Fragen zu biblischen Themen

Erste Liebe

Fragen zu biblischen Themen

Im Sendschreiben an Ephesus verwendet der Herr Jesus einen Ausdruck, der vielfach nicht richtig verstanden wird, der aber auch für unser praktisches Leben von entscheidender Bedeutung ist. Nachdem der Herr in dieser Versammlung viel Gutes loben und anerkennen kann, muss Er dann doch diesen schwer wiegenden Tadel hinzufügen:

„Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ (Off 2, 4).

„Deine erste Liebe verlassen“ – was bedeutet das? Weist der Heiland damit auf jene frische Zuneigung hin, die wir bei unserer Bekehrung empfunden hatten, jetzt aber möglicherweise verloren haben?

Die Antwort darauf lässt sich leichter finden, wenn wir einmal eine andere Stelle aus dem Neuen Testament danebenstellen, in der dasselbe Wort ›erster‹ (gr. prótos), allerdings in anderer Wiedergabe, vorkommt. Es ist von dem zurückgekehrten ›verlorenen Sohn‹ die Rede, der nach seinem Bekenntnis aus dem Mund des Vaters die Worte hören darf: „Bringt schnell das beste Gewand her, und zieht es ihm an“ (Lk 15, 22).

Hier haben die Übersetzer das Wort ›prótos‹ mit ›bestes‹ wiedergegeben. Tatsächlich wird mit ›prótos‹ eine Sache umschrieben, die nach Zeit, Ort, Ordnung oder Rang einen ersten Platz einnimmt. Je nach dem Zusammenhang wird die eine oder andere Sinnrichtung in Frage kommen.

In beiden genannten Schriftstellen ist von dem Rang, von der Qualität der Sache die Rede. Auch bei dem Ausdruck ›erste Liebe‹ handelt es sich nicht um eine Frage der Zeit, sondern der Qualität dieser Liebe. Wenn der Herr Jesus von unserer ersten Liebe spricht, meint Er damit unsere beste Zuneigung, deren wir fähig sind: Sie muss, sie darf Ihm gehören. Wenn Christus nicht mehr der erste, der vornehmste Gegenstand unseres Herzens ist, dann haben wir das Wichtigste für unser praktisches Leben als Christen verloren. Setzen wir uns jedoch der Wärme Seiner göttlich vollkommenen Liebe aus, wird dies auch unserer Liebe zu Ihm neue Kraft geben und ihr den beherrschenden Platz in unseren Gedanken und Empfindungen einräumen.

Nächstes Kapitel »« Vorheriges Kapitel