Botschafter des Heils in Christo 1876

Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 11/18

Christus hat genau gesehen, wo ich in der Herrlichkeit sein werde; das Kleinod, welches Er für seine Krone bestimmt hat, wird nicht verloren sein. Der Gläubige kann in dieser Welt mit Christus wandeln, als jemand, der von Christus für die Herrlichkeit ergriffen ist. Wenn unsere Herzen mit Ihm in der Herrlichkeit beschäftigt sind, so wird dieses sein wie ein himmlischer Strom, der inmitten aller Trübsale unser dürres Herz befeuchtet. Unser Wandel ist dann praktischer Weise im Himmel. Wenn ich ein Bewusstsein von meiner Verbindung mit Ihm im Leben droben habe, so wird mein Herz vor Freude klopfen; und diese Freude ist der Ausfluss der lebendigen Gemeinschaft mit Christus im Himmel und wird ihre Ströme ununterbrochen ergießen.

Wenn ich Gott liebe, so wünsche ich, heilig zu sein, wie Er heilig ist. Es ist wunderbar, dass die Erkenntnis der Absicht Gottes, nach welcher ich dereinst mit Ihm verbunden sein soll, den Wunsch in mir weckt, schon jetzt mit Ihm vereint zu sein. Oder wünschest du nicht, dass die Neigungen deines Herzens in Übereinstimmung seien mit Ihm, der sich mit dir verbunden hat?

Das Lamm ist die Leuchte der himmlischen Stadt. Alle Herrlichkeiten, welche sich an diesem Ort entfalten werden, vereinigen sich in Ihm. Diese Herrlichkeiten sind jetzt prophetisch vor unsere Augen gestellt, damit sie unsere Gedanken auf Christus lenken. Ist Christus der Mittelpunkt deiner Gedanken? Hat die Hoffnung seiner Wiederkunft einen Einfluss auf deine Plane und Handlungen?

Es gibt Dinge hienieden, welche viel Anziehendes für ein Menschenherz haben können: aber wenn ich meine Blicke aufwärtsrichte, so sehe ich Christus; und ich erkenne, dass, solange Er nicht vom Himmel herniedergestiegen ist, es keine Segnung für die Erde gibt. Ohne Ihn ist diese Erde nur eine Wüste; hier gibt es keine Ruhe. Jede Segnung, selbst die der Erde, ist in Christus eingeschlossen. Nichts kann uns die Erde während seiner Abwesenheit als Erquickung bieten, Christus ist der glänzende Morgenstern, die Hoffnung des Gläubigen während der Nacht dieser Welt. Dieser Titel findet sich nicht im Alten Testament; dort finden wir die Sonne der Gerechtigkeit. Aber der glänzende Morgenstern ist der Vorbote des Morgens ohne Wolken. Der Herr weiß, dass unsere Herzen seiner eigenen gesegneten Person bedürfen. Daher ist uns nicht die Herrlichkeit, sondern Er selbst vor Augen gestellt. Was würde auch die Herrlichkeit ohne Ihn sein? O wie süß ist es, inmitten alles Bösen dieser verdorbenen Welt die Hoffnung seiner Ankunft mit den Worten: „Ich bin der glänzende Morgenstern!“ in Verbindung zu bringen! Und der Geist und die Braut rufen: „Komm!“

Die Worte in 2. Korinther 11,2: „Ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau Christus darzustellen“, gibt uns eine klare Vorstellung von dem Charakter der Braut. Wie sehr verrät schon dieser Name, den der Herr seiner Versammlung verleiht, seine Liebe zu ihr! Wenn Er seine Blicke herabsenkt, so erblickt Er armselige, hin und her zerstreute Wesen; und dennoch hat Er sie zu Gliedern seines Leibes gemacht. Er hat sie gewaschen durch sein Blut, hat ihnen den Heiligen Geist gegeben und sie mit sich vereinigt. Seine Braut wird zur Wohnung Gottes zubereitet sein. Gott hat nicht nur eine der Rippen Adams hinweggenommen, sondern machte aus dieser Rippe das Weib Adams. Es genügte Ihm nicht, arme verlorene Sohn zu berufen und sie zu reinigen, sondern Er bildet aus ihnen eine Versammlung, welche Er seinem Sohn zur Braut gibt, indem Er sie Glieder Christi werden lasst, Fleisch von seinem Fleisch, Gebein von seinen Gebeinen. Es wird einen Teil seiner Herrlichkeit ausmachen, dass Er aus Wesen, wie wir sind, seinem Sohn eine Braut gebildet hat. Die Braut mag die kostbarsten Dinge besitzen; aber sie selbst ist für den Herrn.

