Auslegung zum 1. Buch Mose
1. Mose 16,1 – 18,33
„Und Sarai, Abrams Frau, gebar ihm nicht. Und sie hatte eine ägyptische Magd, und ihr Name war Hagar. Und Sarai sprach zu Abram: Sieh doch, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebäre; geh doch ein zu meiner Magd, vielleicht werde ich aus ihr erbaut werden. Und Abram hörte auf die Stimme Sarais. Und Sarai, Abrams Frau, nahm Hagar, die Ägypterin, ihre Magd, nach Verlauf von zehn Jahren, die Abram im Land Kanaan gewohnt hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, ihm zur Frau. Und er ging zu Hagar ein, und sie wurde schwanger; und als sie sah, dass sie schwanger war, da wurde ihre Herrin gering in ihren Augen. Und Sarai sprach zu Abram: Das Unrecht, das mir widerfährt, fällt auf dich! Ich habe meine Magd in deinen Schoß gegeben; und da sie sieht, dass sie schwanger geworden ist, bin ich gering in ihren Augen. Der HERR richte zwischen mir und dir! Und Abram sprach zu Sarai: Siehe, deine Magd ist in deiner Hand; tu ihr, was gut ist in deinen Augen. Und Sarai behandelte sie hart, und sie floh von ihr weg.
Und der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe weg von meiner Herrin Sarai. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will deine Nachkommenschaft sehr mehren, dass sie nicht gezählt werden kann vor Menge. Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der HERR hat auf dein Elend gehört. Und er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr redete: Du bist der Gott des Schauens! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er mich geschaut hat? Darum nannte man den Brunnen: Beer-Lachai-Roi; siehe, er ist zwischen Kades und Bered. Und Hagar gebar Abram einen Sohn; und Abram gab seinem Sohn, den Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar.
Und Abram war 99 Jahre alt, da erschien der HERR Abram und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige; wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen. Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir und will dich sehr, sehr mehren. Da fiel Abram auf sein Angesicht, und Gott redete mit ihm und sprach: Ich, siehe, mein Bund ist mit dir, und du wirst zum Vater einer Menge Nationen werden. Und fortan soll dein Name nicht Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn zum Vater einer Menge Nationen habe ich dich gemacht. Und ich werde dich sehr, sehr fruchtbar machen, und ich werde dich zu Nationen machen, und Könige sollen aus dir hervorkommen. Und ich werde meinen Bund errichten zwischen mir und dir und deinen Nachkommen nach dir, nach ihren Generationen, zu einem ewigen Bund, um dein Gott zu sein und deinen Nachkommen nach dir. Und ich werde dir und deinen Nachkommen nach dir das Land deiner Fremdlingschaft geben, das ganze Land Kanaan, zum ewigen Besitztum, und ich werde ihr Gott sein. Und Gott sprach zu Abraham: Und du sollst meinen Bund halten, du und deine Nachkommen nach dir, nach ihren Generationen. Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinen Nachkommen nach dir: Alles Männliche werde bei euch beschnitten. Und ihr sollt am Fleisch eurer Vorhaut beschnitten werden. Und das soll das Zeichen des Bundes sein zwischen mir und euch. Und acht Tage alt, soll alles Männliche bei euch beschnitten werden nach euren Generationen, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte, von allen Fremden, die nicht von deinen Nachkommen sind. Beschnitten werden muss dein Hausgeborener und der für dein Geld Erkaufte. Und mein Bund soll an eurem Fleisch sein als ein ewiger Bund. Und der unbeschnittene Männliche, der am Fleisch seiner Vorhaut nicht beschnitten wird, diese Seele soll ausgerottet werden aus ihrem Volk. Meinen Bund hat er gebrochen!
Und Gott sprach zu Abraham: Sarai, deine Frau, sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein. Und ich werde sie segnen, und auch von ihr gebe ich dir einen Sohn; und ich werde sie segnen, und sie wird zu Nationen werden; Könige von Völkern sollen aus ihr kommen. Und Abraham fiel auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Sollte einem Hundertjährigen geboren werden, und sollte Sara, eine Neunzigjährige, gebären? Und Abraham sprach zu Gott: Möge doch Ismael vor dir leben! Und Gott sprach: Doch! Sara, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Isaak geben; und ich werde meinen Bund mit ihm errichten zu einem ewigen Bund für seine Nachkommen nach ihm. Und wegen Ismael habe ich dich erhört: Siehe, ich habe ihn gesegnet und werde ihn fruchtbar machen und ihn sehr, sehr mehren; zwölf Fürsten wird er zeugen, und ich werde ihn zu einer großen Nation machen. Aber meinen Bund werde ich mit Isaak errichten, den Sara dir gebären wird um diese bestimmte Zeit im folgenden Jahr. – Und er hörte auf, mit ihm zu reden; und Gott fuhr auf von Abraham.
