Auslegung zum 1. Buch Mose
1. Mose 3,21 - 4,26
„Und Gott der HERR machte Adam und seiner Frau Kleider aus Fell und bekleidete sie.
Und Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses; und nun, dass er nicht seine Hand ausstrecke und auch vom Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe! Und Gott der HERR schickte ihn aus dem Garten Eden hinaus, den Erdboden zu bebauen, wovon er genommen war; und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim lagern und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.
Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain; und sie sprach: Ich habe einen Mann erworben mit dem HERRN. Und sie gebar ferner seinen Bruder, den Abel. Und Abel wurde ein Schafhirte, und Kain wurde ein Ackerbauer.
Und es geschah nach Verlauf einer Zeit, da brachte Kain dem HERRN eine Opfergabe von der Frucht des Erdbodens; und Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR blickte auf Abel und auf seine Opfergabe; aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht. Und Kain ergrimmte sehr, und sein Angesicht senkte sich. Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du ergrimmt, und warum hat sich dein Angesicht gesenkt? Ist es nicht so, dass es sich erhebt, wenn du recht tust? Und wenn du nicht recht tust, so lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird sein Verlangen sein, du aber wirst über ihn herrschen.
Und Kain sprach zu seinem Bruder Abel; und es geschah, als sie auf dem Feld waren, da erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn. Und der HERR sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Und er sprach: Ich weiß es nicht. Bin ich meines Bruders Hüter? Und er sprach: Was hast du getan! Horch! Das Blut deines Bruders schreit zu mir von dem Erdboden her. Und nun, verflucht seist du vom Erdboden weg, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen! Wenn du den Erdboden bebaust, soll er dir fortan seine Kraft nicht geben; unstet und flüchtig sollst du sein auf der Erde. Und Kain sprach zu dem HERRN: Zu groß ist meine Strafe, dass ich sie tragen könnte. Siehe, du hast mich heute von der Fläche des Erdbodens vertrieben, und ich werde verborgen sein vor deinem Angesicht, und werde unstet und flüchtig sein auf der Erde; und es wird geschehen: Wer irgend mich findet, wird mich erschlagen. Und der HERR sprach zu ihm: Darum, jeder, der Kain erschlägt – siebenfach soll es gerächt werden. Und der HERR machte an Kain ein Zeichen, damit ihn nicht erschlüge, wer irgend ihn fände. Und Kain ging weg vom Angesicht des HERRN und wohnte im Land Nod, östlich von Eden.
Und Kain erkannte seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Hanoch. Und er baute eine Stadt und benannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes Hanoch. Und dem Hanoch wurde Irad geboren; und Irad zeugte Mehujael, und Mehujael zeugte Methusael, und Methusael zeugte Lamech. Und Lamech nahm sich zwei Frauen; der Name der einen war Ada, und der Name der anderen Zilla. Und Ada gebar Jabal; dieser war der Vater der Zeltbewohner und Herdenbesitzer. Und der Name seines Bruders war Jubal; dieser war der Vater all derer, die mit der Laute und der Flöte umgehen. Und Zilla, auch sie gebar, und zwar Tubalkain, einen Hämmerer von allerlei Schneidewerkzeug aus Kupfer und Eisen. Und die Schwester Tubalkains war Naama.
Und Lamech sprach zu seinen Frauen: Ada und Zilla, hört meine Stimme; Frauen Lamechs, horcht auf meine Rede! Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Strieme! Wenn Kain siebenfach gerächt wird, so Lamech siebenundsiebzigfach.
Und Adam erkannte seine Frau wiederum, und sie gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Seth: Denn Gott hat mir einen anderen Nachkommen gesetzt anstelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat. Und Seth, auch ihm wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm den Namen Enos. Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen“ (1. Mose 3,21 - 4,26).
