Das Buch der Offenbarung

Kapitel 15

Das Buch der Offenbarung

Wir kommen jetzt zu einem neuen Teil dieses Buches. Die Kapitel 15 und 16 zeigen uns den Zorn oder die Rache Gottes über Seine Feinde. Es handelt sich um vorbereitende Gerichte und wir haben in ihnen nicht die Gerichte, die das Lamm persönlich ausführt. Was in diesen beiden Kapiteln berichtet wird, ist nicht eine Fortsetzung von dem, was wir in Kapitel 14 lesen, sondern die Dinge, die hier berichtet werden, laufen gleichzeitig ab. Es mag sein, dass sie nicht zu ein und derselben Zeit beginnen, aber es ist deutlich erkennbar, dass das Ausgießen der Zornschalen während der Zeit stattfindet, wo die Posaunen geblasen werden, denn wie wir schon gesehen haben, führen uns die sieben Posaunen bis zum Kommen des Herrn Jesus. Das Gebiet, das von dem Gericht der Zornschalen betroffen wird, mag ein ausgedehnteres sein, als das der Posaunen, denn wir haben hier keinen Hinweis auf den dritten Teil der Erde wie bei den Posaunen. Wie man richtig gesagt hat, geht es bei diesen Zornschalen mehr um die äußere politische Geschichte der Menschen und ihr Betragen in der Welt, auch können dieselben Dinge in gewissen Fällen sowohl religiöse als auch weltliche Dinge meinen.

Hier, wie auch an anderen Stellen des Buches, finden wir die Treue Gottes gegenüber Seinem Volke, bevor wir die Ausführung der Gerichte haben. Wir werden an die Worte des Herrn Jesus bezüglich Seines Volkes erinnert, dass nicht ein Haar von ihrem Haupte fallen soll, und das wird gesehen werden, obgleich der Treue getötet werden mag, wie es viele von ihnen tatsächlich um ihres Zeugnisses willen treffen wird. Es mag Satan erlaubt werden, durch seine bösen Knechte ihre Leiber zu töten, aber damit endet seine Macht. Hier wird uns der endgültige Ratschluss Gottes bezüglich dieser treuen Heiligen gezeigt, und zwar bevor sie gerufen werden, ihrer Prüfung in den Leiden zu begegnen. In diesem Gericht sieht Johannes „ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meere stehen, und sie hatten Harfen Gottes“ (Vers 2).  Dieses Bild ist zweifellos von dem ehernen Meer des Tempels genommen, aber wir bemerken auffallende Unterschiede. Wir sehen hier weder das Becken von Erz der Stiftshütte, noch das eherne Meer des Tempels, die beide gebraucht wurden, damit die Priester darin die Hände und die Füße wuschen, bevor sie den Gottesdienst im Hause Gottes ausübten, So hat auch der Herr Jesus Wasser in das Waschbecken gegossen und die Füße Seiner Jünger gewaschen, aber in allen Fällen ging es um die Reinigung von irdischer Befleckung. Hier dagegen, in Offb. 15, haben wir ein himmlisches Schauspiel, und ein unveränderlicher Zustand von Reinheit wird uns dort gezeigt, wo nichts beschmutzen kann. Es wird gesagt, dass es mit Feuer vermischt war, wegen der feurigen Drangsal, durch welche solche, die jetzt hier standen, hindurch mussten, während sie auf der Erde waren.

Nach dem, was vor den Augen der Menschen war, waren sie durch, den Feind besiegt worden, aber Gott zeigt sie als Überwinder. Sie waren treu geblieben bis in den Tod. Wer jene sind, um die es sich hier handelt, wird offen gesagt. Es sind die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens. Es kann sich also nicht um Christen handeln, denn sie werden von diesem Schauplatz entrückt, um bei dem Herrn zu sein, bevor der Mensch der Sünde offenbar wird. Es handelt sich vielmehr um den gottesfürchtigen Überrest, der seinem Gott treu bleiben wird, wenn alles um sie her gegen sie ist. Ihr überwinden wird in dreifacher Weise gezeigt. An erster Stelle verweigern sie es, den Forderungen des ersten Tieres Anerkennung zu zollen. Dann werden sie nicht getäuscht durch das Aufstellen des Bildes durch den falschen Propheten, trotz der wirksamen Kraft des Irrtums, durch welche er sie zu betrügen sucht. Als letztes sehen wir die Seite des Kaufens und Verkaufens, die mit der Annahme des Malzeichens des Tieres in Verbindung steht. Viele sind da, die durch die religiösen Täuschungen des falschen Propheten nicht verführt werden würden, die aber nicht standhalten können, wenn es um ihr Leben geht. Sie haben keinen Grundsatz, der sie fähig macht, festzustehen. Alles oder etwas zu verlieren, anstatt nachzugeben, dafür nahmen sie lieber das Malzeichen an, um den Konflikt mit dem Tiere zu verhindern, und so unterwarfen sie sich seinen Forderungen. Dieser Überrest hingegen wird die Forderungen des Tieres nicht anerkennen, noch sich. durch den falschen Propheten täuschen lassen, auch werden sie das Malzeichen des Tieres nicht angenommen haben, selbst nicht um den Preis, ihr Leben dadurch zu retten. Diese, gleich den hebräischen Glaubenszeugen von alters, sind bereit, lieber zu leiden als nachzugeben und manche von ihnen sterben lieber in Treue zu Gott, als dass sie das gutheißen, was sie als falsch erkennen.