Und Abraham nahm Ismael, seinen Sohn, und alle seine Hausgeborenen und alle mit seinem Geld Erkauften, alles Männliche unter den Hausleuten Abrahams, und beschnitt das Fleisch ihrer Vorhaut an ebendiesem Tag, wie Gott zu ihm geredet hatte. Und Abraham war 99 Jahre alt, als er am Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wurde. Und Ismael, sein Sohn, war 13 Jahre alt, als er am Fleisch seiner Vorhaut beschnitten wurde. An ebendiesem Tag wurde Abraham beschnitten und Ismael, sein Sohn; und alle Männer seines Hauses, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte, von den Fremden, wurden mit ihm beschnitten.
Und der HERR erschien ihm bei den Terebinthen Mamres; und er saß am Eingang des Zeltes bei der Hitze des Tages. Und er erhob seine Augen und sah: Und siehe, drei Männer standen vor ihm; und als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes entgegen und beugte sich nieder zur Erde; und er sprach: Herr, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, so geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Es werde doch ein wenig Wasser geholt, und wascht eure Füße; und lagert euch unter dem Baum, und ich will einen Bissen Brot holen, und stärkt euer Herz; danach mögt ihr weitergehen; da ihr nun einmal bei eurem Knecht vorbeigekommen seid. Und sie sprachen: Tu so, wie du geredet hast.
Da eilte Abraham ins Zelt zu Sara und sprach: Nimm schnell drei Maß Feinmehl, knete und mache Kuchen! Und Abraham lief zu den Rindern und nahm ein Kalb, zart und gut, und gab es dem Knaben; und der beeilte sich, es zuzubereiten. Und er holte dicke und süße Milch und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor; und er stand vor ihnen unter dem Baum, und sie aßen.
Und sie sprachen zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Und er sprach: Siehe, im Zelt. Und er sprach: Gewiss werde ich im nächsten Jahr um diese Zeit wieder zu dir kommen, und siehe, Sara, deine Frau, wird einen Sohn haben. Und Sara horchte am Eingang des Zeltes, der hinter ihm war. Und Abraham und Sara waren alt, hochbetagt; es hatte aufgehört, Sara zu ergehen nach der Weise der Frauen. Und Sara lachte in ihrem Innern und sprach: Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich Lust empfinden? Und mein Herr ist ja alt! Und der HERR sprach zu Abraham: Warum hat Sara denn gelacht und gesagt: Sollte ich auch wirklich gebären, da ich doch alt bin? Ist für den HERRN eine Sache zu wunderbar? Zur bestimmten Zeit im nächsten Jahr werde ich wieder zu dir kommen, und Sara wird einen Sohn haben. Und Sara leugnete und sprach: Ich habe nicht gelacht!, denn sie fürchtete sich. Er aber sprach: Nein, du hast doch gelacht.
Und die Männer erhoben sich von dort und blickten hin nach Sodom; und Abraham ging mit ihnen, um sie zu geleiten. Und der HERR sprach: Sollte ich vor Abraham verbergen, was ich tun will? Wird doch Abraham gewiss zu einer großen und mächtigen Nation werden, und sollen doch in ihm gesegnet werden alle Nationen der Erde! Denn ich habe ihn erkannt, dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des HERRN bewahren, Gerechtigkeit und Recht auszuüben, damit der HERR auf Abraham kommen lasse, was er über ihn geredet hat. Und der HERR sprach: Weil das Geschrei von Sodom und Gomorra groß und weil ihre Sünde sehr schwer ist, so will ich hinabgehen und sehen, ob sie nach ihrem Geschrei, das vor mich gekommen ist, völlig getan haben; und wenn nicht, so will ich es wissen.
