Auslegung zum 1. Buch Mose
1. Mose 28,10 – 31,55
„Und Jakob zog aus von Beerseba und ging nach Haran. Und er gelangte an einen Ort und übernachtete dort; denn die Sonne war untergegangen. Und er nahm einen von den Steinen des Ortes und legte ihn an sein Kopfende und legte sich nieder an jenem Ort. Und er träumte: Und siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt, und ihre Spitze rührte an den Himmel; und siehe, Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und siehe, der HERR stand über ihr und sprach: Ich bin der HERR, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, dir will ich es geben und deinen Nachkommen. Und deine Nachkommen sollen wie der Staub der Erde werden, und du wirst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden; und in dir und in deinen Nachkommen sollen gesegnet werden alle Familien der Erde. Und siehe, ich bin mit dir, und ich will dich behüten überall, wohin du gehst, und dich zurückbringen in dieses Land; denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich getan, was ich zu dir geredet habe. Und Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sprach: Gewiss, der HERR ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies ist die Pforte des Himmels. Und Jakob stand am Morgen früh auf und nahm den Stein, den er an sein Kopfende gelegt hatte, und stellte ihn als Denkmal auf und goss Öl auf seine Spitze. Und er gab diesem Ort den Namen Bethel; aber im Anfang war Lus der Name der Stadt. Und Jakob tat ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit mir ist und mich behütet auf diesem Weg, den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre zum Haus meines Vaters, so soll der HERR mein Gott sein. Und dieser Stein, den ich als Denkmal aufgestellt habe, soll ein Haus Gottes sein; und von allem was du mir geben wirst, werde ich dir gewiss den Zehnten geben.
Und Jakob machte sich auf und ging in das Land der Kinder des Ostens. Und er sah: Und siehe, ein Brunnen auf dem Feld; und siehe, drei Schafherden lagerten dort an ihm, denn aus diesem Brunnen tränkte man die Herden; und der Stein auf der Öffnung des Brunnens war groß. Und waren alle Herden dort zusammengetrieben, so wälzte man den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe; und man brachte den Stein wieder auf die Öffnung des Brunnens an seinen Platz. Und Jakob sprach zu ihnen: Meine Brüder, woher seid ihr? Und sie sprachen: Wir sind von Haran. Da sprach er zu ihnen: Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors? Und sie sprachen: Wir kennen ihn. Und er sprach zu ihnen: Geht es ihm gut? Und sie sprachen: Es geht ihm gut; und siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen. Da sprach er: Siehe, es ist noch hoch am Tag, es ist nicht die Zeit, das Vieh zusammenzutreiben; tränkt die Schafe und geht hin, weidet sie. Und sie sprachen: Wir können nicht, bis alle Herden zusammengetrieben sind; dann wälzt man den Stein von der Öffnung des Brunnens, und wir tränken die Schafe.
Noch redete er mit ihnen, da kam Rahel mit den Schafen, die ihrem Vater gehörten; denn sie war eine Hirtin. Und es geschah, als Jakob Rahel sah, die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, und die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter, da trat Jakob hinzu und wälzte den Stein von der Öffnung des Brunnens und tränkte die Schafe Labans, des Bruders seiner Mutter. Und Jakob küsste Rahel und erhob seine Stimme und weinte. Und Jakob teilte Rahel mit, dass er ein Neffe ihres Vaters und dass er der Sohn Rebekkas sei; und sie lief und berichtete es ihrem Vater. Und es geschah, als Laban die Nachricht über Jakob, den Sohn seiner Schwester, hörte, da lief er ihm entgegen und umarmte ihn und küsste ihn und führte ihn in sein Haus; und er erzählte Laban alle diese Dinge. Und Laban sprach zu ihm: Gewiss, du bist mein Gebein und mein Fleisch. Und er blieb einen Monat lang bei ihm.
Und Laban sprach zu Jakob: Solltest du mir, weil du mein Bruder bist, umsonst dienen? Teile mir mit, was soll dein Lohn sein? Und Laban hatte zwei Töchter; der Name der älteren war Lea, und der Name der jüngeren Rahel. Und Leas Augen waren matt; Rahel aber war schön von Gestalt und schön von Aussehen. Und Jakob liebte Rahel und sprach: Ich will dir sieben Jahre dienen um Rahel, deine jüngere Tochter. Und Laban sprach: Es ist besser, ich gebe sie dir, als dass ich sie einem anderen Mann gebe; bleib bei mir. Und Jakob diente um Rahel sieben Jahre; und sie waren in seinen Augen wie einzelne Tage, weil er sie liebte.
Und Jakob sprach zu Laban: Gib mir meine Frau; denn meine Tage sind erfüllt, dass ich zu ihr eingehe. Und Laban versammelte alle Männer des Ortes und machte ein Festmahl. Und es geschah am Abend, da nahm er seine Tochter Lea und brachte sie zu ihm; und er ging zu ihr ein. Und Laban gab seine Magd Silpa seiner Tochter Lea zur Magd. Und es geschah am Morgen, siehe, da war es Lea. Da sprach er zu Laban: Was hast du mir da getan! Habe ich nicht um Rahel bei dir gedient? Und warum hast du mich betrogen? Und Laban sprach: Es geschieht nicht so an unserem Ort, die Jüngere vor der Erstgeborenen zu geben. Vollende die Woche mit dieser, so wollen wir dir auch jene geben für den Dienst, den du noch weitere sieben Jahre bei mir dienen sollst. Und Jakob tat so und vollendete die Woche mit dieser; und er gab ihm seine Tochter Rahel zur Frau. Und Laban gab seiner Tochter Rahel seine Magd Bilha zur Magd. Und er ging auch zu Rahel ein; und er liebte Rahel auch mehr als Lea. Und er diente bei ihm noch weitere sieben Jahre.
Und als der HERR sah, dass Lea gehasst war, da öffnete er ihren Mutterleib; Rahel aber war unfruchtbar. Und Lea wurde schwanger und gebar einen Sohn, und sie gab ihm den Namen Ruben, denn sie sprach: Weil der HERR mein Elend angesehen hat; denn nun wird mein Mann mich lieben. Und sie wurde wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Weil der HERR gehört hat, dass ich gehasst bin, so hat er mir auch diesen gegeben. Und sie gab ihm den Namen Simeon. Und sie wurde wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Nun, diesmal wird mein Mann sich mir anschließen, denn ich habe ihm drei Söhne geboren! Darum gab man ihm den Namen Levi. Und sie wurde wiederum schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Diesmal will ich den HERRN preisen! Darum gab sie ihm den Namen Juda. Und sie hörte auf zu gebären.
Und als Rahel sah, dass sie dem Jakob nicht gebar, da beneidete Rahel ihre Schwester und sprach zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, so sterbe ich. Da entbrannte der Zorn Jakobs gegen Rahel, und er sprach: Bin ich an Gottes statt, der dir die Leibesfrucht versagt hat? Und sie sprach: Siehe, da ist meine Magd Bilha; geh zu ihr ein, dass sie auf meine Knie gebäre und auch ich aus ihr erbaut werde. Und sie gab ihm ihre Magd Bilha zur Frau; und Jakob ging zu ihr ein. Und Bilha wurde schwanger und gebar Jakob einen Sohn. Da sprach Rahel: Gott hat mir Recht verschafft und auch auf meine Stimme gehört und mir einen Sohn gegeben! Darum gab sie ihm den Namen Dan. Und Bilha, die Magd Rahels, wurde wiederum schwanger und gebar Jakob einen zweiten Sohn. Da sprach Rahel: Kämpfe Gottes habe ich mit meiner Schwester gekämpft, habe auch gesiegt! Und sie gab ihm den Namen Naphtali.
Und als Lea sah, dass sie aufhörte zu gebären, da nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie Jakob zur Frau. Und Silpa, die Magd Leas, gebar Jakob einen Sohn. Da sprach Lea: Zum Glück! Und sie gab ihm den Namen Gad. Und Silpa, die Magd Leas, gebar Jakob einen zweiten Sohn. Da sprach Lea: Zu meiner Glückseligkeit! Denn glückselig preisen mich die Töchter. Und sie gab ihm den Namen Aser.
Und Ruben ging in den Tagen der Weizenernte hinaus und fand Dudaim auf dem Feld; und er brachte sie seiner Mutter Lea. Und Rahel sprach zu Lea: Gib mir doch von den Dudaim deines Sohnes. Und sie sprach zu ihr: Ist es zu wenig, dass du meinen Mann genommen hast, dass du auch die Dudaim meines Sohnes nehmen willst? Da sprach Rahel: So mag er denn diese Nacht bei dir liegen für die Dudaim deines Sohnes. Und als Jakob am Abend vom Feld kam, da ging Lea hinaus, ihm entgegen, und sprach: Zu mir sollst du eingehen, denn ich habe dich fest angeworben für die Dudaim meines Sohnes. Und er lag bei ihr in dieser Nacht. Und Gott erhörte Lea, und sie wurde schwanger und gebar Jakob einen fünften Sohn. Da sprach Lea: Gott hat mir meinen Lohn gegeben, weil ich meine Magd meinem Mann gegeben habe! Und sie gab ihm den Namen Issaschar. Und Lea wurde wiederum schwanger und gebar Jakob einen sechsten Sohn. Da sprach Lea: Mir hat Gott ein schönes Geschenk gegeben; diesmal wird mein Mann bei mir wohnen, denn ich habe ihm sechs Söhne geboren! Und sie gab ihm den Namen Sebulon. Und danach gebar sie eine Tochter und gab ihr den Namen Dina.
Und Gott gedachte an Rahel, und Gott erhörte sie und öffnete ihren Mutterleib. Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn; und sie sprach: Gott hat meine Schmach weggenommen! Und sie gab ihm den Namen Joseph und sprach: Der HERR füge mir einen anderen Sohn hinzu!
