Einführender Vortrag zum 2. Timotheusbrief
Einleitung
Wenden wir uns dem zweiten Brief zu, stellen wir fest, dass auch hier dasselbe große Thema, nämlich der Heiland-Gott, vor den Blicken steht. Doch der allgemeine Zustand hat sich merkbar verschlechtert und die Stunde für den Apostel, von der Welt abzuscheiden, war herangenaht. Dementsprechend erkennen wir eine Tiefe des Gefühls, von der wir mit Sicherheit sagen dürfen, dass sie weit diejenige des ersten Briefes übertrifft, obwohl uns schon dort so viel Zartheit des Empfindens und Besorgtheit für Timotheus und die Treuen seiner Zeit gezeigt wird. Aber jetzt gab es einen anderen Grund dafür, nämlich die Tatsache, dass Christen Frömmigkeit und Ordnung missachteten. Sie hatten sich inzwischen an die Wahrheit gewöhnt; und, ach!, die menschliche Natur begann, sich in Gleichgültigkeit zu offenbaren. Die Frische des Neuen war vergangen; und wo das Herz sich nicht in der Gemeinschaft mit dem Herrn erhielt, wurde der Wert göttlicher Dinge weniger empfunden, falls er nicht sogar ganz und gar verblasste. Folglich schrieb der Apostel mit tiefer Betrübnis des Herzens seinem geprüften und zitternden Kind im Glauben und suchte ihn zu stärken. Vor allem sollte er sich nicht entmutigen lassen und sein Herz auf das Erdulden schwerer Zeiten vorbereiten.