Und die Männer wandten sich von dort weg und gingen nach Sodom; Abraham aber blieb noch vor dem HERRN stehen. Und Abraham trat hinzu und sprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffen? Vielleicht sind 50 Gerechte innerhalb der Stadt; willst du sie denn wegraffen und dem Ort nicht vergeben um der 50 Gerechten willen, die darin sind? Fern sei es von dir, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Gottlosen zu töten, so dass der Gerechte sei wie der Gottlose; fern sei es von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Und der HERR sprach: Wenn ich in Sodom, innerhalb der Stadt, 50 Gerechte finde, so will ich um ihretwillen dem ganzen Ort vergeben. Und Abraham antwortete und sprach: Sieh doch, ich habe mich erkühnt, zu dem Herrn zu reden, und ich bin Staub und Asche. Vielleicht mögen an den 50 Gerechten 5 fehlen; willst du wegen der 5 die ganze Stadt verderben? Und er sprach: Ich will sie nicht verderben, wenn ich 45 dort finde. Und er fuhr fort, weiter zu ihm zu reden, und sprach: Vielleicht mögen 40 dort gefunden werden. Und er sprach: Ich will es nicht tun um der 40 willen. Und er sprach: Möge doch der Herr nicht zürnen, und ich will reden. Vielleicht mögen 30 dort gefunden werden. Und er sprach: Ich will es nicht tun, wenn ich 30 dort finde. Und er sprach: Sieh doch, ich habe mich erkühnt, zu dem Herrn zu reden; vielleicht mögen 20 dort gefunden werden. Und er sprach: Ich will sie nicht verderben um der 20 willen. Und er sprach: Möge doch der Herr nicht zürnen, und ich will nur noch diesmal reden. Vielleicht mögen 10 dort gefunden werden. Und er sprach: Ich will nicht verderben um der 10 willen. Und der HERR ging weg, als er mit Abraham ausgeredet hatte; und Abraham kehrte an seinen Ort zurück“ (1. Mose 16,1 - 18,33).
Abschnitt 16 führt uns in eine Phase im Leben Abrams ein, die eine allegorische Bedeutung hat, wie der Apostel Paulus in Galater 4 zeigt. Hagar war eine Sklavin; sie kam aus Ägypten, Symbol der Welt; ihr Sohn wurde „nach dem Fleisch“ geboren; ihr Name soll „Umherwandernd“ bedeuten. Gesetz und Fleisch und die Welt und Knechtschaft sind in der ganzen Schrift eng miteinander verbunden, und hier haben wir sie zum ersten Mal alle zusammen.
In 1. Mose 12 sahen wir Abrams Fehltritt, als er nach Ägypten hinunterging, und obwohl sowohl er als auch Sarai dank der Intervention des HERRN sicher herauskamen, scheint es, dass sie etwas von Ägypten in Form dieser Magd Sarais mitgebracht haben, die bald zur Falle wurde und eine Quelle von Ärger, der über tausende von Jahren anhielt. Die Feindseligkeit zwischen Ismael und Isaak ist in ihren Nachkommen heute noch sichtbar. Auf die gleiche Weise kann so manche Schwierigkeit in unserem Leben als Christen auf einen Fehltritt in die Weltlichkeit zurückgeführt werden, den wir gemacht haben.
Die Maßstäbe, die in patriarchalischen Zeiten in Bezug auf Eheverhältnisse herrschten, lagen weit unter denen, die im Licht des Christentums festgelegt wurden. In jenen Tagen war kein Gesetz gegeben worden, und als es durch Mose gegeben wurde, drückte es nicht den vollkommenen Gedanken Gottes aus, wie der HERR selbst in Matthäus 19,8 sagte. Dies erklärt das Handeln in dieser Angelegenheit sowohl von Sarai als auch von Abram. Was sie taten, taten sie ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Die Verheißung eines Samens war Abram gegeben worden: Sarai war unfruchtbar, und dies war nur ein Versuch, seine Erfüllung nach dem Fleisch zu sichern. Wir müssen lernen, dass alles, was nach dem Fleisch erreicht wird, in Misserfolg und Ärger endet.
Die Schwierigkeiten begannen, bevor Ismael geboren wurde, sobald die Magd effektiv die Stelle der Freifrau einnahm. Die Magd verachtete dann die Freifrau, genauso wie später das Kind der Ersteren das Kind der Letzteren verfolgte. Das unmittelbare Ergebnis war, dass die Freifrau ihre Stelle behauptete und so hart mit der Anderen umging, dass diese floh.
