Fragen zu biblischen Themen

Wohnen

Fragen zu biblischen Themen

Frage: Von Abraham wird gesagt, dass er mit Isaak und Jakob im Land der Verheißung „in Zelten wohnte“ (Heb 11, 9); der Herr Jesus spricht von den „vielen Wohnungen“ im Haus Seines Vaters (Joh 14, 2); und in der Offenbarung wird einmal von solchen gesprochen, die „wohnen, wo der Thron des Satans ist“ (Kap. 2, 13), und dann wiederholt von solchen, die „auf der Erde wohnen“ (Kap. 3, 10; 6, 10; 11, 10; 13, 8 usw.). Liegen hier nicht drei verschiedene Bedeutungen von ›wohnen‹ vor: 1) ›zelten‹; 2) ›bleiben‹ und 3) ›sesshaft wohnen, heimisch sein‹?

Antwort: Es ist wahr, dass in den genannten Stellen die angegebene Bedeutung von ›wohnen‹ vorliegt, aber dafür sind nicht in erster Linie die im Grundtext verwendeten Wörter bestimmend, sondern der Zusammenhang, in dem sie jeweils gebraucht werden. Das wird besonders daran deutlich, dass das in Verbindung mit Abraham gebrauchte Wort für ›wohnen‹ dasselbe ist wie das, das der Heilige Geist in der Offenbarung für Menschen benutzt, die auf der Erde sesshaft sind und daher auch von den über die Erde kommenden Gerichten ereilt werden. In einem Fall bedeutet ›wohnen‹ also ein vorübergehendes Zelten, im anderen ein beständiges Sesshaft-Sein. In dem einen Fall bezieht es sich auf Glaubensmänner des Alten Testaments, die diese Erde nicht als ihren eigentlichen Wohnort ansahen; in dem anderen Fall werden damit ungläubige Menschen beschrieben, die sich die Erde so angenehm wie möglich machen und hier wohnen, die sich hier ansässig gemacht haben. Das ist ihr Charakter: Sie sind auf dieser Erde zu Hause.

Das ist übrigens niemals die Stellung von wahren Kindern Gottes, und nie beschreibt die Heilige Schrift sie auf diese Weise. Zwar können auch sie in der Praxis ihres Lebens vergessen, dass sie hier nur Fremdlinge sind. Aber in Wahrheit ist ihr Bürgertum in den Himmeln (Phil 3, 20). Und sollten wir das zu sehr aus dem Auge verlieren, hat unser Gott und Vater Mittel genug, um uns auf eindrückliche Weise daran zu erinnern, dass diese Welt für uns tatsächlich eine ›Wüste‹ und gar ein ›Tränental‹ ist.

Dasselbe griechische Wort (katoikéo) wird auch in Verbindung mit dem Thron Satans benutzt (Off 2, 13), aber auch von dem Wohnen der Fülle der Gottheit in Christus (Kol 1, 19; 2, 9) und dem Wohnen des Christus in den Herzen der Gläubigen (Eph 3, 17), um nur einige Beispiele zu nennen. Aber die Grundbedeutung des griechischen Wortes, das sich aus ›katá‹ = ›hernieder‹ und ›oikéo‹ = ›wohnen‹ zusammensetzt, ist ›sich zum Wohnen niederlassen‹.

Anders verhält es sich mit Johannes 14, Vers 2. Dort benutzt der Herr Jesus ein Wort, das sich von dem Tätigkeitswort ›bleiben‹ (gr. méno) ableitet. Man könnte also durchaus auch ›viele Bleiben‹ übersetzen. Wie schön ist das! Sind wir nämlich erst einmal in dem Hause Seines Vaters angekommen (und das kann heute noch geschehen), dann bleiben wir dort und werden nie mehr hinausgehen (Off 3, 12).

Aber dass es sich um einen ewig bleibenden Zustand handelt, geht nicht aus dem Wort ›bleiben‹ als solchem hervor, sondern wieder aus dem Zusammenhang. Denn es gibt Beispiele, wo sich ›bleiben‹ nur auf eine sehr kurze Zeitspanne bezieht, wie zum Beispiel in Johannes 1, Vers 39: Die beiden Jünger blieben jenen Tag bei Ihm. Das Haus des Vaters jedoch ist ein Ort, wo der Vater und der Sohn und der Heilige Geist schon immer gewohnt haben und ewig wohnen werden, unabhängig von jeder Zeit, und dort werden auch wir, die Kinder Gottes, wohnen, werden dort bleiben, wo wir in dem Sohn den Vater vollkommen genießen werden in alle Ewigkeit.

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