Botschafter des Heils in Christo 1885

Einige Worte über die Feier des Abendmahls nach der Schrift - Teil 2/3

Wenn nun der Auferstehungstag unseres Herrn uns die Vollendung seines Erlösungswerkes vergegenwärtigt und der erste Wochentag uns deshalb mit unseren Miterlösten zusammenführt, um gemeinschaftlich seiner Liebe zu gedenken, so ist es besonders sein Tod, in welchem diese Liebe sich in unvergleichlicher Weise offenbart hat. Deshalb wird der Mittelpunkt unserer Anbetung und der Feier dieses Tages die „Verkündigung des Todes des Herrn“ sein, und unsere Liebe zu Ihm wird eine hohe Genugtuung darin finden, der Aufforderung seiner Liebe zu uns zu entsprechen: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Wie der allwöchentlich wiederkehrende erste Wochentag, als der „Tag unseres Herrn“, den Mittelpunkt unserer Tage auf der Erde bildet, so ist die Verkündigung seines Todes der Mittelpunkt unserer Tätigkeit hienieden, so wie später in der Herrlichkeit die Anbetung des geschlachteten Lammes unsere himmlische Beschäftigung ausmachen wird, nach Offenbarung 5,8–11. Wie herrlich wird es sein, wenn einst die unter dem Bild der 24 Ältesten dargestellte Gesamtheit der Erlösten vor dem Lamm niederfällt und sein Lob besingt! Jetzt auf der Erde schon dasselbe tun zu können, was wir in der Herrlichkeit tun werden, ist fürwahr die höchste Tätigkeit, die wir auszuüben vermögen, weit erhaben über aller irdischen Beschäftigung. Und wie einst in der Herrlichkeit alle unsere Bedürfnisse gestillt sein werden und nur eins unsere Herzen erfüllen wird: Ihn anzubeten, so sollte auch am Tisch unseres Herrn, wo das Glaubensauge die Beweise vor sich sieht, wie vollkommen seine Liebe für uns gesorgt hat, kein anderes Bedürfnis kund werden, als das eine: „Dem, der uns liebt“, aus dankbarem Herzen die Anbetung darzubringen.

Wenn wir Ihn lieben, der uns zuerst geliebt hat, so werden wir uns freuen, eine Gelegenheit zu haben, wo wir seiner in besonderer Weise gedenken und uns selbst mit unseren Bedürfnissen vergessen dürfen. Seine Aufforderung, an seinem Tisch seiner zu gedenken, kommt dem Bedürfnis unserer Liebe entgegen; die Liebe denkt nicht an sich, sondern an den geliebten Gegenstand. Und dieser Gegenstand steht hier allein vor unseren Blicken. Was sollte dieselben auch noch anziehen können neben der Herrlichkeit des Gekreuzigten, der in seinem Tod alles offenbart hat, was in Gott ist: Seine Heiligkeit, seine Gerechtigkeit gegen die Sünde, seine Liebe zu dem Sünder, die ihm dort in überströmender Gnade begegnete, seine göttliche Majestät, Kraft und Weisheit, vor allem aber unseres Heilands Liebe zu uns, die stärker war als der Tod, in welchen Er für uns hinabstieg, stärker als das Feuer des Gerichts, dem Er sich an unserer statt überlieferte, um als Brand– und Sündopfer von demselben verzehrt zu werden! Der Kreuzestod Jesu ist der Mittelpunkt aller Ratschlüsse und Wege Gottes, der Glanzpunkt seiner eigenen Herrlichkeit. Alle Ewigkeiten und Zeiten vor diesem Tod blickten nach Golgatha hin (Tit 1,2), alle Opfer des alten Bundes waren Schatten und Vorbilder dieses einen Opfers; seitdem es dargebracht ist, blicken alle Zeiten und Ewigkeiten dahin zurück; die ganze Weltordnung Gottes knüpft sich an die wunderbare Tatsache des „Todes des Herrn“ (Phil 2,7–11; Kol 1,13–22; Eph 1,7–10.20–23 usw.). Das „geschlachtete Lamm“ ist der Gegenstand der Anbetung in der Ewigkeit, sowohl der Erlösten, als auch aller himmlischen Heerscharen und aller „Kreatur, die in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde ist, und die ans dem Meer sind und alles, was in ihnen ist“ (Off 5,8–14). Und wenn nun auch wir am Tisch des Herrn zurückblicken auf die wunderbare Tatsache seines Todes, und noch dazu, als für uns geschehen, wie könnte da noch Raum für etwas anderes bleiben, als für die Anbetung Wollten wir unsere persönlichen Bedürfnisse hier vorbringen, so würden wir damit zu erkennen geben, dass der große Gegenstand, der uns zusammengeführt hat, unsere Herzen nicht erfüllt, dass wir uns nicht zu erheben vermögen über den niedrigen Kreis, in welchem wir selbst und unsere Bedürfnisse den Mittelpunkt bilden.

