Die Buße

1. Mose 1,2 lautet: „Die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Wie das ganze erste Kapitel, so hat auch dies nicht nur eine buchstäbliche Bedeutung. Es stellt uns darüber hinaus das Werk des Heiligen Geistes vor der sich mit einem Menschen beschäftigt, dessen Herz in Gottes Augen „wüst und leer“ ist.

Gott hat den Menschen in Reinheit geschaffen, aber er wandte sich von Gott ab und diente Satan. In allen Umständen, sei es ohne Regierung, mit Regierung, unter dem Gesetz, unter dem Königtum usw., bewies er, dass er nicht willens war, Gott zu dienen. Und als Gott aus Liebe „in Christus [kam], die Welt mit sich selbst versöhnend, ihnen ihre Übertretungen nicht zurechnend“ (2. Kor 5,19), verwarfen sie Ihn und kreuzigten den Herrn Jesus. So bewies der Mensch, dass er wüst und leer war. Es war nichts in ihm, das vor Gott angenehm war.

Mit diesen Menschen beschäftigt sich der Heilige Geist. Im Evangelium Johannes, Kapitel 16, hören wir von dem Herrn Jesus, dass sein Weggehen für die jünger nützlich sei, da dann der Heilige Geist auf die Erde kommen würde. „Wenn Er gekommen ist, wird Er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“

Jeder Mensch hat gesündigt, und vor dem großen weißen Thron wird jeder, der davor stehen wird, gerichtet werden nach seinen Werken. Aber in der Verwerfung des Herrn Jesus ist die ganze Welt eins geworden. Da verband sich der Sadduzäer mit dem Pharisäer, der Gesetzgelehrte mit dem Volk, das er verflucht hatte, weil es das Gesetz nicht kannte, verbanden sich der Priester mit Pilatus, die römischen Soldaten mit den Missetätern am Kreuz. Dort ist die gemeinsame Schuld der Menschheit offenbar geworden. Die geistlichen und weltlichen Führer verbündeten sich mit dem Wunsch der Geführten, und das gesamte Räderwerk der menschlichen Gesellschaft setzte sich in Bewegung, um den von Gott Gesandten, den Reinen, den Heiligen, den, der Sünde nicht kannte, zu verstoßen und zu vernichten. Nicht nur jeder einzelne Mensch war ein Sünder, sondern die Welt, die organisierte menschliche Gesellschaft, war durch und durch böse. „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh 1,5). „Sie haben gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,24).

Der Herr Jesus wurde also durch „die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht“ (Apg 2,23). Aber andererseits ist Er freiwillig gekommen, um den Willen Gottes zu tun und Gottes Namen zu verherrlichen, und Er hat „durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert“ (Heb 10,9; 9,14). Er hat „selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen“ (1. Petr. 2, 24), aber daneben, oder richtiger gesagt: in erster Linie Gott am Kreuz verherrlicht. Der Mensch hatte Gottes Liebe, Gottes Wahrheit, Gottes Gerechtigkeit, Gottes Heiligkeit verleugnet, als er den Behauptungen Satans glaubte, Gott wolle dem Menschen etwas vorenthalten, das gut für ihn sei, und die Folgen des Essens vom Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen seien nicht so, wie Gott sagte, sondern der Mensch würde sein „wie Gott, erkennend Gutes und Böses“. Und Gottes Langmut, die das Gericht in seiner vollen Auswirkung aufschob, wurde als Beweis für die Wahrheit der Behauptung Satans ausgelegt (2. Pet 3,4).

Und nun erschien ein Mensch, dessen Lebensgrundsatz in Gehorsam und Hingabe an Gott bestand und von dem Gott sagen konnte, Er habe an Ihm sein Wohlgefallen gefunden. Dieser gab sich freiwillig für den Sklaventod am Kreuz, ja, für den Tod unter Gottes Gericht, um Gottes Namen zu verherrlichen, dahin. Er war das vollkommene Opfer, weil Er vollkommen war in sich selbst, aber überdies war Er auch als Opfernder vollkommen. Er opferte sich selbst auf eine vollkommene Weise. Er war das Brandopfer, ein lieblicher Geruch für den HERRN.

