Botschafter des Heils in Christo 1879

"Ein Mensch in Christus"

Der Brief an die Epheser betrachtet Jesus, obgleich er Ihn selbstverständlich als den ewigen Sohn anerkennt, gewöhnlich in einem anderen Charakter. Wir lesen in Philipper 2,6–11, dass Er, obgleich „Er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und in seiner Stellung wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte und gehorsam ward bis zum Tod, ja, zum Tod des Kreuzes. Darum hat Ihn auch Gott hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeglichen Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jegliches Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jegliche Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ Wir sehen hier, wie dem Herrn eine Herrlichkeit zugeteilt wird, nicht in Folge seines Gleichseins mit Gott, sondern in Folge seiner Selbsterniedrigung, indem Er in seiner Stellung wie ein Mensch erfunden und gehorsam wurde bis zum Tod. Als Gott gehörte alle Herrschaft und Herrlichkeit Ihm, und als solcher kann Ihm nichts gegeben werden. Aber als Mensch hatte Er sich freiwillig von allem entkleidet, indem Er den niedrigsten Platz einnahm und sich selbst der Macht des Todes unterwarf um die Gnadenratschlüsse Gottes auszuführen. Die gerechte Antwort Gottes auf diesen Gehorsam und diese Unterwürfigkeit war die Erhöhung des Herrn in demselben Charakter, in welchem Er sich erniedrigt hatte; Er gab dem Menschen „Jesus“ einen Namen, vor dem sich jedes Knie beugen soll, und Er zwingt jede Zunge zu dem Bekenntnis, dass Er Herr ist.

In diesem Charakter nun wird Jesus in dem Brief an die Epheser gewöhnlich dargestellt, und dies gibt Gelegenheit zur Enthüllung zweier großer Geheimnisse, die bis dahin in den Ratschlüssen Gottes vor Grundlegung der Welt verborgen gewesen waren. Das erste dieser Geheimnisse ist, dass Gott „alles unter ein Haupt zusammenbringen“ will in dem Christus, „das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist“ (Kap 1,10). Dies ist eine ausgedehnte Erweiterung der im Alten Testament prophezeiten Herrlichkeiten des Messias und zeigt die Würde, welche Jesus durch seine Erniedrigung erlangt hat – den erhabenen „Namen“, der Ihm wegen seines Gehorsams „bis zum Tod, ja bis zum Tod des Kreuzes“ gegeben ist. Das zweite Geheimnis ist, „dass die aus den Nationen Miterben sein sollten und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner (Gottes) Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium“ (Kap 3,6). Dies beweist das völlige Aufschieben der irdischen Ratschlüsse Gottes, während Er ein neues Volk einführt. In diesem neuen Volk verschwindet der Unterschied zwischen Jude und Heide gänzlich; beide werden zusammen auf ein und denselben Boden gestellt. Zugleich ist es kein irdisches Volk; denn, obwohl noch in der Welt, sind die Glieder desselben „gesegnet mit aller geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“, ja sie sind sogar zubereitet, um jetzt schon „mit zu sitzen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“ Ihr unterscheidendes Merkmal ist, dass sie „in Christus“ gesehen werden und in Ihm angenommen sind.

Die beiden Geheimnisse sind daher die Ratschlüsse Gottes, und zwar betrifft das Erste die völlige Herrlichkeit des Herrn Jesus und das Zweite die Segnung der Seinen, die aufs engste mit Ihm verbunden sind. Die Entfaltung dieser beiden Geheimnisse ist der große Gegenstand der ersten Hälfte der Brief. Es tritt daher nicht die dem Sünder gleichsam zugewandte Seite des Versöhnungswerkes in den Vordergrund, wie in dem Brief an die Römer, sondern die Seite Gottes. Im Römerbrief wird der Sünder in seiner bösen Natur betrachtet, und das Kreuz wird zu seiner Befreiung eingeführt. Im Brief an die Epheser werden die Ratschlüsse Gottes enthüllt und der Gegenstand der Erlösung und die Segnung der Erlösten in Verbindung mit Christus vorgestellt. Der Brief an die Römer hat das Bedürfnis des Menschen zu ihrem Ausgangspunkt und endet mit der Gnade Gottes; der Epheserbrief geht von der Gnade Gottes aus zu dem Bedürfnis des Menschen hin. Der Eine zeigt, auf welche Weise Gott gerecht sein kann, wenn Er den Sünder rechtfertigt und befreit, der Andere, wie das Bedürfnis des Sünders Gelegenheit zur Entfaltung der Weisheit und Gnade Gottes gibt. In dem Römerbrief wird der Sünder daher dargestellt als lebend im Fleisch, und der Tod wird eingeführt als das Mittel zu seiner Befreiung, während im Epheserbrief der Sünder betrachtet wird als geistlich tot, tot in Sünden und Übertretungen, und sich die lebendig machende Kraft Gottes darin zeigt, dass sie ihn aus diesem Zustand auferweckt und mitsitzen lässt in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.