Die Verheißung Gottes, dass ein Erlöser kommen sollte, der die Macht des Widersachers brechen würde, wurde durch eine Handlung Gottes ergänzt, die Licht auf die Art und Weise warf, wie die Erlösung zustande kommen würde. Adam und seine Frau hatten versucht, ihre Nacktheit mit Feigenblatt-Schürzen zu bedecken, und waren gescheitert. Der HERR Gott aber kleidete sie Kleidern von Fellen. Nun sind Felle kein pflanzliches, sondern ein tierisches Produkt und nur verfügbar, um den Menschen zu kleiden, wenn der Tod über das Tier gekommen ist, das sie produziert hat. Hier finden wir also die grundlegende Offenbarung der Tatsache, dass der Mensch nur auf Grundlage des Todes bekleidet vor Gott stehen kann. Er muss anerkennen, dass das Todesurteil, das gerechterweise auf ihm liegt, von einem anderen an seiner Stelle getragen wurde.
Der Handlung, die dies offenbarte, folgte eine andere, gleichbedeutende Handlung Gottes. Der Mensch hatte die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt, ohne die Kraft, das Gute zu erreichen, sondern vielmehr mit einer starken Neigung zum Bösen. Damit er diesen Zustand nicht ewig fortsetzen sollte, wurde er aus dem Garten Eden vertrieben, und sein Rückweg zum Baum des Lebens wurde von den Cherubim mit einem flammenden Schwert versperrt. Dies war zweifellos eine zusätzliche Gerichtshandlung, enthielt aber in sich ein starkes Element der Barmherzigkeit.
Hätte Adam seine Hand ausgestreckt und vom Baum des Lebens gegessen, so hätte er seinen gefallenen Zustand dauerhaft gemacht. Der Zustand der Trennung von Gott wäre verfestigt worden. Um das zu verhindern, vertrieb Gott ihn aus dem Garten und versperrte den Zugang zum Baum des Lebens durch die Cherubim mit dem flammenden Schwert. Dieses Handeln Gottes war nicht nur Gericht, sondern auch Vorsehung: Der Mensch sollte nicht im Zustand der Sünde dauerhaft leben. 1
Unsere ersten Eltern hatten nun ihre Unschuld verloren, ihr Paradies und jene glückliche Gemeinschaft mit Gott, die sie am Anfang hatten. Sie hatten die Erkenntnis von Gut und Böse erlangt, aber nur um zu entdecken, dass sie Sklaven des Bösen waren, und sie hatten sich selbst und die Schöpfung, die ihnen untergeordnet war, unter einen Fluch gebracht. Unter diesen traurigen Bedingungen begann die Vermehrung des Menschengeschlechts, wie im ersten Vers von 1. Mose 4 erwähnt.
Der erste Mensch, der von einer Frau geboren wurde, trat in Erscheinung, und Eva meinte, ihn „vom HERRN“ oder „mit dem HERRN“ erworben zu haben – daher der Name, den sie ihm gab. Was Adam sagte, wird nicht berichtet, sondern nur Evas Worte. Möglicherweise nahm sie damit erneut eine Stellung ein, die ihrem Mann zugestanden hätte. In jedem Fall irrte sie, denn Kain war nicht in dem Sinn vom HERRN, wie sie es annahm. Vielmehr zeigt das Neue Testament, dass er als einer handelte, der aus dem Bösen war (1. Joh 3,12). Der Herr Jesus sagte über den Teufel: „Er war ein Menschenmörder von Anfang an“ und „er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh 8,44). In 1. Mose 3 begegnet er uns als der Lügner, in Kapitel 4 wirkt er im Verborgenen, während der Mensch selbst verantwortlich ist für sein Tun. 1
Als der zweite Sohn erschien, wurde ihm ein Name gegeben, der mehr im Einklang mit dem gefallenen Zustand der Menschheit stand; Abel bedeutet Hauch, Nichtigkeit oder Vergänglichkeit. An diesem Punkt endet die Aufzeichnung von Adams Familie, und wir hören nichts mehr von ihnen, bis wir am Ende unseres Kapitels ankommen. Adam hatte zweifellos viele Söhne und Töchter, aber das Ziel Gottes in 1. Mose ist es nicht, uns Geschichte zu geben, sondern uns mit ausreichendem Detail zu unterrichten in Seinen administrativen Umgang mit gefallenen Menschen, und das mit dem Blick auf ihre letztendliche Befreiung und Segnung.