An dieser Stelle griff der Engel des HERRN ein. Nach den Sitten jener Zeit hatte Hagar offensichtlich keine andere Wahl, und Gott ist ein Gott des Mitleids und des Gerichts. Selbst wenn sie gegenüber ihrer Herrin frech gewesen war, sollte sie nicht in ihrer Not in der Wildnis zurückgelassen werden; nur, sie sollte bei ihrer Rückkehr ihrer Herrin untertan sein und sich ihr unterwerfen. Wenn man sie persönlich betrachtet, abgesehen von ihrer typischen Bedeutung, wurde gegen sie genauso gesündigt wie sie gesündigt hat, und durch das Eingreifen Gottes wurden die Waagschalen der Gerechtigkeit gleichmäßig gehalten.
Und nicht nur dies, sondern auch die Zukunft des kommenden Sohnes wurde vorhergesagt: Sein Name wurde gegeben, sein Charakter angedeutet. Sein Name bedeutet „Gott hört“. Hagar sprach von Gott als „Du, Gott, der mich sieht“ oder „Du bist der Gott, der sich selbst offenbart“ (Neue Übersetzung). Der Brunnen, an dem der Engel ihr erschien, wurde als „Der Brunnen des Lebendigen, der gesehen wurde“ bekannt. So erlangte sogar die arme Hagar Segen aus dieser Prüfung, obwohl der Sohn, als er geboren wurde, sowohl für Abram selbst, als auch für Sarai und den zukünftigen Isaak eine Prüfung wurde.
Der Name des Sohnes, Ismael, sollte daran erinnern, dass Gott das Leiden Hagars hörte. Er bezog sich eher auf sie als auf ihn. Er sollte ein „wilder Mann“ sein, wobei das Wort eigentlich „Wildesel“ bedeutet. Im Licht von Galater 4 ist dies bedeutsam, da „er, der von der Magd geboren wurde, nach dem Fleisch geboren wurde“. Nun sagt uns Römer 8,7, dass der Sinn des Fleisches „Feindschaft gegen Gott ist: denn er ist nicht unterworfen dem Gesetz Gottes, kann es auch nicht sein.“ Der Mensch nach dem Fleisch trägt das Siegel der Gesetzlosigkeit auf sich und wird treffend durch einen Wildesel symbolisiert.
Auch hier sehen wir in der Allegorie, was den Zustand der Welt heute erklärt. Der Mensch im Fleisch ist nicht nur gesetzlos in Bezug auf Gott, sondern auch antagonistisch in Bezug auf seine Mitmenschen. Das eine Merkmal entspringt dem anderen. Wo Ismael war, konnte es keinen Frieden geben. Und um die Dinge noch schlimmer zu machen, gab es keine Möglichkeit, ihn auszugrenzen oder loszuwerden; denn das Dekret lautete: „Er soll in Gegenwart all seiner Brüder wohnen.“ Hagar steht symbolisch für den Bund des Gesetzes, der am Sinai gegeben wurde. Aber das hat den Menschen nach dem Fleisch nicht abgeschafft. Es legte ihm lediglich eine Beschränkung auf, „die zur Knechtschaft führt“. Die Beschränkung wurde sofort gebrochen und der „wilde Esel“-Charakter noch stärker offenbart.
Diese Hagar-Episode fand statt, als Abram 86 Jahre alt war, und wir hören dreizehn Jahre lang nichts weiter von ihm. Als er 99 Jahre alt war, erreichte ihn eine weitere große Offenbarung und ein weiterer Bund wurde geschlossen, wie wir in 1. Mose 17 finden. Hier bekommen wir zum ersten Mal „Allmächtiger Gott“ (El-Shaddai). Abram sollte Ihn nach diesem Namen kennen – der Gott, der die Toten erwecken kann, und dem nichts unmöglich ist – wie es in 2. Mose 6,3 klargestellt wird. Abram kannte den Namen, der HERR, denn wir haben die Aufzeichnung, dass er ihn verwendet hat, aber was dieser große Name bedeutete, kam erst zur Zeit des Exodus und der anschließenden Gesetzgebung ans Licht, denn es war relevant dafür. Gott der Allmächtige war der Name, der zu dem bedingungslosen Bund passte, den er mit Abram schloss. Dieser Bund hing ganz von Gott ab, und Seine Allmacht gewährleistete seine letztendliche Erfüllung.