Jetzt haben sie einen Platz vor Gott in absoluter Reinheit. Sie haben Harfen des Sieges in ihren Händen, denn Gott hat ihnen den Sieg gegeben. Ein neues Lied ist in ihren Mund gelegt, ein Lobgesang ihrem Gott. In dem Liede sehen wir eine wunderbare Verbindung des Liedes Moses mit dem Liede des Lamms. Das Lied Moses war ein Lied des Triumphes über die Macht des Bösen durch das Gericht Gottes. Das Lied des Lamms ist ein Lied der Erhöhung des verworfenen Messias, des Einen, der gelitten hat gleich denen, die durch Leiden zu gehen hatten, „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger!“ (Vers 3). Hier haben wir wieder den Gott des Alten Testamentes, Jehova, Elohim, Schaddai, Wir haben keine Erwähnung des Namens des Vaters, mit welchem Er den Christen geoffenbart ist. Auch sind es nicht Christen, die dieses Lied singen. Sie werden, wie schon festgestellt wurde, zum Himmel aufgenommen sein, bevor das Tier offenbar wird. Auch sie haben ein Lied zu singen, wie es in dem Lied der Ältesten in Kapitel 5 ausgedrückt ist, aber der Ton ihres Liedes ist ein viel höherer. Die, welche das Lied in Offb. 15 singen, setzen sich ohne Zweifel aus bekehrten Juden zusammen, die dem Herrn selbst bis in den Tod treu gewesen sind, die aber jetzt als solche gesehen werden, die zur Ruhe gebracht und fähig gemacht sind, dieses Lied des Triumphes zu singen, wie es die Kinder Israel am Ufer des Roten Meeres taten, als Gott so wunderbar für sie gestritten hatte. Aber auch sie singen das Lied des Lamms. Hier haben wir eine Vermischung dieser beiden Lieder, erst in Bezug auf die Befreiung von irdischer Bedrückung, und dann in dem Preise der Erhöhung des Lammes. An erster Stelle preisen sie die Werke Gottes, die allen offenbar sind, denn „gerecht und wahrhaftig sind deine Wege“. Diese beiden Dinge sind in Psalm 103, 7 erwähnt. „Er tat seine Wege kund dem Mose, den Kindern Israel seine Taten.“ Da waren die Taten oder Werke, welche Israel kundgetan waren, aber die Wege des Herrn wurden nur von Seinem Knecht Moses verstanden. Das Geheimnis Jehovas ist für die, welche Ihn fürchten.

