Auslegung zum 1. Buch Mose

1. Mose 22,1 - 24,6

„Und es geschah nach diesen Dingen, dass Gott Abraham prüfte; und er sprach zu ihm: Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! Und er sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak, und zieh hin in das Land Morija und opfere ihn dort als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde. Und Abraham stand am Morgen früh auf und sattelte seinen Esel und nahm mit sich zwei von seinen Knaben und Isaak, seinen Sohn. Und er spaltete Holz zum Brandopfer und machte sich auf und zog hin an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte.

Am dritten Tag, da erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Und Abraham sprach zu seinen Knaben: Bleibt ihr hier mit dem Esel; ich aber und der Knabe wollen bis dorthin gehen und anbeten und dann zu euch zurückkehren. Und Abraham nahm das Holz des Brandopfers und legte es auf Isaak, seinen Sohn; und in seine Hand nahm er das Feuer und das Messer; und sie gingen beide miteinander. Und Isaak sprach zu seinem Vater Abraham und sagte: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich, mein Sohn. Und er sprach: Siehe, das Feuer und das Holz; wo aber ist das Schaf zum Brandopfer? Und Abraham sprach: Gott wird sich ersehen das Schaf zum Brandopfer, mein Sohn. Und sie gingen beide miteinander. Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm gesagt hatte; und Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz; und er band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel zu und sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben, und tu ihm gar nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast. Und Abraham erhob seine Augen und sah: Und siehe, da war ein Widder hinten im Gestrüpp festgehalten durch seine Hörner; und Abraham ging hin und nahm den Widder und opferte ihn als Brandopfer anstatt seines Sohnes. Und Abraham gab diesem Ort den Namen: „Der HERR wird ersehen“; daher sagt man heute: Auf dem Berg des HERRN wird ersehen werden.

Und der Engel des HERRN rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel zu und sprach: Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, dass, weil du dies getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, ich dich reichlich segnen und deine Nachkommen sehr mehren werde, wie die Sterne des Himmels und wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist; und deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde besitzen; und in deinem Nachkommen werden sich segnen alle Nationen der Erde: weil du meiner Stimme gehorcht hast. Und Abraham kehrte zu seinen Knaben zurück, und sie machten sich auf und zogen miteinander nach Beerseba; und Abraham wohnte in Beerseba.

Und es geschah nach diesen Dingen, da wurde Abraham berichtet: Siehe, Milka, auch sie hat deinem Bruder Nahor Söhne geboren: Uz, seinen Erstgeborenen, und Bus, seinen Bruder, und Kemuel, den Vater Arams, und Kesed und Haso und Pildasch und Jidlaph und Bethuel. (Und Bethuel zeugte Rebekka.) Diese acht gebar Milka dem Nahor, dem Bruder Abrahams. Und seine Nebenfrau, mit Namen Ruma, auch sie gebar Tebach und Gacham und Tachasch und Maaka.

Und das Leben Saras war 127 Jahre; das waren die Lebensjahre Saras. Und Sara starb in Kirjat-Arba, das ist Hebron, im Land Kanaan. Und Abraham kam, um Sara zu beklagen und sie zu beweinen.