Die abschließenden Worte von Vers 1 zeigen die Verantwortung, die auf Abram ruhte in Anbetracht der Offenbarung. Sein Weg sollte durch seine Erkenntnis von Gott geregelt werden. Seine Vollkommenheit lag in seiner völligen Übereinstimmung mit der Offenbarung, die gegeben wurde. In Matthäus 5,48 finden wir das Wort „vollkommen“, genau im gleichen Sinn verwendet, nur dort gemäß der Offenbarung Gottes an die Jünger als ihren Vater, der im Himmel ist. Heute sollten wir vollkommen sein entsprechend einer Offenbarung Gottes, die sogar noch höher als jene ist.
Diese Offenbarung, „Ich bin der allmächtige Gott“, wurde in den Versen 2–8 von einem Bund der Verheißung gefolgt, in dem Gott nicht weniger als siebenmal aussagt, was Er tun wird.
„Ich will“, ist die charakteristische Phrase; beginnend mit, „Ich will meinen Bund machen,“ und endend mit, „Ich will ihr Gott sein.“ Das kleine Wort „wenn“ ist nur durch seine Abwesenheit auffällig, denn es war ein Bund ohne Bedingung auf Abrams Seite. Er hatte versucht, einen Samen auf natürliche Weise durch Hagar zu erhalten, aber Gott beabsichtigte, ihn reichlich zu vermehren, ihn zum Vater vieler Nationen zu machen und seinem Samen das Land der Verheißung zu sichern, indem er in einem besonderen Sinne ihr Gott war.
Zur Bestätigung dieses Bundes änderte Gott Abrams Namen in Abraham, was bedeutet „Vater einer Vielzahl“, und ab diesem Zeitpunkt wird der neue Name verwendet, obwohl die im Namen enthaltene Verheißung noch keine Erfüllung gefunden hat. So verpflichtete sich der HERR selbst, es auf Seine Weise geschehen zu lassen.
Obwohl die Erfüllung dieses Bundes von Gott und nicht von Abraham abhing, gab es ein Zeichen in Verbindung damit, und Abraham sollte den Bund im Sinne der Beobachtung dieses Zeichens halten. Davon sprechen die Verse 9–14. Das Zeichen war die Beschneidung, und sie sollte von Abraham und seinen Nachkommen und seinem gesamten Haushalt beobachtet werden; der letztere Begriff umfasst alle, die in seinem Haus geboren wurden und Leibeigene, die durch Kauf erworben wurden. Der Gelegenheitstyp des Dieners, der nur eingestellt wurde, war offensichtlich ausgeschlossen. Hier finden wir zum ersten Mal in der Heiligen Schrift einen Haushalt anerkannt, der mit demjenigen, der der Kopf davon ist, identifiziert ist. Sie sind diejenigen, über die der Kopf Autorität hat, so dass er sie befehlen kann, wie wir in Vers 19 des nächsten Kapitels sehen.
So weit es Abraham betraf, war die Beschneidung nur ein zu beobachtendes Ritual, da es nichts zeigt, dass ihm die spirituelle Bedeutung vermittelt wurde. Zweimal erwähnt Mose in 5. Mose die Beschneidung des Herzens im Gegensatz zu der im Fleisch vollbrachten, aber es scheint, als ob ihre volle Bedeutung erst mit „der Beschneidung Christi“ (Kol 2,11) ein vollendeter Fakt wurde. Abraham und seine Nachkommen hatten das Ritual, denn es war das Zeichen des Bundes der Verheißung – genau so wie der Sabbat das Zeichen des mosaischen Bundes des Gesetzes war – aber die Bedeutung davon ist für uns Christen reserviert, die, wenn sie Heiden sind, das äußerliche Ritual überhaupt nicht beobachten.
Gemäß diesem Vers aus den Kolosserbrief ist die wahre Beschneidung jene, die ohne Hände an Christen vollzogen wird „...in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus,...“. Wie der nächste Vers zeigt, bezieht sich die Anspielung hier auf seinen Tod. Er, der Messias, wurde abgeschnitten, wie vorhergesagt (Ps 102,24; Dan 9,26). Er wurde tatsächlich von seinem Leben hier unten in Fleisch und Blut getrennt, um das Leben in der Auferstehung wieder aufzunehmen. Identifiziert mit ihm, setzen wir das Todesurteil auf das alte fleischliche Leben, das wir einst lebten, und legen damit ab den Körper des Fleisches. So war die Bedeutung des Ritus das Urteil des Todes auf das Fleisch und all seine Werke. Gottes bedingungsloser Bund des Versprechens soll nicht auf fleischlicher Basis erfüllt werden. Wenn das Fleisch verschont wurde, wurde der Bund gebrochen, wie Vers 14 zeigt.