Der Brief beginnt daher mit Danksagungen für die Stellung, welche der Gläubige jetzt in Christus hat. Es handelt sich nicht darum, in wie weit er die Vorrechte und Segnungen, die ihm zu Teil geworden sind, versteht oder genießt. Hierin mag es große Unterschiede geben, in den Segnungen und Vorrechten selbst aber gibt es keine. Das Kind in Christus steht in dieser Beziehung ganz gleich mit dem Jüngling und dem Vater, denn alle drei sind „in Christus“ und im Besitz der vollen Segnung dieser Stellung. Alle Gläubigen sind „gesegnet mit aller geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“, und „in Ihm auserwählt vor Grundlegung der Welt, dass sie heilig und tadellos seien vor Ihm in Liebe“; alle sind „zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus“ für Gott „nach dem Wohlgefallen seines Willens“ und sind daher „zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, womit Er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ (Kap 1,3–6). Dies sind die Vorrechte, obgleich die sehr ungleich genossenen Vorrechte aller Gläubigen, als gesehen in Christus, gerade so wie das Fundament, auf welchem alles ruht, „die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (V 7), das gemeinsame Teil aller Heiligen ist. Es sind keine zukünftigen, sondern gegenwärtige Vorrechte, und unser Besitz derselben entspringt aus unserer Annahme in Ihm, welcher Gott vollkommen verherrlicht hat und jetzt – nicht als der ewige Sohn des Vaters, sondern kraft seines Werkes und seines Gehorsams bis zum Tod – der Gegenstand der besonderen Wonne und Liebe des Vaters ist. Es wäre ein grober Irrtum, wenn man sagen wollte, dass wir in Christus angenommen sind oder uns in Ihm befinden, sobald Er in seiner göttlichen Natur betrachtet wird. Wir sind angenommen und befinden uns, was unsere Stellung anbetrifft, „in Christus“, aber in Ihm als dem auferstandenen, verherrlichten Menschen zur rechten Hand Gottes. In dem Brief an die Römer wird bis zum achten Kapitel nicht davon gesprochen, dass die Gläubigen „in Christus“ sind, weil wir dort erst zu der wahren christlichen Stellung gelangen. Im Epheserbrief dagegen begegnet uns dieser bemerkenswerte Ausdruck schon im ersten Verse, weil hier alles den Ratschlüssen Gottes gemäß betrachtet und die ganze Stellung des Gläubigen sogleich vorgestellt wird.

Nachdem der Apostel uns so in den Besitz unserer gegenwärtigen Vorrechte „in Christus“ eingeführt hat, fährt er fort, uns zu zeigen, wie Gott „Seine Gnade gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht“ (V 8), indem Er uns seine wunderbaren Ratschlüsse in Bezug auf Christus enthüllt. Diese Ratschlüsse beziehen sich nicht nur auf die durch die alttestamentlichen Propheten vorhergesagten irdischen Herrlichkeiten, sondern auch auf die himmlischen, mit denen wir jetzt zum ersten Male bekannt gemacht werden. Sie werden deshalb auch ein Geheimnis genannt, und es wird uns gesagt, dass Gott „uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das Er sich vorgesetzt in sich selbst, für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammen zu bringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist“ (V 9–10). Von Christus, dem Gesalbten Gottes, war schon immer als demjenigen geredet worden, der eine unumschränkte Autorität auf Erden ausüben sollte; allein es war ein jetzt erst offenbartes Geheimnis, dass dem Menschen Jesus, kraft seines Gehorsams und seiner Erniedrigung, diese hohe Würde sowohl im Himmel als auch auf der Erde übertragen werden sollte. Es liegt klar auf der Hand, dass hier nicht von der Herrlichkeit Jesu als Gott gesprochen wird, denn diese besaß Er allezeit und unveränderlich. Er ist als der auferstandene Mensch, als der Eine, in welchem wir angenommen sind, auf diese Weise erhöht und verherrlicht. Daher haben die Gläubigen einen Anteil an dieser Herrschaft; denn in Ihm „sind wir zu Erben gemacht worden, die wir zuvorbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir seien zum Preis seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben“ (V 11–12). Und nicht nur sind die gläubigen Juden, „welche zuvor auf den Christus gehofft“, zu Erben gemacht worden, sondern auch die Gläubigen aus den Nationen; denn auch sie hatten auf Ihn gehofft, nachdem sie das Evangelium gehört hatten, und waren, nachdem sie geglaubt, „versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Unterpfand unseres Erbes, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preis seiner Herrlichkeit“ (V 13–14).

