Botschafter des Heils in Christo 1876

Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 13/18

Seid ihr völlig befriedigt bei den Gedanken, dass ihr den Herrn sehen und bei Ihm bleiben werdet? Ist das der Zustand eurer Seelen? Warum könnt ihr euch denn nicht in dieser Hoffnung freuen? Warum seid ihr so niedergeschlagen, warum richtet ihr eure tränenbenetzten Augen gen Himmel, anstatt voll von Freude dem Ziel entgegen zu eilen? Liegt nicht der Grund darin, dass die Welt eure Gedanken beherrscht und darum eure Herzen mit Unruhe und Sorge erfüllt sind?

Der Augenblick naht, in welchem der Sohn auf die Stimme des Vaters hin vom Throns sich erheben und wiederkommen wird. Strömt euer Herz nicht über vor Freude bei diesem Gedanken? Wenn Er heute Abend käme, würde Er viele Herzen finden, die Ihn erwarten? Jawohl manche; Gott sei gepriesen! Es ist offenbar, dass Gott in diesen Tagen wirkt. Gott ist früher niemals gekommen, ohne vorher ein Zeugnis zu erwecken.

Inmitten aller Herrlichkeit Gottes hat der Herr Jesus auch für mich einen Platz in seinem Herzen. Er kann sagen: „Es gibt auf der Erde ein armes Geschöpf, das seine Pflichten strauchelnd erfüllt, und welches oft nicht richtig wandelt; ich werde es holen und ihm einen Anteil an allem geben, was ich besitze.“ Die Liebe Jesu ist in Tätigkeit und nicht die meinige. Jesus hat uns geliebt vor Grundlegung der Welt. Seine Liebe verändert sich nicht durch das, was wir sind. Er ist derselbe gestern, heute und in alle Zeitalter.

„Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir darinnen wandeln sollen.“ Haben diese Werke für Gott einen Wert? Ganz gewiss; denn Er selbst hat sie bereitet Sind sie nur für die Wüste bestimmt? Keineswegs; sie werden ihren Platz in der Herrlichkeit haben. Diese im Verborgenen des Herzens vollbrachten Dinge – ein unterwürfiger Wille, sowie die gereinigten Neigungen finden ihre Resultate in der Zukunft. Zwar beschäftigt sich Gott in diesem Augenblick mit uns; Er will, dass wir unseren Weg mit Ihm fortsetzen. Allein dieses ist nur der Anfang der Segnung; es ist nicht das, was wir sein werden, wenn wir den Herrn Jesus sehen, und Er unsere Leiber umgestalten wird zur Gleichförmigkeit seines Leibes der Herrlichkeit.

Ist es ein kleines, dass Gott jetzt in uns tätig ist, und dass Er in uns wirkt beides, das Wollen und das Wirken nach seinem Wohlgefallen? Er will, dass sich das Leben Christi hienieden in uns offenbare, und dass wir die Gemeinschaft der Leiden Christi kennen. Was aber wird es erst sein, wenn das Leben Christi auch unsere Leiber belebt und wir jene Stätte betreten, wo in allem die völligste Harmonie herrscht?

Die der Seele mitgeteilte Kraft Gottes befähigt uns, in Werken zu wandeln, welche der Ausdruck dieser Kraft und unserer lebendigen Gemeinschaft mit Christus sind. Gott stellt jedes seiner Kinder auf den für dasselbe passenden Weg: es gibt eine besonders Vorsehung für jeden Einzelnen. Gott ist groß genug, alle Haare unseres Hauptes zu zählen; wir sind dazu zu klein. Gott ist so groß, dass er jeden Becher kalten Wassers zählen kann während wir zu klein, zu gering sind, um in solche Einzelheiten eingehen zu können; wir vermögen nur allgemeine Züge ins Auge zu fassen. Ich muss heilig sein, das ist völlig wahr; aber wer bezeichnete den Weg für einen Daniel, für einen Paulus in ihren Tagen, oder für die ersten Christen in ihren Tagen? Wer stellte den Tag unserer Geburt, den Pfad unseres Lebens fest? Wer bestimmte unsere Prüfungen, unsere Krankheiten? War es nicht Gott, der lebendige Gott? Ja, in allen Dingen ist Gott gegenwärtig. Er nimmt Kenntnis von jedem Gedanken, von jedem Schritt, von jeder Handlung unseres Lebens, ja von jedem Wort, das wir im Vorbeigehen oder auf der Straße sagen.

Der Gedanke, dass es Werke gibt, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen, verleiht manchem an und für sich unbedeutenden Dinge einen Wert, erleichtert manches schwere Kreuz und bewahrt vor vielen Handlungen des Eigenwillens. Wenn wir zurückschauen, so bemerken wir viele Fehltritte und viele eigenwillige Handlungen; aber wir sehen auch, dass Gott denselben ein Ende machte, und unsere Schritte immer wieder auf den Pfad zurückführte, den Er für uns bereitet hatte.

Wie groß ist der Unterschied, wenn wir uns nur als Einzelwesen, oder als solche betrachten, die einen Teil jenes Tempels bilden, der auferbaut wird, um eine Behausung Gottes im Geist zu sein! Diesem Tempel angehörend, sind wir köstliche Steine, das eigene Werk Gottes in Christus; wir sind als lebendige Steine auf die Grundlage der Apostel und Propheten gelegt, um hier zu ruhen und in der Schönheit des Sohnes Gottes, unserem Herrn Jesus, zu glänzen, auf welchem, als dem Eckstein, der ganze Bau ruht (Fortsetzung folgt).

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