Als Adam aus dem Garten vertrieben wurde, wurde ihm aufgetragen zu gehen und „die Erde zu bebauen“, daher gab es keinen Fehler in der Beschäftigung, der Kain nachging. Abel wurde Schäfer, da Schafe wehrlose Kreaturen sind und der Fall des Menschen wilde Tiere hervorgebracht hat. Der Mensch hatte sich von Gott abgewandt und fürchtete seine Anwesenheit. Die Tierwelt, im weitesten Sinne, wandte sich folglich vom Menschen ab und fürchtete seine Anwesenheit.
Es kam jedoch ein Tag, an dem sich Abel und danach auch Kain verpflichtet fühlten, dem Schöpfer eine Art Tribut zu zollen und eine Basis für den Zugang zu Ihm zu suchen. In dem Schlachtopfer, das Abel darbrachte, sehen wir das zweite Vorausbild auf den Tod Christi. Die erste lag in den Tierfellen, die das schuldige Paar kleideten, wo wir erkennen, dass nur durch den Tod die Nacktheit und Sünde des Menschen bedeckt werden kann. Nun gehen wir einen Schritt weiter und stellen fest, dass der Tod eines wohlgefälligen Opfers die einzige von Gott anerkannte Basis ist, Ihm zu nahen.
In Kains Opfer gab es keine Anerkennung dessen. Er brachte die Früchte des Bodens, den der HERR verflucht hatte – obwohl er wahrscheinlich das feinste Produkt der Arbeit seiner eigenen Hände brachte – und darin gab es keine Anerkennung des Todesurteils, das auf ihm lag. Er war wie ein zum Tode verurteilter Verbrecher, der versuchte, seinen Richter mit etwas Schönem zu bestechen. Was auch immer ein irdischer Richter versucht sein könnte zu tun, Gott hatte keinen Respekt vor diesem Manöver, und Kain sah, dass er zurückgewiesen wurde. 2
2 Anm. d. Red.: Der Hauptgrund für die Verwerfung des Opfers Kains liegt in der Tatsache, dass er im Gegensatz zu Abel keinen Glauben hatte (Heb 11,4).
Abels Opfer beinhaltete den Tod des Schafes, wie durch die Worte „und von seinem Fett“ belegt wird. An dieser Stelle sollte Hebräer 11,4 gelesen werden. Es zeigt uns, dass sein Opfer ein Akt des Glaubens war – der erste, der aufgezeichnet ist. Nun ergreift der Glaube, was Gott offenbart hat. Wenn wir fragen, was für Abels Glauben offenbart wurde, können wir uns nur auf das beziehen, was wir in Vers 21 von 1. Mose 3 haben. Abel erfasste die Bedeutung der Felle und erkannte durch sein Opfer an, dass er ein Sünder war und unter dem Todesurteil stand und nur auf Grundlage des Todes eines Opfers Gott nahen konnte. Kain hatte keinen Glauben. Er ignorierte dies und wollte Gott unter falschen Voraussetzungen nahen.
Schon fast am Anfang sehen wir das menschliche Leben wie einen Fluss, der sich in zwei auseinanderlaufende und sogar entgegengesetzte Ströme teilt, die bis heute andauern. Daher betrachten wir dieses Ereignis als eines der grundlegendsten in der gesamten Bibel und legen größten Wert darauf. Gegen Ende des Neuen Testaments lesen wir von einem „Wehe“, das auf denen ruht, die „den Weg Kains gegangen sind“ (Judas 11), und die Anzahl derjenigen, die dies tun – auch wenn sie gerne „Christen“ genannt werden möchten – hat in unserer Zeit stark zugenommen. Der Vers in Judas zeigt, dass es der erste von drei Schritten ist, die zum vollständigen Abfall und Untergang führen.