Und es geschah, als Rahel Joseph geboren hatte, da sprach Jakob zu Laban: Entlass mich, dass ich an meinen Ort und in mein Land ziehe. Gib mir meine Frauen und meine Kinder, um die ich dir gedient habe, dass ich hinziehe; denn du kennst ja meinen Dienst, womit ich dir gedient habe. Und Laban sprach zu ihm: Wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen! Ich habe gespürt, dass der HERR mich um deinetwillen gesegnet hat. Und er sprach: Bestimme mir deinen Lohn, und ich will ihn geben. Da sprach er zu ihm: Du weißt ja, wie ich dir gedient habe und was dein Vieh bei mir geworden ist. Denn wenig war, was du vor mir hattest, und es hat sich ausgebreitet zu einer Menge, und der HERR hat dich gesegnet auf jedem meiner Tritte; und nun, wann soll ich auch für mein Haus arbeiten? Und er sprach: Was soll ich dir geben? Und Jakob sprach: Du sollst mir gar nichts geben; wenn du mir dieses tust, so will ich wieder deine Herde weiden und hüten: Ich will heute durch deine ganze Herde gehen und daraus aussondern jedes gesprenkelte und gefleckte Tier, und jedes dunkelfarbige Tier unter den Schafen, und das Gefleckte und Gesprenkelte unter den Ziegen; und das sei mein Lohn. Und meine Gerechtigkeit wird für mich zeugen am morgigen Tag, wenn sie wegen meines Lohnes vor dich kommt; alles, was nicht gesprenkelt und gefleckt ist unter den Ziegen, und dunkelfarbig unter den Schafen, das sei gestohlen bei mir. Und Laban sprach: Siehe, es geschehe nach deinem Wort! Und er sonderte an jenem Tag die gestreiften und gefleckten Böcke aus und alle gesprenkelten und gefleckten Ziegen, alles, woran Weißes war, und alles Dunkelfarbige unter den Schafen, und gab sie in die Hand seiner Söhne. Und er setzte einen Weg von drei Tagereisen zwischen sich und Jakob; und Jakob weidete die übrige Herde Labans.
Und Jakob nahm sich frische Stäbe von Weißpappel, Mandelbaum und Platane und schälte weiße Streifen daran, indem er das Weiße entblößte, das an den Stäben war. Und er legte die Stäbe, die er geschält hatte, in die Tränkrinnen, in die Wassertränken, wohin die Herde zum Trinken kam, vor die Herde hin; und sie wurde brünstig, wenn sie zum Trinken kam. Und die Herde wurde brünstig vor den Stäben, und die Herde warf Gestreifte, Gesprenkelte und Gefleckte. Und Jakob schied die Lämmer aus, und er richtete das Gesicht der Herde auf das Gestreifte und alles Dunkelfarbige in der Herde Labans; und so machte er sich gesonderte Herden und tat sie nicht zu der Herde Labans. Und es geschah, sooft das kräftige Vieh brünstig wurde, dass Jakob die Stäbe vor die Augen der Herde in die Tränkrinnen legte, damit sie bei den Stäben brünstig würden. Wenn aber das Vieh schwächlich war, legte er sie nicht hin. So wurden Laban die Schwächlichen zuteil und Jakob die Kräftigen. Und der Mann breitete sich sehr, sehr aus, und er bekam viele Herden und Mägde und Knechte und Kamele und Esel.
Und er hörte die Worte der Söhne Labans, die sprachen: Jakob hat alles genommen, was unserem Vater gehörte; und von dem, was unserem Vater gehörte, hat er sich all diesen Reichtum verschafft. Und Jakob sah das Angesicht Labans, und siehe, es war gegen ihn nicht wie früher.
Und der HERR sprach zu Jakob: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deiner Verwandtschaft, und ich will mit dir sein. Da sandte Jakob hin und ließ Rahel und Lea aufs Feld rufen zu seiner Herde. Und er sprach zu ihnen: Ich sehe das Angesicht eures Vaters, dass es gegen mich nicht ist wie früher; aber der Gott meines Vaters ist mit mir gewesen. Ihr selbst wisst ja, dass ich mit all meiner Kraft eurem Vater gedient habe. Und euer Vater hat mich betrogen und hat meinen Lohn zehnmal verändert; aber Gott hat ihm nicht gestattet, mir Böses zu tun. Wenn er so sprach: Die Gesprenkelten sollen dein Lohn sein, dann gebaren alle Herden Gesprenkelte; und wenn er so sprach: Die Gestreiften sollen dein Lohn sein, dann gebaren alle Herden Gestreifte. Und Gott hat das Vieh eures Vaters genommen und mir gegeben. Und es geschah zur Brunstzeit der Herde, da erhob ich meine Augen und sah im Traum: Und siehe, die Böcke, die die Herde besprangen, waren gestreift, gesprenkelt und getüpfelt. Und der Engel Gottes sprach im Traum zu mir: Jakob! Und ich sprach: Hier bin ich! Und er sprach: Erhebe doch deine Augen und sieh: Alle Böcke, die die Herde bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und getüpfelt; denn ich habe alles gesehen, was Laban dir tut. Ich bin der Gott von Bethel, wo du ein Denkmal gesalbt, wo du mir ein Gelübde getan hast. Nun mach dich auf, zieh aus diesem Land und kehre zurück in das Land deiner Verwandtschaft. Und Rahel und Lea antworteten und sprachen zu ihm: Haben wir noch ein Teil und ein Erbe im Haus unseres Vaters? Sind wir nicht als Fremde von ihm betrachtet worden? Denn er hat uns verkauft und hat auch unser Geld völlig verzehrt. Denn aller Reichtum, den Gott unserem Vater entrissen hat, uns gehört er und unseren Kindern. So tu nun alles, was Gott zu dir geredet hat. Da machte Jakob sich auf und hob seine Kinder und seine Frauen auf die Kamele, und führte all sein Vieh und all seine Habe weg, die er erworben hatte, das Vieh seines Eigentums, das er erworben hatte in Paddan-Aram, um zu seinem Vater Isaak zu kommen in das Land Kanaan. Und Laban war gegangen, um seine Schafe zu scheren; und Rahel stahl die Teraphim, die ihr Vater hatte. Und Jakob hinterging Laban, den Aramäer, indem er ihm nicht mitteilte, dass er fliehen wollte. Und er floh, er und alles, was er hatte; und er machte sich auf und setzte über den Strom und richtete sein Angesicht zum Gebirge Gilead.
