Botschafter des Heils in Christo 1867

Die goldenen Fäden

In der „weiß gezwirnten Baumwolle“ haben wir ein Vorbild von der fleckenlosen Menschheit des Herrn Jesus Christus; und in den „goldenen Faden“ besitzen wir ein ebenso treffendes und schönes Vorbild von seiner Gottheit. Der Geist Gottes liebt es, in dieser Weise die Person und das Werk Christi darzustellen. Jedes Vorbild, jede Figur, jede Ordnung der mosaischen Gebräuche – alles duftet von dem Wohlgeruch seines kostbaren Namens. Wie scheinbar unbedeutend der eine oder der andere Umstand auch sein mag, so ist derselbe nach dem Urteil des Heiligen Geistes dennoch unaussprechlich köstlich, wenn er nur irgendetwas von Christus ausdrückt.

„Das Blau, der Purpur, der Scharlach und die weiße Baumwolle“ stellen die verschiedenen Züge der vollkommenen Menschheit Christi dar; aber die Weise, in welcher der goldene Faden unter diese Stoffe, aus denen das Priesterkleid Aarons bestand, gewirkt wurde, verdient unsere besondere Aufmerksamkeit. Der Faden von Gold wurde so künstlich unter jene anderen Stoffe gewirkt, dass er mit denselben unzertrennlich verbunden und dennoch wieder vollkommen von ihnen unterschieden war. – Die Anwendung von all diesem auf den Herrn Jesus ist von hohem Interesse. In den verschiedenen Szenen, die uns das Evangelium mitteilt, vermögen wir leicht diese seltene und schöne Vereinigung der Menschheit und Gottheit, sowie zu gleicher Zeit das geheimnisvolle Hervortreten der einen und der anderen deutlich zu erkennen.

Schauen wir z. B. Christus auf dem See Genezareth. Mitten im Sturm war Er „auf einem Kopfkissen eingeschlafen.“ Welch herrliches Bild von seiner vollkommenen Menschheit! Aber im nächsten Moment erscheint Er in der ganzen Größe seiner Majestät und Gottheit; und als der unumschränkte Beherrscher des Weltalls stillt Er den Wind und beruhigt den See.

Betrachten wir Ihn ferner in dem Fall, wo sich die Einnehmer der Doppeldrachme an Petrus wenden. Als der höchste Gott, der Besitzer des Himmels und der Erde, legt Er seine Hand auf die Schätze des Ozeans und sagt: „Sie sind mein!“ und nachdem Er erklärt hat, dass Ihm das Meer gehört, verändert Er plötzlich seine Sprache und verbindet sich, seine vollkommene Menschheit offenbarend, mit seinem armen Jünger durch die rührenden Worte: „Diesen nimm und gib ihn für mich und dich.“ – Welch gnadenreiche Worte?

Richten wir ferner unseren Blick auf Ihn am Grab des Lazarus. Er seicht und weint; und diese Seufzer und diese Tränen dringen aus den Tiefen einer vollkommenen Menschheit hervor. Dann aber erhebt Er als die Auferstehung und das Leben seine Stimme zu dem Ruf: „Lazarus, komm heraus!“– Beides – seine Gottheit und seine Menschheit – tritt hier in voller Klarheit vor uns.

Und noch viele andere Szenen des Evangeliums könnten als Erläuterung der Verbindung der goldenen Fäden mit dem „Blau“, dem „Purpur“, dem „Scharlach“ und der „weißen Baumwolle“ dienen; und das ist die Verbindung der Gottheit mit der Menschheit in der geheimnisvollen Person des Sohnes Gottes. Es ist für unsere Seelen stets nützlich, mit dem Herrn Jesus, als dem wahrhaftigen Gott und dem wahrhaftigen Menschen beschäftigt zu sein.

O möchten doch unsere Herzen solche Belehrungen zu schätzen wissen! Nichts vermag die Frische des geistlichen Lebens zu erhalten, als eine stete, ununterbrochene Gemeinschaft mit der Person Christi.

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