Und Abraham erhob sich weg von seiner Toten und redete zu den Kindern Heth und sprach: Ich bin ein Fremder und Beisasse bei euch; gebt mir ein Erbbegräbnis bei euch, dass ich meine Tote begrabe vor meinem Angesicht weg. Und die Kinder Heth antworteten Abraham und sprachen zu ihm: Höre uns an, mein Herr! Du bist ein Fürst Gottes unter uns, begrabe deine Tote im auserlesensten unserer Gräber; keiner von uns wird dir sein Grab verwehren, dass du deine Tote begräbst. Da stand Abraham auf und verneigte sich vor dem Volk des Landes, vor den Kindern Heth, und redete mit ihnen und sprach: Wenn es euer Wille ist, dass ich meine Tote begrabe vor meinem Angesicht weg, so hört mich an und legt Fürsprache für mich ein bei Ephron, dem Sohn Zohars, dass er mir die Höhle von Machpela gebe, die ihm gehört, die am Ende seines Feldes ist; zum vollen Preis gebe er sie mir als Erbbegräbnis in eurer Mitte. Ephron aber saß inmitten der Kinder Heth; und Ephron, der Hethiter, antwortete Abraham vor den Ohren der Kinder Heth, vor allen, die zum Tor seiner Stadt eingingen, und sprach: Nein, mein Herr, höre mich an! Das Feld gebe ich dir; und die Höhle, die darin ist, dir gebe ich sie; vor den Augen der Kinder meines Volkes gebe ich sie dir; begrabe deine Tote. Da verneigte sich Abraham vor dem Volk des Landes; und er redete zu Ephron vor den Ohren des Volkes des Landes und sprach: Doch, wenn du nur auf mich hören wolltest! Ich gebe den Preis des Feldes, nimm ihn von mir; und ich will meine Tote dort begraben. Und Ephron antwortete Abraham und sprach zu ihm: Mein Herr, höre mich an! Ein Land von vierhundert Sekel Silber, was ist das zwischen mir und dir? So begrabe deine Tote. Und Abraham hörte auf Ephron; und Abraham wog Ephron das Geld ab, wovon er vor den Ohren der Kinder Heth geredet hatte, vierhundert Sekel Silber, gängig beim Kaufmann.

So wurde das Feld Ephrons, das bei Machpela, vor Mamre, lag, das Feld und die Höhle, die darin war, und alle Bäume, die auf dem Feld innerhalb seiner ganzen Grenze ringsum standen, Abraham als Besitztum bestätigt vor den Augen der Kinder Heth, vor allen, die zum Tor seiner Stadt eingingen. Und danach begrub Abraham Sara, seine Frau, in der Höhle des Feldes von Machpela, vor Mamre, das ist Hebron, im Land Kanaan. So wurde das Feld und die Höhle, die darin war, Abraham als Erbbegräbnis bestätigt vonseiten der Kinder Heth.

Und Abraham war alt, hochbetagt, und der HERR hatte Abraham gesegnet in allem. Und Abraham sprach zu seinem Knecht, dem ältesten seines Hauses, der alles verwaltete, was er hatte: Lege doch deine Hand unter meine Hüfte, und ich werde dich schwören lassen bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, dass du meinem Sohn nicht eine Frau nehmen wirst von den Töchtern der Kanaaniter, in deren Mitte ich wohne; sondern in mein Land und zu meiner Verwandtschaft sollst du gehen und meinem Sohn Isaak eine Frau nehmen. Und der Knecht sprach zu ihm: Vielleicht wird die Frau mir nicht in dieses Land folgen wollen; soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus dem du weggezogen bist? Da sprach Abraham zu ihm: Hüte dich davor, meinen Sohn dorthin zurückzubringen!“ (1. Mose 22,1 - 24,6).

Zwei Episoden im Leben Abrahams stechen besonders hervor. Die erste, als er gegen alle natürlichen Hoffnungen, „dem HERRN glaubte, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“ (Röm 4,3). In der zweiten wurde er „durch Werke gerechtfertigt, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar darbrachte“ (Jakobus 2,21). Zu diesem zweiten großen Ereignis kommen wir in 1. Mose 22.

„Nach diesen Dingen“, lesen wir, stellte Gott Abraham auf die Probe, und das ist immer Seine Art. Petrus spricht von „der Prüfung eures Glaubens“ und erklärt, dass es „viel kostbarer als vergängliches Gold“ ist (1. Pet 1,7). Zu Beginn ergriff Abrahams Glaube den HERRN als Einen, der die Toten auferwecken konnte. Unter Beweis sollte er nun zeigen, dass dies sein Glaube war, auf eine Weise, die für jeden nachdenklichen Beobachter offensichtlich wäre. Er zeigte seinen Glauben durch seine Werke.