Und am dritten Tag wurde Laban berichtet, dass Jakob geflohen sei. Und er nahm seine Brüder mit sich und jagte ihm sieben Tagereisen nach und holte ihn ein auf dem Gebirge Gilead. Und Gott kam zu Laban, dem Aramäer, in einem Traum der Nacht und sprach zu ihm: Hüte dich, dass du mit Jakob weder Gutes noch Böses redest! Und Laban erreichte Jakob, und Jakob hatte sein Zelt auf dem Gebirge aufgeschlagen; und Laban schlug es auf mit seinen Brüdern auf dem Gebirge Gilead. Und Laban sprach zu Jakob: Was hast du getan, dass du mich hintergangen und meine Töchter wie Kriegsgefangene weggeführt hast? Warum bist du heimlich geflohen und hast mich hintergangen und hast es mir nicht mitgeteilt – ich hätte dich ja begleitet mit Freude und mit Gesängen, mit Tamburin und mit Laute – und hast mir nicht erlaubt, meine Söhne und meine Töchter zu küssen? Nun, du hast töricht gehandelt. Es wäre in der Macht meiner Hand, euch Böses zu tun; aber der Gott eures Vaters hat gestern Nacht zu mir geredet und gesagt: Hüte dich, mit Jakob Gutes oder Böses zu reden! Und nun, da du einmal weggegangen bist, weil du dich so sehr nach dem Haus deines Vaters sehntest, warum hast du meine Götter gestohlen? Da antwortete Jakob und sprach zu Laban: Weil ich mich fürchtete; denn ich sagte mir, du könntest mir deine Töchter entreißen. Bei wem du deine Götter findest, der soll nicht leben. Erforsche vor unseren Brüdern, was bei mir ist, und nimm es dir. Jakob aber wusste nicht, dass Rahel sie gestohlen hatte. Und Laban ging in das Zelt Jakobs und in das Zelt Leas und in das Zelt der beiden Mägde und fand nichts; und er ging aus dem Zelt Leas und kam in das Zelt Rahels. Rahel aber hatte die Teraphim genommen und sie in den Kamelsattel gelegt und sich darauf gesetzt. Und Laban durchtastete das ganze Zelt und fand nichts. Und sie sprach zu ihrem Vater: Mein Herr möge nicht zürnen, dass ich nicht vor dir aufstehen kann; denn es ergeht mir nach der Weise der Frauen. Und er durchsuchte alles und fand die Teraphim nicht. Da wurde Jakob zornig und stritt mit Laban. Und Jakob antwortete und sprach zu Laban: Was ist mein Vergehen, was meine Sünde, dass du mir hitzig nachgesetzt bist? Da du all mein Gerät durchtastet hast, was hast du gefunden von allem Gerät deines Hauses? Lege es hierher vor meine Brüder und deine Brüder, und sie sollen zwischen uns beiden entscheiden! Zwanzig Jahre bin ich nun bei dir gewesen; deine Mutterschafe und deine Ziegen haben nicht fehlgeboren, und die Widder deiner Herde habe ich nicht gegessen. Das Zerrissene habe ich nicht zu dir gebracht, ich habe es büßen müssen; von meiner Hand hast du es gefordert, mochte es gestohlen sein bei Tag oder gestohlen bei Nacht. Es war mit mir so: Am Tag verzehrte mich die Hitze, und der Frost in der Nacht, und mein Schlaf floh von meinen Augen. Zwanzig Jahre bin ich nun in deinem Haus gewesen; ich habe dir vierzehn Jahre gedient für deine beiden Töchter und sechs Jahre für deine Herde, und du hast meinen Lohn zehnmal verändert. Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Abrahams, und die Furcht Isaaks, für mich gewesen wäre, gewiss würdest du mich jetzt leer entlassen haben. Gott hat mein Elend und die Arbeit meiner Hände angesehen und hat gestern Nacht entschieden. Und Laban antwortete und sprach zu Jakob: Die Töchter sind meine Töchter, und die Söhne sind meine Söhne, und die Herde ist meine Herde, und alles, was du siehst, ist mein; aber meinen Töchtern, was könnte ich ihnen heute tun, oder ihren Söhnen, die sie geboren haben? Und nun komm, lass uns einen Bund schließen, ich und du, der zum Zeugnis sei zwischen mir und dir!
