Das Buch der Offenbarung

Kapitel 7

Das Buch der Offenbarung

Dieses Kapitel bildet eine treffende Einschaltung zwischen dem sechsten und siebenten Siegel in welcher wir Gottes Ratschluss des Segens betreffs derer vor uns haben, die während der großen Trübsal, die über die Erde kommen wird, gerettet und bewahrt werden sollen. Bevor der große Tag des Zorns Gottes kommt, werden diese gekennzeichnet, um bewahrt und durch die große Trübsal hindurch gebracht zu werden. Gott ist im Begriff, positiver Weise im Gericht über die Menschenkinder dazwischenzutreten, indem Er in besonderer Weise mit Kanaan handelt, das der Mittelpunkt der Erde ist, aber Er will nichts tun, bis er solche, die Er als Sein Volk anerkennt, gekennzeichnet und ausgesondert hat. Ein treffendes Gemälde hiervon haben wir in Sodom in den Tagen Lots. Diese schuldige Stadt war für die Zerstörung aufgezeichnet, aber bevor das Gericht auf sie herabfiel, geschah die Aussonderung und Bewahrung Lots und seiner Familie. So sehen wir es auch in diesem Kapitel. Dass wir es hier nicht mit der Kirche Gottes zu tun haben, braucht nicht gesagt zu werden, denn diese wird nach dem dritten Kapitel dieses Buches nicht auf der Erde gesehen. Auch sind es nicht ausschließlich solche aus der Nation der Juden, sondern es ist auch eine große Zahl solcher einbegriffen, die zu den Nationen gehören. Die ersten sechs Siegel sind in schneller Aufeinanderfolge geöffnet worden, aber jetzt entsteht eine große Pause. Unsere Aufmerksamkeit wird auf den Ratschluss des Himmels in Verbindung mit Israel und einer großen Zahl von Heiden gerichtet, die gerettet werden sollen. Sie werden noch nicht im Besitz ihrer Segnungen gesehen. aber sie sind gekennzeichnet als solche, von denen gesagt werden kann, dass Gott für sie ist.

In dem ersten Vers haben wir das, was universal und durch die Vorsehung Gottes bewirkt ist. Wir haben hier vier Engel, auf den vier Ecken der Erde stehend, welche die vier Winde der Erde festhalten, auf dass kein Wind wehe auf der Erde, noch auf dem Meere, noch über irgend einem Baum. In dem Wind ist hier die satanische Macht des Bösen zu sehen, aber hier ist sie unter die Kontrolle der Vorsehung Gottes gebracht, bis zu der von Ihm bestimmten Zeit. Der Engel, der von Sonnenaufgang heraufsteigt, dürfte nicht den Herrn Jesus darstellen. Er ist in der Tat das Licht des Tages, und wie die Sonne im Osten aufsteigt, so wird der Herr Jesus gesehen werden als die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung unter ihren Flügeln. Wie dies aber auch sein mag, die Macht des Engels, der Gottes Macht in Gnade entfaltet, ist größer als die Macht der Engel, welche das Gericht ausführen. Die Macht des Guten ist größer als die Macht des Bösen.