Wir feiern das Abendmahl nicht, um etwas für uns zu empfangen, sondern um dem Herrn das darzubringen, was Ihm gebührt; nicht um unserer vor Ihm zu gedenken, sondern um seiner zu gedenken. Gewiss wird es gesegnet und eine Freude für unsere Herzen sein, wenn wir uns versenken in das Meer der Liebe, welches wir in dem Tod Jesu vor uns ausgebreitet sehen; aber nicht der Segen und Genuss ist der Zweck, sondern das Lob, welches aus glücklichen Herzen Ihm dargebracht wird. Der Herr erinnert bei seinem Abschied die mit sich selbst und ihrer Trauer beschäftigten Jünger daran (Joh 14,28), dass, wenn sie Ihn liebten, ihre Herren mit Ihm und dem Glück, welchem Er entgegenging, beschäftigt sein würden. So geziemt es sich auch für uns am Tisch des Herrn, im Ausblick zu unserem verherrlichten Herrn, mit hoher Genugtuung daran zu gedenken, dass Er, der für uns den schrecklichen Pfad der Leiden des Todes, als Gericht über unsere Sünden, gegangen ist, jetzt mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt zur Rechten des Vaters sitzt – anstatt mit uns und den Mühen unseres Pilgerlaufs beschäftigt zu sein. Wir sehen aus der oben angeführten Stelle, dass der Herr dies von uns erwartet.

Ebenso geht aus den Worten des Herrn: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“, deutlich hervor, dass es der Wunsch seines Herzens ist, dass die Seinen sich um den Tisch versammeln, den seine Liebe ihnen bereitet hat. Wenn Er ferner in Lukas 22,15 sagt: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu essen, ehe ich leide“, so erkennen wir daraus das Bedürfnis seines Herzens, sich von den Seinen umgeben zu sehen, wenn Er, als das wahre Passahlamm, in ihrer Mitte sie daran erinnert, dass sein Leib und sein Blut für sie geopfert worden sind. Wie verwerflich würde es demgegenüber sein, wenn wir das Verlangen seines Herzens schnöde missachten und aus Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, Bequemlichkeit, oder aus Gründen, die mit sündigen und weltlichen Wegen zusammenhängen, von seinem Tisch fernbleiben wollten. Wir können darauf rechnen, dass Er nie fehlt in der Mitte der Seinen. Es ist sicher eine Betrübnis für sein Herz, wenn so viele ihren gesegneten Platz an seinem Tisch, einen Platz, den Er ihnen durch die Vergießung seines eigenen Blutes erworben und bereitet hat, nicht einnehmen. Er braucht auch nicht zu fragen: „Weshalb fehlen sie?“ Er kennt ihre Gründe genau, und sein Auge verfolgt sie auf ihren Wegen. O, möchte doch jeder Gläubige treu den Platz einnehmen, auf dem sein Herr ihn zu sehen wünscht! Denn mehr als unsere stammelnden Worte es vermögen, verherrlicht den Herrn die Tatsache, dass Er um seinen Tisch ein glückliches Volk versammelt sieht, eine Schar durch sein Blut erlöster Sünder, als „die Frucht der Mühsal seiner Seele.“ So wird auch in der Herrlichkeit die wunderbare Tatsache, dass wir, die einst Verlorenen, dort seinen Thron als die nächsten umgeben, in weit höherem Maß den Reichtum seiner Gnade und Liebe preisen, als selbst das vollkommene Lob, welches wir dort mit verherrlichten Lippen Ihm von Ewigkeit zu Ewigkeit darbringen werden. Seine eignen Werke sind seine höchste Verherrlichung; auch wir, als in Ihm begnadigte Kinder Gottes, sind sein Werk. Und wenn Er uns als solche, als die geliebte Familie Gottes, um seinen Tisch versammelt, so ist eine solche Versammlung in der Tat ein lebendiges Zeugnis von der Vollkommenheit seines Erlösungswerkes. Wenn wir dafür ein Verständnis haben, so wird uns jede wirkliche Verhinderung, dort unseren Platz einzunehmen, schmerzlich sein. Dagegen ist der Gedanke, dass Er selbst so vollkommen für seine Verherrlichung gesorgt hat, indem Er erlöste Sünder um sich sammelt, tröstlich für unsere Herzen, wenn wir fühlen, wie arm und schwach die Ausdrücke unserer Anbetung sind. 2.: Nachdem wir uns im Vorhergehenden hauptsächlich beschäftigt haben mit dem zusammenkommen der Gläubigen „am ersten Wochentag, um Brot zu brechen“, bleiben uns von dem, was wir in der Schrift über das Abendmahl finden, noch die Belehrungen des Apostels Paulus über diesen Gegenstand in 1. Korinther 10,16–17 und 11,20–34 zu betrachten übrig. Der in mancher Beziehung, traurige geistliche Zustand der Versammlung Gottes in Korinth gab dem Heiligen Geist durch den Apostel Veranlassung zu diesen, für die Gläubigen aller Zeiten wichtigen und wertvollen Belehrungen. Wir ziehen somit Nutzen selbst aus den an und für sich höchst bedauernswerten Fehlern der Korinther. Was der Apostel ihnen schrieb, ist auch geschrieben worden zur Ermahnung für uns in diesen letzten bösen Tagen. Möchten wir uns denn diese ernsten Ermahnungen zur Belehrung und Unterweisung dienen lassen!