Und Jakob nahm einen Stein und richtete ihn als Denkmal auf. Und Jakob sprach zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Und sie nahmen Steine und errichteten einen Haufen und aßen dort auf dem Haufen. Und Laban nannte ihn Jegar Sahaduta, und Jakob nannte ihn Galed. Und Laban sprach: Dieser Haufen sei heute ein Zeuge zwischen mir und dir! Darum gab man ihm den Namen Galed und Mizpa, weil er sprach: Der HERR sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einer vor dem anderen verborgen sein werden! Wenn du meine Töchter bedrücken und wenn du noch Frauen nehmen solltest zu meinen Töchtern! Kein Mensch ist bei uns; siehe, Gott ist Zeuge zwischen mir und dir. Und Laban sprach zu Jakob: Siehe, dieser Haufen, und siehe, das Denkmal, das ich errichtet habe zwischen mir und dir: Dieser Haufen sei Zeuge und das Denkmal ein Zeugnis, dass weder ich über diesen Haufen zu dir hinausgehe, noch dass du über diesen Haufen und dieses Denkmal zu mir hinausgehst zum Bösen. Der Gott Abrahams und der Gott Nahors richte zwischen uns, der Gott ihres Vaters! Da schwor Jakob bei der Furcht seines Vaters Isaak. Und Jakob opferte ein Schlachtopfer auf dem Gebirge und lud seine Brüder ein zu essen; und sie aßen und übernachteten auf dem Gebirge“ (1. Mose 28,10 - 31,55).
Trotz all seiner Mängel war Jakobs Handlungsweise, nach Haran zu gehen, im Einklang mit dem Plan Gottes, und deshalb wurde ihm durch einen Traum Ermutigung zuteil. Zur Zeit von Babel suchten die Menschen sich durch einen Turm ihrer eigenen Konstruktion zum Himmel zu erheben, und es endete in Zerstreuung und Verwirrung. Aber Gott hat eine Verbindung zwischen Himmel und Erde geschaffen, die durch die Leiter seines Traums angedeutet wird, und diese Verbindung wurde in jenen Tagen durch die Engelverwaltung verwirklicht. Der HERR selbst stand oben auf der Leiter und der arme Jakob, der Flüchtling, unten, der einen Segen brauchte und ihn bekam.
Drei Dinge treten in dieser göttlichen Mitteilung deutlich hervor. Erstens wurde, obwohl Jakob aus dem Land der Verheißung floh, ihm und seinem Samen bestätigt, dass er sich stark vermehren und in alle Richtungen ausbreiten wird. Zweitens gab es die Verheißung des Segens für alle Familien der Erde in ihm und seinem Samen. Drittens gab es die Zusage der göttlichen Anwesenheit und Bewahrung in all seinen Irrfahrten und seine letztliche Wiederherstellung auf das Land, das ihm nach seinem Vorhaben zusteht. Er mag einige bittere Erfahrungen unter der göttlichen Regierung machen, aber der Plan des HERRN wird Bestand haben.
Es könnte sein, dass der HERR, als er die Worte sprach, die in Johannes 1,51 aufgezeichnet sind, auf dieses Ereignis anspielte. Wenn dem so ist, müssen wir einen wichtigen Unterschied beachten. In der kommenden Ära wird der Sohn des Menschen nicht nur eine „Leiter“ sein, sondern eher das administrative Zentrum aller Dinge. Als Herr über alles werden Engel aufsteigen und herabsteigen, wie er es anordnet. Der Himmel und die Erde werden unter seiner Herrschaft in Harmonie und Einheit gebracht.
Die Verse 16–22 zeigen uns, wie Jakob auf den Traum reagierte. Zunächst weckte es ihn zur Erkenntnis der Gegenwart Gottes. Dass wir in der Gegenwart Gottes sein können und uns dessen doch völlig unbewusst sind, ist ein ernüchternder Gedanke. Für Jakob war es nicht nur ernüchternd; es war schauderhaft. Aber das lag daran, dass er vor Gott kein gesichertes Stehen auf dem Boden der Erlösung hatte. Erst als der Tod und die Auferstehung Christi vollendete Tatsachen waren, konnten Gläubige sagen: „Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus,“ da wir die Versöhnung empfangen haben. Für uns ist die Gegenwart Gottes nicht schauderhaft, sondern erfreulich.
Dann erkannte Jakob erneut, dass dort, wo der HERR seine Gegenwart offenbart, das Haus Gottes ist. Durch die ganze Schrift zieht sich der Gedanke des Hauses Gottes in seinen verschiedenen Formen und Aspekten, aber hier ist die erste Erwähnung davon. Es ist auch bemerkenswert, dass Jakob „das Tor des Himmels“ mit „dem Haus Gottes“ verband. Die erste Erwähnung eines Tors findet sich in 1. Mose 19,1, wo Lot im Tor von Sodom saß, und dies zeigt, dass das Wort nicht nur den Ort des Ein- und Ausgangs bezeichnet, sondern auch den Ort, an dem Männer des Alters und der Weisheit saßen, um Urteile zu fällen. Mit anderen Worten, das Tor hat sowohl eine bildliche als auch eine wörtliche Bedeutung, und wo Gott in seinem Haus wohnt, dort ist der Ort der himmlischen Verwaltung und des Gerichts.