Der Besitz ist durch das Kreuz erworben worden, ist aber noch nicht völlig erlöst und noch nicht in die Hände des Erwerbers übergegangen. Christus wartet daher, sitzend zur rechten Hand des Vaters, bis zur „Verwaltung der Fülle der Zeiten“, wenn die Vereinigung aller Dinge in Ihm stattfinden wird. Auch wir warten, wenngleich oft mit sehr schwachem Glauben und schwacher Hoffnung, aber doch ohne Ungewissheit in Bezug auf das Resultat; denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist der Verheißung versiegelt, der das Unterpfand unseres Erbes ist bis zu der Zeit der Erlösung, wenn der Besitz angetreten und völlig genossen werden wird.

Es handelt sich hier nicht um die Segnung, in welche der Gläubige bei seinem Tod eintritt, d. h. bei Christus zu sein, noch auch um die reicheren Segnungen, die ihm zu Teil werden, wenn der Herr kommt, um das Werk der Erlösung in Betreff seiner zu vollenden, indem Er ihm einen Leib gibt, der dem seinen gleich ist, und ihn aufnimmt in das Vaterhaus droben. Die hier in Rede stehende Erlösung ist nicht die Erlösung des Gläubigen, sondern diejenige des Erbes, welches er im Verein mit Christus empfangen wird, und der Besitz, von dem der Apostel spricht, ist nicht der Besitz der Freuden und Segnungen des Vaterhauses, sondern der Besitz jener Herrschaft, die Christus mit uns als seinen Miterben annehmen wird, zu jener Zeit, wenn alle Dinge in Ihm vereinigt sein werden.

Es werden uns daher im Eingänge der Brief unsere gegenwärtigen Vorrechte und unser zukünftiger Besitz „in Christus“ vorgestellt. Nachdem dieses geschehen ist, bittet der Apostel, dass wir alle diese Dinge verstehen und zugleich erkennen möchten, „welches die überschwängliche Größe seiner Kraft ist an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher Er gewirkt hat in dem Christus, da Er Ihn aus den Toten auferweckte und Ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeglichen Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen“ (V 19–21). Wenn unsere Annahme in dem Geliebten die Wahrheit in sich schließt, dass dieselben Vorrechte und Segnungen, die Er empfängt, auch unser Teil sind, so ist dies dadurch hervorgebracht, dass wir durch dieselbe Macht lebendig gemacht worden sind Wie Er selbst. Wir sind nicht nur eins mit Ihm in unseren Segnungen und Aussichten, sondern auch in unserem Leben. Dieselbe Kraft, die Ihn lebendig machte, wurde in der nämlichen Weise ausgeübt, um uns lebendig zu machen. Gott hat „die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns offenbart nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher Er gewirkt hat in dem Christus, da Er Ihn ans den Toten auferweckte“; denn Er „hat uns mit dem Christus lebendig gemacht“ (Kap 2,5). Zugleich hat Gott an uns gewirkt nach der Macht, welche Christus „Zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern“; denn Er hat uns „mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Kap 2,6).

Alles dieses ist von wunderbarer Schönheit. Arme, hilflose Sünder, wie wir waren, hatten wir durchaus kein geistliches Leben, wir waren „tot in den Vergehungen.“ Jesus nahm in seiner Gnade unseren Platz unter dem Gericht Gottes ein und starb, „der Gerechte für die Ungerechten.“ Wir sind daher völlig befreit – nicht nur befreit von dem gerechten Gericht Gottes, sondern auch, wie wir im Römerbrief sehen, „mit Christus gestorben“, „mit Ihm gekreuzigt“, indem unsere alte, sündige Natur betrachtet wird als mit Ihm gestorben und begraben. Der Brief an die Epheser beginnt mit diesem Abschnitt unserer Geschichte. Sie sieht Christus im Tod und Zeigt dann, wie die Macht Gottes „Ihn aus den Toten auferweckte“; sie sieht uns als „tot in den Vergehungen“ und zeigt, wie dieselbe Macht, die Christus auferweckte, auch uns lebendig gemacht hat. In dem Brief an die Römer sind wir daher durch das Kreuz Christi befreit von der alten Natur, und im Epheserbrief mit Christus in der neuen Natur lebendig gemacht. Und dies ist viel mehr als eine neue Geburt. Es ist eine neue Geburt oder ein neues Leben von einem ganz besonderen Charakter, bewirkt durch dieselbe Macht, die Christus aus den Toten auferweckte, so dass wir nicht nur mit Ihm lebendig gemacht, sondern auch mit Ihm, dem Auferstandenen und Verherrlichten zur rechten Hand Gottes, eins gemacht sind. Und so innig ist diese Vereinigung, dass von uns, obwohl wir noch auf der Erde sind, gesprochen wird als mitsitzend „in den himmlischen Örtern in Christus Jesus.“