Das, was der Apostel in erster Linie bei den Korinthern zu rügen hatte, waren die Spaltungen unter ihnen in verschiedene Parteien, die schon so ausgeprägt waren, dass sie sich nach besonderen Namen benannten. Das war der Anfang des Nebels, welches jetzt die Kirche Christi auf Erden in eine Unzahl von größeren und kleineren Parteien, die sich alle verschiedene Namen beilegen, zerspalten hat; wir haben schon bei Gelegenheit der Betrachtung des gesegneten Zustandes der ersten Versammlung in Jerusalem davon gesprochen. Dieser Wirksamkeit Satans gegenüber, die darin bestand, die sichtbare Einheit des Leibes Christi zu zerstören, war damals noch die apostolische Autorität und Macht vorhanden, die dem Übel kräftig steuerte. Nach der Apostel Zeit aber hat das Verderben wie ein reißender Strom alle Dämme durchbrochen und die ganze Christenheit überschwemmt. Und was das Traurigste ist, man begegnet selbst bei Gläubigen nicht selten der Meinung, dass es gerade so richtig sei, indem durch die mancherlei Parteien eine Mannigfaltigkeit in der Einheit, verschiedene Truppengattungen eines Heeres usw. dargestellt würden. Wie verschieden davon ist das Urteil des Apostels über den Anfang dieses Zustandes in Korinth! Er sagt in 1. Korinther 1,13: „Ist der Christus zerteilt? Ist Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf Paulus Namen getauft worden?“ und er nennt sie in Kapitel 3,1–4: „Fleischliche und nicht Geistliche“, die in Eifer und Streit nach Menschenweise wandelten; „denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere aber: ich des Apollos, seid ihr nicht menschlich?“ „Menschlich“ ist hier gleichbedeutend mit „fleischlich“, denn der natürliche Mensch ist Fleisch; „die aber, welche im Fleisch sind, können Gott nicht gefallen“ (Röm 8,8). Die Gläubigen sind nach Römer 8,9 „nicht im Fleisch, sondern im Geist.“ Wie können nun aber Gläubige solche Urteile aussprechen und eine solche Stellung einnehmen, die der Heilige Geist durch Paulus „fleischlich“ nennt? Sind sie wirklich im Geist, so sind sie auch verpflichtet und dafür verantwortlich, in Übereinstimmung mit dem Heiligen Geist zu urteilen und demgemäß ihre Stellung zu nehmen, das heißt also in Bezug auf den uns hier beschäftigenden Gegenstand: Die Parteiungen zu verurteilen, die Parteistellung zu verlassen und „mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“ (2. Tim 2,20–22), „sich zu befleißigen, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Eph 4,3).