Das Wort „König der Nationen“ führt hin zu dem nächsten Kapitel, in welchem uns gezeigt wird, dass die Zornschalen dazu bestimmt sind, zum Teil über die Heiden ausgegossen zu werden. Als Christen wissen wir, dass der Herr Jesus der König ist, aber die Schrift spricht niemals von Ihm als von unserem König. Als Knechte sind wir Ihm natürlich unterworfen, aber wir sind bestimmt, mit Ihm zu herrschen. Die Königin eines Landes würde dem König untertan sein, aber sie wird nicht als eine seiner Untertanen betrachtet. Als verbunden mit ihrem Gatten, nimmt sie teil an seiner Herrlichkeit und regiert mit ihm. In derselben Weise bilden wir jetzt schon die Braut und werden als Sein Weib mit Ihm verbunden, bevor Er Sein Königtum antritt und in ihm regiert. Als Könige und Priester sollen wir mit Ihm herrschen, und nicht durch Ihn beherrscht werden. Dann wird gefragt; „Wer sollte nicht dich, Herr, fürchten und deinen Namen verherrlichen? denn du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden“ (Vers 4). Es ist darauf hingewiesen worden, dass hier zwei Wörter gebraucht sind, um Heiligkeit auszudrücken. Wir finden hier das, was absolute Absonderung vom Bösen bedeutet wie in Offb. 4, wo wir lesen: „Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger“, und dies Wort ist allgemein in diesem Sinne gebraucht, aber hier in Offb. 15 bedeutet Heiligkeit auch Gnade, so dass wir hier einen ganz anderen Gedanken haben. Hier ist Er dargestellt als der allein Heilige, der voll Gnade ist. Der Geist Gottes befähigt sie, nach dem Ende hinzublicken, nach der tausendjährigen Herrlichkeit. „Alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.“ In Jes. 26,9 lesen wir: „Wenn deine Gerichte die Erde treffen, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises. Wird dem Gesetzlosen Gnade erzeigt, so lernt er nicht Gerechtigkeit“. Manche haben den Gedanken gehabt, dass Gottes Liebe und Gnade, wie sie den Christen jetzt bekannt sind, am Ende sich ausbreiten und die Erde füllen würden, so dass so das Evangelium triumphieren und die ganze Welt zur Bekehrung bringen würde. Es ist ein Jammer um die eitlen Hoffnungen der Menschen, mögen sie noch so aufrichtig sein. Die Kriege der letzten Jahrzehnte sollten alle diese Hoffnungen vertrieben haben. Die Welt, als Ganzes, ist schon gerichtet und muss ins Gericht gebracht werden, bevor sie endlich zu Segnungen gebracht wird. Das Böse wird, nachdem die Versammlung die Erde verlassen hat, zu Höhen anschwellen, wie sie nie zuvor erreicht worden sind, und die Macht des Bösen muss mit einem überwältigenden Gericht unterdrückt werden, bevor ein wahrer und dauernder Friede auf Erden kommen kann. Die Masse der Menschen wird unter das Gericht Gottes kommen, und nur der Überrest der Völker wird endlich zu der wahren Busse vor Gott gebracht werden und damit zu den endlichen Segnungen. Dementsprechend werden die endgültigen Resultate gezeigt, bevor die Gerichte tatsächlich geschehen.

„Und nach diesem sah ich: und der Tempel der Hütte des Zeugnisses in dem Himmel wurde geöffnet“ (Vers 5). In Kap. 11,19 hatten wir den Öffner des Tempels im Himmel mit der Offenbarung der Bundeslade. Dort erblickten wir die Bürgschaft für die Treue Gottes gegenüber Seinem irdischen Volke, aber in Kapitel 15 wird die Bundeslade nicht geschaut. Hier handelt es sich mehr um die Feinde des Volkes Gottes, und der Tempel wurde geöffnet, um den Zorn Gottes gegen sie zu offenbaren. Sieben Engel werden gesehen, welche aus dem Tempel kommen. Sie sind mit dem Grimm Gottes erfüllt, von  dem in Vers 1 gesprochen ist. Es ist ein vollkommenes Gericht, vollkommene Feierlichkeit. Sie sind mit reinem, glänzendem Linnen bekleidet, was ihre fleckenlose Reinheit und Unschuld in den Augen Gottes darstellt. Jemand hat gesagt: „Es ist das, was Babylon hätte kennzeichnen sollen, was ihr aber in beklagenswerter Weise fehlt. Die goldenen Gürtel sprechen von einem Dienst, der in vollkommener Gerechtigkeit ausgeübt wird.“

„Und eines der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll des Grimms Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Vers 7). Dies spricht von der richtenden Macht Gottes in der Schöpfung, aber wir haben noch keine Offenbarung des Lammes. Die Zornschalen weisen hin auf die Gefäße, die für die Darbringung der Trankopfer gebraucht wurden, aber jetzt werden sie gebraucht für die Ausgießung des Grimms Gottes. Wenn Gott sich selbst in der Fülle Seines Zorns offenbart, wer vermag dann m Seiner Gegenwart zu stehen? Kein Priester hat hier jetzt einen Platz, noch finden wir hier irgendeine Fürbitte für die Schuldigen. Es ist wahrlich furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, und so werden die Menschen empfangen, was sie verdient haben, wenn der Zorn Gottes sie treffen wird. Dieser Zorn bleibt auf solchen, die sich weigern, jetzt in dieser Zeit an Christum zu glauben; aber ein Tag kommt heran, an welchem er in überwältigendem Gericht herabfallen und die schuldigen Menschenkinder treffen wird.

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