Botschafter des Heils in Christo 1876

Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 14/18

Kannst du sagen: „Ich bin ein Berufener – eins mit Christus?“ – Und was ist die Hoffnung eines solchen? Nichts weniger als die Erlangung des Kampfpreises der Berufung Gottes in Christus Jesus. Es ist eine Wirklichkeit, dass Christus in all seiner Schönheit und Herrlichkeit zur Rechten Gottes sitzt; und unsere Erwartung ist, Ihn zu sehen, wie Er ist und Ihm gleich zu sein. Der Vater der Herrlichkeit, welcher in all unseren Mängeln und Gebrechen auf uns herniederblickt, wird nicht aufhören zu wirken, bis die Millionen seiner Gefäße, eins nach dem anderen, dem Bild seines Sohnes gleichförmig gemacht sind. Er bildet sie alle zur Gleichförmigkeit dessen, der zu seiner Rechten sitzt; und wenn wir Jesus sehen werden, wie Er ist, dann werden auch unsere Leiber der Niedrigkeit gleichförmig sein seinem Leib der Herrlichkeit. Welch ein Gedanke! Jeder Gläubige wird ein Gefäß voller Herrlichkeit sein; ja die Herrlichkeit Jesu wird das Teil von Tausenden und aber Tausenden sein. Und dieser Zahl wirst du – werde ich angehören. Werden wir dann finden, dass wir die Liebe Christi, wenn wir Ihm im Himmel begegnen, hienieden erschöpft haben? Nein, sie ist unerschöpflich.

Muss ich die Welt in meinem Herzen umhertragen, weil ich einen Leib der Sünde und des Todes habe? Nein Gott sei dafür gepriesen! Der Strom des Lebens stießt von Christus aus dem Himmel hernieder, ergießt sich in mein Herz auf Erden und bringt in meiner Seele Früchte hervor zur Verherrlichung dessen, der die Quelle des Lebens ist.

Der alte Christ kann zu einem jungen Christen sagen: „Täusche dich nicht; du wirst nichts in der Welt finden, was dein Herz befriedigt, denn auch ich habe darin für mein Herz keine Befriedigung finden können.“ Andererseits aber können wir sagen: Mag alles wider uns sein, so wird doch Gott seinem Wort treu bleiben, und Christus wird uns bei seiner Erscheinung ohne Flecken und Runzel vor Ihm darstellen.

Wenn ich als Christ geförderter bin, als damals, wo ich mit Christus zu wandeln begann, so zeigt sich das darin, dass ich heute Ihn und die Verderbtheit meiner Natur besser kenne, wie zu jener Zeit. Wir sind in den Wirkungskreis einer wunderbaren Macht eingetreten, der Macht dessen, der das Leben gibt. Für die, welche einmal im Besitz dieses Lebens sind, gibt es eine Umwandlung in das Bild Christi von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.

Welches war der moralische Zustand jener wenigen Männer, welche den Herrn hienieden begleiteten. Sie waren lebendig gemacht; sie hatten den Glauben. Durch das Licht des Lebens, dessen sie teilhaftig geworden, hatten sie die Kostbarkeit Christi kennen gelernt. Der Herr hatte ihre Herzen gewonnen; und das ist das Geheimnis der Liebe. Die Hingabe hat es mehr mit der Zuneigung als mit dem Verständnis zu tun. Diese Männer sahen nachher Jesus, den sie liebten, gen Himmel hinauffahren. Wo waren ihre Herzen von diesem Augenblick an? Der Himmel hatte sich ihnen als eine neue Stätte geöffnet. Er, an welchem ihre Herzen hingen, war dort; und ihre Herzen folgten Ihm nach. Der Grundzug der himmlischen Berufung ist die dankbare Anhänglichkeit an eine göttliche Person, an den, der uns geliebt, und der im Himmel ist, wo wir Ihn im Glauben aufsuchen. Die geistliche Dürre so vieler Christen in unseren Tagen erklärt sich durch den Mangel an Verständnis in dieser Beziehung. Sie sind nicht himmlisch in ihrem Wesen und Wandel, wie es die ersten Christen waren; und doch hat Christus das Recht, ein himmlisches Volk zu besitzen. Als Stephanus gesteinigt wurde, beherrschte Christus in der Herrlichkeit die ganze Szene: und diese Herrlichkeit drang bis in die Seele eines Menschen. Aus diesen Umständen erkenne ich, wie sehr die Liebe Christi mich umgibt. Ich lerne daraus, wie Er sich droben mit mir beschäftigt, nicht nur, um mich zu segnen, sondern auch, um mich sein ganzes Mitgefühl genießen zu lassen, wie Er dieses bezüglich seines gesteinigten Dieners tat.