Wenn wir das Kapitel typischerweise betrachten, hat es bemerkenswerte Bedeutung. Hier sehen wir Vater und Sohn, die gemeinsam zum Opfer hinaufgehen. In einer Figur wird der Sohn geopfert und von den Toten auferweckt. Wir haben bereits den Tod Christi symbolisiert gesehen

  1. als Sühnung, die den schuldigen Sünder bedeckt, in den Röcken von Fell (1. Mo 3);
  2. als Grundlage des Zugangs zu Gott, im Opfer Abels (1. Mo 4);
  3. als Grund der Annahme, in dem Brandopfer Noahs (1. Mo 8).
  4. Jetzt finden wir ein viertensund vollständigeres Vorbild in dem Aufopfern des Sohnes, und das führt nicht nur den Tod, sondern auch die Auferstehung mit ein. Daher finden wir in dieser Geschichte Details von sehr bemerkenswerter Bedeutung.

In Vers 2 wird Isaak als Abrahams „einzigster“ Sohn erwähnt, was in Hebräer als „sein eingeborener Sohn“ übersetzt wird (Heb 11,17). Dies macht überaus deutlich, dass Isaak ein Vorbilds auf unseren Herrn war und weiterhin wirft es Licht auf den Begriff des „Eingeborenen“. Ismael stammte zwar auch von Abraham ab, aber da er nach dem Fleisch war, zählte er nicht in der göttlichen Rechnung und Isaak war ganz einzigartig. So war unser Herr Jesus Christus in einem vollkommen einzigartigen Sinn Sohn Gottes.

Es war Gott, der Isaak als Abrahams „einzigem“ Sohn verkündete, und Er fügte hinzu, „den du liebst“. Jetzt ist dies das erste Mal, dass Liebe in der Bibel erwähnt wird, was bemerkenswert ist, da es die Liebe in der Gottheit, die Liebe des Vaters für den Sohn vorwegnimmt. Erst wenn wir das Neue Testament und eine Aussage wie:

„Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ (Joh 17,24).

erreichen, wird diese Liebe vollständig offenbart; aber jetzt, da sie offenbart ist, können wir die große Aussage, dass „Gott Liebe ist“, besser verstehen. Wie passend, dass die erste Erwähnung der Liebe typisch für diese höchste Liebe sein sollte, die die Quelle aller wahren Liebe ist, von der wir irgendeine Kenntnis haben.

Der Befehl Gottes war, dass dieser einzige Sohn Abrahams Liebe von ihm als Opfer auf einem von Gott auserwählten Berg im Land Moriah dargebracht werden sollte. Er sollte den Sohn, in dem alle Verheißungen lagen, dem Tod übergeben. Dies war in der Tat eine gewaltige Prüfung des Glaubens, wie es so deutlich in Hebräer 11,17-19 gemacht wird. Dass er daran nicht scheiterte, lag daran, dass er glaubte, dass der HERR in der Lage und bereit war, ihn von den Toten auferstehen zu lassen.

Der ausgewählte Ort für das Opfer war derjenige, auf dem Jahrhunderte später der Tempel gebaut wurde und wo jüdische Opfer am Brandopferaltar dargebracht wurden. Obwohl Abraham es nicht gewusst haben kann, waren die Umstände göttlich arrangiert, um das typische Bild zu vervollständigen. Was wir bei Abraham sehen, ist die Energie, mit der er reagierte, indem er früh am Morgen aufstand, und die Vorbereitungen, die er traf, um in Gehorsam zu handeln. Er brach auf mit seinem Sohn, den Dienern und dem Holz für das Opfer.