Andererseits steht Abel an der Spitze der Glaubensmänner, die in Hebräer 11 anerkannt sind. Das Opfer, das er darbrachte, war „vorzüglicher“, und Gott zeugte davon und akzeptierte es auf eine sichtbare und bestimmte Weise, und diese Akzeptanz war für Abel ein klares Zeichen, dass er gerecht war, oder mit anderen Worten, im Reinen mit Gott. Doch selbst heute gibt es nicht wenige, die aufrichtig an Christus glauben und durch ein mangelhaftes Verständnis des Evangeliums, sich selbst mehr betrachten als das göttliche Zeugnis, haben sie ihre Zweifel, wie sie zu Gott stehen. Erstaunlich, nicht wahr? zu denken, dass fast viertausend Jahre bevor Christus kam, Abel genoss, was viele neunzehn Jahrhunderte, nachdem Er gekommen ist, nicht haben.
Von Gott abgelehnt, wurde Kain sehr wütend auf Gott und übte seine Rache an dem gläubigen Mann aus, den Gott akzeptiert hatte. Das Bild ist lebensnah, denn dasselbe hat sich unzählige Male in der Geschichte der Welt wiederholt. Kain war nicht unreligiös. Wäre er es gewesen, hätte er sich nicht einmal die Mühe gemacht, einen Versuch zu unternehmen, Gott zu nahen. Nein! Er war ein religiöser Mensch, und gerade weil er es war, füllten Wut und Hass seine Brust. Gott war außerhalb seiner Reichweite. Er konnte nicht auf Ihn einschlagen. Abel war in seiner Reichweite, also schlug er gezielt auf ihn ein. Das prominenteste Beispiel dafür im Neuen Testament ist Saulus von Tarsus. Er hasste Jesus von Nazareth mit intensivem Hass und weil dieser in der Herrlichkeit jenseits seiner Reichweite war, schlug er auf Seine Anhänger auf Erden ein.
Kain wurde zum Mörder, obwohl Gott ihn gewarnt und getadelt hatte und ihn daran erinnerte, dass trotz allem, was geschehen war, seine Rechte als der ältere Bruder respektiert werden sollten – Abel, der eine untergeornete Stellung hatte – und wo das Übel, und vielleicht auch das Heilmittel, lag. Uns wird gesagt, dass das hebräische Wort, das mit „Sünde“ übersetzt wurde, auch die Bedeutung von „Sündopfer“ hat. Es könnte also buchstäblich so gewesen sein, dass fast zu seinen Füßen ein Lamm lag, das er sogar an dieser Stelle noch als Opfer hätte bringen können, um sich somit mit Gott zu versöhnen.
Als er seinen Bruder erschlug, offenbarte Kain sich selbst als „aus dem Bösen“, und er tat es, weil „seine eigenen Werke böse und die seines Bruders gerecht waren“. Er bewies zudem, dass er nicht nur ein Mörder in Bezug auf seinen Bruder war, sondern sich völlig als Widersacher in Bezug auf Gott erwies. Als er nach dem Aufenthaltsort seines Bruders gefragt wurde, zeigte er nicht das geringste Anzeichen von Reue, sondern eher einen trotzigen Geist, der sich vor Gott nicht fürchtete, und spielte mit Worten auf die Tatsache an, dass Abel ein „Hüter“ von Schafen gewesen war. Er hatte nicht vor zuzugeben, dass er Abels „Hüter“ war!
Aber das Blut Abels hatte von der Erde seine Stimme in das Ohr Gottes erhoben und schnell kam ein besonderer Fluch auf ihn herab, zusätzlich zu dem Fluch, der bereits auf Adam und sein Geschlecht gefallen war, wie wir in 1. Mose 3 gesehen haben. Adam sollte seine Nahrung nur durch den Schweiß seines Angesichts erhalten, aber Kain sollte die Erde auch dann unproduktiv finden, wenn er sie bebauen würde, sodass er ein Wanderer werden sollte, fliehend vor dem Angesicht Gottes. Vers 14 zeigt, dass Kain die Bedeutung dieses Fluchs erkannte und erklärte, dass er zu groß sei, um ertragen zu werden. Seit jenem Tag haben sündige Menschen, wenn sie nicht umkehren, über die Härte von Gottes Urteil geklagt. Nur wenn die Menschen umkehren, beugen sie sich und erkennen demütig an, dass Gottes Gericht gerecht ist.
