Botschafter des Heils in Christo 1887

"Vater, ich will"

„Vater, ich will“, welch gesegnete, kostbare Worte! Sie zeigen uns, dass die Wünsche des Herzens unseres Herrn nicht eher völlig gestillt sind, dass seine Liebe nicht eher ganz befriedigt ist, als bis Er uns dahin geführt hat, wo Er ist. Er will, dass seine Erlösten für ewig bei Ihm seien. Der Herr hat in seinem Gebet nicht ein Wort zum Vater zu sagen in Betreff des Eigenwillens, des Kleinglaubens und der Verzagtheit der Seinen, nicht ein Wort über die so oft zu tage getretene Gleichgültigkeit und Kalte seiner Jünger. Seine wunderbare Liebe übergeht alle ihre Mängel und Gebrechen, und beschäftigt sich nur mit dem, was seinem Herzen und dem Herzen des Vaters so kostbar war. „Sie haben dein Wort bewahrt – sie haben geglaubt, dass du mich gesandt hast – ich bin in ihnen verherrlicht usw.“ Welch eine anbetungswürdige Liebe!

„Vater, ich will!“ Dringen nicht diese Worte hinab bis in die Tiefen unserer Herzen? – Ich will, dass sie bei mir seien; und bis dahin bewahre du sie in deinem Vaternamen! – Ja wahrlich, das ist die Stimme des guten Hirten, der sein Leben dahingegeben hat für seine Schafe, und dessen innigste Zuneigungen jetzt mit ihnen verbunden sind.

Der Platz, den das Gebet des Herrn einnimmt, ist sehr bemerkenswert und köstlich. In den vier vorhergehenden Kapiteln redet der Herr mit seinen Jüngern, über ihr Verhältnis zu Ihm nach seinem Weggang aus dieser Welt. Sie hatten keine Ursache, bestürzt zu sein; Er wollte sie nicht als Waisen lassen. Es war im Gegenteil nützlich für sie, dass Er hinging; denn wenn Er nicht hinging, so konnte der Sachwalter nicht kommen. Darum ruft Er ihnen immer wieder zu: „Fürchtet euch nicht!“ und im 15. Kapitel sagt Er ihnen: „Dies habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei, und eure Freude völlig werde.“ Und hier im 17. Kapitel wendet Er sich zu seinem Vater und legt sie, die seinem eignen Herzen so teuer waren, an das Vaterherz Gottes; und zwar tut Er dies in Gegenwart der Elfe Judas (hatte sich bereits entfernt): „Dies rede ich in der Welt, auf dass sie meine Freude völlig in sich haben“ (V 13).

Der Herr will, dass wir auf dem Weg durch diese Welt seine Freude genießen, dass wir in der Gemeinschaft des Vaters und in dem Bewusstsein seiner unerschütterlichen Liebe mit friede– und freudeerfülltem Herzen vorangehen; und Er will, dass wir bei Ihm seien, da wo Er ist. Er hat uns die Herrlichkeit gegeben, welche Er als Mensch erworben und von dem Vater empfangen bat; und wir sollen bei Ihm sein und die Herrlichkeit schauen, (denn diese Herrlichkeit können wir nicht besitzen) welche Er als Sohn der Liebe des Vaters besaß vor Grundlegung der Welt. Dann erst, wenn alle seine Erlösten um Ihn versammelt stehen und seine Herrlichkeit schauen, dann erst, wenn Er seine Braut an seiner Seite hat und den Thron der Herrlichkeit mit ihr teilt, ist das Verlangen seines Herzens gestillt. Dann wird Er „die Frucht der Mühsal seiner Seele sehen und gesättigt werden“ (Jes 53). Diejenigen, für welche Er litt und starb, bei sich zu haben, seinem eignen Bilde gleichgestaltet, und zur Verherrlichung und zum Preis seines Namens und der Gnade Gottes, das war die Freude, welche vor Ihm lag, um derentwillen Er „der Schande nicht achtete, sondern das Kreuz erduldete“ (Heb 12,2). O, möchten unsere Herzen sich erwärmen an dieser Liebe, und möchten sie sich in Wahrheit sehnen nach dem Augenblick, da wir Ihn schauen werden, wie Er ist!

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