Am dritten Tag sah Abraham den auserwählten Ort; dies war bedeutsam, denn in späteren Tagen würde er darauf zurückblicken, nicht so sehr als den Ort des Opfers, sondern als den Ort, an dem er ihn bildlich gesprochen aus dem Tod empfing – der Ort der Auferstehung, in der Tat. Dass der Glaube Abrahams die Auferstehung umfasste, bezeugen die abschließenden Worte des Verses 5. Das Opfer Isaaks wurde als „Anbetung“ betrachtet, und der Junge sowie sein Vater sollten „wieder kommen“. Abrahams Vertrauen in dieses Wiederkommen ist umso bemerkenswerter, als er sowohl ein Messer als auch das Feuer trug, wie der nächste Vers berichtet. Das Holz wurde auf Isaak gelegt. Darin können wir eine Vorahnung dessen sehen, was im Johannesevangelium berichtet wird – „Er trug sein Kreuz und ging hinaus an einen Ort, der ... Golgatha genannt wird.“

Das geforderte Opfer sollte ein Brandopfer sein, daher waren das Feuer und das Holz in den Augen Isaaks vollkommen natürlich und die einzige Frage, die ihm in den Sinn kam, war: „Wo ist das Schaf zum Brandopfer?“ Abrahams Antwort, auch wenn er es vielleicht nicht wusste, war prophetisch für etwas, das weit über seine eigene Zeit hinausging: „Der HERR wird sich ersehen, das Schaf zum Brandopfer.“ Kein Lamm, das jemals auf einem Altar, patriarchalisch oder jüdisch, gestorben ist, war anders als vorläufig und in Hinblick auf das, was noch kommen sollte. Die Frage: „Wo ist das Lamm?“ blieb unbeantwortet, bis Johannes der Täufer in der Lage war zu verkünden: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.“ Abraham jedoch war fest davon überzeugt, dass der HERR das Lamm für diesen Anlass bereitstellen würde, und in diesem Glauben gingen Vater und Sohn gemeinsam.

Die Verse 9 und 10 erzählen, wie vollständig Abrahams Gehorsam war. Nichts fehlte bis zu dem Punkt, an dem der Todesstoß hätte stattfinden können. Im letzten möglichen Moment griff der Engel des HERRN ein. Sein Gehorsam war vollständig geprüft worden und hatte den Test bestanden. Er hatte seinen einzigen Sohn nicht zurückgehalten. Dies bewies nicht nur zweifelsfrei, dass er an Gott als den Gott der Auferstehung glaubte, sondern lieferte auch eine Vorahnung des unendlich größeren Moments, in dem Gott „seinen eigenen Sohn nicht verschonte, sondern ihn für uns alle hingab.“

Obwohl es nicht ausdrücklich in der Erzählung steht, dürfen wir nicht versäumen, die Unterwerfung Isaaks zu bemerken. Es wird kein Widerwort seinerseits erwähnt. Er typisiert den Einen, von dem der Prophet bereits zeugte: „Wie ein Schaf, das vor seinen Scherern schweigt, so hat er den Mund nicht aufgetan“ (Jes 53,7). Seine Erfahrung muss symbolisch sein für das, was unser Herr in unendlich größerem Maße im Garten Gethsemane durchlief.

Die Stimme vom Himmel stoppte den Todesstoß, der auf Isaak hätte fallen sollen, und nun wurden Abrahams Augen auf die unmittelbare Vorsehung des HERRN gerichtet; nicht nur ein Lamm, sondern ein Widder. Wenn wir das stärkste und kräftigste Exemplar unter den Schafen auswählen wollten, müssten wir einen Widder auswählen. Dieser war zudem im Dickicht an seinen Hörnern gefangen, symbolisch für seine Stärke, und er wurde als Brandopfer „an Stelle“ seines Sohnes dargebracht. Obwohl die tatsächlichen Wörter „Ersatz, oder Stellvertretung“, nicht in unserer deutschen Bibel vorkommen, haben wir hier genau das, was die Wörter bedeuten. Ein Ersatz ist einer, der anstelle eines anderen steht.