Wie? So ein armseliges Wesen wie ich, ein in der Wüste hin und her gejagtes Blatt, kann sagen: „Komm, Herr Jesu!“ Aber Gott hat mir seinen Geist gegeben und mich mit Christus eins gemacht: und darum ist es mein Vorrecht, mich mit dieser Freimütigkeit an den Herrn zu wenden. Wenn Er mir bloß die Herrlichkeit gezeigt hätte, so würde dieses bei mir ohne Wirkung geblieben sein; aber da der Heilige Geist diese Wahrheit in mein Herz gesenkt hat, so genieße ich die Liebe Christi stets aus frischer Quelle.

Wenn nur ein einziger Gläubiger in der Welt wäre, so würde er dennoch durch den Geist sagen konnten: „Komm, Herr Jesu!“ Nicht nur die Braut, sondern auch der Geist ist es, welcher ruft: „Komm!“ Christus liebt es, uns sagen zu hören: „Komm!“ Es ist eine anerkennenswert liebliche Sache, wenn das Warten auf Ihn das gewöhnliche Gefühl der Seele ist. „Habt ihr in der Stille der Einsamkeit dieses durch den Heiligen Geist hervorgerufene Gefühl erfahren, so dass ihr fast unbewusst in die Worte ausbrecht: ‚Komm, Herr Jesu, komm!‘ Wünscht ihr nicht, noch heute zu Ihm aufgenommen zu werden? Bist du nicht ein Gläubiger, welcher sagen kann: ‚Komm!‘? – Wenn es uns scheint, als verzögere Er sein Kommen, so blickt Er auf uns und ruft uns zu: ‚Siehe, ich komme bald!‘“

„Da Er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte Er sie bis ans Ende.“ Das ist eine Wahrheit, die von allen Gläubigen nicht nur durch den Glauben, sondern auch durch die Erfahrung, welche alle von dieser Liebe gemacht haben, erkannt wird. Wie süß ist die Erfahrung der Liebe Christi in einer so kalten, eisigen Welt – einer Liebe, die schon vor Grundlegung der Welt aus dem Herzen Gottes für uns hervorsprudelte, als Er uns in Christus auserwählte! Richtet der Herr Jesus jetzt einen Blick auf mich, so sieht Er einen von denen, welche der Vater vor den Zeiten der Zeitalter auserwählt hat, um „begnadigt zu sein in dem Geliebten“ – einen von denen, in welchen es Ihm gefiel die Herrlichkeit seiner Gnade zu offenbaren. Er erblickt, indem der Vater mich mit dem Sohn vor Grundlegung der Welt verbunden hat, in mir einen Auserwählten des Vaters. Kann Gott, der solche Ratschlüsse in Betreff unserer gefasst hat, wider uns sein? Muss nicht der Sohn, indem Er unsere Vereinigung mit dem Vater in Ihm sieht, uns lieben? Hat Christus nicht zur Erfüllung dieser verborgenen Ratschlüsse Gottes und in seiner eigenen Liebe alles verlassen? Hat Er sich nicht für uns dahingegeben und uns durch sein Blut die Vergebung der Vergehungen bewirkt? Hat Gott Ihn nicht um unserer Rechtfertigung willen auferweckt und Ihn zu seiner Rechten gesetzt? Sind wir in Ihm nicht gestorben, mit Ihm begraben durch die Taufe auf den Tod und wieder auferweckt? Können wir unsere Blicke zum Himmel erheben, ohne die unvergleichlichen Reichtümer der Gnade Gottes zu sehen, welcher uns mit Christus auferweckt und in Ihm in die himmlischen Örter versetzt hat?

Während wir uns in der Wüste befinden, ist es sehr süß, die Tröstungen zu empfangen, welche von Gott uns. Seinen Kindern, zufließen; aber es ist für uns eine noch lieblichere Gnade, sagen zu können: „Ich habe Gemeinschaft mit den Gedanken und Gefühlen des Vaters in Bezug auf seinen eingeborenen Sohn.“ Ja, es gibt nichts Köstlicheres, als auf diese Weise einzudringen in die Offenbarung Gottes, in die Gefühle des Vaters für den Sohn seiner Liebe (Fortsetzung folgt).

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