Ohne Zweifel gibt es im Menschen einen Instinkt, der ihn dazu drängt, einen willkürlichen Mord durch den Tod des Mörders zu rächen. Kain selbst hatte diesen Instinkt und rechnete damit, dass einige seiner Verwandten ihn töten würden. Es war noch keine Regierung auf der Erde eingerichtet und daher würde der HERR keine Todesstrafe gegen Kain zulassen. Als die Regierung in ihrer einfachen Form eingerichtet wurde, sollte gehandelt werden, wie wir in den Versen 5 und 6 von 1. Mose 9 sehen.
Im letzten Vers von 1. Mose 3 wurde Adam aus dem Garten vertrieben; in Vers 16 unseres Kapitels ging Kain „weg von dem Antlitz des HERRN“. Das eine war ein Urteil verbunden mit Zwang; das andere ein absichtliches und überlegtes Verlassen. Für einen unbußfertigen Mörder war die Gegenwart Gottes schrecklich. Wir lesen in Römer 1 von den Heiden, dass „sie es nicht für gut befanden, Gott in Erkenntnis zu haben“. Er zog in das Land „Nod“, oder „Flucht“, und dort errichtete er eine „Stadt. Soweit er konnte, trotzte er Gottes Urteil über ihn und zeigte, dass er dem misstraute, was Gott getan hatte, damit er nicht getötet werde. Wenn die Erde nicht ihre Früchte für ihn hervorbringen würde, dann sollten andere die Mühe des Anbauens übernehmen! Statt zu wandern, würde er sich niederlassen und sich selbst schützen!
Vers 18 nennt lediglich die Namen seiner unmittelbaren Nachkommen. Vers 19 hält bei Lamech inne, um uns einige Details zu geben. Bemerkenswerterweise war dieser Mann der siebte von Adam in der Linie von Kain, genau wie Henoch in der Linie durch Seth. In den gegebenen Details sehen wir dass das Weltsystem beginnt, Form anzunehmen. Seine grundlegenden Prinzipien werden uns offenbart, und sie stimmen mit der Analyse überein, die uns in 1. Johannes 2,16 gegeben wird.
Offenbar war es Lamech, der als erster die göttliche Anordnung der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau durchbrach und die Polygamie einführte. Er war eine durchsetzungsfähige Persönlichkeit, die vorhatte, zu tun, was er wollte, und nicht was Gott gesagt hatte. Hier sehen wir zweifellos die Begierde des Fleisches ihr hässliches Haupt erheben.
Die beiden Frauen bekamen Kinder und in den über sie gegebenen Details sehen wir die Begierde der Augen auftauchen, denn dieser Begriff umfasst sowohl die Suche des Menschen nach dem, was den inneren Augen seines Geistes gefällt, als auch spektakuläre Anblicke, die den Augen seines Kopfes gefallen. In Lamechs Familie gab es den Beginn des Lebens der Freiheit und des Erwerbs von Reichtum – denn in frühen Zeiten lagen die Besitztümer eines Mannes in seinen Herden – auch den Beginn der Künste und der Kenntnisse in der Musik; und den Beginn der Fertigungstechniken in Manufakturen, besonders in Messing und Eisen. Hier begann die Menschheit ihre Karriere der sich ausweitenden Erfindungsgabe, die in unseren Tagen das Stadium der Atombombe erreicht hat. Die lüsternen Augen des Menschen sind allzu tief in die Geheimnisse der Erde eingedrungen, und wie weit sie noch eindringen werden, bevor Gott all ihre Projekte durch das Erscheinen Christi im flammenden Feuer auslöscht – wer kann das sagen?