So stellt uns dieses Ereignis, das den vierten Typus vom Tod unseres Erlösers präsentiert, vor die Erlösung durch ein stellvertretendes Opfer. Weiterhin, da der Widder durch seine Hörner, dem stärksten Teil seines Körpers, aufgehalten wurde um das Opfer zu sein, können wir erkennen, wie unser gesegneter Herr durch die Stärke seiner Liebe zu seiner Opferarbeit festgehalten wurde. Kein Nagel, der jemals geschmiedet wurde, hätte ihn am Kreuz festhalten können. Was ihn dort hielt, war die Liebe zum Vater und die Liebe zu uns (Joh 13,1; 14,31).

Abraham erkannte die wundervolle Art und Weise, wie Gott das Lamm für ein Brandopfer bereitgestellt hatte, und kennzeichnete dies, indem er den Ort der HERR sieht voraus nannte, was bedeutet: „Der Herr wird vorsehen.“ Und aus dem entsprang ein Sprichwort, das immer noch aktuell war, als etwa vier Jahrhunderte später Mose diese Dinge schrieb: „Am Berg des Herrn wird es gesehen werden“, oder „wird vorgesehen sein“. Dies war die Sprache des Glaubens, vier Jahrhunderte oder so nach Mose stand auf dem Morija die Tenne des Jebusiters Ornan, und Jahre danach wurde Salomons Tempel dort gebaut und so wurde es der Ort für jüdische Opfer. All das, worauf diese Opfer hinwiesen, geschah „außerhalb des Tors“, denn der Herr Jesus war der Verstoßene.

Der erste Ruf aus dem Himmel hatte die Vollständigkeit von Abrahams Gehorsam anerkannt: der zweite Ruf sprach großen Segen aus, bestätigt durch einen Eid. Dies ist die Gelegenheit, auf die in Hebräer 6 Bezug genommen wird, als Gott, „weil er bei keinem Größeren schwören konnte“, „bei sich selbst schwor“. Das Ausmaß des Segens hätte Abraham gut ins Wanken bringen können. Sein Same sollte vermehrt werden

  1. „wie die Sterne des Himmels“,
  2. „wie der Sand, der am Meerufer liegt“; er sollte
  3. „das Tor seiner Feinde besitzen“, und in ihm
  4. „sollten alle Völker der Erde gesegnet sein“.

Es ist daher nicht überraschend, dass der HERR sein bloßes Wort durch seinen Eid verstärkte, damit es „zwei unveränderliche Dinge“ gibt, auf die man sich stützen kann.

Die Alten kannten nur die Sterne, die mit bloßem Auge sichtbar sind. Erst in unserer Zeit wurde entdeckt, dass sie tatsächlich so zahlreich sind wie die Sandkörner am Meeresstrand. Aber wir glauben, dass wir in

  1. seinem geistlichen Samen, dessen Bestimmung der Himmel ist, (siehe Galr 3,7); in
  2. und
  3. seinem irdischen Samen, der wiedergeboren und erlöst ist und das tausendjährige Segen und Sieg genießen wird; und in
  4. einer Vorhersage, die in Christus erfüllt werden soll, der der Same ist – im Singular, wie Galater 3,16 anmerkt – in dem alle Nationen gesegnet sein werden.

All diese Segnungen sind durch den mächtigen Eid des HERRN garantiert.

All dies erreicht, kehrte Abraham nach Beer-Sheba zurück, und dort lebte er. Das war der Ort des Eides zwischen Abraham und Abimelech. Würde es nun in Abrahams Gedanken mit dem weitaus größeren Eid in Verbindung gebracht, den er auf dem Berg Moriah gehört hatte?

Die abschließenden Verse unseres Kapitels geben uns eine kleine weitere Geschlechterfolge, und zwar offensichtlich zu dem Zweck, Rebekka vorzustellen, von der wir in 1. Mose 24 als der Braut von Isaak hören werden, der nun im Vorbild der auferstandenen Saat gesehen wird. Bevor wir jedoch zu diesem Punkt gelangen, müssen wir Sarah aus dem Bild verschwinden sehen.