Wenn du dich mit dem verworfenen Christus verbindest, so wird das Licht deinen Pfad erhellen und die innigen Gefühle Jesu werden dich begleiten. Zeugt dein Wandel von einem unverwandten Schauen gen Himmel, von einem Hinblicken auf Jesus in der Herrlichkeit? Trägst du das Bild Christi hienieden zur Schau? Bei Stephanus erwies sich die Kraft, welche der Anblick der Herrlichkeit Gottes ihm verliehen hatte, durch alle Umstände hindurch, in die Satan und die Menschen ihn brachten. Kann ich nicht mit der nämlichen Kraft durch meine Umstände gehen? Sind meine Gedanken, meine Neigungen droben? In diesem Fall werde ich, von welcher Art mein Dienst auch sein mag, stets im Licht wandeln. Ich weiß, dass ich Widerstand erfahren, dass ich einer großen Menge solcher begegnen werde, welche fern von Gott ihren Weg gehen und denen ich entgegentreten muss. Das auf uns vom Himmel herabströmende Licht stellt uns in den Gegensatz mit allem, was uns umgibt. Der Herr kennt unsere Schwachheit, und wir sollen sie auch kennen. Als Johannes zu den Füßen Jesu niederfiel (Off 1,17), geschah es, damit er seine Schwachheit empfinde und die stützende Kraft der mächtigen Hand erfahre. Alle, welche Christus kennen, machen diese Erfahrung in einem umso größeren Maße, je mehr sie vorangehen. Auf dem ganzen Wege durch die Wüste ist Christus für uns; und wenn Er uns auch zeigt, dass wir ohne Ihn auch nicht einen Schritt zu tun vermögen, so hört Er doch nimmer auf, uns zu leiten und zu schirmen.

„Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir darinnen wandeln sollen.“ Haben diese Werke einen Wert für Gott? Ganz gewiss, denn Er selbst hat sie zubereitet. Sind sie nur für diese Wüste bestimmt? Keineswegs; sie werden ihren Platz haben am Tag der Herrlichkeit. Diese im Verborgenen des Herzens vollbrachten Dinge, ein unterworfener Wille und gereinigte Neigungen finden ihre Resultate in der Zukunft. Gott beschäftigt sich in diesem Augenblick mit uns; Er will, dass wir mit Ihm unseren Weg verfolgen. Jedoch ist dieses nur der Anfang der Segnung. Es ist noch nicht das, was wir sein werden, wenn wir den Herrn Jesus sehen und Er unsere Leiber umgestalten wird zur Gleichförmigkeit seines Leibes der Herrlichkeit.

Ist es ein Geringes, dass Gott jetzt in uns tätig ist und „in uns wirkt beides, das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen?“ Ist es ein Geringes, dass Er den Ausdruck des Lebens Christi in uns, sowie unsere Gemeinschaft mit seinen Leiden zu sehen begehrt? Was aber wird es sein, wenn das Leben Christi auch unsere Leiber durchdringt und wir in jene Wohnstätte eingehen, wo jeder Misston beseitigt ist? (Fortsetzung folgt)

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