Und darüber hinaus ist Jakobs Handlung bemerkenswert und bedeutungsvoll, als er einen der Steine nahm, die ihm als Kissen gedient hatten, ihn als Säule salbte und ihn damit mit dem Haus Gottes identifizierte, im Lichte von 1. Timotheus 3,15. In alten Zeiten wurden Säulen zur Stütze verwendet, wie wir im Tempel Salomons sehen. Aber sie wurden auch als Zeugen bestimmter Tatsachen aufgestellt. Dreimal lesen wir von Jakob, der Säulen errichtete; hier und in 1. Mose 31 und 1. Mose 35, jedes Mal als Zeuge.
In diesem Sinne, glauben wir, wird das Wort in 1. Timotheus 3,15 verwendet. Die Kirche des lebendigen Gottes ist das Haus Gottes und die Säule und das Fundament, oder die Basis, der Wahrheit. Die „Kirche des lebendigen Gottes“ wird durch „den Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,16-18) gebaut, und sie ist zurzeit der stehende Zeuge der Wahrheit in der Kraft des Geistes Gottes. Es ist bemerkenswert, dass Jakob in unserem Kapitel Öl auf die Säule goss, was wir als Figur der Salbung des Geistes Gottes sehen können. Seine Aktion gab den Namen, Bethel, was Haus Gottes bedeutet.
Aber obwohl Jakob all das tat, war die Grundlage seines Gelübdes so egoistisch wie sie nur bei einem wahren Heiligen Gottes zu finden ist. Es lief auf Folgendes hinaus: – Wenn der HERR bei mir ist, auf mich aufpasst und für mich tut, was ich wünsche, dann soll Er mein Gott sein und ich werde Ihm den zehnten Teil von allem geben, was Er mir gibt. Ein solcher Handel ist kaum über dem Niveau eines anständigen Mannes der Welt. Dennoch ertrug der HERR ihn und nahm offensichtlich sein schwaches Gelübde an und tat für ihn alles, was er wünschte, und sogar mehr.
In 1. Mose 29 sehen wir, wie Jakob seine Reise fortsetzt und Gottes gnädige Hand, die ihn leitet und seinen Weg ebnet, sich sofort zeigt. Seine Schritte werden zu genau dem Brunnen geführt, an dem die Schafe seines Onkels Laban getränkt wurden und wo er seine Cousine Rachel trifft. Er wird mit übermütiger Freude in Labans Haus aufgenommen, findet sich dort aber in den Händen eines Mannes wieder, der ihm an List gleichkommt.
Nachdem Jakob dort einen Monat lang bei Laban gedient hatte, wurde die Frage nach seinem Lohn aufgeworfen und, da er Rachel liebte, stimmte er zu, sieben Jahre für sie zu dienen. Die Geschichte, wie Laban ihn am Ende der sieben Jahre betrog, wird uns in den Versen 23–30 erzählt, und Laban hatte eine plausible Entschuldigung für sein Handeln. Wir können nicht umhin zu sehen, dass dies das Wirken der Regierung Gottes ist und eine Illustration der Worte unseres Herrn: „Mit welchem Maß ihr messt, wird euch wieder gemessen werden.“ Jetzt war es an Jakob, sich darüber zu beklagen, dass er betrogen wurde.
Des Weiteren gab es eine Disziplinierung von der Hand Gottes. Jakobs Liebe galt Rachel, und im Vergleich zu ihr wurde Lea gehasst, so war es von Gott angeordnet, dass Lea Kinder gebar, während Rachel unfruchtbar blieb. Die abschließenden Verse des Kapitels berichten uns von der Geburt vierer Söhne und ihren Namen. Es ist bemerkenswert, dass in jedem Fall der Name von der Mutter gegeben wurde und in Bezug zu ihren eigenen Umständen und Gefühlen stand. Jakob scheint in der Sache kein Mitspracherecht gehabt zu haben. Während dieser Phase seiner bewegten Karriere gibt es keine Aufzeichnung darüber, dass er einen Altar für Opfer und Gemeinschaft hatte. Da er den Kontakt verloren hatte, hatte er keine Anleitung für die Namen seiner Kinder, und wir werden sehen, dass dies bei allen seinen Kindern bis auf das letzte der Fall war. Dann, obwohl Rachel ihn benannte, gab auch sein Vater ihm einen Namen, und Jakobs Name setzte sich durch.
Die eher schmuddelige Geschichte von Jakobs Kindern und den Machenschaften von Rachel und Lea, als sie versuchten, Söhne zu bekommen und sich so in seiner Gunst zu etablieren, wird in 1. Mose 30,1-21 erzählt. Hier haben wir die Ursprünge der Stämme in diesen Söhnen, die von Lea und Rachel benannt wurden. Die Mägde benannten ihre eigenen Söhne nicht, und die vier Stämme, die von diesen abstammen, scheinen in der nachfolgenden Geschichte der Nation keinen besonderen Eindruck hinterlassen zu haben.