Wenn wir 1. Mose 23 beginnen, werden wir ungefähr zwanzig Jahre nach den Ereignissen von 1. Mose 22 weitergeführt. Abraham war in Hebron, als Sarah starb, ein Ereignis, das auch typische Bedeutung hat. Im nächsten Kapitel soll Isaak, der auferstandene Same, seine Braut finden, die im Vorbild auf die Versammlung zu sehen ist und die mit dem auferstandenen Christus vereint werden soll. Aber bevor der Herr seine Versammlung bildet, wird Israel, aus dem er nach dem Fleisch hervorging, beiseite gesetzt. Der Tod von Sarah ist ein Vorbild auf diese Trennung der irdischen Verbindungen für eine Zeit. Diese Trennung wird uns im Römer 11 erklärt, ebenso wie die Tatsache, dass ein erlöstes und erneuertes Israel Segnungen erfahren wird, wenn die Zeit der Kirche vorüber ist.

Die Einzelheiten zur Beerdigung von Sarah nehmen das ganze Kapitel ein, und wir könnten uns fragen, warum uns die Geschichte so ausführlich erzählt wird. Wir glauben, dass es darum geht, uns zu verdeutlichen, dass Abraham wirklich ein Fremder und ein Wanderer in diesem Land war, das ihm gemäß der Verheißung des HERRn gehören sollte. In Vers 4 bezeichnet sich Abraham als solchen und nutzt dies als Argument, um seine Bitte um einen Begräbnisplatz in dem Land zu unterstützen.

Dies war in der Tat eine bemerkenswerte Tatsache. Sie wurde sehr prägnant von Stephanus zum Ausdruck gebracht, wie in Apostelgeschichte 7 aufgezeichnet, als er sagte, dass Gott „ihm kein Erbe darin gab, nein, nicht einmal so viel, um seinen Fuß darauf zu setzen“, und dass Gott, obwohl er „versprochen hatte, dass er es ihm und seinen Nachkommen danach zum Besitz geben würde“. Aber obwohl dieses Kapitel die Tatsache so klar macht, wird hier oder sonst wo im Alten Testament nicht die geistliche Erkenntnis offenbart, die ihm von Gott gegeben wurde, um einen solchen Weg einzuschlagen.

Wir müssen weiter zu Hebräer 11,9-16 reisen, um Licht auf diesen Punkt zu werfen. Dort entdecken wir, dass er Erwartungen an eine Szene knüpfte, die nicht nur außerhalb des verheißenen Landes, sondern ganz außerhalb der Erde lag. „Er wohnte in dem verheißenen Land wie in einem fremden Land,“ aber das war, weil „er auf eine Stadt wartete, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer der Herr ist.“ Weiter lesen wir, dass er „ein besseres Land begehrte, das heißt, ein himmlisches.“ Diese Tatsachen, die erst im Neuen Testament ans Licht kommen, offenbaren uns, dass diese patriarchalischen Männer des Glaubens von Gott das Wissen um himmlische Dinge erhielten, die in ihrer Zeit noch nicht Gegenstand der öffentlichen Offenbarung waren.

In alttestamentlichen Zeiten und bis zum Kreuz Christi war der Mensch auf Bewährung, und diese Probe war in ihren frühen Stadien in patriarchalischen Zeiten. Der Test bestand darin, ob irgendein Mensch sich selbst als befreit vom Tod als Lohn der Sünde beweisen und so sein Recht, auf der Erde zu leben, begründen konnte. Der Test erreichte seinen Abschluss in der Ablehnung und dem Tod Christi, als alle Menschen als verloren erwiesen wurden. Der HERR Jesus war gekommen, er sprach von „himmlischen Dingen“ sowie von „irdischen Dingen“ (Joh 3,12), und es war, als „sein Leben von der Erde genommen wurde“ (Apg 8,33), dass die himmlischen Dinge in voller Offenbarung kamen. Eine öffentliche Bekanntmachung der himmlischen Dinge vor dem Abschluss der irdischen Probe wäre nicht nach der göttlichen Ordnung gewesen.