Dieser böse Geist der Parteiungen, der die Glieder des einen Leibes, des Leibes Christus, zertrennt, der den der Liebe, in welchem die Gnade sie untereinander und mit ihrem himmlischen Haupt verbunden hat, in, seiner Wirksamkeit hemmt, war der Sauerteig, welcher das ganze christliche Leben der Korinther durchdrang (Und in welch erschreckendem Maß ist dies jetzt unter den Gläubigen der Fall!). Auch auf ihr zusammenkommen und die Feier des Abendmahls des Herrn übte dieser Geist seinen verderblichen Einfluss aus. Der Apostel musste ihnen schreiben: „Wenn ihr in der Versammlung zusammenkommt, höre ich, es seien Spaltungen unter euch“ (Kap, 11,18), und: „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Abendmahl essen. Denn ein jeder nimmt sein eigenes Abendmahl vorher beim Essen, und einer ist hungrig, der andere aber ist trunken“ (V 20–21). Parteiungen oder Spaltungen sind stets ein Ausfluss der Selbstsucht des menschlichen Herzens, eine Frucht der Wirksamkeit des alten Ichs, welches nur etwas für sich sucht, während doch der Christ dem alten Menschen nach im Tod Christi sein Ende gefunden hat und, in dem auferstandenen Christus lebendig gemacht, ein Glied des aus allen Gläubigen gebildeten Leibes des himmlischen Hauptes ist, wo jedes Glied der Gesamtheit des Leibes zu dienen hat. Diese große Fundamentalwahrheit wurde durch die Korinther nicht verwirklicht, weder in Bezug auf die Einzelnen – denn sie handelten nicht dem neuen, sondern dem alten Menschen gemäß, nämlich fleischlich – noch in Bezug auf die Gesamtheit, denn sie erkannten die Zusammengehörigkeit der Glieder des einen Leibes so wenig an, dass sie sich nicht allein in verschiedene Parteien spalteten, sondern sogar beim Abendmahl „ein jeder sein eigenes Abendmahl“ nahmen; das war dann freilich nicht des Herrn Abendmahl.

Der Apostel belehrt sie deshalb (1. Kor 10,16–17), dass gerade der Tisch des Herrn das bedeutungsvollste Zeugnis für die Einheit des Leibes Christi sei, indem jedes Glied desselben teilhaftig sei des einen Brotes, welches „die Gemeinschaft des Leibes des Christus ist“, und des Kelchs, welcher „die Gemeinschaft des Blutes des Christus ist.“ Wer durch den Glauben teil hat an seinem Tod und dieser wunderbaren Wahrheit Ausdruck gibt durch das Genießen des uns von dem Herrn dargebotenen gesegneten Brotes und Kelchs, bezeugt dadurch, dass er mit allen übrigen Gläubigen gemeinschaftlich teil hat an demselben Gegenstand, dem für uns hingegebenen Leib des Herrn. Die Gemeinschaft der vielen mit ein und demselben Gegenstand aber verbindet sie untereinander zu einem Körper. „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle sind des einen Brotes teilhaftig.“ Wir können deshalb nicht das Abendmahl des Herrn feiern, ohne dadurch unsere Gemeinschaft mit dem Herrn und mit allen, die mit uns durch den Glauben in seine Gemeinschaft gebracht sind, auszudrücken. Das Brotbrechen ist seiner Natur nach der Ausdruck der Einheit des Leibes.

