mein Bruder ist Geschenk, Bruder des Glücks» und Talmai «Der Brüderliche, verwegen, kühn, mutig». In ihrem Hochmut glauben die stolzen Menschen, dass sie frei sind. Sie verbünden sich, um Freunde der Welt aber Feinde Gottes zu werden.

Dieses Volk, das der Grund vieler Leiden für Israel war (vgl. 4. Mo 13,33), musste jetzt zerstört werden, und Josua war das Instrument dieses Gerichts (V. 21). Das Land Israel wurde von ihnen befreit, und doch gab es einige, die im Land der Philister (in Gaza, Gat und Asdod) Zuflucht fanden. Ihr Einfluss würde sich später in der Zeit des Abfalls des Volkes bemerkbar machen.

Unser Heil durch den Glauben und unsere Stellung in Christus sind eine unwiderrufbare Sicherheit. Was aber den praktischen Konflikt mit dem Feind angeht, wird nichts in endgültiger Weise errungen, so dass wir bis zum Ziel des christlichen Laufs wachen müssen. Dennoch gestattet uns Gott auch schon vor der ewigen Ruhe im Haus des Vaters Zeiten des Friedens.

Die Ruhe nach den Kämpfen (V. 23)

Nach all diesen Kämpfen und Kriegen, die diese Periode der Geschichte Israels (Kapitel 6 - 12) kennzeichneten, folgt jetzt diese ermutigende Feststellung: «Das Land hatte Ruhe vom Krieg» (V. 23). Diese Aussage findet sich dreimal in diesem Buch: in Verbindung mit Josua (Jos 11,23), mit Kaleb (Jos 14,15) und mit dem Erbteil der Leviten inmitten des Volkes (Jos 21,44). Hier war die Ruhe die Folge der Treue in den Kämpfen.

Drangsal und Bedrängnis (2. Thes 1,6.7) kennzeichnen die jetzige Welt, Freude und Ruhe gehören der zukünftigen, unsichtbaren Welt an. Die beiden Zustände könnten nicht gegensätzlicher sein (2. Kor 4,16-18).

Ein Diener Gottes hat geschrieben: «Die Arbeit gehört zu dieser Welt, die Freude zur anderen, obgleich wir sie wie Wasserbäche geniessen, bevor wir bei der Quelle angekommen sind.»

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel