Betrachtung über Offenbarung (Synopsis)

Kapitel 18

Betrachtung über Offenbarung (Synopsis)

Dieses Kapitel kündigt das Gericht Babylons an. Die einzige schwierige Stelle in diesem Kapitel ist Vers 4 in Anbetracht des Platzes, den er einnimmt; doch wie jede schwierige Stelle in der Schrift, so dient auch diese nur dazu, uns weiteres Licht zu geben. Der Untergang Babylons ist einfach genug. Die Stadt fällt durch das Gericht Gottes unmittelbar vor dem Kommen Christi, um die Erde zu richten, und wird, nachdem sie vielleicht zuvor ihre Macht und ihren Einfluss verloren hat, durch die Hörner und das Tier vernichtet. Aus einem Vergleich von Off 14,8 (und der Verbindung, in welcher diese Stelle vorkommt) mit Off 16,19 und Off 18,8 und dem Anfang von Off 19 geht dies klar hervor. Kapitel 18 bildet einen Warnungsruf, der vom Himmel her erschallt; wir sehen hier nicht den Engel des Gerichts, das auf der Erde vollzogen werden soll. Es folgt nicht zeitlich auf früher berichtete Ereignisse, sondern setzt ein geistliches Erfassen der Gedanken des Himmels voraus. So ist es immer, wenn es sich einfach um eine Stimme vom Himmel her handelt. Der hier ertönende Ruf richtet sich demnach an das geistliche Ohr, es ist nicht die Beschreibung bereits eingetretener Gerichte. Er mag, ja, er wird ohne Zweifel gerade vor der Ausführung des Gerichts noch dringender und unmittelbarer erschallen, ähnlich wie im Hebräerbrief die Aufforderung an die Gläubigen ergeht, aus dem Lager hinauszugehen, weil der Tag Jerusalems vor der Tür war. Aber ich glaube, dass der Ruf stets seine Anwendung auf uns findet, stets Geltung hat, sobald wir erkennen, dass das System, mit dem wir es zu tun haben, Babylon ist, und sobald das Gewissen sich der Ungerechtigkeiten Babylons bewusst und von denselben beschwert wird.

Das Kapitel geht dann über zur tatsächlichen Ausführung des Gerichts an Babylon, entsprechend der Andeutung in Off 17,16. Die Hörner, oder die mit dem Tiere verbundenen Königreiche, haben sie vernichtet. Die Könige trauern über sie, ebenso die, welche auf Erden nach Gewinn und gemächlichem Leben trachteten und Handel zu treiben suchten. Durch den Umsturz des Systems, dessen Mittelpunkt sie war, wird auch das mit dem Königtum und dem Handel verbundene System zertrümmert. Das, was Babylon kennzeichnet und um deswillen sie gerichtet wird, ist Abgötterei, Verderbtheit, Weltlichkeit und Verfolgungswut. Sie wird gerichtet und vertilgt, und durch ihren Fall wird der Wohlstand aller derer getroffen, welche der Welt angehören, und die Hoffnungen der Könige, die mit ihr Verkehr hatten, werden vernichtet. Wie einstmals in Jerusalem, so wird auch in ihr das Blut aller Heiligen gefunden. Verfolgung entspringt immer aus einer Religion, die mit weltlichen Vorteilen verknüpft ist. Welch ein Bild aber wird hier vor unseren Blicken entrollt, sowohl von der Welt als auch von dem Verhältnis, in welchem die Könige und die Heiligen zu Babylon stehen!

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