Die Knechte Gottes müssen an ihren Stirnen versiegelt werden. Dadurch wird ihnen ein Charakter aufgedrückt, der sie als solche kennzeichnet, die für Gott beiseite gesetzt worden sind. Mit der Erde ist zweifellos das prophetische Land Kanaan gemeint, während das Meer die ungeordnete Masse der Nationen umfasst. Die Bäume dürften die Großen der Erde darstellen, wie wir es in Daniel 4, 19-22 und Hesekiel 31. 18 sehen. Kein Gericht kann die Erde treffen, ohne dass Gott es erlaubt, denn die Regierung Gottes wird ausgeübt im Blick auf die Segnung Seines Volkes. Die Zahl der Versiegelten ist 144000 aus allen Stämmen Israels, 12 000 aus einem jeden Stamm. Die Zahl versinnbildlicht Vollkommenheit in der Verwaltung oder Regierung. Wie in den Tagen des Elias siebentausend waren, die dem Baal ihre Knie nicht gebeugt hatten, so finden wir hier eine viel größere Zahl, welche das Tier nicht anbeten und sich vor seinem Bilde nicht beugen wird. Diese mögen nicht alle in derselben Zeit gesammelt werden, aber sie sind in dem Ratschluss Gottes zuvorerkannt und dazu bestimmt, für das kommende Reich bewahrt zu werden, so wie Noah und seine Familie durch die Wasser der Flut hindurch bewahrt wurden. Es ist auffallend zu bemerken, dass der Name Dan hier ausgelassen ist, und statt dessen Joseph genannt wird. Sicherlich deutet dies an, dass der Götzendienst, für welchen Dan berüchtigt war, unter dem göttlichen Überrest keinen Platz haben wird. Wir können nicht annehmen, dass Dan nicht am Ende auch herzugebracht wird, denn der Römerbrief sagt uns: „und also wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht: ,Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden`“ (Röm. 11, 26). Joseph andererseits stellt Leiden und Herrlichkeit dar. Nur zwei Stämme werden in dem Lande sein, wenn der Herr Jesus in Seiner Herrlichkeit erscheint zur Befreiung Seines Volkes. Der Thron wird in Macht errichtet werden, bevor die zehn Stämme aus ihrer Verborgenheit herzugebracht sind. Dann werden sie in die Wüste geführt werden, wie auch die Kinder Israel in die Wüste geführt wurden, als sie Ägypten verlassen hatten und bevor sie in das Land Kanaan kamen (siehe Hesekiel 20, 33-38; Jer. 30).

Nach diesem haben wir das Gesicht von der großen Volksmenge aus den Nationen, welche durch die große Trübsal hindurch und aus ihr gerettet werden sollen. Von ihnen wird nicht gesagt, dass sie auf Thronen sitzen sollen, wie die Ältesten, aber sie stehen vor dem Throne und dem Lamm, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmen in ihren Händen. Wir sehen sie nicht im Himmel, aber sie sind dem Throne Gottes nahe, sie haben Zugang zu Ihm im Himmel. Einen ähnlichen Gedanken haben wir in Hebr. 4, 16, wo wir ermahnt werden, mit Freimütigkeit zu dem Throne der Gnade zu nahen. Was wir hier in Offb. 7 lesen, gehört zu einem irdischen Schauplatz und darf nicht vermengt werden mit den himmlischen Heiligen, von denen besonders berichtet wird, dass sie auf ihre Angesichter fallen und der Herrlichkeit Gottes Selbst Huldigung darbringen. Das ganze Kapitel bereitet uns vor auf das, was geschehen soll, indem die Erwählten in den Vordergrund gestellt werden, welche Gott bewahren will während der großen Trübsal, die in der letzten Hälfte der siebzigsten Jahrwoche nach Daniel über den ganzen Erdkreis kommen soll. Sie umfasst einen Zeitraum von vier Jahren. Sie erkennen Gott an als den Gott, welcher rettet, und sind gekennzeichnet durch einen besonderen Platz der Segnung, aber sie sind noch auf der Erde.

Die Engel, die rund um den Thron her stehen, sprechen ihr Amen zu dem Ruf der weißgekleideten Schar, indem sie Gott gegenüber einen siebenfachen Wunsch Seiner Verherrlichung ausdrücken. Aber wir finden bei ihnen, wie schon erwähnt, keine Bezugnahme auf die Erlösung. Sie hatten nicht gesündigt.