Die Schlussworte des ersten Kapitels Zeigen den Charakter dieser Vereinigung in einer sehr treffenden Weise. Es wird uns dort in Bezug auf Christus gesagt, dass Gott „alles unterworfen hat unter seine Füße und Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (V 22–23). Hier geschieht zum ersten Male in diesem Brief der Versammlung Erwähnung, und zwar in einer bezüglich ihres Charakters höchst wunderbaren Offenbarung. Wir lernen daraus, dass Christus, wenn Er nach den Ratschlüssen Gottes die Herrschaft über alle Dinge übernehmen wird, dies nicht allein tut, sondern in Verbindung mit der Versammlung. Nicht nur Christus wird regieren, sondern Christus und die Versammlung; und die Versammlung ist so unzertrennlich mit Ihm verbunden, dass sie seine „Fülle“ oder seine Vollendung genannt wird – so völlig eins mit Ihm, wie der Leib mit dem Haupt. Christus ist daher in dem Charakter, in welchem Er die Herrschaft über alle Dinge übernehmen wird, nicht eher vollkommen, bis die Kirche, sein Leib, vollendet ist. Christus wartet, bis das letzte Glied gesammelt ist; bis dahin hat sein Leib noch nicht seine „Fülle“ erreicht, und das Haupt kann nicht, getrennt von dem ganzen Leib, die Herrschaft übernehmen.

Es ist vielleicht unnötig zu wiederholen, dass diese Vereinigung mit allen ihren gesegneten Folgen nicht mit Christus, als dem ewigen Sohn – dem Wort, welches Gott war – ist, sondern mit Ihm, als dem auferstandenen, verherrlichten Menschen. Mit Ihm, als Gott, kann es keine Vereinigung geben. Auch können wir nicht mit Ihm, als in diese Welt geboren, vereinigt werden, noch Er mit uns. Solange das Weizenkorn nicht in die Erde fiel und starb, blieb es allein; nachdem es aber gestorben war, konnte es viele Frucht bringen. In seinem sündlosen Leben war Jesus der fleckenlose und gehorsame Mensch, der Offenbarer des Vaters, aber Er war allein. In dem Tod, in welchem Er „zur Sünde gemacht“ wurde, war Er unser Stellvertreter und Heiland; aber auch da war Er allein. In der Auferstehung jedoch wurde Er das Haupt einer neuen Schöpfung, und durch eine neue Schöpfung sind wir jetzt „in Ihm“; denn „wenn jemand in Christus ist – eine neue Schöpfung“ (2. Kor 5,17). Von einer Vereinigung mit Christus wird immer in dieser Verbindung gesprochen: „Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, welcher ist der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten“ (Kol 1,18). Erst nachdem Gott Ihn erhört hatte von den Hörnern der Auerochsen, sagt Er: „Verkündigen will ich deinen Namen meinen Brüdern“ (Ps 22,21–22; Heb 2,9–12). Erst nach der Auferstehung gebraucht Er die Worte: „Gehe hin zu meinen Brüdern“, oder vereinigt die Jünger mit sich, indem Er spricht von „meinem Vater und eurem Vater, meinem Gott und eurem Gott“ (Joh 20,17). So wird Er auch dadurch, dass wir dem Bild des Auferstandenen gleichförmig gemacht werden, „der Erstgeborene unter vielen Brüdern“ (Röm 8,29).

So offenbart sich also die Gnade Gottes gegen uns, die wir einst wandelten „nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft ... indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zornes waren“ (Kap 2,2–3). Gnade hat uns von diesem verlorenen Zustand befreit, uns mit Christus lebendig und zu Gliedern seines, Leibes gemacht, sie hat uns seine Annehmlichkeit vor Gott gegeben und uns mit Ihm als Miterben seiner unumschränkten Herrschaft vereinigt. Das ist wahrlich Gottes würdig! Er hat auf diese Weise für seine eigene Verherrlichung gewirkt, „auf dass er erwiese in, den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns in Christus Jesus“ (V 7). Alles ist aus Gnade. Werke können keinen Platz hier haben, noch auch der Ruhm des Menschen. Ist denn Gott gleichgültig gegen gute Werke? Gewiss nicht; „denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir darinnen wandeln sollen“ (V 8–10). In Bezug auf unsere Stellung haben gute Werke gar keinen Wert; denn wir sind Gottes Werk. Aber gerade diese Tatsache erfordert, dass gute Werke als Resultat folgen sollten. Wir sind nicht geschaffen durch gute Werke, sondern wir sind geschaffen zu guten Werken.

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