Botschafter des Heils in Christo 1885

Was ist die Wahl deines Herzens?

Darf ich dich fragen, mein lieber Leser, auf welche von all den Dingen und Gegenständen, die sich dir im Lauf der Jahre dargeboten haben, die Wahl deines Herzens gefallen ist? Sind es die Vergnügungen und Freuden dieser Welt? Ist es Geld, Ehre, ein einträgliches Geschäft oder etwas dergleichen? Ist es eine geachtete oder gar glänzende Stellung in der menschlichen Gesellschaft? Ist es Religiosität und äußere Frömmigkeit, oder – ist es Christus? Das Herz Gottes ist auf Ihn allein gerichtet. Er findet seine Wonne an Jesu, seinem geliebten Sohn, wie Er einst sein ganzes Wohlgefallen an Ihm fand, als Er hienieden wandelte. Die Welt kannte Ihn nicht. Sie sagte: „Das ist der Erbe; kommt, lasst uns Ihn töten!“ Sie sah keine Schönheit, nichts Begehrliches und Anziehendes in Ihm. Seine gnädigen Worte, die Taten seiner Liebe, die Zärtlichkeit seines Herzens hatten keinen Reiz für die Menschen der damaligen Welt. Ihre Wahl fiel nicht auf Ihn, sondern auf Barabbas. „Weg mit Ihm! Kreuzige Ihn!“ das waren ihre Worte dem Herrn des Himmels gegenüber. Wie ernst ist das! Und das Herz des natürlichen Menschen hat sich seit jener Zeit nicht verändert. Deshalb möchte ich dich in aller Liebe fragen: Worauf ist dein Herz gerichtet! Woran findest du deine Freude? Was ist der Gegenstand deiner Wahl? Du kannst unmöglich zwei Herren dienen. Entweder muss es Christus sein, oder es ist etwas außer Ihm.

Und bedenke wohl, dass du, indem du das Eine erwählst, das Andere notwendigerweise verwirfst. Die Menschen, welche damals Barabbas erwählten, verwarfen Christus. So ist es stets. Ein jeder Mensch wählt und verwirft. Die ernste Frage ist daher: Was wählst, und was verwirfst du? Der Herr musste in den Tagen seines Fleisches den Menschen um Ihn her sagen: „Ihr wollt nicht zu mir kommen, auf dass ihr das Leben habt.“ Sie verwarfen Christus und damit das ewige Leben.

Mein Leser, kennst du Jesus, den Sohn Gottes? Ich frage nicht, ob du religiös bist und dich zu dieser oder jener Religionsgemeinschaft bekennst. Nein, ich frage: Ist Er der Gegenstand der Wahl deines Herzens? Ist Er auch für dich der Ausgezeichnete vor Zehntausenden, an welchem alles für deine Seele sehr köstlich ist? Kannst du von Ihm sagen, wie die Braut im Hohelied: „Das ist mein Geliebter, ja, das ist mein Freund?“ Es wird der Fall sein, wenn Er wirklich der Gegenstand der Wahl deines Herzens ist, wenn du Ihn als deinen Heiland aufgenommen und an Ihn geglaubt hast, als den, welchen Gott als eine Sühnung für unsere Sünden in die Welt gesandt hat.

Ja, mein Freund, was wählst, und was verwirfst du? Mose, der Mann des Glaubens, verwarf die Ehre der Welt und die zeitliche Ergötzung der Sünde. Und warum? Weil er etwas Besseres besaß. Als ein Mann des Glaubens wollte er sich lieber mit den verachteten und bedrückten Israeliten eins machen, weil sie das Volk Gottes waren, als an dem königlichen Hof des Pharaos mit Ehren und Würden überhäuft zu werden. Er wählte lieber, „mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben, indem er die Schmach Christi für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung“ (Heb 11,25–26). Er wusste, dass Gott denen, die Ihn suchen, ein Belohner ist; und dies ist der Grundsatz, durch welchen sich der Glaube stets bei seiner Wahl leiten lässt.

Welche Wahl hast du getroffen, mein Leser? Hast du die sündigen Vergnügungen der Welt gewählt, oder Christus? O bedenke doch, dass der Gott aller Gnade heute noch die frohe Botschaft seines in Christus vollbrachten Heils allen, ja selbst dem vornehmsten der Sünder, verkündigen lässt. Ob auch Tausende und Millionen seine Gnade verwerfen, so ist Er doch noch nicht müde geworden, einzuladen und jedem bußfertigen Sünder Vergebung und Frieden anzubieten, und zwar durch den Glauben an das kostbare Blut Christi. Doch die Zeit der Gnade eilt ihrem Ende zu. Hüte dich, dass du nicht dereinst zu der Zahl derer gehörst, welche die schrecklichen Worte aus dem Mund des Herrn vernehmen müssen: „Weil ich gerufen, und ihr euch geweigert, meine Hand ausgestreckt, und niemand darauf geachtet hat, und ihr verworfen habt all meinen Rat, und meine Zucht nicht gewollt, so will auch ich bei eurem Untergang lachen; ich will spotten, wenn euer Schrecken kommt“ (Spr 1,24–26). Möchte sich doch jeder unbekehrte Leser dieser Zeilen bitten lassen, seine Wahl heute noch zu treffen, und möchte es die glückliche, gesegnete Wahl sein! Das Werk der Erlösung ist vollbracht, das Blut der Versöhnung geflossen – alles ist bereit für einen jeden, der mit Ernst und Aufrichtigkeit seine Zuflucht zu Jesu nimmt.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel