Fragen zu biblischen Themen

Wann werden wir Ihm gleich sein?

Fragen zu biblischen Themen

Frage: In 1. Johannes 3, Vers 2, wird gesagt, dass, „wenn es (oder: er) offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden.“ Diese Aussage bezieht sich nach meinem Verständnis auf die Erscheinung Christi in Macht und Herrlichkeit und darauf, dass die Gläubigen dann mit Ihm erscheinen werden. Aber mein Problem dabei ist dies: Werden wir Ihm nicht schon vorher gleichgemacht werden, nämlich bereits dann, wenn Er uns durch die Entrückung zu Sich in die Herrlichkeit nimmt (1. Kor 15, 51.52)?

Antwort: Unbedingt werden wir bereits bei der Entrückung den Leib der Niedrigkeit ablegen und stattdessen den Leib der Herrlichkeit anziehen. Doch widerspricht diese gesegnete Tatsache keineswegs der Aussage im ersten Johannesbrief. Die scheinbare Schwierigkeit löst sich rasch auf, wenn wir zwei Dinge bedenken.

Erstens wird in 1. Johannes 3 nicht festgestellt, dass wir Ihm zum Zeitpunkt Seiner Offenbarwerdung gleichgemacht werden. Wir werden Ihm dann gleich sein. Nur diese Tatsache wird hier ausgedrückt, nicht, wie wir in diesen Zustand gekommen sind. Das lässt durchaus Raum für den Gedanken, dass die Verwandlung selbst, der Vorgang als solcher, früher erfolgt ist. Und dann ist es eine große Hilfe zu wissen, dass dem im angeführten Vers gebrauchten ›Wenn‹ keine zeitliche Bedeutung innewohnt. Es handelt sich im griechischen Text nicht um ein zeitliches ›Wenn‹, sondern um ein ›Wenn‹, das eine Bedingung ausdrückt. Leider ist es aus dem deutschen Text nicht immer erkennbar, ob im Griechischen ein zeitliches oder ein bedingendes ›Wenn‹ vorliegt. Aber gerade in den Schriften des Johannes, besonders in seinen Briefen, wird sehr oft dieses bedingende ›Wenn‹ benutzt. Es hat die grundsätzliche Bedeutung: wenn der Umstand eintritt, dass … Dabei ist nicht die entsprechende Tatsache, um die es geht, ungewiss, sondern der Zeitpunkt, zu dem sie eintritt. Wenn man das im Auge behält, bekommen viele Stellen, auch die vorliegende, einen neuen, verständlicheren Sinn. Zur näheren Erläuterung seien einige Beispiele genannt:

  1. 3. Joh 10: „Deshalb, wenn ich komme, will ich an seine Werke erinnern, die er tut.“ Die Bedeutung ist: „Wenn der Umstand eintritt, dass ich komme, dann …“
  2. Joh 12, 32: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Auch hier ist die Bedeutung bedingend, nicht zeitlich: „Wenn der Umstand eintritt, dass ich erhöht werde, dann …“
  3. Joh 14, 3: „Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen.“ Auch hier ist es nicht eine Frage der Zeit, sondern es bedeutet:
  4. „Wenn der Umstand eintritt, dass ich hingehe und euch eine Stätte bereite, dann …“

So wird also auch in unserer Stelle aus 1. Johannes 3 nicht auf den Zeitpunkt hingewiesen, wann wir Ihm gleichgemacht werden, sondern es wird in etwa Folgendes ausgedrückt: „Wenn der Umstand eintritt, dass es (oder er) offenbar werden wird, dann – das wissen wir aus Seinem Wort – werden wir Ihm gleich sein.“ Es bedeutete dem Verfasser eine nicht geringe Hilfe, diesen Sinn des ›Wenn‹ in den Schriften des Johannes kennen zu lernen. Deswegen auch die etwas ausführlichere Behandlung der gestellten Frage.

Es gibt allerdings noch eine andere Schriftstelle, die unseren Gegenstand direkt berührt, und es ist interessant, dass dort ein ›Wenn‹ mit zeitlicher Bedeutung benutzt wird: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3, 4). Im Gegensatz zu 1. Johannes 3 wird hier durch ein anderes griechisches Wort klar auf den Zeitpunkt hingewiesen, wann wir mit Ihm offenbart werden: dann nämlich, wenn auch Christus, unser Leben, offenbart werden wird.

Aus 1. Kor 15, 51.52; 1. Thes 4, 16.17; Phil 3, 20.21 und 2. Thes 2, 1 wissen wir zuverlässig, dass unsere Verwandlung zum Augenblick Seines Kommens oder Seiner Ankunft zur Entrückung stattfinden wird. Dann wird unser Leib umgestaltet werden zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leib der Herrlichkeit. Wenn wir aber, um in den Himmel einzutreten, Ihm gleichgestaltet werden, so werden wir auch Ihm gleich sein, wenn wir mit Ihm aus dem Himmel heraustreten. Beglückender Gedanke!

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