Wie vollkommen wurde Gott hierin verherrlicht! Kann es einen größeren Beweis der Liebe Gottes geben, als den, dass Gott seinen eingeborenen Sohn für verlorene Sünder gab? (1. Joh 4,8–10; Röm 5,8; Joh 3,16). Konnte Gottes Wahrheit, Gottes unbeugsame Gerechtigkeit herrlicher erstrahlen, als dort, wo Er das volle Gericht über die Sünde Ihn treffen ließ, an dem Er sein Wohlgefallen gefunden hatte, der nun aber freiwillig die Stelle verlorener Sünder einnahm? Konnte Gottes Heiligkeit, das Licht, in dem „gar keine Finsternis ist“ (1. Joh 1,5), sich deutlicher offenbaren als dort, wo der Herr Jesus, der sagen konnte: „Ich tue allezeit das Ihm Wohlgefällige“ (Joh 8,29) und: „Ich aber wusste, dass Du mich allezeit erhörst“ (Joh 11,42), ausrufen musste: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ und“In den Staub des Todes legst Du mich“ (Mt 27; Ps 22), weil Er unsere Sünden auf sich genommen hatte? Ja, am Kreuz ist Gott verherrlicht worden wie nie zuvor, und mehr, als wenn Adam nicht gefallen wäre. Konnte Gott diese herrliche Person im Grab lassen? Er weckte Ihn auf aus den Toten und gab Ihm als gerechten Lohn einen Platz zu seiner Rechten. Gottes Gerechtigkeit offenbarte sich hierdurch aufs Neue, aber jetzt auf eine auch für die Welt sichtbare Weise; sie kann diese Tatsache nicht leugnen.

Was war die Stellung Satans? Er war der große Widersacher Gottes, der das Werk Gottes zu vernichten trachtete. Deshalb versuchte er den Herrn Jesus in der Wüste und bot Ihm sogar die Weltherrschaft an, wenn Er ihn anbeten wolle. Aber als sich dann zeigte, dass all seine List auf die Heiligkeit und Abhängigkeit des zweiten Adam keinen Einfluss hatte versuchte er es mit seiner Macht. Er versammelte die gesamte Welt – jeder ihrer Bereiche war vertreten, die religiöse, die politische Welt und die Welt der Bildung –, und diese Welt ließ sich nur allzu willig durch Satan, ihren Obersten, leiten, wie dies auch später geschehen wird (Off 20,8). Da der Herr Jesus sich freiwillig hingab, trug Satan scheinbar den Sieg davon; denn seine Macht hatte scheinbar den Lebensfürsten besiegt (Heb 2,14–15). Seine Absichten sind deutlich geworden. Er hat auf Golgatha seine ganze Bosheit offenbart und seine volle Macht entfaltet. Aber er hat eine Niederlage erlitten, denn der Herr ist auferstanden. Der Tod konnte Ihn nicht behalten: der Fürst dieser Welt ist gerichtet.

Das ist das Zeugnis des Heiligen Geistes gegenüber der Welt, wie auch der Herr es auf dieser Erde abgelegt hat (Joh 7,7). Es ist ein dreifaches Zeugnis, das spricht von einer vollkommenen Offenbarung. Der Herr Jesus sagt jedoch nicht, dass der Heilige Geist der Welt predigen werde. Allein seine Gegenwart auf der Erde ist der Beweis für diese drei Dinge und wird die Welt überzeugen von der Gerechtigkeit des Gerichtes Gottes, dem sie bald anheimfallen wird.

Wir finden dagegen sehr wohl, dass der Heilige Geist sich mit den einzelnen Personen beschäftigt. Sein erstes Werk ist, dass Er obige drei Dinge vor Augen führt. Er stellt den Menschen die Sünde vor in ihrer ganzen Abscheulichkeit, vor allem auch, wie sie sich zeigt in der Verwerfung des Herrn, damit das Gewissen dadurch getroffen wird und dem Menschen sein verlorener Zustand zum Bewusstsein kommt. Ohne das ist keine Erlösung möglich. Der Mensch muss sich seiner Sünde bewusst sein und erkennen, dass er verloren ist und vor einem heiligen und gerechten Gott nicht bestehen kann. Aber dann zeugt der Heilige Geist auch von etwas Anderem. Er zeigt, dass das Werk der Versöhnung vollbracht ist und dass Christus „unserer Übertretungen wegen dahingegeben“ ist, so dass Gott auf Grund dieses Werkes allen, die an dieses Opfer glauben und dadurch mit Ihm einsgemacht sind, die Sünden vergeben kann. Aber dann folgt auch, dass Er „unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist“ (Röm 4,25), d. h. der Wert des Werkes des Herrn Jesus wird demjenigen zugerechnet, der es im Glauben für sich in Anspruch nimmt; und wenn Gottes Gerechtigkeit den Herrn Jesus aus dem Tod, in den Er für unsere Sünden hinabgestiegen ist, auferweckt hat (wodurch der Beweis erbracht ist, dass das Versöhnungswerk vollbracht und die Sünden gesühnt sind), wird dieselbe Gerechtigkeit uns ohne Sünde als Gerechtfertigte vor Gott hinstellen.

Und dann zeigt der Heilige Geist das Dritte: das endgültige Gericht, das alles, was mit Gott in Widerspruch ist, auf richterliche Weise beseitigen wird.

Diese drei Dinge werden uns in der ersten Predigt des Petrus am Pfingsttag in Apostelgeschichte 2,23.24.38–40 vor Augen gestellt. Das herrliche Ergebnis dieses Werkes des Heiligen Geistes war, dass dreitausend Seelen hinzugetan wurden.

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