In welchem Widerspruch stand damit die Art und Weise, wie die Korinther dieses Mahl der Einheit feierten, indem jeder von ihnen für sich sein eigenes Abendmahl nahm, und indem ihre Herzen erfüllt waren mit Zwietracht und Spaltungen! Der Heilige Geist war in ihrer Mitte in hohem Maß betrübt; denn Er verbindet, wie wir bei der Versammlung in Jerusalem gesehen haben, die Gläubigen zu einem Herzen und zu einer Seele, und nach 1. Korinther 12,12–27 sind sie durch seine mächtige Wirksamkeit alle zu einem Leib, dem Leib Christi, vereinigt. Das Verhalten der Korinther aber war eine schroffe Missachtung der Wirksamkeit des Heiligen Geistes. Und ist das Verhalten der meisten Christen in Bezug auf das Abendmahl in unseren Tagen wohl ein besseres? Im Gegenteil. Die Spaltungen sind heute nicht bloß in den Herzen, sondern sie sind öffentlich anerkannt und werden sogar gutgeheißen. Zahllose Parteien versammeln sich um ihren eignen Tisch, von welchem die Glieder einer anderen Partei ausgeschlossen sind. Wo bleibt da in dem Brotbrechen der Ausdruck der Einheit des Leibes? Ach, wie völlig ist das Zeugnis des Heiligen Geistes beiseitegestellt und durch menschliche Einrichtungen und Satzungen ersetzt worden! Doch wie damals der Heilige Geist in Gnaden durch den Apostel die Korinther zurecht zu führen suchte, so ist Er auch heute durch das von Ihm eingegebene geschriebene Wort bemüht, die Gläubigen zu belehren und die Aufrichtigen zur Unterwerfung unter dasselbe und zur Befolgung seiner Unterweisungen zu leiten. Bereits haben Tausende von Gläubigen in fast allen Ländern der Erde, der Belehrung durch das Wort folgend, ihren früheren Platz in einer Partei verlassen und versammeln sich dem Wort gemäß mit gleichgesinnten Gläubigen außerhalb der Parteien an jedem ersten Wochentage um den Tisch des Herrn, im Geist verbunden mit allen Gläubigen auf der Erde, wo sie auch sein mögen, und so ihrer Zusammengehörigkeit mit ihnen allen, als den Gliedern eines Leibes, Ausdruck gebend. Keine Umzäunung menschlicher Satzungen trennt sie von den übrigen Gläubigen; sie betrachten den Tisch, um welchen sie sich versammeln, nicht als den ihrigen, worüber sie zu verfügen haben, sondern als den Tisch ihres Herrn, an welchen alle die seinigen gehören, sofern sie keinen anstößigen Lebenswandel führen (1. Kor 5,11; Röm 16,17) oder falschen Lehren anhängen (Tit 3,10; 2. Joh 1,10). Für alle in Lehre und Wandel lauteren Gläubigen ist der Platz an diesem Tisch offen, und wenn viele von ihnen denselben auch noch nicht einnehmen, indem sie aus Mangel an Licht oder Treue ihren altgewohnten Platz in einer Partei beibehalten, so hindert das die sich dort Versammelnden nicht, sich mit ihnen zu einem Leib verbunden zu fühlen. Möchten in diesen letzten Tagen, wo die Ankunft des Herrn so nahe ist, die Gläubigen mit erhöhter Sorgfalt prüfen, ob sie äußerlich und innerlich den Platz einnehmen, auf welchem ihr Herr sie zu finden wünscht! Eine aufrichtige Seele wird für diese Prüfung Helles, unzweideutiges Licht in dem geschriebenen Worte finden.

Doch möchten auch diejenigen, die der Belehrung des Wortes gefolgt sind, indem sie der Einheit des Leibes am Tisch des Herrn außerhalb der Parteien Ausdruck geben, über die Gefühle ihrer Herzen wachen, dass dieselben stets in Übereinstimmung bleiben mit dem Zeugnis, welches sie ablegen. Der Feind, der zu allen Zeiten das Zeugnis der Wahrheit zu verderben gesucht hat, indem er in den Herzen derer, welche die Wahrheit bekannten, etwas hervorrief, was mit ihrem Bekenntnis im Widerspruch stand, wird es nicht unterlassen, auch jetzt in den Herzen derer, welche den Parteien entsagt und zu dem Bekenntnis der Einheit zurückgekehrt sind, Gefühle zu erwecken, welche sie, wenn sie denselben Raum geben, dahin führen, unter den Gläubigen einen bösen Unterschied zu machen. Dann sind sie in Gefahr, wenigstens in ihren Gefühlen mit den gleichgesinnten Gläubigen eine neue Partei zu bilden, oder aber neue Spaltungen unter ihnen hervorzurufen. Gefahren gibt es bis ans Ende, denn das menschliche Herz ist heute nicht anders, als zurzeit des Hananias und der Saphira oder der Korinther, und der Versucher hat sich auch seitdem nicht geändert. Die Aufrechthaltung der Wahrheit, dass alle Gläubigen auf der Erde, ohne Unterschied, zusammengehören, als die Glieder des einen Leibes Christi, ist eine der wichtigsten Grundlagen des ganzen christlichen Lebens. Damit steht oder fällt die Anerkennung des Werkes des Heiligen Geistes und seiner Wirksamkeit in der Versammlung (oder Gemeinde) auf der Erde, so wie die Anerkennung der Autorität des geschriebenen Wortes. Der Tisch des Herrn aber ist der Mittelpunkt des Zeugnisses von der Einheit des Leibes (Schluss folgt).

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