Wenn wir Vers 22 erreichen, sehen wir, dass Gott zu handeln beginnt, und wir lassen die Intrigen der beiden Ehefrauen hinter uns, obwohl es immer noch Rahel ist, die Josef seinen Namen gibt. Doch hier ist deutlich ein Sohn, der als Frucht von Gottes Handeln aufgrund von Rahels Gebeten geboren wurde, und die Geschichte wird auf eine höhere Ebene gehoben. Der Sohn erscheint, der eine große Rolle in der Geschichte der Nation spielen und zu einem bemerkenswerten Vorbild Christi werden wird, vielleicht der bemerkenswerteste, den das Alte Testament bietet.
In Vers 25 finden wir heraus, dass die Geburt von Joseph dazu beitrug, Jakob selbst auf eine höhere Ebene zu heben und infolgedessen richtete sich sein Sinn auf das Land, das ihm nach dem Willen des HERRN gehörte, und er wünschte dorthin zurückzukehren. Es gilt als selbstverständlich und wahr in jeder Zeit, dass, wenn der Heilige in Gemeinschaft mit Gott tritt, der göttliche Vorhaben für ihn von allergrößter Bedeutung wird. Jakob erkannte erneut, dass es ein Land gab, das er „mein eigener Ort“ nennen konnte.
Allerdings mischte sich Laban in die Frage ein und letztendlich setzten sich seine Gedanken durch, und er verzögerte Jakob, wie sich herausstellte, um sechs Jahre. Laban war ein schlauer Mann und erkannte, dass Jakobs Anwesenheit bei ihm Segen gebracht hatte. Er wünschte, diesen Segen zu behalten, und war bereit, Jakob seine eigenen Löhne festlegen zu lassen. Daraufhin entstand ein weiterer Wettstreit der Köpfe, und dieses Mal gewann Jakob und nicht Laban den Vorteil.
Jakob handelte aus, dass all das gescheckte und gefleckte Vieh abgetrennt und unter seine Söhne gestellt werden sollte, während er die anderen hütete. Dann, wenn diese anderen Jungtiere der gescheckten und gefleckten Art hervorbrachten, sollten diese ihm gehören und zu seinen Herden hinzugefügt werden. Die Schlussverse dieses Kapitels offenbaren die Methode, die er anwandte, um seine Herden auf Kosten Labans zu vermehren. Wir beobachten, wie er seinem Namen – was so viel bedeutet wie „Trickser“ – noch immer treu ist.
In Bezug auf diese Angelegenheit hatte Jakob zu Laban gesagt: „So wird meine Gerechtigkeit mir künftig Antwort geben“, was darauf hindeuten könnte, dass er eine eher niedrige Vorstellung davon hat, was in den Augen des HERRN richtig ist. Es war ganz klar, dass Laban ihn in der Vergangenheit ausgenutzt hatte, aber um Gegenmaßnahmen einzusetzen, um die Situation zu ändern, ist zwar ganz nach der Art der Welt, aber nicht nach dem HERRN. Natürlich ist es wahr, dass Jakob nicht im vollen Licht des HERRN wandelte, wie wir es tun.
Die Auswirkungen all dessen zeigt sich in 1. Mose 31,1-2. Die Söhne von Laban sahen, dass Jakob ihren Vater größtenteils seiner Herden beraubt hatte, und Laban selbst begann, ihn mit Missgunst zu betrachten. Die Situation wurde kritisch, und der HERR selbst griff ein, um sie zu beenden. Zurück zu seinem eigenen Land und seiner Verwandtschaft sollte er gehen. Als er seinen Frauen von ihrer bevorstehenden Abreise erzählte, berichtete er, wie Laban unehrlich mit ihm umgegangen war und wie Gott zu seinen Gunsten gehandelt hatte. Nun dürfen wir sehen, wie Gott eingegriffen und das Abkommen bezüglich des gefleckten und gescheckten Viehs zu seinen Gunsten hat wirken lassen. Im Licht dessen wäre unsere Überlegung, dass, wenn er mit Vertrauen auf Gott geruht hätte und nicht die in dem letzten Kapitel genannten Maßnahmen ergriffen hätte, das von Gott beabsichtigte Ende erreicht worden wäre und seine „Gerechtigkeit“ in einer weitaus überzeugenderen Weise für ihn gesprochen hätte.
Aus all dem können wir eine praktische Schlussfolgerung ziehen. Wir haben weder die Notwendigkeit noch das Recht, auf eigene Pläne zurückzugreifen, als könnten wir dem HERRN helfen, Seinen Plan zu verwirklichen. Wenn uns der HERR jedoch durch Sein Wort auffordert zu handeln, ist es unsere Pflicht und unsere Weisheit, Seinen Anweisungen zu folgen. Jakob behauptete, dass Laban sein Gehalt zehnmal geändert hätte. Wenn das stimmt, war das eine große Provokation, aber das Vertrauen auf den HERRN hätte ihn vor Handlungen bewahrt, die ebenfalls in Frage gestellt werden können.
Indem Er ihn zurück in das Land der Verheißung rief, offenbarte sich Gott ihm als „der Gott von Bethel“, und erinnerte ihn an die Säule, die er salbte, und das Gelübde, das er ablegte. So wurde er zurück zum Anfang seines direkten Umgangs mit Gott gerufen. So ist immer der Weg des HERRN mit Seinem Volk. Wir mögen uns entfernen, aber zurück zum ursprünglichen Ort, von dem wir abgewichen sind, müssen wir kommen. Der Ausgangspunkt erweist sich als Ort der Rückgewinnung.
Rachel und Lea unterstützten Jakob gemeinsam in seiner Entschlossenheit, zurückzukehren. Ihre Haltung zeigt, dass sie von dem unehrenhaften und gefühllosen Verhalten ihres Vaters überzeugt waren und liefert uns weitere Beweise dafür, wie sehr Jakob unter ihm gelitten hatte. Ihr Rat in der Notlage könnte nicht besser sein – „Tu nun, was immer der HERR zu dir gesagt hat.“ Vollständiges Vertrauen und Gehorsam gegenüber Gott ist das einzig Richtige. Es erinnert uns an die Worte von Maria, der Mutter unseres Herrn, die in Johannes 2,5 aufgezeichnet sind. Allein Gott hat das Recht, einen solchen bedingungslosen Gehorsam zu fordern.
Aber in der Art und Weise seines Aufbruchs sehen wir erneut den Charakter Jakobs offenbart. Statt offen mit Laban umzugehen, ihn von Angesicht zu Angesicht zu treffen und dann mit ordnungsgemäßer Ankündigung abzureisen, schlich er sich unbemerkt davon, als Laban abwesend war und seine Schafe schor. Dabei gab er Laban frischen Grund zur Beschwerde, denn er hatte sich selbst in die Position eines Dieners begeben, arbeitete für Lohn, obwohl er Schwiegersohn seines Herrn war. Unter diesen Umständen hätte der Abschied einvernehmlich abgestimmt werden sollen.
Eine kritische Situation war entstanden, so kritisch, dass der HERR eingriff und diesmal zu Laban sprach, der keine direkte Kenntnis von Ihm hatte, denn er spricht von Ihm zu Jakob als „dem Gott deines Vaters“. In einem Traum wurde Laban gewarnt, Jakob nicht mit gewaltsamer Rede oder Handlung einzuholen und unter Berücksichtigung dessen nahm er nur eine Haltung der Vorwürfe an, mit einem Hauch von Vorwurf darin, was das Stehlen seiner Götter angeht. Vers 19 hatte uns gesagt, dass Rahel die „Bilder“ oder „Seraphim“ ihres Vaters gestohlen hatte. Laban betrachtete sie als seine „Götter“.
Teraphim waren kleine Bilder, die zu Zwecken der Wahrsagerei verwendet wurden. Der Vorfall gibt uns einen Einblick in die Art und Weise, wie spiritistische Praktiken sich ausgebreitet hatten. Diese kleinen „Hausgötter“ wurden verehrt und geschätzt, oft besonders von den Frauen, daher Rachels Wunsch, sie bei sich zu haben, als sie von ihrem alten Zuhause weg reisten. Heidnische Bräuche sind sehr ansteckend. Von Rachels Handlung wusste Jakob offensichtlich nichts, so dass die Anschuldigung, obwohl sie korrekt war, seine Wut entfachte und zu einer Darstellung seines Falles führte.
Seine Worte an Laban waren zuletzt sehr nachdrücklich und er stellte ihm von Angesicht zu Angesicht die harten Arbeitsbedingungen vor, die er auferlegt hatte. Er führte Gottes Warnung an Laban nicht nur auf eine rücksichtsvolle Intervention in Bezug auf sich selbst zurück, sondern als Tadel für Laban, und so war es zweifellos.
Die Verse 43 und 44 lassen vermuten, dass Laban selbst sich dessen bewusst war, und so schlug er, während er seine väterlichen Rechte geltend machte, einen völlig anderen Ton an und schlug vor, dass ein Bund zwischen ihnen vereinbart und festgelegt werden sollte. Dies wurde dementsprechend gemacht.
Wieder einmal sehen wir Jakob einen Zeugenschaftsstein und auch einen Steinhaufen aufstellen, gemäß den Bräuchen jener primitiven Tage. Jakob verpflichtete sich, gerecht mit den Töchtern Labans umzugehen, und beide stimmten zu, nicht über die Zeugenschaftssteine hinaus zu gehen, um einander zu schaden. An diesem Anlass lesen wir nicht von der Salbung des Steins, aber wir stellen fest, dass Jakob den Anlass nicht nur durch einen Eid, sondern auch durch ein Opfer feierlich beging. Der Name Gottes wurde angerufen, wie wir in Vers 53 sehen, und zwar als der Gott Abrahams und Nahors, da beide Patriarchen von Laban ebenso wie von Jakob verehrt worden wären. Zusätzlich schwor Jakob bei der Furcht Isaaks, seinem Vater. Solch eine Wertschätzung wurde Eltern und Vorfahren in jenen weit zurückliegenden Tagen entgegengebracht – auf viele Arten sehr gut. Aber es bestand die Gefahr, dass die Furcht vor Isaak, den er sehen konnte, die Furcht vor Gott, den er nicht sehen konnte, verdrängte. Daher bekam er eine Erinnerung an die unsichtbare Welt, wie wir im Eröffnungsvers von 1. Mose 32 finden.