Die Tochter von Lamech, Naamah, ist die erste Frau, die nach Eva erwähnt wird. Dies liegt, wie wir vermuten, daran, dass ihr Name die Bedeutung von Freude oder angenehm hat. Wenn wir Vergnügen und das Streben danach zu den Merkmalen hinzufügen, die wir gerade gesehen haben, haben wir die Grundprinzipien, auf denen die Welt des Menschen basiert.
Die Rede von Lamech an seine Frauen mag etwas rätselhaft erscheinen, aber die Wiedergabe der Neuen Übersetzung, „für meine Verwundung“ und „für meinen Schmerz“, macht sie verständlicher. Ein unglücklicher junger Mann hatte Lamech verwundet und verletzt, der sich aus Rache einfach erhob und ihn tötete. Als Kain Jahrhunderte zuvor gemordet hatte, zeigte er ein gewisses Unrechtsbewusstsein. Nicht so Lamech, der nach Hause kam, um seinen Frauen mit seinem Tun zu prahlen und die Handlung des HERRN, der Rache an Kain verbot, spöttisch zu erwähnen. Wenn Kain siebenfach gerächt werden sollte, dann würde er siebenundsiebzigfach gerächt werden. Er fühlte sich elfmal wichtiger als Kain. Hier war der Hochmut des Lebens in hohem Maße!
In diesem Mann, dem siebten nach Adam, sehen wir sowohl Verderben als auch Gewalttat deutlich zutage treten. Alles Böse lässt sich grob unter diese beiden Hauptpunkte einordnen, und offenbar trugen Lamechs Polygamie und Mord schnell ihre bitteren Früchte, bis kurz vor der Flut „die Erde auch vor Gott verdorben war und die Erde mit Gewalt erfüllt war.“ Es ist eine traurige Tatsache, dass in unserer Zeit und in Ländern, in denen das Licht des Evangeliums lange Zeit geleuchtet hat, ähnliche Zustände sich schnell vermehren.
Die beiden Verse, die unser Kapitel abschließen, führen uns weit vor die Tage von Lamech zurück, denn das nächste Kapitel berichtet uns, dass Adam 130 Jahre alt war, als Seth geboren wurde. Zwischen Abel und Seth mögen viele Kinder geboren worden sein, aber sie werden schweigend übergangen, denn Seth war der Nachkomme, der bestimmt war, um die Linie des Glaubens fortzusetzen, im Gegensatz zur Linie von Kain. Seth gab seinem Sohn den Namen Enos, was sterblich, schwach, hinfällig bedeutet.
Eines der ersten Anzeichen von aufkeimendem Glauben im Herzen ist, dass ein Mensch sich selbst als sündhaftes Geschöpf unter dem Todesurteil anerkennt. Das nächste ist, dass er im Lichte dessen beginnt, den Namen des HERRN anzurufen. Daher sind die abschließenden Worte unseres Kapitels sehr eindrucksvoll. Im Neuen Testament finden wir: „denn jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden“ (Röm 10,13). 3
Fußnoten
- 1 Anm. d. Red.: Dieser Abschnitt wurde zum besseren Verständnis leicht abgeändert.
- 2 Anm. d. Red.: Diese Übersetzung legt Wert auf die lehrmäßige Unterscheidung zwischen Kain als verantwortlich handelndem Menschen und Satan als dem wirksamen Hintergrund des Bösen. Kain wird nicht als „Satan“ oder „von Natur aus böse“ dargestellt, sondern als jemand, der bewusst Gottes Warnung missachtet und keine Buße tut, wodurch er sich dem Einfluss des Bösen, dem Einfluss Satans öffnet. Diese Unterscheidung entspricht sowohl dem neutestamentlichen Zeugnis (1. Joh 3,12; Joh 8,44) als auch der schriftgemäßen Betonung der menschlichen Verantwortung für Sünde und Tat. Somit wird vermieden, den Mord Kains allein Satan zuzuschreiben, was lehrmäßig problematisch wäre.
- 3 Anm. d. Red.: 1. Mose 4,26 bedeutet, dass es allgemein üblich wurde, den Namen des Herrn anzurufen; ob es immer im Glauben geschah, ist eine andere Frage.