Was die gefallenen Engel betrifft, welche gesündigt haben, so sind sie nicht ein Gegenstand des Werkes Christi. „Er nimmt fürwahr sich nicht der Engel an“ (siehe 2. Pet. 2, 4; Jud. ; 1,6 ; Hebr. 2, 16). Dann, als Antwort auf die Verwunderung des Johannes, obwohl wir von ihm keine Frage hören, lesen wir: „Und einer von den Ältesten hob an und sprach zu mir: Diese, die mit weißen Gewändern bekleidet sind, wer sind sie und woher sind sie gekommen?“ (Vers 13). „Und ich sprach zu ihm: Mein Herr, du weißt es.“ In diesen Ältesten haben wir eine Schar im Himmel, die nicht nur von den Auserwählten aus Israel (Verse 4. 8) unterschieden ist, sondern auch von der weißgekleideten Schar aus allen Nationen, Völkern und Sprachen in Vers 9. Diese Ältesten sind die, die der Herr zur Herrlichkeit aufgenommen hat. Sie sind solche, die Sein sind bei Seinem Kommen. Sie schließen die Kirche oder Versammlung ein, umfassen aber auch die Heiligen des Alten Testaments. Sie haben Einsicht in die Dinge Gottes. Dies wird durch Johannes bestätigt, wenn er sagt: „du weißt es“. In der Antwort des Ältesten werden wir nicht im Zweifel darüber gelassen, wer diese sind, die mit weißen Gewändern bekleidet sind. „Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und haben sie weiß gemacht in dem Blute des Lammes“ (Vers 14).

In Bezug auf die Drangsal Israels in ihrem Lande lesen wir von einer Zeit der Drangsal für Jakob. Der Herr Jesus zeigt, dass die Trübsal jener Tage groß sein wird, desgleichen von Anfang der Welt nicht gewesen ist, noch je sein wird. Matth. 24 lässt uns sehen, dass es sich um Judäa handelt, indem von dem Sabbat gesprochen und Judäa als der besondere Schauplatz genannt wird, Hier in Offb. 7 aber sind die, welche aus der großen Drangsal kommen, aus den Nationen. Sie bilden eine besondere Klasse und sind unterschieden von den Heiligen der Regierung im Tausendjährigen Reiche, denen Drangsal unbekannt sein wird, die sich aber in einer bestimmten Stellung vor Gott befinden werden. Natürlich werden sie später die Segnungen des Tausendjährigen Reiches genießen. Das weiße Kleid drückt einen sittlichen  Zustand aus, der ihrer Stellung angemessen ist. Sie hatten praktische Heiligkeit geübt, aber das Blut des Lammes bildete die wahre Grundlage ihrer Segnung. „Darum sind sie vor dem Throne Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt, wird sein Zelt über ihnen errichten“ (Vers 15). Wir sehen sie nicht in der Herrlichkeit des Himmels, aber sie haben ein bewusstes Empfinden davon, dass sie sich vor dem Throne Gottes befinden. Sie stehen in einem deutlichen Gegensatz zu den himmlischen Heiligen, die durch die Ältesten und als auf Thronen sitzend dargestellt werden. Auch der Tempel stellt eine Stätte auf der Erde vor, in welcher sie einen Platz des priesterlichen Dienstes haben. Wie einst die Prophetin Anna haben sie allezeit Zugang zu Gott.  Gott will auch Sein Zelt über ihnen errichten, wie Er es einst über Israel errichtet hat. Das wird ihnen ein Gefühl der Sicherheit geben, so wie es bei Israel der Fall war.

Dann sehen wir die Sorge eines Hirten von seiten des Lammes für sie; das redet von Vergeltung oder Belohnung. Obgleich sie noch auf Erden sind. sind ihre Segnungen doch von der höchsten Art und denen ähnlich, die in dem ewigen Zustand genossen werden. Sie mögen hungrig und durstig gewesen sein, wie die jüdischen Brüder in Matth. 25, 34-40, aber jetzt sind sie völlig gesättigt mit dem lebendigen Brot Gottes. Sie besitzen auch die Quellen lebendigen Wassers, durch die sie für immer erfrischt werden können. Ferner ist Gott geoffenbart als der Gott alles Trostes. Jemand hat gesagt: Gott wollte in den Herzen solcher, die Sein sind, jede Furcht vor Seiner Majestät durch die Gedanken von Milde und Sanftmut zerstreuen. Das Abwischen der Tränen kennzeichnet diese Milde und zarte Sorge Gottes in Bezug auf solche, die die Gegenstände Seiner Liebe sind.

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