In Verbindung damit änderte Gott auch den Namen von Sarai in Sarah, was Prinzessin bedeutet. Auch sie sollte gesegnet werden und Mutter eines Sohnes werden, obwohl sie nun fast 90 Jahre alt war. Abrahams Reaktion auf diese überraschende Ankündigung war bemerkenswert. Er fiel auf sein Gesicht und lachte und stellte in seinem Herzen die Frage nach seinem eigenen hohen Alter und auch Sarahs. Auf den ersten Blick könnten wir sowohl das Lachen als auch die Sprache als Ausdruck von Skepsis betrachten, aber im Lichte von Römer 4,18-20 müssen wir es eher als Ausdruck von freudigem Staunen betrachten. Vers 18 unseres Kapitels weist auf den gleichen Schluss hin. Er erkannte, dass die übernatürliche Geburt desjenigen, der der Erbe der Verheißung sein sollte, die Verdrängung dessen nach sich zog, der nach dem Fleisch geboren war. Daher seine Bitte, dass Ismael doch vor dem HERRN leben möge.
Als Antwort darauf wird die Verheißung eines Sohnes bestätigt und sein Name von Gott gegeben. Nun bedeutet Isaak Lachen. Dies bestätigt weiterhin, was wir gerade gesagt haben, denn Abrahams Lachen wäre kaum so von Gott verewigt worden, wenn es Zweifel und nicht Glauben bedeutet hätte. Der Bund der Verheißung sollte in der Linie Isaaks geführt werden, doch der HERR erhörte die Bitte in Bezug auf Ismael und versprach, ihn in natürlichen Dingen zu segnen, indem er ihn zu einer großen Nation unter zwölf Prinzen machte. Die Erfüllung davon wird in 1. Mose 25,12-16 aufgezeichnet.
Der abschließende Absatz des Kapitels zeigt, wie sich der Glaube Abrahams umgehend in Taten ausdrückte. Er akzeptierte das äußere Zeichen der Beschneidung für sich und sein Haus. Es wurde keine Zeit verschwendet: die Sache wurde „am selben Tag“ erledigt. Der Vorgang war nicht angenehm und widersprach den natürlichen Gefühlen und bei jedem hätte das Fleisch aufgeschrien, verschont zu werden. Wie passend ist es daher, dass es den Tod für das Fleisch symbolisiert, von dem das Neue Testament spricht, nur dass es dort nicht um den materiellen Körper des Menschen geht, sondern um die gefallene Natur, die diesen Körper charakterisiert, mit seinen Begierden und Lüsten.
Diese prompte Antwort des Glaubens von Abrahams Seite lud zu einer weiteren Offenbarung des HERRN an ihn ein, mit der das 1. Mose 18 beginnt. Es fand offensichtlich sehr bald nach dem anderen statt. Es war ungewöhnlich in seinem Charakter und unterschied sich von jeder vorausgehenden Erscheinung, insoweit als „drei Männer“ herantraten, und es war „in der Hitze des Tages“, genau zu dem Zeitpunkt, zu dem niemand auf die übliche Weise einen Besuch abstatten würde. Abrahams Gastfreundlichkeit stieg zu dem Anlass auf und Engel wurden unwissentlich beherbergt, so wie es Hebräer 13,2 ausdrückt – in der Tat mehr als das, denn einer der drei war eine Manifestation des HERRN selbst. Das vorgestellte Bild patriarchalischer Einfachheit ist eindrucksvoll und schön, und die himmlischen Besucher nahmen an der bereitgestellten Erfrischung teil.