Abraham hatte eine Stadt von keiner geringen Kulturhöhe verlassen, als er Ur der Chaldäer den Rücken kehrte. Nun war er nur ein Fremder und ein Gast in dem sehr guten irdischen Land, das ihm versprochen worden war. Dies war möglich, weil er nach einer Stadt suchte, die der HERR bauen würde, und nach einem Land, das, weil es himmlisch war, besser sein würde als jedes irdische Land sein könnte.

Der Kontrast zwischen den Versen 4 und 6 ist sehr auffällig. Der Mann, der sich selbst als Fremder und Gast bezeichnet, wird von den Kindern Heths als „mächtiger Fürst“ anerkannt. Beachten Sie auch, dass sie sagten „unter uns“, und nicht „über uns“. Abraham bewegte sich unter ihnen, aber als Fremder mischte er sich nicht in ihre Angelegenheiten ein oder beeinflusste ihre Politik. Gerade weil er das nicht tat, war seine moralische Größe ihnen vollkommen offensichtlich. Als Freund des HERRN besaß er etwas, was ihnen fremd war.

Da er einen so günstigen Ruf hatte, konnte er problemlos den Kauf des Begräbnisplatzes für Sarah verhandeln. Alles wurde in Anwesenheit von Zeugen gemäß den Bräuchen dieses Landes zu jener Zeit abgeschlossen: und die nachfolgende Geschichte zeigt, dass die Transaktion respektiert und sicher gemacht wurde. In all dem kann Abraham gut ein Beispiel für uns sein, wie es in 1. Petrus 2,11-12 angezeigt ist. Wenn wir, als „Fremde und Pilger“, unser en „Wandel ehrbar unter den Heiden“ haben, können wir in der Schmach Christi Widerspruch erfahren. Doch beim Anblick guter Werke werden sie schließlich „den Herrn“ verherrlichen am Tag der Heimsuchung. Es besteht klar eine Analogie zwischen dieser Passage in Petrus und diesem Vorfall in Bezug auf Abraham.

Sarah starb, als Isaak siebenunddreißig Jahre alt war, und überlebte Abraham um achtunddreißig Jahre; und da Isaak vierzig Jahre alt war, als er Rebekka heiratete (1. Mo 25,20), können nur etwa drei Jahre zwischen den Ereignissen, die in 1. Mose 23 und 1. Mose 24 aufgezeichnet sind, vergangen sein. Mit einem Alter von 140 Jahren war Abraham alt. Zudem war er „ein mächtiger Fürst“, denn der HERR hatte ihn in allem gesegnet. Sein Segen wurde in jenen Tagen vordergründig in irdischen Dingen ausgedrückt, und so war es auch bei Abraham, obwohl ihm einige Kenntnisse von Dingen gegeben worden war, die über die irdischen Belange hinausgingen. Isaak war sein Erbe, in dem die Verheißung verwirklicht werden sollte, und es war äußerst wichtig, dass seine Ehe richtig arrangiert wurde.

1. Mose 24,1-6 zeigt, dass zwei Dinge festgelegt wurden: erstens, dass die Ehefrau nicht aus den Kanaanitern genommen werden sollte, die damals im Land waren; zweitens, dass obwohl sie zu seiner eigenen Sippe gehören sollte, die Union nicht dazu führen sollte, dass Isaak in das Land zurückgelockt wird, aus dem er gekommen war. Die auserwählte Frau musste bereit sein, die Position des Fremden zu teilen, die Isaak einnahm, und zu ihm kommen. Er sollte nicht zu ihr gehen.

Wenn heutzutage jeder Christ, der eine Hochzeit in Betracht zieht, die Prinzipien hinter diesen beiden Dingen sorgfältig befolgen würde, hätte das spirituellen Wohlstand zur Folge. Der Verstoß gegen sie hat unermessliche Katastrophen verursacht, wie allzu oft schmerzhaft offensichtlich ist.

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