Sarah sollte nun auf die Probe gestellt werden, und die Ankündigung der Geburt eines Sohnes wurde in ihrer Gegenwart gemacht. Auch ihre Reaktion war ein Lachen, von dem sie dachte, dass es vor anderen verborgen war und das offensichtlich einen Anflug von Unglauben in sich trug, sodass sie versuchte, es zu leugnen. Dem HERRN war es jedoch bekannt. Sarahs ungläubige Frage zog von ihm nur die große Frage nach sich: „Ist irgendetwas zu schwer für den HERRN?“ Nichts war zu schwer, denn er hatte sich ihrem Mann kürzlich als „der allmächtige Gott“ geoffenbart, obwohl sie das bisher nicht begriffen hatte. Jeremia erfasste es zu seiner Zeit (Jer 32,17) und schließlich tat Sarah es auch, sonst hätten wir nicht die Aussage: „Durch Glauben empfing auch Sarah selbst Kraft, Samen zu empfangen“ (Heb 11,11).
Aber die himmlischen Besucher waren nicht nur gekommen, um den schwankenden Glauben von Sarah zu bestätigen, sondern hatten noch andere Absichten. Sie blickten auf Sodom und Abraham begleitete sie eine Weile, und dies gab Anlass zu dem Vorfall, in dem wir Abraham als Freund Gottes sehen. Ein bloßer Diener weiß nicht, was sein Herr tut, wie der HERR in Johannes 15,15 andeutete, während ein Freund Zugang zu Dingen hat, die vor anderen geheim gehalten werden.
Deshalb sollte Abraham nicht vor ihm verbergen, was der HERR im Gericht über die Städte der Ebene zu tun im Begriff war; und das nicht nur wegen des ihm verliehenen Privilegs, sondern auch wegen seines moralischen Charakters und Wertes. Er hatte nicht nur das Privileg, eine große Nation zu werden, sondern auch der Stammvater des Messias zu sein, durch den alle Nationen gesegnet würden. Sein Charakter war so, dass der HERR sagen konnte: „Ich kenne ihn“, und dass er das Rechte bewahren würde, nicht nur persönlich, sondern auch in seiner Familie und seinem Haushalt. So konnte später der Prophet im Auftrag Gottes sagen: „Abraham, mein Freund.“ (Jes 41,8).
So kam es, dass, als zwei der drei ihren Weg nach Sodom fortgesetzt hatten, Abraham die Erlaubnis erhielt, mit dem Dritten, sogar mit dem HERRN selbst, zu sprechen und sogar mit Ihm zu verhandeln. Von allen Fällen, die im Alten Testament verzeichnet sind, wo Menschen von Angesicht zu Angesicht mit Gott gebracht wurden, steht dieser Fall alleine da, denken wir, in der Intimität und Freiheit, gepaart mit der Abwesenheit von Furcht. Abraham, sicher in seiner eigenen Stellung vor dem HERRN, nahm die Position eines Fürsprechers ein.
Er argumentierte vor dem HERRN in dem Vertrauen, dass der Richter aller Welt gerecht handeln würde, und in seinem Gebet hatte er zweifellos Lot und seine Familie im Blick. Im nächsten Kapitel lesen wir von Lots Schwiegersöhnen, so vermutete er wahrscheinlich, dass zusammen mit seiner Frau, unverheirateten Töchtern, verheirateten Töchtern und deren Ehemännern, so viele wie zehn in Sodom gefunden werden konnten, die als gerecht angesehen werden könnten. Daher begann er bei fünfzig, ging dann auf fünfundvierzig, vierzig, dreißig, zwanzig herab und hörte zufrieden bei zehn auf. Das nächste Kapitel zeigt jedoch, dass nicht einmal zehn zu finden waren.
Obwohl Abraham solch eine Freiheit in der Gegenwart des HERRN kannte, finden wir ihn, wie alle anderen, die wirklich mit Gott zu tun haben, zutiefst seiner eigenen Sünde und Nichtigkeit bewusst. Wir hören Hiob sagen: „Siehe, ich bin nichts würdig;“ Jesaja sagt: „Ich bin verloren;“ Petrus sagt: „Ich bin ein sündiger Mensch, o HERR;“ Paulus sagt: „Ich bin der Erste“ der Sünder. Abraham sagt: „Ich bin nur Staub und Asche,“ und, soweit der Schriftbericht reicht, führt er die Liste an, der erste, der sich in der Gegenwart Gottes verurteilt.
Und derjenige, der sich selbst auf diese Weise verurteilt, ist der Mann, der Freund des HERRN genannt wird. Folgen wir ihm in beiden Aspekten nach?